Hyundai ix55 3.0 CRDI im Test
Sanfter Sumo: Der Hyundai ix 55

Zwei Jahre nach seinem Debüt in den USA holt Hyundai das bislang größte SUV der Marke auch nach Deutschland. Der ix55 bekam einen neu entwickelten V6-Diesel unter die Haube und lockt mit guter Ausstattung.

Hyundai ix55
Foto: Hyundai

Mit dem Terracan  hatte Hyundai  vier Jahre lang einen echten Geheimtipp im Programm. Der geräumige Offroader galt als pragmatische und zuverlässige Lösung für Gelände- wie für Gespannfahrer. Seit diesem Jahr hat der Terracan einen Nachfolger gefunden, den es nicht mehr so sehr ins Gelände zieht.

Der ix55 stammt ursprünglich aus den USA, wo er bereits seit 2007 als Veracruz verkauft wird, dort mit einem knapp vier Liter großen V6-Benziner. Damit ist in Deutschland kein besonders großer Blumentopf zu gewinnen, weshalb sich die Markteinführung bei uns ein wenig verzögerte. Zunächst musste der neue Selbstzünder fertig sein, der im hiesigen Hyundai-SUV als einzige Motorisierung angeboten wird. Der Dreiliter-Diesel wurde von Hyundai selbst entwickelt, verantwortlich dafür war das konzerneigene Technikzentrum in Rüsselsheim. Fahrwerk und Bremsen erhielten ebenfalls Feintuning für europäische Geschmacksnerven.

Von der Geländetauglichkeit des Vorgängers heißt es Abschied zu nehmen. Wie bei so vielen neuzeitlichen Allradlern beschränkt sich beim ix55 die Abenteuerlust auf ausgefahrene Feldwege.

Gelände geht mit dem Hyundai ix55 nur sehr begrenzt

Eine Geländeuntersetzung gibt es nicht mehr, die schwache Bodenfreiheit (18 cm), der tiefe Unterboden und die schlappen Böschungswinkel machen wenig Lust darauf, sich weiter als ein paar Meter von befestigten Strecken zu entfernen. Aus dem Zuschalt-Allrad mit Untersetzung im Terracan wurde im ix55 ein Standard-SUV-Antrieb: frontbetont im Alltag, die Hinterachse bedarfsweise per elektronisch gesteuerter Magnetkupplung automatisch zugeschaltet. Die Kraft lässt sich bei niedrigen Geschwindigkeiten per Knopfdruck gleichmäßig verteilen, merkliche Traktionsvorteile bringt das allerdings nicht. Ungünstig gelöst ist außerdem die Koppelung von Traktions- und Schleuderkontrolle: wird das ESP abgeschaltet, ist auch die elektronische Traktionskontrolle außer Betrieb. Auf glattem Untergrund genügen dann zwei durchdrehende Räder, damit die Fuhre steht.

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Der Hyundai ix55 darf bis zu 3,2 Tonnen ziehen

An anderer Stelle müssen dagegen keine Abstriche gemacht werden. Im Gegensatz zum nahen Verwandten, dem neue Kia Sorento , darf der ix55 tüchtig ziehen. Bis zu 3,2 Tonnen kann der Sechszylinder an den Haken nehmen, das im Anhängerbetrieb stressmindernde Automatikgetriebe ist schon serienmäßig im Auto.

„Serienmäßig“ ist ohnehin das Lieblingswort der Hyundai-Händler. Denn bereits in der Comfort-Ausstattung (42.290 Euro) sind jede Menge Nettigkeiten an Bord, die bei der deutschen und japanischen Konkurrenz teils massiven Aufpreis kosten. Greift man, was wohl die meisten Kunden tun werden, zum ix55 Premium für 46.990 Euro, bleiben an aufpreispflichtigen Extras lediglich noch das Glasschiebedach, ein Navi-System sowie die Metallic-Lackierung. Der Rest, von den elektrisch verstellbaren Ledersitzen bis hin zum Xenonlicht ist an Bord. Selbst eher außergewöhnliche Nettigkeiten, zum Beispiel die elektrisch betätigte Heckklappe oder die Kühlbox im Mittelstaufach, verwöhnen den Käufer. Um einen BMW X5 ähnlich üppig zu bestücken, dürften alleine an Optionsaufpreisen rund 15.000 Euro investiert werden. Der Vergleich mit dem Bajuwaren steht hier nicht von ungefähr, denn der ix55 ist von ähnlich stattlichem Format. Obwohl er nicht wuchtig wirkt, ist der Hyundai mit 4,84 Meter Länge und 1,97 Meter Breite ein ziemlicher Brummer. Und weil er so geräumig ist, werden ihm gleich sieben Sitze mit auf den Weg gegeben, die dritte Reihe faltet sich bei Nichtbenutzung unsichtbar in den Ladeboden. Die üppige Größe kaschiert der Hyundai mit seinem dynamischen Schrägheck, das allerdings Ladevolumen kostet. Die Ladeflächenlänge selbst ist allerdings mit 1,89 Meter überdurchschnittlich gut.

Die größte Stärke des Hyundai ix55 ist die Langstrecken-Reise

Obwohl sich der ix55 mit seiner leichtgängigen Lenkung und dem antrittstarken Turbodiesel in der Stadt und auf dem Land gleichermaßen wohl fühlt, ist seine Lieblingsdisziplin ganz klar die große Reise. Flüsterleise im Innenraum säuselt er dem Horizont entgegen, die lang übersetzte Sechsstufen-Automatik hält die Drehzahl niedrig, das Fahrwerk hat trotz strafferer Europa-Abstimmung Flausche-Charakteristik und blendet Querfugen und Unebenheiten gekonnt aus. Bequeme Sitze, angenehm verarbeitetes Ambiente, so lässt es sich stundenlang aushalten. Dass der Hyundai eigentlich als Highway-Cruiser geboren wurde, wird in solchen Momenten am deutlichsten. Im Gegenzug ist der ix55 eher nichts für Menschen, die gerne auf der letzten Rille über die Hausstrecke turnen: Schnelle Kurvenfahrt geht zwar mit ausreichend Sicherheitsreserven, macht aber wegen der spürbaren Seitenneigung, der indirekten Lenkarbeit und den schwach konturierten Sitzen nur mäßig Freude. Fast von selbst ist man im Hyundai immer im Schongang unterwegs, mit ausreichend Kraftreserven für ein Überholmanöver, ansonsten aber frei von jeder Hektik. Das ist auch am Verbrauch ablesbar: Mit 9,9 Liter im Testmittel übertrafen wir die Werksangabe nur wenig.

Fazit

Der Hyundai ix55 empfiehlt sich als komfortbetonte und sehr gut ausgestattete Alternative in der SUV-Oberliga. Ausgezeichneter Fahrkomfort, großzügiges Platzangebot (selbst die dritte Sitzreihe ist von Erwachsenen nutzbar) und der kräftige sowie hinreichend sparsame Sechszylinder-Diesel machen den großen Koreaner zum Fall für Genießer. Die hohe Anhängelast prädestiniert ihn außerdem für den Einsatz mit Caravan und Co. Der zu erwartende Wertverlust sollte allerdings beim Kauf berücksichtigt werden.

Technische Daten
Hyundai ix55 3.0 V6 CRDi Comfort
Grundpreis42.290 €
Außenmaße4840 x 1972 x 1795 mm
Kofferraumvolumen598 bis 1746 l
Hubraum / Motor2959 cm³ / 6-Zylinder
Leistung176 kW / 239 PS bei 3800 U/min
Höchstgeschwindigkeit200 km/h
Verbrauch9,4 l/100 km