Fiat 500, Ford Ka, Peugeot 107, VW Up im Vergleichstest
Große Unterschiede im Mikro-Kosmos

Der neue VW Up könnte so manchen ins Grübeln bringen: Muss es überhaupt ein größeres Modell sein? Brauche ich mehr als 75 PS? Und vier Türen? Ein Vergleichstest zeigt, zu was der Up und drei aus seiner Clique fähig sind.

Fiat 500 0.9 Twinair Lounge, Ford Ka Titanium, Peugeot 107 70 Urban Move, VW Up 1.0 White
Foto: Arturo Ruvas

Manchmal kann einem die VW-Konkurrenz fast leid tun. Da grast sie mehr oder weniger ungestört in ihrem Revier, als plötzlich etwas über ihr auftaucht, kurz einen drohenden Schatten wirft – und es schlagartig ganz hell wird. Alle, die auf der letzten IAA das gleißend weiße VW-Konzern-UFO besucht haben, ahnen, wie sich das in etwa anfühlt.

Tja, wer nach der Weltmarktführerschaft greift, muss halt schon an der Basis richtige Pflöcke einschlagen. Und seien sie auch nur 3,54 Meter lang, 1,64 breit und 1,49 hoch. Genau, wir reden vom VW Up. Vergessen wir also den Vorgänger Fox, reanimieren den Geist von Opa Lupo, der immer noch einen alerten automobilen Silver Ager abgibt. Nicht umsonst behauptet VW, den üppigen Innenraum des Fox auf den kompakten Außenmaßen des Lupo untergebracht zu haben.

VW Up mit Verarbeitung auf hohem Niveau

Hinzu kommt ein sorgfältig montiertes, teils liebevoll gemachtes Interieur. Keine Spur von kleinwagenüblichem Rotstiftalarm im VW Up. Na ja, fast: Der Verzicht auf die zweite Fensterhebertaste an der Fahrerseite hätte nicht sein müssen, wer will sich schon quer durchs Auto beugen? Nun, geräumig ist der VW Up ja, nutzt clever seinen umbauten Raum, ohne dabei wie ein Container mit Fenstern zu wirken. Ergonomisch ausgefuchst bis auf die für Großgewachsene unbefriedigende Sitzposition vereint er gute Bedienbarkeit mit Pfiff. Beispiel höhenverstellbarer Ladeboden: Er zeigt in Funktion und Qualität, dass jemand genau hingesehen hat. Und luschige Lösungen bei diesem jemand keine Gnade finden.

Sogar Stil kann der VW Up – nix mit bleiernem Heidedesign. Nur der Fiat 500 hält ernsthaft gegen, der Kleinwagen-Rest wirkt eine Dekade älter. Lüftungsregler und Bedientasten des VW Up – etwa für Sitzheizung oder Infotainment – würden keinen Mittelklassefahrer stören, das pfiffige, wenn auch teils nur mit spitzen Fingern bedienbare „Maps+ more“-System mit Navigation, Bordcomputer und Spartipps samt schicker Grafiken sowieso nicht.

VW Up am teuersten in diesem Vergleichstest

Andererseits sprengt der VW Up mit 14.300 Euro für die momentane Topversion White jedoch das klassische Microcar-Budget. Im Gegensatz zum Peugeot 107, der als Urban Move für 10.090 Euro den Kleinwagengeist aus der Flasche lässt. Pragmatisch, unkaschiert. Abwaschbare Kunststoffe der günstigsten Kategorie, klebriger Schaltknauf an langem Stock, Tankanzeige über fitzelige Digitalbalken, aufgepfropfter Drehzahlmesser, Billigst-Plastikschlaufe zum Umlegen der Rücksitzlehnen, teils freiliegende Schrauben. Premium ist anderswo. Schlimm? Nicht für Pragmatiker, die flugs das gute Raumgefühl in dem kargen Peugeot 107 preisen und auf die zahlreichen Ablagen hinweisen. Diese trösten jedoch nicht über Kofferraum (139 Liter) und Zuladung (308 kg) im Supersportler-Format hinweg. Toll: das niedrige Gewicht des Peugeot 107 – 872 Kilogramm ohne ein Gramm Carbon oder Magnesium, einfach durch Weglassen. Leider hat es auch den Sitzkomfort erwischt. Die schaumstoffigen Polster unterstützen keinen Körper dieser Welt angemessen.

