BMW 318d Touring gegen Volvo V60 D3
Mit Stil, Platz und Spar-Dieseln ins Premiumduell

Diesel mit 150 PS in 1,7 Tonnen schweren Premium-Kombis? BMW 318d Touring und Volvo V60 D3 stehen im direkten Vergleich. Mal sehen wie das geht und wer es am besten kann.

BMW 318d Touring Sport Line, Volvo V60 D3 Momentum
Foto: Arturo Rivas

Der französischen Schriftstellerin Françoise Sagan wird das Zitat zugeschrieben, sie weine lieber in einem Jaguar als in einem Bus. Was sie damit sagen wollte: In einem Premium-Produkt lebt es sich einfach angenehmer, es umsorgt einen mit hochwertigem Mobiliar, aktueller Technik und nicht zuletzt dem Image der Marke.

Auf den Motor kommt es dabei gar nicht so sehr an – beim Jaguar nicht und ebenso wenig beim Mittelklassewagen. Kann man also bei BMW 3er Touring und Volvo V60 getrost zu schwächeren und günstigeren Varianten greifen? Und reichen 150 Diesel-PS in rund 1,7 Tonnen schweren Edelkombis zum standesgemäßen Vorwärtskommen?

BMW 3er ist fixer und geschmeidiger unterwegs

Mal sehen. Zum Vergleichstest tritt der erst im letzten Sommer eingeführte V60 als D3 an, der in Leistung (150 PS) und Preis das Einstiegsmodell der Baureihe darstellt und mit Schaltgetriebe und Basisausstattung ab 37.500 Euro zu haben ist. In der getesteten Momentum-Version mit Achtstufenautomatik werden allerdings schon 42.300 Euro fällig.

BMW 318d Touring Sport Line, Exterieur
Arturo Rivas
Beim Beschleunigen sowie im Durchzug aus mittleren Geschwindigkeiten spurtet der 318d dem D3 davon.

Etwas anders sieht es beim BMW 3er aus, wo es für den fast gleichen Grundpreis (37.600 Euro) nur den 316d mit 116 PS und Schaltgetriebe gibt. Der hier passende 318d mit Steptronic steht ab 41.750 Euro in der Liste, ist aber schlechter ausgestattet als der V60. Mit 150 PS und 320 Nm Drehmoment sind die Zweiliter-Diesel jedoch gleich stark.

Auf der Autobahn erreichen beide knapp über 200 Kilometer pro Stunde, was vielen Besitzern reichen dürfte. Dass der 318d mit 210 Kilometern pro Stunde minimal schneller ist, spielt im Alltag keine Rolle. Auffälliger ist dagegen der Unterschied beim Beschleunigen sowie im Durchzug, denn hier wie da erweist sich der BMW als deutlich fixer. Besonders beim Durchzug aus mittleren Geschwindigkeiten spurtet der 318d dem D3 davon. 0,6 Sekunden schneller von 80 auf 120 Kilometer pro Stunde – das klingt zwar nicht sehr eindrucksvoll, gefühlt ist der Schweden-Kombi allerdings deutlich langsamer.

Da mag es eine Rolle spielen, dass er fast zwei Zentner gewichtiger daherkommt. Doch ebenso liegt es an den Kraftübertragungen. Die bereits oft gelobte BMW-Achtgangautomatik zeigt auch in diesem Test ihre Qualitäten, tritt verzögerungsarm an, bügelt die prinzipbedingte Anfahrlethargie des Turbodiesels aus und wechselt sanft die Fahrstufen. Und zwar fast immer zum richtigen Zeitpunkt, unauffällig und geschmeidig. Die 2.150 Euro Aufpreis fürs Getriebe sind jedenfalls gut angelegt.

