Ford S-Max 2.0 TDCI 4x4 im Test
Groß, geräumig, Allrad, 180 Diesel-PS

Weil Vaterschaft nicht bedeutet, sich nicht mehr für Kurven zu interessieren, war uns der Ford S-Max 2.0 TDCI 4x4 immer der Liebste unter den geräumigen 5+2-sitzigen Groß-Vans. Nun kommt nach 10 Jahren und langer Ankündigung die 2. Generation. Wir testen was Ford aus dem S-Max mit Allrad und 180 Diesel-PS gemacht hat.

Ford S-Max 2.0 TDCI 4x4, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Die Statistik rechnet uns vor, dass Eltern im ersten Lebensjahr eines Kindes 720 Stunden Schlaf einbüßen. Die eigene Erfahrung lehrt, dass dies keineswegs die einzige Einbuße ist, auf die sich Eltern einzustellen haben. Mitunter wird nur aus der geordneten CD Sammlung eine, tja, ungeordnetere. Häufiger gilt es, abends bedeutende Wohnbereiche in einen Zustand zurückzuversetzen, der nicht mehr zu sehr dem nach Einbrüchen/Hausdurchsuchungen/WG-Partys gleicht.

Manchmal kommen andere Eltern vorbei, fragen, wenn wir müde und bei falscher Musik auf teilverwüsteten Sofas sitzen, welches Auto sie kaufen sollen. Da raten wir gern zum Ford S-Max. Nicht weil er sicher, groß, finanziell erreichbar, vernünftig und variabel ist – ist er alles auch -, sondern weil er für einen Van so unverhofft agil fährt. Oder ab jetzt: fuhr.

Ford S-Max wurde geräumiger

Wie es dazu kommt und was es bedeutet, klären wir gleich. Zuallererst war und bleibt der S-Max aber ein Raumauto, also geht es zunächst um Platz und Variabilität. An beidem mangelte es der ersten Generation nicht, doch der Neue steigert sich da nochmals. Obgleich sich an den Abmessungen außen kaum etwas, am Radstand gar nichts geändert hat, bringt der Ford S-Max sieben Passagiere nun noch ungedrängter unter. Am nettesten haben es Fahrer und Beifahrer auf ihren haltstarken und bequemen Sportsitzen. Deren Lehnen sind extra dünn, um den Knieraum in der zweiten Reihe zu mehren – 2,5 Zentimeter hat der Ford S-Max da gewonnen.

Damit liegt der Ford S-Max beim Normsitzraum nun auf dem verschwenderischen Niveau eines Skoda Superb, der auf fast der gleichen Länge nur fünf Passagiere unterbringt. Sieben beherbergt der Ford, und dafür genügt der Platz locker, wenn die drei Passagiere in Reihe zwei ihre platten, lehnenneigungsvariablen Einzelsitze jeweils ein paar Zentimeter nach vorn schieben. Dann kommen auf den zwei optionalen Klappsitzen (ab 950 Euro) selbst Erwachsene ordentlich unter. Klar, gleich bis Rimini müsste man auf den dürr gepolsterten, kaum ausgeformten Sitzen nicht durchfahren. Aber sie sind durchaus mehr als nur Notbehelfe für spontane Mitfahrer.

Individuelle Sitzkonfiguration

Wobei sich deren Spontaneität besser rechtzeitig ankündigen sollte. Andernfalls muss etwas zurückbleiben – Passagiere oder das sperrige Laderaumrollo, das sich im Auto nirgends unterbringen lässt. So rutscht es auch im weitläufigen Laderaum herum, wenn alle Rücksitze umgeklappt sind. Das gelingt beim Ford S-Max nun per Fernentriegelung (für die mittlere Reihe Serie, für die dritte 150 Euro Aufpreis). Das Ladevolumen variiert von 285 (Siebensitzer) über 700 (Fünfsitzer) bis 2.020 Liter – eben je nach Sitzkonfiguration. Davon, informiert Ford, gebe es 32. Es passt, stellen wir fest, für ziemlich alles, von der Reise eines Hallenhandballteams bis zur Belieferung ganzer Reihenhaussiedlungen mit Surfbrettern/ Weihnachtsbäumen/Doppelpedalharfen. Die Heckklappe schwingt nun optional elektrisch auf, wenn man gekonnt unter dem hinteren Stoßfänger füßelt. Im Test gefiel sie sich mehrfach darin, unverhofft zu schließen, gern auch wenn wir gerade mit dem Laderaumrollo wrestelten.

An der Van-Vorstellung des Ford S-Max gibt es damit so wenig auszusetzen, dass man sich fragt, was man mit den noch erheblicheren Raumvorkommen des fünf Zentimeter längeren, neun Zentimeter höheren Galaxy anfangen sollte. Derweil richten wir uns im Cockpit ein. Der S-Max hat nun das Bedienkonzept, dem es schon beim Mondeo nicht gelang, uns zu begeistern. Über den großen Touchscreen müssen mit unnötig kleinen Tasten Navigation, Telefon, Musik und Klima geregelt werden. Was so einfach nicht klappt – aber besser als unter Zuhilfenahme der begriffsstutzigen Sprachbedienung.

Es ist auch leichter als das Einstellen der Assistenzsysteme über kleine, unbeschriftete Tastenfelder am Lenkrad des Ford S-Max. Immerhin lohnt diese Mühe, denn Ford hat die Assistenzabteilung aufgerüstet. Die Systeme arbeiten zuverlässig und hilfreich – die Spurhalte- und Spurwechselhelfer ebenso wie die Abstands- und Tempolimitwarner sowie der intelligente Geschwindigkeitsbegrenzer. Der erkennt Tempolimits per Frontkamera und lässt ein Beschleunigen über die erlaubte Geschwindigkeit nur per Kick-down zu.

