Ford Mondeo Turnier und VW Passat Test
Kann der Mondeo gegen den Passat bestehen?

Deutschland ist ein Kombi-Land, rund 20 Prozent aller verkauften Autos gehören zu dieser Kategorie. Also tritt der neue Ford Mondeo als Kombi gegen den Bestseller in der Kombi-Mittelklasse an, den VW Passat. Wer bietet mehr, Turnier oder Variant?

Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCI, VW Passat Variant 2.0 TDI, Heckansicht
Foto: Achim Hartmann

Das Wunder von Köln nennt es Chefredakteur Gert Hack und widmet ihm ein einseitiges Editorial: Ungeheuerliches ist geschehen, zum ersten Mal gewinnt ein Ford einen Vergleichstest vor einem VW. Im Dezember 1982 ist der neue Sierra nicht nur Erster in der Punktewertung, er schneidet in jedem einzelnen Kapitel besser ab als der VW Passat.

Ford Mondeo Turnier mit 180 PS zum Vergleichstest

Das ist nun etwas mehr als 32 Jahre her, der hinterradgetriebene Sierra mit der aerodynamischen Linienführung fast genau so vergessen wie der Passat B2 und erst recht der Opel Ascona C, der damals das Testfeld komplettierte. Warum Sie das jetzt hier lesen? Weil es seither nicht an Versuchen gefehlt hat, diesen Testerfolg zu wiederholen. Keine Sierra- oder Mondeo-Generation hat das geschafft. Inzwischen amtiert der Passat Nummer B8, vielleicht kann ja der Ford Mondeo Turnier als sechste Ford-Mittelklasse-Generation seit 1982 das Kölner Wunder wiederholen.

Schauen wir mal. Der Mondeo Nummer fünf ist ja bekanntlich eine europäisierte Version des bereits 2013 westlich des Atlantiks vorgestellten Ford Fusion. Ein echtes Weltauto eben, wie es der Name des seit 1992 angebotenen Ford-Mittelklässlers ja auch nahelegt. Hier in Europa stecken sparsame Diesel und downgesizte Ecoboost-Benziner hinterm schicken Kühlergrill.

Zum exklusiven Vergleichstest kommt er als Turnier mit 2.0 TDCi-Antrieb und 180 PS sowie mit Schaltgetriebe, in der üppigen Titanium-Version 35.450 Euro teuer. Da staunt womöglich selbst der besser verdienende Außendienstler – doch nur so lange, bis er auf die Preisliste des VW Passat Variant blickt.

Zahlreiche Assistenzsysteme in den Sonderausstattungen

Den gibt es mit Sechsgang-Schaltgetriebe höchstens als 150-PS-TDI, die kräftigeren Motoren sind ausschließlich mit DSG verfügbar. Weshalb der Volkswagen mit einem 30-PS-Handicap antritt. In der Comfortline-Ausstattung des Testwagens kostet der Passat dann mindestens 33.575 Euro.

Wie wir wissen, ist das ja nur ein Teil der Wahrheit, mit den in den Testwagen verbauten Sonderausstattungen kosten beide deutlich mehr als 40.000 Euro. Allerdings bleiben dann weder beim Ford Mondeo Turnier, noch beim Pssat viele Wünsche offen. Sie verfügen jeweils über Features, die erst vor wenigen Jahren in Oberklasse- und Luxuslimousinen debütierten.

Adaptive Dämpfer? Abstandsregel-Tempomaten? Selbstlenkende Einparkhilfen? City-Notbremssysteme? Gibt es alles, ist in beiden Kombis zudem gut nutzbar. Mit deutlichen Vorteilen beim VW, in dem die vielzahligen Assistenzsysteme einfacher auffindbar und bedienbar sind. Beim neuen Ford Mondeo Turnier haben sie jetzt zwar das Cockpit aufgeräumt, ein Muster an Ergonomie und Übersichtlichkeit ist es dennoch nicht.