Im V60 ist das etwas anders, seine Wandlerautomatik agiert deutlich verzagter, schaltet mal zu früh, mal zu spät und nicht immer ohne eine gewisse Ruppigkeit. Umso schwerer wiegt da, dass er ohne Schaltpaddel auskommen muss, denn die kosten noch mal 170 Euro extra. Beim 318d sind die Wippen hinter dem Lenkrad ebenfalls nur gegen Aufpreis (Step-tronic Sport, 2.350 Euro) zu haben, doch werden sie hier lange nicht so vermisst wie im Volvo. Auch in Sachen Laufkultur und Geschmeidigkeit kann sich der BMW-Antrieb etwas besser in Szene setzen, obwohl man von beiden Vierzylinder-Selbstzündern keine Wunderdinge erwarten sollte.

Sparsam im Verbrauch, großzügig im Platzangebot

Dafür entschädigen sie mit ausgesprochen zurückhaltendem Ressourcenverbrauch: Im Testdurchschnitt kommen beide mit rund 6,5 Litern Diesel 100 Kilometer weit. Der V60 benötigt tendenziell ein paar Zehntel mehr, kaum der Rede wert. Bei etwas vorausschauender Fahrweise steht dann sogar bisweilen eine Fünf vor dem Komma in der Verbrauchsanzeige des Bordcomputers.

Und das bei gehobenen Mittelklasse-Kombis mit all der passiven und aktiven Sicherheitsausstattung an Bord, die heute in dieser Fahrzeugkategorie verfügbar ist – plus rund 500 Kilogramm Zuladung sowie 1,5 Kubikmeter Laderaum oder Platz für mindestens vier Erwachsene. Das darf man in der gegenwärtigen Diesel-Diskussion ruhig mal anmerken.

BMW 318d Touring Sport Line, Kofferraum
Arturo Rivas
Beim BMW vorhanden: ein separat öffnendes Heckfenster.

Echte Sparmobile also, in denen man bei Bedarf ordentlich was mitnehmen kann. Nicht ganz so viel wie in stärker raumökonomierten Familienkombis, doch stets genug für ausgefallene Hobbys oder haushalts-übliche Einkäufe. Der BMW meint es besonders gut, kommt serienmäßig mit elektrisch bewegter Heckklappe sowie dem separat öffnenden Fenster darin. Der V60 verfügt seinerseits über eine praktische Ladebox im Kofferraumboden, elektrische Klappe und Ladegut-Befestigungssysteme gibt es gegen Aufpreis (Laderaum-Paket Pro, 1.400 Euro). Allerdings sind im scheinbar happigen Preis auch elektrisch umlegbare Fondlehnen sowie der schlüssellose Komfortzugang enthalten.

Der V60 hat zudem den etwas größeren Stauraum, doch mit 34 Litern ist der Unterschied gering. Bedeutsamer sind die Differenzen für die Passagiere, die im 3er etwas luftiger untergebracht sind. Vor allem der Fahrer fühlt sich weniger eingemauert als im V60.

BMW 3er überzeugt durch Agilität

Dass der Volvo insgesamt beinahe 13 Zentimeter länger ist, merkt man dem Raumangebot jedenfalls nicht an. Das Antriebskonzept des Dreier mit längs eingebautem Motor vorn sowie Antrieb per Kardan auf die Hinterräder wirkt sich hier nicht so nachteilig aufs Package aus, wie es Freunde des gepflegten Vorderradantriebs gern anführen. Unbestritten ist jedoch, dass es Auswirkungen auf die Fahreigenschaften hat. Der 318d ist – wenig überraschend – das fahraktivere, agilere Auto und vermittelt viel Gefühl für die Straße, lenkt sauber und präzise ein, so wie ein BMW nun mal fahren sollte.

BMW 318d Touring Sport Line, Exterieur
Arturo Rivas
Der BMW 318d Touring in der Ausstattungsvariante Sport Line.

Im direkten Vergleich fühlt sich der V60 distanzierter an, das Fahren scheint hier viel mehr Erledigung einer Mobilitätsanforderung als Selbstzweck. Dabei macht der Volvo vieles richtig. Die Lenkung arbeitet leichtgängig und exakt, wenngleich weniger rückmeldefreudig. In Biegungen neigt er eher zum Untersteuern, der schwere Bug mit vor der Vorderachse montierter Antriebseinheit widersetzt sich deutlicher den Richtungsänderungen.

Auch das Federn bekommt der Volvo etwas weniger gut hin, obwohl er mit dem adaptiven Fahrwerk (900 Euro) zum Test kommt. Es spricht selbst in der Komfortstufe polteriger an, gibt bei größeren Unebenheiten kräftige Vertikalbewegungen an die Insassen weiter.

Volvo V60 punktet bei der Sicherheitsausstattung

Doch der 318d macht da einiges besser. Auch er verfügt über ein Fahrwerk mit Adaptivdämpfern (1.100 Euro), das jedoch deutlich feinfühliger anspricht, ohne deswegen sänftenartig zu federn. Zudem unterdrückt es die Karosseriebewegungen wirkungsvoller.

Auf fast gleich hohem Niveau bremsen die beiden Konkurrenten, mit minimalen Vorteilen für den V60. Zudem kommt er ganz in der Markentradition mit der umfangreicheren Sicherheitsausstattung. Was er hier in der Premium-Mittelklasse anbietet, ist beispielhaft. Und die vielen Lücken des Rivalen zeigen im Vergleich, dass der Dreier in dieser Disziplin etwas angejahrt wirkt.

Volvo V60 D3 Momentum, Exterieur
Arturo Rivas
Der Volvo V60 D3 - erhältlich für einen Basispreis von 35.100 Euro.

So sind beim Volvo etwa City Safety samt Fahrzeug- und Fußgängererkennung sowie Kreuzungsassistent an Bord, dazu der Mittellinienassistent mit Bremseingriff (Oncoming Lane Mitigation) oder der aktive Spurhalteassistent. Eine gute Ergänzung dazu ist das Intellisafe-Pro-Paket für 1.750 Euro, das nicht zuletzt den Fahrhelfer Pilot Assist mitbringt. Der ermöglicht entspanntes teilautonomes Fahren bis Tempo 130 und ist per Wippe auf der linken Lenkradspeiche wunderbar einfach und sicher zu bedienen.

Für den 318d gibt es nicht ganz so viele elektronische Helfer, zudem sind die meisten aufpreispflichtig, wie etwa der Driving Assistant für 520 Euro inklusive Spurverlassens- und Auffahrwarnung.

Auch ohne solche Nettigkeiten fühlt sich jedenfalls keiner der beiden Kombis nach Verzicht an. Und das etwas schüchterne Leistungsangebot hätte Françoise Sagan beim Weinen vermutlich nicht im Geringsten gestört.

Fazit

1. BMW 318d Touring Sport Line
454 von 1000 Punkte

Ausgewogenheit bringt den BMW 3er nach vorn. Etwas mehr Komfort, etwas geschmeidigerer Antrieb, agilere Fahreigenschaften und niedrigerer Verbrauch sprechen für den 318d.

2. Volvo V60 D3 Momentum
446 von 1000 Punkte

Tolle Sicherheitsausstattung, Top-Bremsen, exzellente Sitze, erstklassige Verarbeitung – der V60 D3 hat handfeste Qualitäten, landet so nur knapp geschlagen auf Platz zwei.

Technische Daten
BMW 318d Touring Sport LineVolvo V60 D3 Momentum
Grundpreis45.250 €42.950 €
Außenmaße4633 x 1811 x 1429 mm4761 x 1850 x 1427 mm
Kofferraumvolumen495 bis 1500 l529 bis 1441 l
Hubraum / Motor1995 cm³ / 4-Zylinder1969 cm³ / 4-Zylinder
Leistung110 kW / 150 PS bei 4000 U/min110 kW / 150 PS bei 3750 U/min
Höchstgeschwindigkeit210 km/h180 km/h
0-100 km/h9,4 s10,5 s
Verbrauch4,6 l/100 km4,6 l/100 km
Testverbrauch6,5 l/100 km6,7 l/100 km