BMW 318d und Alfa Romeo Giulia 2.2 D im Test
Mittelklasse-Diesel mit 150 PS im Duell

Dieser Vergleich wird zeigen, dass Mittelklasse-Limousinen mit Basisdiesel richtig Laune machen können – besonders wenn die Kraft nach hinten geht. Also dann: ab die Post.

BMW 318d, Alfa Romeo Giulia 2.2 d, Exteriuer
Foto: Dino Eisele

Eigentlich sollten im Vorspann ja traditionell immer Marke und Modell genannt sein, doch bei diesem blau-weißen Double machen wir da mal eine Ausnahme. Wer erkennt sie nicht – die weiße Giulia mit ihrem tiefschwarzen Scudetto, deren Strahlkraft schwerlich zu überbieten ist. Selbst der strahlend blaue 3er mit der mächtigen Doppelniere und in vollem M-Ornat sieht da etwas blass aus.

Dass hier die derzeit schwächsten und günstigsten Mittelklasse-Limousinen von Alfa Romeo und BMW um die Ecke kommen, lässt sich da kaum glauben – ist aber so. Die Giulia mit ihrem 2,2 Liter großen Diesel, 160 PS und Achtgang-Wandlerautomatik gibt es ab 37.000 Euro, der 150 PS starke 318d mit Schaltgetriebe kostet 850 Euro mehr. Die als Super und als M Sport angetretenen Testwagen liegen freilich massiv drüber – nicht zuletzt wegen der fahrdynamisch relevanten Extras.

Unsere Highlights
BMW 318d, Alfa Romeo Giulia 2.2 d, Exteriuer
Dino Eisele
Nur als M Sport macht der BMW so dicke Backen. Die Giulia kommt immer so daher. Das Q2-Label steht für das Sperrdifferenzial.

So tritt der Alfa mit 19-Zoll-Mischbereifung (1.900 Euro) und dem 2.700 Euro teuren Performance-Paket inklusive mechanischen Sperrdifferenzials, adaptiver Dämpfer und vergrößerter Bremsanlage an. Beim BMW kommen neben der Achtgangautomatik noch 19-Zoll-Räder, die große M-Bremsanlage, das adaptive M-Fahrwerk und die variable Sportlenkung hinzu – macht zusammen 4430 Euro.

Keine kleinen Summen, doch die Investitionen lohnen sich. Nur selten hatten wir mittelgroße Diesel-Limousinen im Fuhrpark, die auf kurvigen Landstraßen so viel Spaß machen. Beide Hecktriebler sind kräftig motorisiert, lenken sofort und spitz ein, lassen sich enorm präzise dirigieren – egal ob bei niedrigen oder hohen Geschwindigkeiten, in engen oder in lang gezogenen Kurven. Da ist die Versuchung groß, die letzten Kurven gleich noch mal zu durchtoben. Was für ein Spaß. Wer ist am Ende schneller? Keiner. Die Messwerte im Slalom und beim doppelten Spurwechsel liegen jedenfalls nah beieinander.

Alfa Romeo Giulia 2.2 d, Exterieur
Dino Eisele
450 Nm Drehmoment stemmt der Alfa-Diesel auf die Kurbelwelle – und damit 130 Nm mehr als der BMW-Motor, der jedoch minimal bessere Fahrleistungen ermöglicht.

Unterschiede finden sich dennoch. So geht die Giulia immer etwas stürmischer zur Sache, untersteuert noch später als der 3er und drückt sich dank Sperrdifferenzial kraftvoller und traktionsstark aus Kehren. Schade nur, dass die mit rotem Leder bezogenen Komfortsitze zu wenig Seitenhalt bieten. Der mit erstklassigen Sportsitzen ausstaffierte 318d gibt sich dafür nicht ganz so hitzig, tänzelt weniger über die Vorderachse, drückt unter Last gelegentlich sanft mit dem Heck und ist auf der Autobahn der gelassenere Begleiter.

Mal hart, mal zart

Zudem arbeitet sein Fahrwerk im Komfort-Modus auf Querfugen und kleinen Fahrbahnverwerfungen etwas geschmeidiger. In der Giulia knallt es da schon mal recht deutlich – es sei denn, die Dämpfer sind weich gestellt, was nur im Sport-Modus möglich ist. Dann hebt und senkt sich der Aufbau auf langen Wellen nach Art eines Luxusliners deutlich, während die fetten Bridgestone-Reifen weiterhin herb und laut abrollen.

Alfa Romeo Giulia 2.2 d, Interieur
Dino Eisele
Ganz klassisch erfreut der Alfa mit Tubeninstrumenten, großen Schaltpaddeln und Startknopf am Lenkrad.

Überhaupt geht es im Alfa etwas lauter zu. Neben Abroll- und Windgeräuschen tönt auch der Selbstzünder recht deutlich. Ansonsten kann man dem Antrieb nur wenig anlasten. Beachtliche 450 Nm Drehmoment schickt der etwas rau laufende Vierzylinder bei 1.750 Touren auf die Kurbelwelle. Ordentlich Power für einen Basisdiesel, die von der angekoppelten ZF-Achtgangautomatik auch noch recht gekonnt und treffsicher verwaltet wird. Entsprechend druckvoll startet die Giulia durch. Die Gangwechsel laufen schnell, unmerklich und passend. Die Alu-Schaltpaddel an der Lenksäule nutzt man da nur noch ihrer Schönheit oder der Unterhaltung wegen.

