BMW X1 xDrive 20d vs. VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion
40.000-Euro-Kompakt-SUV im Vergleich

Wenn Sie bereit sind, rund 40.000 Euro für einen kompakten SUV mit starkem Diesel und automatisch schaltendem Getriebe auszugeben, können Sie es kaum besser treffen als mit BMW X1 und VW Tiguan. Doch welcher der beiden hat mehr zu bieten?

BMW X1 xDrive 20d, VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion, Frontansicht
Foto: Rossen Gargolov

Sagen Ihnen die Zahlen 2.807 und 4.662 etwas? Nein, es sind keine Postleitzahlen, und falls sie zu Ihren PIN-Nummern gehören: Wir sagen es nicht weiter. Die beiden vierstelligen Ziffern sind die Zulassungszahlen von BMW X1 und VW Tiguan im Juni dieses Jahres, damit liegen die beiden Kompakt-SUV auf Platz fünf und eins ihres Segments. Audi Q3, Opel Mokka und Ford Kuga liegen übrigens dazwischen.

Zwei Bestseller bei den Kompakt-SUV

BMW X1 und VW Tiguan zählten bereits vor den Modellwechseln im vergangenen Jahr zu den besonders gut verkauften Modellen in diesem Segment, und es sieht aus, als sollte sich das mit den aktuellen Versionen nicht groß ändern. Was ebenfalls auffällt: Die Klientel der beiden Bestseller scheint nicht unter akuter Geldnot zu leiden, immerhin bestellen rund 19 (X1) und 33 Prozent (Tiguan) die teuren Allradmodelle, die es ja meist nur mit kräftigerer Motorisierung gibt. Mindestens 34.900 (BMW) und 33.925 Euro (VW) kostet so ein Auto, wenn es ein Diesel sein soll.

Da wundert es einen schon nicht mehr sehr, wenn beide Testwagen mit den stärksten lieferbaren Dieseln, Allradantrieb und automatisch schaltenden Getrieben sowie den umfangreichen Sonderausstattungen jeweils deutlich mehr als 50.000 Euro kosten. Mit den je 190 PS starken Selbstzündern ist man allerdings schon sehr weit vorn dabei, der Begriff Kompaktklasse ist da eher weniger angebracht. Den kultivierteren Antrieb hat übrigens der VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion, die etwas fixeren Fahrleistungen und den niedrigeren Verbrauch der BMW X1 xDrive 20d.

BMW X1 xDrive 20d, VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion, Heckansicht
Rossen Gargolov
Dank fahraktivem Fahrwerk bewegt sich der X1 sehr agil um die Kurve.

BMW X1 ist dynamischer und straffer

50.000 Euro sind ja nicht wenig Geld für Autos, die auf Mini- oder Golf-Plattform basieren, dafür sollten sie sonst noch einiges bieten. Und jetzt – Achtung – verraten wir Ihnen, wer diesen Vergleichstest gewinnt: der VW Tiguan mit ein paar Punkten Vorsprung. Der Unterschied ist so gering. Gäbe es das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis des Volkswagen nicht, schmölze er zur Bedeutungslosigkeit dahin. Was nicht heißt, dass sich die beiden SUV so ähnlich sind. Sie setzen nur andere Schwerpunkte – etwa beim Fahrkomfort.

Dass der bei der Entwicklung der sogenannten UKL-Plattform für alle Fronttriebler von BMW und Mini nicht die allerhöchste Priorität besaß, ist ja nichts wirklich Neues. Wie groß der Unterschied zum in dieser Hinsicht mustergültigen VW Tiguan ausfällt, ist bei jeder Vergleichsfahrt erneut erstaunlich. Wo der BMW X1 etwas unbeholfen über den Asphalt poltert, gleitet der Tiguan scheinbar mühelos dahin, sendet ab und zu einen Hauch Feedback durch Federung und Dämpfung nach oben. So als wolle er die Insassen über den Straßenzustand nicht völlig im Unklaren lassen.

Besonders gut funktioniert das mit dem Adaptivfahrwerk DCC, doch auch mit konventioneller Dämpfung ist der VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion das komfortablere Auto. Zudem verträgt er die Zuladung besser, lässt sich dann zu etwas amplitudebetonteren Karosseriebewegungen hinreißen, das wird allerdings nie lästig. Auch nicht mit Sandsäcken auf der Hinterachse und auf den Schlechtwegstrecken vier und fünf des Bosch-Testzentrums Boxberg.

VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion, Fondsitze
Rossen Gargolov
Der Tiguan bietet mehr Raum und Bequemlichkeit. Die Top-Komfortsitze der Highline-Ausstattung sind sehr gut gepolstert.

VW Tiguan mit bequemeren Sitzen

Da langt der BMW X1 xDrive 20d ganz anders hin, wie viele seiner Konzernbrüder. Im Extremfall geht die Hinterachse geräuschvoll auf Block und katapultiert Insassen und Ladung in Richtung Dachhimmel. Okay, das liest sich jetzt viel heftiger, als es ist, der Unterschied im Federungskomfort ist dennoch recht beträchtlich.