Das klappt bei denen des Ford Ka schon besser – obwohl die schwarzen Bezüge mit den großen Chromringen etwas nach Heavy Metal aussehen. Die expressive Folklore ist Teil des Individual-Pakets „Metall“, das den Ford Ka Titanium (13.775 Euro) komplett in Schwarz und Chrom kleidet, ihn auf 16-Zöller stellt und dem Piloten ein Lederlenkrad entgegenstreckt. Der enge Einstieg nach hinten ist trotz einfach vorzuklappender Sitze ebenfalls ziemlich heavy. Vorn liefert der Ford Ka hingegen ein ordentliches Raumgefühl mit Blick auf eine hochglänzende Kunststoff-Topografie – insgesamt sauber verarbeitet und ergonomisch passend bis hin zum hochliegenden Schalthebel und der einfachen Klimabedienung. Die analogen Rundinstrumente sind auf einen Blick zu erfassen, der Trip durch die verschachtelte Menüstruktur dauert etwas länger. Nur übertroffen von der Fahndung nach dem Sitzheizungsknopf – er hält sich hinter der Fahrer-Kniekehle in der Sitzkonsole versteckt.

Ungleiche Zwillinge: Fiat 500 und Ford Ka

Umstieg in den Fiat 500. Technischer Zwilling des Ford Ka, jedoch anscheinend bei der Geburt getrennt. Okay, bei der Position der Fensterhebertasten, der Klimabedienung und der Menüstruktur kommen die Gene durch. Allerdings wirkt der Fiat 500 innen etwas kleiner, verbauter, aber sympathischer. Bevor wir hier in die unzähligen Hymnen auf den süßen Cinquecento einstimmen, nur so viel: Der optische Eindruck und auch die fühlbare Qualität überzeugen. Das gilt vom verchromten Türgriff über das Lederlenkrad und die durchweg hochwertigen Oberflächen bis zu Tasten und Reglern.

Auf der Rückbank hört der Spaß jedoch schnell auf. Der beschwerliche Zustieg führt in ein enges Abteil, wie bei der Konkurrenz höchstens kurzstreckentauglich. Neben dem Innen- bleibt auch der Kofferraum hinter dem des Ford Ka zurück. Der Fiat 500 fasst zwischen 185 und 610 Liter, dafür verträgt er fast 60 Kilo mehr Zuladung als der Ka. Kein Problem für den muskulösen 0,9-Liter des Fiat 500. Er beschäftigt zwar nur zwei Kolben, dafür aber einen Turbolader. So rupft der mit pneumatischer Ventilbetätigung versehene Turbo-Twin den Eintonner in 11,6 Sekunden auf Tempo 100, zieht im fünften Gang besser durch als die Konkurrenz im vierten. Erst im leistungsreduzierenden Eco-Modus verliert der Zweizylinder etwas Vehemenz. Dabei ist er nicht mal übertrieben durstig, bietet sogar Start-Stopp.

Keine präzise Lenkung im Peugeot 107

Damit kann der Ford Ka als Zylinder-Multi (vier) und Hubraumkrösus (1,2 Liter) ebenfalls dienen. Gegen den strampelnden Fiat 500 läuft sein 69-PS-Motor regelrecht seidig, wirkt aber etwas träge, speziell beim Durchzug. Fahrwerkseitig kommt wieder die Verwandtschaft durch (ESP kostet bei beiden extra), insgesamt hatten die Ford-Leute aber ein etwas feineres Abstimmer-Händchen. Der Fiat 500 entwickelt auf schlechten Straßen stärkere Hubbewegungen, versetzt im Extremfall sogar. Beladen spricht die Federung besser an, geht dafür bisweilen auf Block. Der Ford Ka wiederum federt etwas straffer, liegt einen Tick satter. Seine Lenkung wirkt zwar synthetisch, sorgt aber für ein quirliges Handling.