Damit kann dieser BMW nicht dienen – dafür versöhnt sein mit zwei Turboladern bestückter Diesel mit kultiviertem Sound und gleichmäßigem, kraftvollem Schub. Die Achtgangautomatik von ZF scheint hier noch besser abgestimmt, und siehe da: Obwohl nominell schwächer als die Giulia, beschleunigt der 318d etwas besser – von 0 auf 100 km/h etwa in 8,7 statt 9,1 Sekunden. Beide Werte zeigen, dass die Basis-Aggregate den meisten Ansprüchen vollends genügen und gut zum agilen Charakter der Limousinen passen.

BMW 318d, Kofferraum
Dino Eisele
Beide Testwagen können ein Kofferraumvolumen von 480 Litern nutzen.

Mit einem Testverbrauch von 6,7 l/ 100 km ist der wohlerzogene BMW-Diesel genügsamer, der Alfa liegt mit 0,5 Litern Unterschied etwas darüber. Wegen der Hitzewelle zum Testzeitpunkt waren die Klimaanlagen übrigens stark gefordert, was nicht ohne Auswirkungen auf den Verbrauch blieb.

Fernreisetauglich sind die Limousinen ebenfalls. Bei beiden lassen sich 480 Liter Gepäck in ihren nicht sonderlich gut zugänglichen Kofferräumen verstauen, das Volumen über dreigeteilte Fondlehnen (Alfa: 350 Euro Aufpreis) erweitern und 431 (Alfa) bzw. 483 Kilo (BMW) Zuladung mitnehmen. Deutlicher fallen die Unterschiede für die Passagiere aus. Vorne wie hinten bietet der 3er gefühlt mehr Kopffreiheit als die enger geschnittene Giulia und gönnt den Fondinsassen sogar einen eigenen Klimaregler. Generell ist der BMW zudem deutlich wertiger und besser verarbeitet als der teils ziemlich triste Alfa.

Mehr Technik im 3er

Doch der 318d ist nicht nur der ausgewogenere und feinere Begleiter – er ist auch Entertainer und Personenschützer allererster Güte. Ob nun Musikstreaming, webbasierte Parkplatzsuche, kabellose Apple-CarPlay-Anbindung oder Laserlicht, Adaptiv- tempomat mit Stop-&-Go-Funktion und Nothalteassistent – gegen Zuzahlung kann er enorm viel und setzt es gekonnt ein. Bemerkenswert sind auch die Bildschärfe der Rundumkamera, die Kartendarstellung und natürlich die intuitive Bedienung mittels Dreh-Drück-Steller, Touchscreen und Gestensteuerung.

BMW 318d, Exterieur
Dino Eisele
10 Meter weniger als der Alfa braucht der BMW mit seiner M-Bremsanlage, um aus 160 km/h zum Stillstand zu kommen.

Der Alfa hinkt hier mindestens zwei Entwicklungsstufen hinterher, bietet nicht einmal eine Verkehrszeichenerkennung oder Staudaten in Echtzeit an. Zugleich arbeitet sein Infotainment ernüchternd langsam. Klasse dafür: die Ablesbarkeit seiner analogen Rundinstrumente. Der BMW mit seinen virtuellen, unübersichtlichen Anzeigen schreckt eher ab, lässt einen in den Untermenüs verzweifelt nach einer möglichst schlichten, übersichtlichen Ansicht suchen, die es leider nicht gibt. Doch das ändert nichts daran, dass der 3er in diesem Kapitel die Giulia weit in den Schatten stellt.

Zudem verzögert der Alfa mit seiner Brake-by-Wire-Bremse längst nicht auf dem Niveau des BMW. Das kostet weitere Punkte, und so verliert die Giulia diesen Vergleich ziemlich deutlich, obwohl sie sich so wunderbar durch Kurven zwirbeln lässt. Ihren starken Charakter werden wir jedenfalls so schnell nicht vergessen.

Fazit

1. BMW 318d M Sport
464 von 1000 Punkte

Erstklassiges Handling vereint sich im 318d mit einem tatkräftigen, sparsamen Diesel sowie einem feinen Interieur, das sich mittels Oberklasse-Extras extrem aufwerten lässt.

2. Alfa Romeo Giulia 2.2 D Super
403 von 1000 Punkte

Die Giulia begeistert mit Form und Handling, und wem es ums reine Fahrvergnügen geht, der sollte sie kaufen. Zeitgemäßes Info- tainment und Fahrassistenten sind nicht zu haben.

Technische Daten
BMW 318d M SportAlfa Romeo Giulia 2.2 Diesel Super
Grundpreis47.000 €39.500 €
Außenmaße4709 x 1827 x 1435 mm4650 x 1860 x 1438 mm
Kofferraumvolumen480 l480 l
Hubraum / Motor1995 cm³ / 4-Zylinder2143 cm³ / 4-Zylinder
Leistung110 kW / 150 PS bei 4000 U/min118 kW / 160 PS bei 3750 U/min
Höchstgeschwindigkeit224 km/h220 km/h
0-100 km/h8,7 s9,1 s
Verbrauch4,1 l/100 km5,0 l/100 km
Testverbrauch6,7 l/100 km7,2 l/100 km