Im Übrigen auch, weil der VW das bequemere Mobiliar vorhält. Die Sitze vorn wie hinten sind angenehmer gepolstert, ohne dass dabei die Seitenführung zu kurz käme. Die sogenannten Top-Komfortsitze sind in der teuren Highline-Ausstattung des Testwagens enthalten, auch das soll hier nicht verschwiegen werden. Der BMW dagegen kommt in der Sport-Line-Ausstattung, dazu gehören die Sportsitze. Sie sind hübsch und haltungsstark, doch auch ziemlich klein, sodass sie kräftiger gebauten Insassen gern mal in die Seiten kneifen.

Die ausgeprägte Sportlichkeit des Sport-Line-X1 hat natürlich ebenso ihre angenehmen Seiten, etwa die hohe Agilität, die tolle Lenkpräzision und das sehr neutrale Fahrverhalten. Der Paradigmenwechsel von Hinterrad- zu Frontantrieb ist beim BMW X1 xDrive 20d jedenfalls nicht zu bemerken, nur die bei vollem Gaseinsatz etwas an den Vorderrädern zerrende Lenkung erinnert daran, dass dieser BMW mehr zieht als schiebt.

VW Tiguan das bessere Familienauto

Viel ruhiger geht es dagegen im VW Tiguan zu, er lenkt weniger beherzt ein, erfordert dabei größere Lenkwinkel und wankt dabei etwas nachhaltiger mit dem Aufbau. Schlimm ist das alles nicht, es fühlt sich nur weniger dynamisch und fahraktiv an als im BMW X1. Eine ausgesprochen hohe Fahrsicherheit ist beiden Kompakt-SUV eigen, die etwas umfangreichere passive und aktive Sicherheitsausstattung kann der VW auffahren.

BMW X1 xDrive 20d, VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion, Heckansicht
Rossen Gargolov
In der Gesamtwertung ist der Tiguan dem X1 eine Nasenlänge voraus. Hoher Komfort und ein gutes Raumangebot machen ihn zum besseren SUV.

Als Familienauto taugt der VW Tiguan ohnehin etwas besser. Sein Laderaum ist größer, der Kofferraum ausgedehnter und einfacher zu beladen und das Raumangebot insgesamt etwas luftiger. Vor allem die deutlich größere Innenbreite macht sich in besserem Raumgefühl bemerkbar. Dabei ist er gerade mal 47 Millimeter länger und 18 Millimeter breiter als der BMW X1. Nur in puncto Innenhöhe ist der BMW großzügiger, vorn um genau einen, hinten um 3,5 Zentimeter.

Wer häufiger mit Anhänger unterwegs ist, und davon soll es unter SUV-Kunden ja einige geben, darf ebenso dem VW Tiguan den Vorzug geben. Er hat gegen Aufpreis den Anhänger-Rangierassistenten Trailer Assist an Bord (935 Euro), der das Fahrzeug samt Anhänger ähnlich wie ein konventioneller Parkassistent selbstlenkend nach hinten rangieren kann. Etwas Vergleichbares gibt es für den BMW X1 nicht. Der kann dagegen die umfangreichere Multimedia-Ausstattung und die bessere Bedienung für sich in Anspruch nehmen, wenngleich auch der VW in diesen Disziplinen wenig Wünsche offen lässt.

Den Trend bei VW, immer mehr Bedienelemente in den Touchscreen zu verlagern, darf man ruhig kritisch sehen. Einfacher und intuitiver ist immer noch die iDrive-Struktur des BMW, da gehen selbst komplexere Aufgaben ohne ständiges Fingerzielen und -stupsen vonstatten. Durch die Spracherkennung lassen sich freilich viele Eingaben mittels gezielter Ansage erledigen. Die Postleitzahleneingabe „4662“ führte übrigens, wenn die Systeme fremdsprachenkundig wären, unter anderem nach Kristiansand in Norwegen, 1.308 km und eine Fährverbindung entfernt.

Fazit

1. VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion
450 von 1000 Punkte

So überraschend wie ein Bayern-Meistertitel: Der ausgewogene Tiguan ist auch in diesem Vergleichstest nicht zu schlagen, er ist der größere und bequemere SUV.

2. BMW X1 xDrive 20d
434 von 1000 Punkte

Der sparsame, kräftige Motor, das agile, fahraktive Fahrwerk, die guten Bremsen, all das spricht für den X1, doch es reicht nicht ganz, um den Seriensieger Tiguan zu entthronen.

Technische Daten
BMW X1 20d xDrive Sport LineVW Tiguan 2.0 TDI SCR 4Motion Highline
Grundpreis46.750 €41.950 €
Außenmaße4439 x 1821 x 1598 mm4486 x 1839 x 1673 mm
Kofferraumvolumen505 bis 1550 l615 bis 1655 l
Hubraum / Motor1995 cm³ / 4-Zylinder1968 cm³ / 4-Zylinder
Leistung140 kW / 190 PS bei 4000 U/min140 kW / 190 PS bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit219 km/h212 km/h
0-100 km/h8,1 s8,6 s
Verbrauch4,8 l/100 km5,7 l/100 km
Testverbrauch7,1 l/100 km7,6 l/100 km