Davon können Peugeot 107-Besitzer nur träumen. Hier werden Kommandos eher vage übermittelt. Bereits im Stadtverkehr spürbar, erzeugt das bei höheren Tempi selbst bei Routiniers mulmige Gefühle. Schnelle Ausweichmanöver auf der Landstraße oder präzises Zirkeln am Randstreifen entlang fällt schwer, zumal die bockige Federung den Peugeot 107 auf unebenen Pisten immer in Bewegung hält. Positiv: ESP ist Serie und der Abrollkomfort grundsätzlich ordentlich.

Komfortabler VW Up

Grundsätzlich ordentlich? Damit will sich VW nicht zufriedengeben. Der nur 938 Kilogramm schwere VW Up dämmt Wind- und Abrollgeräusche kompetent, federt annähernd kompaktklassig, bietet die mit Abstand größten Reserven bei unebener Fahrbahn und voller Zuladung. Die Lenkung des VW Up arbeitet leichtgängig, feinfühlig und homogen. ESP ist serienmäßig, jedoch wegen des ausgewogenen Fahrverhaltens kaum im Einsatz – der VW Up ist ein braver Untersteuerer ohne Lastwechseltücke, dafür gegen Aufpreis mit City-Notbremsfunktion.

Einziger Makel: Wer das ESP im VW Up deaktiviert, bekommt darüber keine dauerhafte Rückmeldung. Positiv: Der 75 PS starke Dreizylinder verkneift sich ebenfalls dauerhafte Rückmeldung, läuft bei konstanter Fahrt leise und relativ vibrationsarm, konsumiert im Schnitt 6,5 L/100 km. Erst unter Last knurrt und vibriert er. Schweigen an der Ampel? Nein, Start-Stopp für den VW Up kommt später. Aber irgendwas müssen sich die VW-Leute noch für die Zukunft aufheben. Wo der VW Up seine Konkurrenten jetzt schon blendet.

Fazit

1. VW Up 1.0
470 von 1000 Punkte

Mit sicheren Fahreigenschaften, überzeugendem Komfort und hochklassiger Verarbeitung zieht der teure VW Up der Kleinwagenkonkurrenz deutlich davon. Bei Details ist aber noch Luft nach oben.

2. Fiat 500 0.9 Twinair
419 von 1000 Punkte

Der Fiat 500 wirkt hochwertig, reißt mit seinem kräftigen, charismatischen Turbo-Twin selbst Kleinwagen-Phobiker mit. Dafür ist er aber recht teuer und nicht besonders komfortabel.

3. Ford Ka 1.2
406 von 1000 Punkte

Fahrwerkseitig eng mit dem Fiat 500 verwandt, gefallen die Laufkultur des Ford Ka-Vierzylinders sowie die Fahreigenschaften und der günstige Preis. Mäßig: die Durchzugskraft.

4. Peugeot 107 70
383 von 1000 Punkte

Der Peugeot 107 ist preisgünstig, fühlt sich aber auch so an. Munteren Fahrleistungen und niedrigem Verbrauch stehen Komfortmängel sowie das indifferente Handling gegenüber.

Technische Daten
VW Up 1.0 whiteFiat 500 0.9 TwinAir LoungeFord Ka TitaniumPeugeot 107 70 Urban Move
Grundpreis14.300 €15.150 €12.700 €10.540 €
Außenmaße3540 x 1641 x 1489 mm3546 x 1627 x 1488 mm3620 x 1658 x 1505 mm3430 x 1630 x 1470 mm
Kofferraumvolumen251 bis 951 l185 bis 610 l224 bis 710 l139 bis 751 l
Hubraum / Motor999 cm³ / 3-Zylinder875 cm³ / 2-Zylinder1242 cm³ / 4-Zylinder998 cm³ / 3-Zylinder
Leistung55 kW / 75 PS bei 6200 U/min63 kW / 85 PS bei 5500 U/min51 kW / 69 PS bei 5500 U/min50 kW / 68 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit171 km/h173 km/h159 km/h157 km/h
0-100 km/h14,1 s11,6 s14,8 s14,2 s
Verbrauch4,7 l/100 km4,0 l/100 km4,9 l/100 km4,5 l/100 km
Testverbrauch6,5 l/100 km6,7 l/100 km6,9 l/100 km6,2 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten