Nissan Skyline, Mazda RX-7, Toyota Supra
Gebrauchtwagen-Tipps zu den japanischen Coupés

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Alle drei Sportwagen aus dem Land der aufgehenden Sonne haben ihre treue Fangemeinde. Worauf sollten Einsteiger bei Toyota Supra, Mazda RX-7 und Nissan Skyline achten?

Mazda RX-7, Nissan Skyline, Toyota Supra, Frontansicht
Foto: Rossen Gargolov

Wenn man zurückdenkt an all die Autos, die man so gefahren hat im Leben, stechen als erstes die Highlights heraus. Ja, der Toyota Supra war dabei. Ich erinnere mich noch gut an die brachiale Kraft des Turbo-Reihensechsers und an die brachiale Optik mit dem riesigen Flügel am Heck. Auch der Mazda RX-7 hinterließ bleibende Eindrücke. Ein Nissan Skyline war nicht dabei, es gab ihn in Deutschland nie offiziell.

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Nippon-Coupés für Hollywood

Auch der BMW 323i mit 143 PS geistert in meinem Kopf herum, und zwar die Urform E21: Er folgte auf meinen 50-PS-Käfer. Ich fuhr den gebrauchten 3er mit 20, so lange, bis er mir als Student das Geld aus der Tasche zog. Wieso ich das erzähle? Weil auf der Heckscheibe ein kleiner Aufkleber klebte: „Unser ahna foahrt koan Japaner“. Auf deutsch: „Wir fahren keinen Japaner“. Ein VW-Händler in meiner Allgäuer Heimat ließ ihn drucken, er hatte zwei süße Töchter, sie waren in unserer Clique, und natürlich klebten wir auf unsere Autos arg- und sorglos seine Aufkleber. Dabei hatte ich überhaupt nichts gegen japanische Autos.

Und heute? Ebenso wenig. Gerade parken drei heiße Japaner von Toyota, Nissan und Mazda vor mir – alle turbogeil, alle selten, alle zu verkaufen. Also werde ich sie auch alle fahren, was denn sonst? Wer Supra, Skyline und RX-7 sagt, denkt automatisch „The Fast and the Furious“. In der achtteiligen oktangeschwängerten Hollywood-Filmreihe mit Vin Diesel und Paul Walker in den Hauptrollen hatten alle drei Nippon-Coupés einen festen Platz.

Gebrauchter Nissan Skyline R34 GT-T mit 280 PS

Ob Mazda, Nissan oder Toyota, hier stehen drei echte Charakterdarsteller: Der Mazda RX-7 mit seinen Schlafaugen und den schwarzen Heckleuchten ist ein zierliches Auto, er ist nur 4,30 Meter lang und 1,23 hoch. Massiger steht der über 20 Zentimeter längere Toyota Supra da: Mit seinem Bügelheckflügel und der sehr langen Schnauze sorgt er noch heute für Aufsehen. Betont kantig hingegen der nochmals längere Skyline (4,60 Meter) mit seinen Schlitzaugen und den typisch runden Rückleuchten, beim R34 in unterschiedlicher Größe. Sie verwirren den Betrachter: ein Japan-Ferrari?

Nissan Skyline, Frontansicht
Rossen Gargolov
Es reichen die 280 PS, die der Vierventiler heiser fauchend an die hinteren 225er-Hankooks schickt.

Natürlich falsch. Im Charakter ist der Skyline einem BMW M3 ähnlicher: Beim heckgetriebenen GT-T von 1998 mit dem 280 PS starken Reihensechszylinder erinnern die Papierdaten an einen E36 mit 286 PS. Besitzer Markus Lehmann will sich von seinem weißen Turbo-Nissan trennen, denn „mein aus Japan importierter GT-R zu Hause verlangt noch ein paar Tausender als Investition, bis er TÜV hat.“ Markus ist über „The Fast and the Furious“ Skyline-Fan geworden. Er mag Japaner, besitzt noch drei weitere Autos aus Fernost. Was nun? GT-T oder GT-R, R33 oder R34? Der R33 wurde von 1993 bis 1998 gebaut, der R34 bis 2002. Es gab unzählige Modellvarianten, vom Saugmotor bis zum Biturbo, vom Coupé über die Limousine bis zum Kombi. Als Single-Turbo leistet der 2,5-Liter-Motor des R33 von 245 bis 250 PS, im R34 genau 280 PS. Die begehrten GT-R-Modelle mit dem 2,6-Liter-Biturbo sind ebenfalls 280 PS stark.

