Gebrauchtwagen-Kauf BMW 5er (E39)
Was taugen Sechszylinder und Nobel-Ausstattung von damals?

Der Gebrauchtwagenmarkt ist Schlachtfeld und Wundertüte gleichermaßen. Selten liegen Freud und Leid, Glück und Pech oder Gewinn und Verlust so dicht beieinander. Was also kommt dabei raus, wenn man billig einen gebrauchten BMW 5er kauft?

BMW 5er E39 Gebrauchtwagen 520i
Foto: Patrick Lang

Ich umreiße mal: Obere Mittelklasse-Limousine, Xenon-Lichter, Navi, CD-Wechsler, Klimaautomatik, Tempomat, PDC vorne und hinten, elektrische Fensterheber vorne und hinten, Freisprecheinrichtung, Onboard-TV und unter der Haube ein schöner Sechszylinder-Benziner. Wenn Sie das jetzt mal kurz auf sich wirken lassen – welchen Preis würden Sie einem derart ausgestatteten Kfz zusprechen? Ich löse auf: 1.200 Euro. Das habe ich für einen BMW 5er E39 in Toledoblau von 2001 bezahlt. Okay, er hat schon knapp 211.000 Kilometer auf der Uhr, aber der Motor zumindest ist damit ja quasi grade raus aus der Pubertät. Zu den oben genannten Ausstattungsmerkmalen sei gesagt, dass alles tadellos funktioniert. Abgesehen von der TV-Funktion, nachdem das terrestrische Fernsehen 2009 beerdigt wurde. Und dem CD-Wechsler. Und dem Auto-Telefon. Aber sonst läuft alles. Echt jetzt.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Bleibt die Frage, ob der Kauf nun Wagnis oder kluger Schachzug war. Warum also gerade dieses Auto? Nunja, wie bei vielen meiner Autokäufe kamen Angebot und Nachfrage hier ganz unbürokratisch zusammen. Ich kannte jemanden, der jemanden kannte, der besagten 5er durch einen neuen VW Tiguan zu ersetzen gedachte. Und für gewöhnlich strebe ich beim Autokauf zumindest partiell nach einer Verbesserung. In diesem Fall: Zwei Zylinder mehr, 45 PS mehr und deutlich mehr Ausstattung, als in meinem Audi A4 von 1997. Nachdem eine vertrauenswürdige Quelle mir zudem den guten Gesamtzustand des BMW attestierte und die Probefahrt zufriedenstellend verlaufen war, gab es also den Zuschlag. Habe ich es bereut? Bisher nicht, obwohl ich nie auf der Suche nach einem BMW war.

Sechszylinder souverän und ruhig

BMW 5er E39 Gebrauchtwagen 520i
Patrick Lang
Kein hektischer Überdynamiker - im 5er ist man eher gediegen unterwegs, was durchaus klar geht.

Gewöhnungsbedürftig ist die etwas behäbige Lenkung. Insgesamt rollt das Auto spurbar gemütlicher durch die Welt, als sein Vorgänger aus Ingolstadt. Aber man wird ja auch nicht jünger *hüstel*, insofern geht das schon in Ordnung. Eine Umgewöhnungsphase gibt es immer. So sitzt der Schleifpunkt beim BMW beispielsweise im unteren Drittel des Kupplungsweges, während er beim Audi zuletzt erst kurz vor Ende des Pedalweges gegriffen hatte. Eine Freude ist, auch noch nach 17 Jahren, der 170 PS starke Sechszylinder. Kraftvoll im Antritt, sehr ruhig und souverän bei der Arbeit. Auch die Arbeit mit dem manuellen Fünfgang-Getriebe geht leicht von der Hand. Buchstäblich. Wenn ich mich nun rein auf die Fahreigenschaften beziehe, dann merkt man dem Wagen sein Alter kaum an. Selbst Falten hat er kaum im Gesicht, sinnbildlich für die Karosserie gesprochen. Gut, der Lack ist nicht mehr ganz taufrisch, aber in Würde gereift, würde ich sagen.

Wenn überhaupt, dann spürt man die Lebensjahre am Infotainment-System. USB-Anschluss? AUX-Eingang? Bluetooth? Sucht man vergebens. Und das obwohl es sich hier um das Businessradio mit 16:9-Navimonitor und MK IV-Rechner handelt, also den Ferrari unter den BMW-Headunits dieser Ära. Der zugehörige Sechsfach-CD-Wechsler – an sich ja schon ein fast antikes Stück Technologie – sitzt im Kofferraum vor dem linken Rücklicht. Deshalb habe ich mich auch über die Auswurf-Taste am Radio oben rechts gewundert. Es gab natürlich nur einen Weg, herauszufinden, was sich dahinter verbirgt – und den bin ich gegangen. Mit Druck auf den Knopf schiebt sich in James-Bond-Manier das Display schräg nach unten und gibt den Bilck auf ein Kasettendeck frei. Jackpot! Warum? Weil damit die Connectivity-Probleme für’s Erste gelöst sind. Für zehn Euro gibt es die altehrwürdige Adapter-Kassette mit Klinkenanschluss. Damit kann ich die Musik vom iPhone hören, denn das Radioprogramm macht mich auf Dauer wirklich mürbe.

BMW 5er E39 Gebrauchtwagen 520i
Patrick Lang
Hinter dem "modernen" Bildschirm versteckt sich der gute alte Kassetten-Schlitz. Perfekt, denn dank Adapterkassette kann ich so Musik vom Smartphone hören.

Zeitlose Innenausstattung

Was die Gestaltung des Innenraums betrifft, kann man es durchaus schlechter treffen. Schwarze Stoffsitze, deren Zustand völlig in Ordnung ist, schwarze Dekoblenden (es hätte auch grausige Wurzelholzoptik sein können), und ein grauer Dachhimmel, der sich fleckenfrei über meinen Kopf spannt. Auch die Tasten und das Lederlenkrad erfreuen sich bester Gesundheit. Passend zur Jahrhunderthitze in diesem Sommer freue ich mich außerdem darüber, erstmals ein Auto mit funktionierender Klimaanlage gekauft zu haben. Selbst bei 38 Grad steigt man ein, erträgt stoisch die erste Glut-Welle, und kann bereits wenige Augenblicke später die ersten kühlen Luftschwaden aus den Düsen aufzuschnappen. Hachja.. was will man mehr?

Ein paar Kleinigkeiten gäb’s da tatsächlich. Im Zubehörhandel gibt es USB-Boxen, die anstatt des CD-Wechslers angeschlossen werden können. Damit hätte man dann auch ein paar Anschlüsse aus dem fortgeschrittenen 21. Jahrhundert an Bord. Die funktionslose Autotelefonhalterung muss noch durch eine taugliche Handyhalterung ersetzt werden und irgendeine Lösung für die Cupholder-Frage muss her. Der BMW verfügt nämlich über genau keinen. Wenn sich etwas in puncto Aufrüstung tut, halte ich Sie hier auf dem Laufenden, versprochen. Den Ist-Zustand des günstigen Gebrauchten können Sie sich bis dahin in unserer Bildergalerie zu Gemüte führen.