BMW X1 im Gebrauchtwagen-Check
Ein Musterschüler für´s Alter?

Die Prüfer von TÜV und DEKRA stellen gebrauchten BMW X1 sehr gute Zeugnisse aus. Demnach leistet sich der X1 der zweiten Generation weniger Mängel als 1er und 3er. Wir wollen es ganz genau wissen und steuern ein Exemplar aus 2017 zum Meister-Check.

BMW X1, Exterieur/Interieur
Foto: Dani Heyne

Oh ja, ich erinnere mich noch gut an einige Fans, die ziemlich beleidigt waren – ein BMW mit Frontantrieb und Dreizylindermotoren passte nicht in ihr Weltbild", berichtet Meister Wünsch. "Klar, es ist ja auch schade, wenn eine so traditionelle Marke ein Alleinstellungsmerkmal aufgibt. Auf der anderen Seite ist Heckantrieb längst kein alleiniger Garant für Fahrspaß. Schon gar nicht bei einem kompakten SUV wie dem X1."

Unser Gebrauchtwagen-Checker spielt auf die Absatzentwicklung des BMW an, dessen Verkaufszahlen in der jüngsten Generation mit Frontantrieb zugelegt haben. "Das zeigt doch, worum es eigentlich geht: Ja, dieser BMW hat keinen Heckantrieb mehr – dafür aber deutlich mehr Platz im Innenraum. Und das ist am Ende halt ein stärkeres Verkaufsargument als ein tänzelndes Heck auf dem Weg zum Bäcker."

Das große Gebrauchtwagen-Spezial
BMW X1, Exterieur/Interieur
Dani Heyne
Die Marktlage für Gebrauchte ist ganz wunderbar, das Auto ist schließlich beliebt – entsprechend viele Exemplare sind auf dem Markt.

Mehr Gleichteile, bessere Materialien

BMW wählte wie andere Hersteller auch den Weg der Standardisierung und nutzte daher die UKL2-Plattform für diesen X1, den X2, 2er Active und Gran Tourer sowie Mini Clubman und Countryman. "Ein absolut zeitgemäßer Ansatz, der eine gewisse Effizienz garantiert", pflichtet Meister Wünsch bei. Und fügt hinzu: "BMW hat sich auch der Innenraum-Qualität angenommen. Der erste X1 bekam für seine billig anmutenden Materialien ja gern mal eine auf den Deckel." Stimmt, bei Generation zwei durften die Innenausstatter freier aussuchen. Zudem ist die Bedienung durchdacht, und das Kofferraumvolumen wuchs um 85 auf 505 Liter. Mit umgeklappter Rücksitzbank passen bis zu 1.550 Liter Gepäck in den X1. "Das ist ’ne ganze Menge", murmelt unser Checker und nimmt das glaciersilberne Exemplar genauer unter die Lupe.

Ein Wagen aus 2017, dessen Vorbesitzer ihn als xDrive18d bestellte. Also mit 150 PS starkem Zweiliter-Turbodiesel und Allradantrieb. Zudem ist das serienmäßige Sechsgang- Schaltgetriebe an Bord. Von der langen Aufpreisliste stammen LED-Scheinwerfer, ein Navi mit 6,5-Zoll-Display, Teilledersitze (vorn beheizbar), Leder-Sportlenkrad, das große Panorama-Glasdach, Einparkhilfen vorn und hinten sowie Rückfahrkamera und die elektrisch öffnende Heckklappe. "Volle Hütte", urteilt Meister Wünsch nach einem Blick und erwähnt, dass X1 mit solch üppiger Ausstattung meist nur ein klein wenig teurer sind als einfacher ausstaffierte Exemplare. "Daher lohnt es sich durchaus, bei der Suche mehrere Autos genau zu vergleichen."

BMW X1, Exterieur/Interieur
Dani Heyne
Bremsen: Sie packen gut zu und wurden hier gerade erst erneuert.