Zumindest offiziell. Insider wissen, dass über 300 PS ab Werk die Regel waren. Allrad ist beim GT-R obligatorisch, ebenso die Allradlenkung, beides gab es für die Normal-Skyline als Extras. Eine Automatik war für keinen GT-R erhältlich. Dem R34-Topmodell spendierten die Japaner ein standfestes, schwäbisches Sechsganggetriebe von Getrag. Die in Fankreisen vergötterten Sondermodelle heißen R33 Nismo 400 R, R34 GT-R N1, R34 GT-R V-spec II Nür, sowie R34 GT-R M-spec Nür. Das Kürzel „Nür“ steht natürlich für Nürburgring. Die heißeste Version entstand im Jahr 2005 zum 20. Geburtstag von Nismo: Nissan kaufte 20 gebrauchte Fahrzeuge zurück, zerlegte sie bis zur letzten Schraube, spendierte dem RB26-Motor 507 PS und verbaute viele Motorsportkomponenten.

Mir jedoch reichen die 280 PS, die der Vierventiler heiser fauchend an die hinteren 225er-Hankooks schickt. Der Klang macht süchtig, die Kraftentfaltung ist saugerähnlich gleichmäßig. Turboloch? Fehlanzeige.

Toyota Supra Mk IV mit Leistungskit von Blitz

Geschaltet wird mit der linken Hand, die Fünfgangbox gibt sich knackig, mitunter hakelt es. Was aber auch an meiner nicht so üppigen Rechtslenkererfahrung liegen könnte. Kfz-Meister Markus, aktuell als Maschinenbaustudent eingeschrieben, möchte 18.000 Euro für seinen weißen Nissan. „Viele wollen tauschen oder ein anderes Auto in Zahlung geben. Mache ich aber nicht. Unter 16.500 Euro gebe ich den Skyline nicht her.“

Über 30.000 Euro teurer: Der Toyota Supra Mk IV von Hannes Lobsinger. Der Marketingexperte will sich für 49.800 Euro von seinem rechtsgelenkten 1998er Coupé mit seltenem Schaltgetriebe trennen. „Die meisten Autos haben Automatik und sind verbastelt. Mein Facelift-Modell ist fast original, es hat das Getrag-Sechsganggetriebe, die große EU-Bremse, den ausfahrbaren Frontspoiler, das Carbon/Lederlenkrad, das TRD/Bilstein-Fahrwerk, Rota-Felgen und den Leistungskit von Blitz.“ Im Klartext: rund 400 PS statt nur 330.

Klingt gut, also schnell rein ins Cockpit. Der Sechszylinder-2JZGTE klingt bassig aus der Blitz-Abgasanlage. Mit steigender Drehzahl pfeift, singt und dröhnt der Dreiliter gewaltig – speziell bei 3.000 Touren und Teillast gibt es kräftig auf die Ohren. „Liegt auch daran, dass ich die Turbosteuerung umprogrammiert habe“, sagt Hannes. Anstatt nacheinander, bauen die beiden Turbinen gleichzeitig Ladedruck auf.

Toyota Supra, Heckansicht
Rossen Gargolov
Bis 3.500 beschleunigt der gebrauchte Supra ordentlich, danach ungestüm.

Der Effekt: Bis 3.500/min beschleunigt der gebrauchte Supra ordentlich, danach ungestüm. Der rote Bereich beginnt bei 6.700, jetzt muss der nächste Gang rein, was sich knackig-exakt anfühlt. Vor mir ein Tunnel, Banzai! Fenster runter, vom dritten in den zweiten Gang. Vollgas, bei 6.500 hochschalten. Die Schallwelle stürzt zusammen, wird von der Tunnelröhre in die Supra geschmissen. Breites Grinsen. Breit, also breiter als der Nissan, fühlt sich der Toyota auch an. Zusammen mit dem hohen, den Fahrer umschließenden Cockpit fühlt sich der Supra etwas unübersichtlich an. Die über 200 Kilo Mehrgewicht spürt man auch.

Während das Kraftwerk knisternd abkühlt, erzählt Hannes: „Ich habe das Auto kurz nach dem Atomunfall von Fukushima importiert und festgestellt, dass es in der Nähe bei einer Wartung war. Also habe ich den Supra hier auf radioaktive Strahlung testen lassen. Zum Glück war das Ergebnis negativ!“ Für einen vernünftigen Preis würde sich Hannes von dem Coupé trennen. „Leider habe ich zu wenig Zeit, das Auto steht zu viel herum.“ Von den 220 hierzulande registrierten Supra zählt seiner zu den zehn seltenen Facelift-Modellen mit Handschaltung.

Mazda RX-7 mit Fünfgang-Schaltgetriebe

Ausschließlich mit Fünfgang-Schaltgetriebe wurde der Mazda RX-7 angeboten. Die letzte Generation hört auf das Kürzel FD3S und stand in Deutschland nur von 1992 bis 1996 in den Showrooms. Für Besitzer Uli Egetemeir ist der RX-7 „die ultimative Ingenieursleistung. Mein Vater hat beim Daimler die Wankel-Entwicklung aktiv miterlebt.“

Mazda RX-7, Motor
Rossen Gargolov
Ein echter Sonderling: Kreiskolbenmotor mit zweimal 654 Kubik Kammer- volumen, zwei Turbolader in Registeraufladung.

1995 übernahm der Motor-Instandsetzer den 1992er RX-7 von einem Arzt. In 22 Jahren kamen nur 18.000 Kilometer dazu. Aktuell zeigt der Tacho etwas mehr als 33.000 km an. Unfassbar! Auch sonst verströmt der rote Sportler Jahreswagen-Aura. Egetemeir will für seinen top gepflegten Youngtimer stolze 44.999 Euro haben – es gibt keinen teureren RX-7 auf dem Markt, aber wohl auch keinen besseren.

Das unterstreicht der Fahreindruck. Leise summt der nur 1,3 Liter große Zweischeibenmotor im Leerlauf. Einzig die hohe Sitzposition stört mich mit meinen 1,93 Metern Größe. Im Vergleich zu den Viersitzern Supra und Skyline wirkt der Zweisitzer innen enger und dank nur gut 1,3 Tonnen Gewicht auch handlicher als die anderen beiden. Der Mazda gibt sich lammfromm und alltagstauglich. Jetzt aber Fuß aufs Gas! Turbinengleich dreht der doppelt zwangsbeatmete Wankel hoch, klingt heiser und völlig anders als gewöhnliche Hubkolben-Triebwerke. Kurz nach dem roten Bereich bei 7.000/min erinnert eine akustische Warnung an den Gangwechsel.

Worauf man achten muss: Ersatzteilpreise, Lebensdauer

Trotz nur 239 PS fühlt sich der FD3S äußerst flink an. Fahrwerk und Lenkung schaffen schnell Vertrauen, die serienmäßige Differenzialsperre sorgt für top Traktion. Aber aufgepasst, die Reifen sind über 20 Jahre alt – und es fängt an zu regnen. Was fällt noch auf? Alle drei tragen innen eine funktionale, schwarzgraue Plastiklandschaft. Na, immerhin gibt es nirgends Edelholzblenden. ESP ist überall Fehlanzeige, da hilft nur Disziplin und Fahrkönnen, wenn's mal eng werden sollte.

Egal für welches Auto: Die Ersatzteilpreise sind hoch. Für den Nissan gibt es genügend deutsche Spezialisten im In- und Ausland, ein Preisvergleich kann lohnen. Bei allen sind die gängigsten Komponenten lieferbar. Probleme können höchstens einzelne Interieurteile machen. Die Sechszylinder von Supra und Skyline sind für ihre legendäre Haltbarkeit bekannt. Exzessives Tuning kann natürlich die Lebensdauer beeinträchtigen. Hardcore-Fans quetschen 1.000 PS und mehr aus den Reihenmotoren.

Bei Mazdas Kreiskolben-Triebwerk können die Dichtelemente zwischen den Gehäuseteilen schlappmachen. Die Folgen: Leistungsverlust und womöglich ein teurer Motorschaden.

Wer das Blech begutachtet, sollte beim Nissan die vorderen Federbeine, Radläufe und Schweller auf Gammel untersuchen. Speziell Autos aus dem feuchten England sind anfällig. Der R33 ist für Wassereinbrüche an den Rückleuchten bekannt. Mazda und Toyota zeigen sich in puncto Rost unauffällig. In Japan ausgelieferte Supra hatten nur 16-Zoll-Räder mit kleinen Bremsen. Doch viele Autos wurden bereits umgerüstet. Generell sollte gecheckt werden, ob alle Umbauten auch den TÜV-Segen haben.

Vertrauensfrage

Das Rendezvous mit den scharfen Japanern bringt eine Erkenntnis: Vor zwei bis drei Jahrzehnten hatten Mazda, Nissan und Toyota echte Sportwagen im Programm. Aktuell gilt das nur noch für Nissan. Kein Wunder also, dass alle drei PS-starken Youngtimer treue Fans haben und als Gebrauchtwagen immer beliebter werden. Das führt zu steigenden Preisen, denn das Angebot ist je nach Modell dünn bis extrem dürftig. Die günstigsten Autos auf dem Markt sind fast ausnahmslos Rechtslenker: Sie aber verlangen Eingewöhnung und Kompromisse im Alltag. Der Unterhalt kann ins Geld gehen: Alle drei nehmen ordentlich Sprit zu sich, und auch die Versicherungen langen zu. Beim RX-7 mit seinem exotischen Wankelmotor ist traditionell ein Expresszuschlag bei Kraftstoff und Öl fällig. Für Einsteiger lohnt das Surfen in nachfolgenden Internetforen ebenso wie der Kontakt zu Experten in Sachen Import, Reparatur und Ersatzteilen:

http://www.rx7-club-europe.de

http://www.skyline-forum.de

www.toyota-supra.de

www.auto-frey.com

http://jp-importcars.de

http://my-hotwheels.de

http://mps-engineering.de

http://www.tj-imports.com

http://jm-imports.co.uk

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