Bedienungsfreundlicher Passat

Dominiert wird das Interieur von den zwei TFT-Displays im zentralen Instrumententräger (Serie beim Titanium) und der Mittelkonsole. Die meisten Knöpfe im Ford Mondeo Turnier haben sich auf den Lenkradspeichen zusammengerottet, von da aus lassen sich dann Assistenzsysteme und Entertainment steuern. Einiges davon geht auch über den Touchscreen in der Mittelkonsole, der jedoch mit träger Reaktion und betulicher Grafik auffällt.

Beim Passat sind zwar beim jüngsten Modellwechsel einige Knöpfe und Berührflächen hinzugekommen, dennoch lässt er sich einfacher und logischer bedienen als der Ford Mondeo Turnier. Beispiel gefällig? Um die aufpreispflichtigen Adaptivdämpfer einzustellen, reicht beim VW ein Druck auf den Knopf in der Mittelkonsole. Beim Ford muss sich der Fahrer mit dem Wippschalter in der linke Lenkradspeiche durch eine Reihe von Untermenüs klicken, bis er beim Menüpunkt "Fahrwerk" angekommen ist. Das kostet Zeit und nervt.

Komfortable Kombis

Aber eigentlich wollen wir ja fahren mit dem neuen Ford Mondeo Turnier. Das Fahrwerk auf "Komfort" geklickt, und los geht's. Wow, Federn und Dämpfen kann er ja, der Ford. Deutlich geschmeidiger gleitet er über die Schlechtwegstrecken, federt feiner ab als der Volkswagen und kommt auch auf kurz aufeinanderfolgenden Wellen nicht in Probleme. Gerade da zeigt sich der Passat etwas bockiger, ohne jedoch wirklich unangenehm zu werden. Einziger Nachteil beim Mondeo: Auf langen Autobahnwellen wippt er an der Hinterachse etwas nach.

Dass man sich im Volkswagen trotz des steifbeinigeren Fahrwerks kaum unwohler fühlt, liegt auch an den besseren Sitzen, sowohl vorn als auch im Fond hat er die bequemeren Möbel eingebaut. Wobei auf der Fahrerseite der 1.180 Euro teure Ergocomfort-Sitz montiert ist, der den Fahrer mit allerlei Dienstbarkeiten verwöhnt.

Ford Mondeo Turnier mit nur 500 Liter Kofferraumvolumen

Was die Platzverhältnisse angeht: Hier bringt der VW das Kunststück fertig, in einem genau zehn Zentimeter kürzeren und zwei Zentimeter schmaleren Auto sowohl mehr Raum für Insassen als auch die größere Ladekapazität anzubieten. Oder anders gesagt: Ein 500 Liter großer Kofferraum und 1.605 Liter Maximalvolumen sind nicht berühmt für einen fast fünf Meter langen Kombi wie den Ford Mondeo Turnier. Selbst der Vorgänger war innen größer und außen kleiner. Was ist denn da passiert?

Kein Wunder also, dass der Ford Mondeo Turnier mit 1.765 kg Testwagengewicht genau 214 kg mehr als der Passat sowie rund 80 kg mehr als ein vor zwei Jahren getesteter Turnier mit 2,2-Liter TDCi auf die Waage moppelt. Wen wundert es da noch, dass er träger auf Lenkbefehle reagiert und weniger agil wirkt als der Passat. Sehr schade, denn eigentlich zählten die Ford-Modelle von der Kleinwagen- bis zur Mittelklasse in den letzten Jahren durchweg zu den handlicheren und flinkeren ihres Umfelds.

Ford Mondeo Turnier mit höherem Verbrauch

Ein paar Sätze zu den Antrieben: Trotz seiner 30 Mehr-PS ist der Ford Mondeo Turnier kaum schneller als der VW – der Grund: siehe oben. Jedenfalls unterscheiden sich die Fahrleistungen kaum, die Verbräuche dafür schon. So benötigt der VW rund einen halben Liter Diesel weniger als der Ford, um genau so schnell so weit zu kommen. Klingt nicht dramatisch, bei heutigen Dieselpreisen reden wir über 100.000 km von rund 600 Euro, ist aber angesichts der enormen Bemühungen um CO2-Reduktion erwähnenswert.

