Porsche Macan S und BMW X3 M40i im Test
Kann der Porsche-SUV nach dem Facelift triumphieren?

Zur Modellpflege hat der Dreiliter-V6 im Macan S ein Upgrade um 14 auf 354 PS bekommen – und leistet damit exakt so viel wie der Reihensechser im X3 M40i. Alles klar, wir haben verstanden: Zuffenhausen will gegen München ran ... aber gerne doch!

BMW X3 M40i, Porsche Macan S, Exterieur
Foto: Arturo Rivas

Aufgefrischtes Infotainment, durchgezogenes Rückleuchtenband, Otto-Partikelfilter, optionaler Stauassistent, serienmäßige LED-Scheinwerfer – nur so viel zu den Highlights des Macan-Facelifts. Den restlichen Platz brauchen wir für den offenen Schlagabtausch zwischen Porsche Macan S und BMW X3 M40i. Der BMW kostet mit 69.300 Euro übrigens fast 5.000 Euro mehr als der Porsche, doch mit vergleichbarer Ausstattung stimmt das Weltbild wieder: Der Macan S ist gut 4.000 Euro teurer.

Die konzeptionellen Unterschiede fallen gleich beim Reinsetzen auf: verbindliche Integration plus tiefe Sitzposition im Porsche, erhabene Sitzhöhe mit typischem SUV-Feeling im BMW. Dessen aufrechtere Statur bringt zudem luftigere Platzverhältnisse vorne wie hinten, neben der spürbar größeren Beinfreiheit im Fond tragen auch die steileren Seitenscheiben dazu bei. Obwohl nur auf der gemütlicheren Macan-Rückbank etwas Seitenhalt vorhanden ist, sammelt der X3 den verlorenen Punkt über neigungsverstellbare Rückenlehnen wieder ein.

Vor allem lässt sich im BMW vieles besser verstauen: Smartphone ins Fach unter der Klimasteuerung, Kaffeebecher in die Getränkehalter, der Rest in das große Mittelarmlehnenfach. Im Porsche muss man ein Handy mit angeschlossenem Kabel fast schon in die Armlehnenablage quetschen – und wer mit der Hand am Lenkrad seinen Ellenbogen auf der Lehne abstützen möchte, muss sie dafür ausziehen. Problem: Die Lehne verdeckt dann die Getränkehalter. 1,5-Liter-Flaschen passen zwar wie im BMW in die Türtaschen, aber Kaffee gibt’s im Porsche dann halt nicht. Ein weiteres Plus für den X3 ist sein mit 550 Litern zehn Prozent größerer Kofferraum.

Zudem ist das iDrive-Bedienkonzept nach wie vor das Maß der Dinge, schon wegen der vollständig redundanten Bedienung über die Dreh-Drück-Steller-Einheit und den Touchscreen. Hinzu kommen clevere Features wie die Zifferntasten unter den zentralen Lüftungsdüsen, die mit fast allen Funktionen belegbar sind. Die Gestensteuerung kann man dagegen vergessen, weil sie zu präzise erfolgen muss und ohnehin langsamer umgesetzt wird als die hervorragende Tastenbedienung.

BMW X3 M40i, Interieur
Arturo Rivas
Das hervorragende iDrive-System opfert BMW hoffentlich nie der Gestensteuerung.

Wer im Porsche Musik-Apps über Apple CarPlay benutzt, der hört bisweilen Lieder, die ihm eigentlich zum Hals raushängen. Denn irgendwann ist dein Wille gebrochen, wenn du aus der Kartenansicht immer drei Klicks von dem Menü entfernt bist, in dem das nächste Lied anwählbar ist – entsprechende Knöpfe fehlen. Hingegen gibt es Direktwahltasten für andere Funktionen sowie einen kleinen Dreh-Drück-Steller, so kann das meiste ohne Bildschirmtatscherei erreicht werden. Außerdem ist die richtig zügig reagierende Infotainment-Software sauber und modern gestaltet.

Android Auto unterstützen übrigens beide Hersteller nicht. Für die dauerhafte Freischaltung von Apple CarPlay verlangt Porsche 297,50 Euro. In der BMW-Preisliste steht an der Stelle der Knaller: 300 Euro – für die ersten drei Jahre des Abos! Da fällt es eher schwer, sich über die Wireless-CarPlay-Unterstützung zu freuen, die noch kaum verbreitet ist.

BMW X3 M40i federt weniger komfortabel

Die sekundären Komfortattribute hat der BMW X3 M40i besser drauf. Neben den Ablagemöglichkeiten und der iDrive-Bedienung überzeugt die ausgeklügelte Tempomatsteuerung. Die schlägt über die Verkehrszeichenerkennung bei Tempolimitänderungen die neue Geschwindigkeit vor, die dann mit einem Klick bestätigt werden kann. Einen auf Dorfsheriff macht der BMW dabei nicht, denn für die Funktion ist eine Abweichung von minus bis plus 15 km/h konfigurierbar. Schade nur, dass die Schilder oft erst erkannt werden, wenn das Auto gerade daran vorbeirollt.

Beim Federungskomfort gibt dagegen der Porsche Macan S den Ton an. Während der X3 mit Adaptivdämpfern auskommen muss, kann der Porsche mit seinem optionalen Luftfahrwerk zusätzlich die Federrate anpassen. Im Ergebnis federt er weicher an, überfährt manche Gullydeckel trotz 21-Zoll-Riesenrädern fast unspürbar, kommt mit Straßenbahnschienen besser zurecht und bleibt auch auf von Lkw malträtierten Autobahnspuren entspannter. Gelegentlich etwas ruppigere Federvorgänge kommen zwar vor, aber deutlich seltener als im BMW, der außerdem stärker wankt. Doch auch er erreicht ein anständiges Komfortniveau.

