Honda Jazz 1.3 IMA im Test
Sparsamer Hybrid-Zwerg

Der Honda Jazz 1.3 IMA soll nun auch von der großen Hybrid-Erfahrung des japanischen Autobauers profitieren. Sie soll dem kleinsten Honda-Modell zu ungeahnter Sparsamkeit verhelfen.  Der Test zeigt, was der Jazz-Hybrid wirklich kann.

Honda Jazz 1.3 IMA, Front
Foto: Hans-Dieter Seufert

Honda sieht sich selbst als Marke für Individualisten. Dabei sind es, zumindest auf dem deutschen Markt, nicht die extravaganten Hybrid-Modelle Insight und CR-Z, von denen der Hersteller große Stückzahlen absetzt. Im Regelfall wird beim Händler der Schlüssel eines vor allem günstigen und praktischen Honda Jazz an den Neukunden überreicht.

Nun aber soll der Kleinste aus dem Hause, der Honda Jazz 1.3 IMA, auch als Spar-Pionier Furore machen, denn er ist fortan ab 18.900 Euro (Comfort) auch als Hybrid zu haben. Spender für das Doppelherz ist derGegenentwurf zum Toyota Prius, der Honda Insight. Unter der kurzen Motorhaube des Honda Jazz 1.3 IMA verbirgt sich also eine Kombination aus 1,3-Liter-Benziner und einem Elektromotor. Ihre Kraft können sie gemeinsam oder jeder für sich per CVT-Getriebe an die Vorderräder durchreichen. Das kennt man von Hybriden schon hinlänglich, wobei der japanische Autobauer den rein elektrischen Betrieb auf ganz eigene Weise zelebriert.

Reiner Elektrobetrieb nur unter bestimmten Bedingungen

Denn elektrisches Anfahren oder Rangieren sind weder beim Insight noch beim Honda Jazz 1.3 IMA 1.3 möglich. Trotzdem fährt der Hybrid-Kleinwagen unter bestimmten Bedingungen allein mit der Kraft der 10,3-kW-Elektromaschine. Dazu muss das Auto aber bereits rollen, und zwar in der Ebene oder bergab. Wird nun der Fuß vom Gaspedal genommen, schaltet sich die Zündung des Benzinmotors ab.

Wer jetzt erneut sehr, sehr behutsam Gas gibt, kann die Geschwindigkeit allein mit dem E-Motor halten und mit etwas Übung sogar Tempo zulegen, ohne dass der Vierzylinder anspringt. Dass die Drehzahlmessernadel des Jazz 1.3 IMA im Test nicht auf null fällt – wie man bei abgeschaltetem Benziner erwarten würde -, liegt daran, dass der Motor mitgedreht wird. Das geht zu Lasten der Effizienz, spart aber eine Trennkupplung.

Ungewöhnlich erscheint auf den ersten Blick auch die Zweiventiltechnik des Vierzylinders, die nicht gerade als topaktuell gilt. Aber das Unternehmen geht traditionell eigene Wege, und die Reduktion der Bauteile beim Honda Jazz 1.3 IMA hat durchaus ihren Sinn, denn acht Ventilschäfte erzeugen beim Öffnen weniger Widerstand als 16. Auch bei der Konstruktion der Pleuellager sowie dem Bearbeitungsverfahren der Zylinder wurde der Benziner im Honda Jazz auf möglichst geringe innere Reibung getrimmt.

Honda Jazz 1.3 IMA macht sich an der Zapfsäule bezahlt

Ein Ausbund an Laufkultur und leisem Lauf ist der Honda Jazz 1.3 IMA allerdings nicht geworden. Er vibriert leicht und plärrt, wenn Leistung gefordert wird, ab 4.000/min sogar aufdringlich laut. Hier wäre mehr Schalldämmung angebracht. Abgesehen von den ungehobelten Manieren muss sich der Motor jedoch wenig vorwerfen lassen, denn im Verbund mit dem elektrischen Unterstützer treibt er den Jazz 1.3 IMA bei Bedarf munter voran, wirkt im Test lange nicht so blutarm wie im rund einen Zentner schwereren Insight.

Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob man beim Honda Jazz 1.3 IMA mit gedrückter Econ-Taste unterwegs ist oder nicht. Wird sie aktiviert, schaltet das Motormanagement auf ein besonders sparsames Kennfeld um und beschneidet Leistung sowie Drehmoment um einige Prozent. Zusätzlich hält das stufenlose CVT-Getriebe des Honda Jazz 1.3 IMA die gewählte Übersetzung länger. Das macht sich an der Zapfsäule bezahlt.

Einer der fünf sparsamsten Kleinwagen

Im Mittel konsumiert der Hybrid nur 5,8 L/100 km, womit der Jazz 1.3 IMA zu den fünf sparsamsten Klein- und Kompaktwagen zählt, die in der auto motor und sport-Datenbank erfasst sind. Wer es darauf anlegt, kann den Verbrauch sogar mit wenig Mühe unter die Fünf-Liter-Grenze drücken – beachtlich.