Weniger agil, aber sehr sicher

Erwähnen wir noch, dass es für den Ford S-Max adaptive LED-Scheinwerfer mit abschattendem Fernlicht gibt und ab Dezember eine tempoabhängige Übersetzung für die elektromechanische Servolenkung. Der Testwagen hat sie nicht, was nichts an den hohen Erwartungen ändert, die man an einen Ford S-Max beim Handling hat. Da war er immer das Ausnahmetalent unter den Vans, einer, der dich auf Landstraßen vergessen ließ, dass du gerade drei isofixierte Kinder auf den Rücksitzen und den Golden Retriever im Kofferraum schwindelig fuhrst. Aber der S-Max hat seine Leichtigkeit verloren. Was weniger am moppeligen Gewicht von 2.002 Kilo liegt – schon der alte S-Max war des Leichtbaus unverdächtig und hätte mit Allradantrieb und Doppelkupplungsgetriebe nicht weniger gewogen. Es erklärt sich damit, dass der Ford S-Max auf derselben Architektur wie der Mondeo aufbaut. Früher war der S-Max etwas weniger agil als der Mondeo. Und ist es wieder. Nur ist der Mondeo nun viel zahmer geworden. Die scharfe Präzision der Lenkung, das beherzte Einlenken und das sachte, ganz undramatische, aber dramaturgisch immer sehr wertvolle Drängeln des Hecks bei Lastwechsel – all das haben sie nun auch dem S-Max abgeschliffen, abgewöhnt, ausgetrieben. Er bietet, zudem allradgetrieben, makellose Traktion, hat hervorragende Bremsen, fährt enorm sicher. Und das ist alles genau richtig für einen Van, wir sollten genau die Letzten sein, die deswegen zetern.

Ford S-Max mit schwächelndem Antrieb

Und machen es doch, weil der Ford S-Max 2.0 TDCI 4x4 Landstraßen jetzt etwas plump niederwalzt, statt sie – und uns – dabei zu umgarnen. Neben dem Handling liegt das am Antrieb. Nach 180 PS und 400 Nm fühlt sich der zweitstärkste Diesel nie an. Zwar unterbietet er die unambitionierte Nullhundert- Werksangabe um ein Zehntel. Aber auf der Autobahn zieht er oberhalb der Richtgeschwindigkeit nur unlustig weiter. Er surft – um dieses seltsame Bild auch mal zu nehmen – nie auf einer Drehmomentwoge. Das hier ist eher Schlauchbootpaddeln. Der Monoturbo lebt zudem in einer effizienzgetriebenen Gemeinschaft mit der Sechsgang-Doppelkupplungsbox. Sie verfugt die Gänge selbst im Sport-Modus gemächlich, lässt sich durch Schaltwippeneinsatz nie ganz überstimmen. Harmonisch wirkt der Antrieb aber bei sachter Fahrweise, da schaltet das Getriebe weich, der Motor grummelt leise, die Federung gefällt mit ihrem beflissenen Können, und der Verbrauch duckt sich auf passenderes Niveau. Womit wir beantworten können, was Ford aus dem S-Max gemacht hat: einen clevereren, kompetenteren, sichereren, weiterhin erschwinglichen (die schwächeren Versionen) Van für Mehrfacheltern. Einen, den wir wieder empfehlen können. Aber keiner, der Eltern den Schlaf raubt. Dafür jedoch ist anderweitig gesorgt.

Vor- und Nachteile
Karosserie

Das aufgerüstete Assistenzarsenal und die aufgemöbelte Variabilität sind die größten Neuerungen am S-Max, der so erheblich neu gar nicht wirkt. Das Handling stumpfte ab, der Motor wirkt trotz 180 PS matt.

Bewertung
üppiges Platzangebot für bis zu sieben Personen
dritte Sitzreihe selbst für Erwachsene ausreichend
sehr großer Kofferraum
hohe, einfache Variabilität
solide Verarbeitung
clevere Details (Innenspiegel für Rückbank, Sonnenrollos)
bequemer Einstieg
schlechte Rundumsicht
komplizierte Bedienung
Fahrkomfort
ausgewogene Federung
bequeme Sitze in Reihe eins
Reihe zwei okay
Dreizonen-Klimaanlage mit Ausströmern in Reihe drei
dürr gepolsterte Klappsitze
Antrieb
sanft schaltendes Doppelkupplungsgetriebe
mäßige Fahrleistungen
Getriebe schaltet selbst auf S gemächlich
etwas erhöhter Verbrauch
Fahreigenschaften
sehr sicheres Handling
makellose Traktion
Lenkung mit guter Präzision ...
... aber wenig Rückmeldung
etwas schwerfällig
Sicherheit
umfassendes Angebot an Assistenzsystemen
bis zu neun Airbags
hervorragende Bremsen
Umwelt
günstiger Normverbrauch
für die Fahrleistungen zu stattlicher Testverbrauch
hohes Gewicht
Kosten
reichhaltige Ausstattung
akzeptabler Grundpreis
recht hohe Fixkosten
Technische Daten
Ford S-Max 2.0 TDCi 4x4 Titanium
Grundpreis42.850 €
Außenmaße4796 x 1916 x 1658 mm
Kofferraumvolumen282 bis 2200 l
Hubraum / Motor1997 cm³ / 4-Zylinder
Leistung132 kW / 180 PS bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit206 km/h
0-100 km/h10,4 s
Verbrauch5,8 l/100 km
Testverbrauch8,7 l/100 km