Antriebsseitig entspricht der X1 weitestgehend dem Einser, nur dessen schwächste Motorisierungs-Varianten schafften es nicht in den SUV. Alle für den X1 verfügbaren Motoren finden Sie im Kasten oben.

Für Vielfahrer lohnt sich noch immer einer der drei Diesel, wobei bereits die hier verbaute 150-PS-Version gut anschiebt. "Und sie hat das Steuerketten-Problem nicht mehr", fügt Meister Wünsch hinzu. "Bei der ersten Generation des X1 verschliss die Steuerkette des Dieselmotors – Typ N47 – unangenehm schnell. Das Bauteil längte sich und konnte sogar reißen – was zu Motorschäden führte."

BMW bekam das Problem erst im Herbst 2013 in den Griff. "In diesem X1 arbeitet bereits der unproblematische Nachfolger B47, den wir jetzt mal zum Tanz bitten." Gesagt, getan. Der Diesel springt sofort an – und lässt keinen Zweifel daran, welchen Kraftstoff er sich in die vier Brennräume spritzt. "BMW hat die Dämmung des Motorraumes über die Jahre zwar immer weiter verbessert, richtig leise ist’s jedoch nicht." Dafür macht der Vierzylinder einen soliden Job. Er zieht den Fünftürer gut nach vorn und verbraucht dabei zwischen sechs und sieben Liter auf 100 Kilometer. "Komfortabler wird die Fahrt mit dem Achtgang-Automatikgetriebe, das es bei diesem Motor gegen Aufpreis gab", ergänzt Meister Wünsch.

BMW X1, Exterieur/Interieur
Dani Heyne
Solide? Absolut. Der X1 der zweiten Generation kam ohne Kinderkrankheiten aus. Lediglich die Rückrufaktionen sollten dokumentiert sein.

Während er den BMW auf die Hebebühne steuert, werfen wir einen Blick auf die Modellhistorie. Genauer: auf die Liste der Rückrufe, da gab’s ein paar. Klug ist, den Händler des Vertrauens auf diese Punkte anzusprechen. BMW rief den X1 bislang zurück wegen undichter Abgasrückführung, defekter Rückleuchten oder fehlerhafter Airbags. Letztere zündeten eventuell wegen falschen Treibstoffs nicht richtig oder kamen auf der Beifahrerseite nicht aus ihrem Gehäuse – in dem Fall musste sogar der Armaturenträger getauscht werden. Am Doppelkupplungsgetriebe kann zudem ein Stecker abfallen. Folge: Der X1 startet nicht. Wie gesagt, diese Rückrufe sind bekannt, und ihre Erledigung sollte im Serviceheft vermerkt sein.

Technische Mängel? Nicht an diesem X1

Meister Wünsch schaut glücklich aus, als er seinen Unterboden-Check beendet hat. "An diesem vier Jahre alten Modell kann ich nichts Auffälliges finden. Die Bremsen wurden gerade erst erneuert, die Abgasanlage ist super in Schuss, Korrosion oder Undichtigkeiten am Antrieb gibt’s nicht. Ein solider Typ, dieser X1."

Das hat natürlich seinen Preis. Vergleichbare gebrauchte BMW X1 xDrive18d starten in den gängigen Börsen bei knapp unter 20.000 Euro. Dann mit rund 60.000 Kilometern auf der Uhr. Interessant: Benziner gibt’s zum gleichen Kurs.

Fazit

Ein gebrauchter BMW X1 der aktuellen Generation ist Ihr Typ, wenn Ihnen der 1er zu flach und der Mini Countryman zu modisch ist, es für Sie aber dennoch ein Auto aus der BMW-Gruppe sein soll. Und zwar eines mit Bestnoten von den Gebrauchtwagen-Profis. Sie wissen längst, dass die aktuelle Generation des X1 mehr Platz im Innenraum bietet – und die hochwertigeren Materialien. Dafür trägt sie ihre Motoren nicht mehr längs, sondern quer – und besitzt keinen Heckantrieb mehr. Sie bevorzugen Allrad? Dann ist das eh kein Thema. Bleiben nur die hohen Preise.