Anders als andere besonders sparsame Autos fordert der Honda 1.3 IMA von seinem Fahrer zudem keine großen Zugeständnisse bei der Alltagstauglichkeit. Durch die zusätzlich eingebauten Aggregate und den Nickel-Metallhydrid-Akku – auf ihn gibt es fünf Jahre Garantie – steigt zwar das Leergewicht um 70 Kilogramm, aber die sehr gute Variabilität und das überdurchschnittliche Raumangebot für die Passagiere bleiben annähernd voll erhalten.

Wie bei den konventionellen Geschwistern lässt sich das Interieur des Jazz dank der klapp- und verschiebbaren Fondbank im Test ruck, zuck vom Personen-Shuttle in einen Sperrgut-Transporter verwandeln. So passen sogar Fahrräder ohne große Verrenkungen hinein. Positiv fällt außerdem auf, wie gut Erwachsene auf der Fondbank sitzen, weil viel Kopffreiheit geboten wird und der Beinwinkel entspannt groß ausfällt. Prinzipiell sitzt man auch vorn gut, doch die Sitze bieten relativ wenig Oberschenkelauflage und nur geringen Seitenhalt. Andererseits ist der Honda 1.3 IMA ohnehin kein ausgeprägtes Fahrdynamiktalent, Sportsitze sind daher kein Muss.

Allerdings besitzt er eine wirkungsvolle Bremsanlage, deren angemessen kurze Anhaltewege sich selbst bei wiederholter Belastung nicht nennenswert verlängern.

Unharmonische Abstimmung

Ein Blick in die auto motor und sport-Datenbank zeigt eindrücklich, wie gut der Honda Jazz 1.3 IMA in den Top Ten der besonders sparsamen Klein- und Kompaktwagen mit Benzinmotor oder Hybrid-Antrieb dasteht. Er muss sich lediglich hinter den wesentlich aufwendigeren und teureren Prius-Hybriden sowie hinter dem viel kleineren Smart Fortwo auf Platz vier einreihen. Ein Beleg, wie gut der vergleichsweise einfach aufgebaute Honda Jazz 1.3 IMA Hybrid funktioniert.

Wo Licht ist, gibt es aber immer auch Schatten. Denn beim Honda 1.3 IMA drängt sich nicht nur der Motor akustisch auf, sondern auch das Fahrwerk, das auf schlechten Straßen Poltergeräusche produziert. Zudem federt es eher unwillig und reagiert vor allem auf kleinere Verwerfungen im Asphalt steifbeinig.

Die Abstimmung ist etwas unharmonisch, denn trotz straffer Auslegung gibt sich der Honda 1.3 IMA bei schneller Kurvenfahrt starken Wankbewegungen hin. Die Lenkung agiert hingegen angenehm leichtgängig und insgesamt unauffällig, kann jedoch an der ausgeprägten Untersteuer-Tendenz nichts ändern. In der Stadt stört vor allem die schlechte Übersichtlichkeit, hervorgerufen durch breite Dachpfosten.

Am Ende bleibt der Honda 1.3 IMA dennoch als erfreulicher Kleinwagen in Erinnerung, dessen größte Stärke – seine Sparsamkeit – ausgezeichnet in die Zeit passt. Und weil er selbst mit Hybrid-Technik in der Anschaffung günstig bleibt, können auch Individualisten mit schmalerem Budget zugreifen.

Vor- und Nachteile
Karosserie
Honda Jazz 1.3 IMA Exclusive
gutes Raumangebot für Passagiere und Gepäck
überdurchschnittlich variabel
bequemer Einstieg
unübersichtlich nach schräg vorn und hinten
Fahrkomfort
einfache Bedienung
bequeme Fondsitzbank
eingeschränkter Federungskomfort
unter Last lauter Benzinmotor
relativ starke Fahrwerksgeräusche
Antrieb
durchzugsstarker Hybrid-Antrieb
keine Anfahrschwäche
leichte Vibrationen
Fahreigenschaften
sicheres, untersteuerndes Fahrverhalten
leichtgängige Lenkung
etwas träges Handling
starke Aufbaubewegungen bei Kurvenfahrt
Sicherheit
wirksame und standfeste Bremsanlage
kein Xenon- oder Kurvenlicht lieferbar
Umwelt
sehr geringer Verbrauch
Start-Stopp-Funktion
Kosten
angemessener Kaufpreis
umfangreiche Ausstattung
nur fünf Jahre Garantie auf den Akku

Fazit

Der Honda Jazz 1.3 IMA gehört zu den sparsamsten Benzinern überhaupt,  außerdem ist er geräumig und sehr variabel. Der mäßige Federungskomfort und das erhöhte Geräuschniveau kosten ihn einen Stern.

Technische Daten
Honda Jazz 1.3 DSi i-VTEC IMA Exclusive
Grundpreis23.190 €
Außenmaße3900 x 1695 x 1525 mm
Kofferraumvolumen379 bis 1320 l
Hubraum / Motor1339 cm³ / 4-Zylinder
Leistung72 kW / 98 PS bei 5800 U/min
Höchstgeschwindigkeit175 km/h
0-100 km/h11,4 s
Verbrauch4,5 l/100 km
Testverbrauch5,9 l/100 km