Porsche Macan S hämmert um Ecken

Der BMW X3 M40i fährt sich auf der Landstraße wie ein sehr agiler 1,9-Tonnen-SUV, unter seinesgleichen überzeugt er mit starken Kurvenkompetenzen. In den Biegungen ist der Porsche Macan S allerdings mindestens eine Klasse überlegen, obwohl er gute 50 Extrakilo mitschleppt. Er bremst nicht nur aggressiver, sondern bewegt sich vor allem bedeutend leichtfüßiger: Einlenkimpulse kann er zügiger umsetzen, zudem schmeißt er seine große Masse in Wechselkurven kontrollierter von einer auf die andere Seite.

In engen Ecken, die den BMW ins Untersteuern drängeln, spürst du in der Porsche-Lenkung über reduzierte Haltekräfte einen kurzen Haftungsabriss; anschließend drückt der Macan sich sofort auf die Linie zurück. Dabei sind weder Regeleingriffe noch ein offensichtlicher Schubser von hinten zu spüren, was für ein extrem feinfühliges Zusammenspiel der Fahrdynamik-Elektronik mit dem optionalen PTV-Hinterachsdifferenzial (Porsche Torque Vectoring) spricht.

Macan-Lenkung überragend

In einer anderen Kurve ackern die SUV mit ordentlich Schmackes über ein Sammelsurium an Fahrbahndefekten. Dabei versetzt der BMW darüber minimal nach außen, ohne dem Fahrer jedoch die Kontrolle groß zu erschweren. An der gleichen Stelle haut der Macan zwei knackige Rucke in die Lenkung, hält aber stur die vorgegebene Richtung.

BMW X3 M40i, Motor
Arturo Rivas
Wie auch sein Konkurrent verfügt der BMW X3 M40i über eine Leistung von 354 PS. Den 100er-Sprint schafft der Münchner in 4,6 Sekunden und ist damit um 0,5 Sekunden schneller als der Porsche.

Grundsätzlich kommuniziert die X3-Lenkung alle notwendigen Infos gut verständlich ins Lenkrad, ohne den akribischen Detailgrad der Macan-Lenkung zu erreichen. Die serienmäßig geschwindigkeitsabhängige Servounterstützung des BMW ist zudem weniger harmonisch abgestimmt als die optionale des Macan. Insbesondere bei hohem Autobahntempo fühlt sich der Übergang aus der widerstandsarmen Mittellage in die dann ruckartig extrem ansteigenden Haltekräfte teilweise arg synthetisch an – das ist nicht optimal und bedingt eine Gewöhnungsphase.

Auch die Klangkulisse des BMW-Reihensechsers hört sich besonders im Sport-Modus etwas gekünstelt an. Beim Umstellen aus dem Comfort-Modus wird der Sound plötzlich viel raumfüllender und scheint nicht mehr nur von vorne zu kommen. Der Audi-V6 im Macan S bleibt grundsätzlich etwas zurückhaltender, allerdings ist der Testwagen auch nicht mit der Sportabgasanlage ausgestattet.

Beide Motoren leisten 354 PS, nur beim Drehmoment hat der BMW mit 500 Nm knapp die Nase vorn, dafür liegen die 480 Nm des Porsche Macan S einen Tick früher an. In der Praxis unterscheiden sich die Kraftpakete nur geringfügig: Der X3 sprintet etwas nachdrücklicher, dafür reagiert der Turbo im Macan situationsabhängig eine Idee spontaner.

Genauso nah beieinander liegen die grandiosen Getriebe, die zackig und geschmeidig schalten. Das PDK bekommt den Extrapunkt, denn sowohl die Beschleunigungsunterbrechung beim Hochschalten als auch die Reaktionszeiten beim manuellen Flippern fühlen sich noch kürzer an – und das muss bei der SUV-Sportschau einen Punkt wert sein dürfen.

Fazit

1. BMW X3 M40i
444 von 1000 Punkte

Der BMW X3 M40i ist praktischer, hat das bessere Bedienkonzept und serienmäßig eine umfangreichere Sicherheitsausstattung. Über die Kosten sichert er sich so den Sieg.

2. Porsche Macan S
437 von 1000 Punkte

Mit herausragender Fahrdynamik und einer fantastischen Lenkung sorgt der Porsche Macan S für SUV-unüblichen Fahrspaß. Allerdings ist er deutlich teurer und innen enger geschnitten.

Technische Daten
Porsche Macan S SBMW X3 M40i
Grundpreis66.725 €70.800 €
Außenmaße4696 x 1923 x 1624 mm4716 x 1897 x 1676 mm
Kofferraumvolumen500 bis 1500 l550 bis 1600 l
Hubraum / Motor2995 cm³ / 6-Zylinder2998 cm³ / 6-Zylinder
Leistung260 kW / 354 PS bei 5400 U/min265 kW / 360 PS bei 5200 U/min
Höchstgeschwindigkeit254 km/h250 km/h
0-100 km/h5,1 s4,6 s
Verbrauch8,9 l/100 km7,9 l/100 km
Testverbrauch11,6 l/100 km11,8 l/100 km