Dass der VW-Diesel dabei auch noch ruhiger läuft und das Getriebe schneller und einfacher zu schalten ist, vervollständigt ein Bild, dessen Konturen sich schon nach den ersten Kilometern andeuteten: Der neue Ford Mondeo Turnier ist kein schlechtes Auto, und anderen etablierten Klassenkonkurrenten womöglich ebenbürtig, im Vergleich zum Passat fällt er aber deutlich ab. Ganz ehrlich, von einem neuen Modell darf man eigentlich mehr Fortschritt erwarten.

Sync 2 im Mondeo: Großes Display, wenig Funktionen

Im Vergleich zum Passat wirkt das Infotainment-System im Mondeo rückständig. Während sich der VW Stau-, Parkplatz- und Spritpreisinformationen aus dem Internet besorgt, Handy-Apps auf den Monitor spiegelt und sich per Tablet-PC steuern lässt, bekommt der Ford Mondeo Turnier erst im nächsten Jahr Online-Funktionen. Dafür ist das Ford-System recht günstig: Der große Acht-Zoll-Touchscreen mit Schnittstellen für Bluetooth, USB (doppelt vorhanden) und SD-Cards sowie einem CD-Player kostet 500 Euro Aufpreis, eine Europa-Navigation nochmals 570 Euro. Auch der DAB-Tuner liegt mit 195 Euro im unteren Bereich.

Die Koppelung von Mobiltelefonen klappte im Test auf Anhieb: Sowohl das iPhone 6 Plus als auch das Samsung Galaxy S5 wurden sofort erkannt und spielten gespeicherte Musik über Bluetooth oder per USB-Kabel ab. Zudem lassen sich eingehende SMS vorlesen, sofern das Handy diese Funktion unterstützt. Auch die Wiedergabe des Streaming-Anbieters Spotify funktionierte inklusive Cover-Darstellung problemlos.

Noch nicht ganz ausgereift wirkt allerdings die Bedienung: Ein Touchscreen mit teils kleinen, träge reagierenden Berührfeldern sorgt ebenso für Verdruss wie die mit Tasten überladene Lenkradfernbedienung. Immerhin lassen sich sich viele Funktionen (Telefon, Navigation und Entertainment) auch per Sprache steuern, was beim Test mit etwas Übung ganz gut klappte.

Sensation: Sierra schlägt Passat

Beim Vergleichstest der deutschen Mittelklasse 1982 gewinnt zum ersten Mal in der Geschichte von auto motor und sport ein Ford gegen einen VW. Der neue Sierra setzt sich deutlich mit rund 50 Punkten Vorsprung gegen den VW Passat B2 und den Opel Ascona C durch.

Fazit

1. VW Passat Variant 2.0 TDI
465 von 1000 Punkte

Passat gewinnt, das ist nicht überraschend, wissen wir. Doch der Seriensieger ist das ausgewogenste Angebot im Segment. Antrieb, Karosserie und Fahrwerk ergeben ein harmonisches Auto für alle Lebenslagen.

2. Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCI
440 von 1000 Punkte

Der rundum neue Mondeo hat gegen den ebenfalls neuen Passat keine Chance und lässt den großen Sprung nach vorn vermissen. Seine größten Nachteile: zu hohes Gewicht und spärlicheres Raumangebot.

Technische Daten
Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCi TitaniumVW Passat Variant 2.0 TDI BMT Comfortline
Grundpreis37.400 €34.750 €
Außenmaße4867 x 1852 x 1501 mm4767 x 1832 x 1516 mm
Kofferraumvolumen500 bis 1605 l650 bis 1780 l
Hubraum / Motor1997 cm³ / 4-Zylinder1968 cm³ / 4-Zylinder
Leistung132 kW / 180 PS bei 3500 U/min110 kW / 150 PS bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit220 km/h218 km/h
0-100 km/h8,8 s9,0 s
Verbrauch4,5 l/100 km4,2 l/100 km
Testverbrauch7,4 l/100 km6,8 l/100 km