Hyundai ix20 1.6 im Test
Kleinwagen mit Van-Attitüde

Bei der Entwicklung des Hyundai  ix20 haben es sich die Koreaner nicht unnötig kompliziert gemacht, sondern fix den baugleichen Kia Venga übernommen – und verfeinert. Der 125 PS-Benziner im Test.

0111, ams 25/2010, Hyundai ix20 Blue 1.6 Comfort
Foto: Hans-Dieter Seufert

Gefühlt wird neun Mal im Jahr ein neuer 750.000-Euro-Übersportwagen vorgestellt. Das Rezept ist immer gleich: An einen Gitterrohrrahmen schrauben Techniker Einzelradaufhängungen, hängen einen V8/10/12 vor die Hinterachse, zwirbeln ein paar Turbos dran, damit es für 650 PS und eine Beschleunigung von 2,9 Sekunden auf Nullhundert reicht. Das Ganze überziehen sie mit einer Karbonhülle, errechnen eine Nordschleifen-Rundenzeit von 7,25 Minuten, und alle Zeitenhatz-Freaks sind beseelt. Simpel.

Ganz im Gegenteil zur Entwicklung eines praktischen, bezahlbaren und zuverlässigen Familienautos. Eines, bei dem keinen interessiert, wie viel Zeit es zwischen Hatzenbach und Döttinger Höhe vertrödelt oder wie hoch seine Querbeschleunigung am Aremberg ist. Eines, das sich nicht einfach auf einer Runde bewähren muss, sondern im echten Leben. Eines wie der Hyundai ix20.

Kleinwagen im Van-Format

Einer Klasse lässt sich der 4,10 Meter kurze Viertürer schwer zuordnen – für einen Van ist der Hyundai ix20 zu niedrig, für einen Kleinwagen zu hoch und zu variabel. Mit dem Venga der Schwesterfirma Kia hat der Hyundai ix20 die unklare Positionierung und auch sonst fast alles gemein. Allerdings passten die Hyundai-Designer Front und Heck dem Clan-Stil an und räumten die gute Stube ein bisschen um.

All das bleibt ohne Einfluss auf die Vorzüge des Meriva-Konkurrenten. Zu denen zählt neben dem bequemen Einstieg das für die Abmessungen üppige Platzangebot. Fahrer und Beifahrer reisen auf angenehm hoch montierten, langstreckenbequemen Sitzen. Weil der Hyundai ix20 keinen Mitteltunnel braucht, beherbergt der geräumige Fond auch drei Erwachsene ohne unzumutbare Enge auf den schwach konturierten Rücksitzen. Ihre Lehnen lassen sich in der Neigung verstellen, das ganze Möbelstück asymmetrisch geteilt längs verschieben. Das ergibt in diesem Fall endlich einmal Sinn, weil die Fondpassagiere gut etwas von der reichlichen Kniefreiheit zugunsten des Kofferraumvolumens opfern können.

Hyundai ix20 bietet viel Platz

Auch dort zeigt sich die große Raumökonomie des Hyundai ix20. Trotz 19 Zentimeter weniger Außenlänge als beim Meriva passen mit 440 Liter zehn Prozent mehr in den Standardladeraum, maximal fehlen nur 14 Liter auf den Opel. Allerdings stört die hohe Innenkante, und da sich lediglich die Rücksitzlehnen umlegen lassen, bleibt eine Stufe im Gepäckraum, die nur der volumenreduzierende Einsatz eines Zwischenbodens einebnen kann.

Das bleibt neben der mäßigen Rundumsicht die einzige Einschränkung der Alltagstauglichkeit des Hyundai ix20, der sich für seine Klasse hochwertig einrichtet: Ein bisschen Chrom und Klavierlack blitzt im solide zusammengesteckten Cockpit auf. Mehr noch überzeugt die leichte und logische Bedienung, was ebenfalls für das erfreulich unkomplizierte, optionale Touchscreen-Navigationssystem gilt.

Unharmonische Fahrwerksauslegung

Beim Fahren selbst gibt sich der Hyundai ix20 betont handlich, mit einer leichtgängigen Servolenkung samt variabler Unterstützung lässt er sich mühelos in Parklücken und durch die Stadt kurbeln. Bei höherem Tempo reduziert sich die Unterstützung, doch bevorzugt die Steuereinheit Leichtgängigkeit vor Präzision oder Rückmeldung.

Obwohl niemand ambitionierte Kurvenkratzerei zu den Kernkompetenzen des kleinen Familienautos Hyundai ix20 zählt, stört im normalen Alltag die unharmonische Fahrwerksabstimmung: Ihre straffe Federung lässt den Hyundai ix20 im Test ruppig über kleine Unebenheiten rumpeln und gaukelt Sportlichkeit vor. Jeden Anflug davon vereitelt jedoch die zu schwache Dämpfung, die in Kurven Karosseriewogen verursacht. Schon lange, bevor das die hohe Fahrsicherheit mindern könnte, greift eilig das serienmäßige ESP ein.

Sechsganggetriebe senkt Drehzahl

Erheblicher als die ohnehin unerheblichen Handling-Qualitäten mindert das Fahrwerk den Komfort, bei dem der Hyundai ix20 ansonsten mehr bietet als sein günstigeres Schwestermodell. Während der gleich motorisierte Kia Venga im letzten Test mit hohen Wind- und dröhnigen Motorgeräuschen auffiel, wirkt der Hyundai ix20 besser lärmisoliert. Dabei kann er einen technischen Vorteil umsetzen: sein Getriebe. Im Gegensatz zu Kia verkuppelt Hyundai den 125 PS starken 1,6-Liter-Benziner nicht mit einer Fünf-, sondern einer Sechsgangbox. Mit der kurzen Gesamtübersetzung – fünfter und sechster Gang senken die Drehzahl jeweils nur um 500/min – hilft das leichtgängige und präzise schaltbare Getriebe dem drehfreudigen Saugmotor über seine Durchzugsschwäche hinweg. So kann die unaufdringliche Schaltanzeige im Test schon bei Stadttempo den höchsten Gang empfehlen, gleichzeitig verhindert die gute Laufkultur des Vierventilers zumindest bis 150 km/h allzu aufdringliches Getöse.

Verbrauch des Hyundai ix20 kann nicht begeistern

Damit erweist sich der 1.600er im Hyundai ix20 als temperamentvoller und angenehmer,  nicht aber als sehr sparsamer Motor – trotz des motivierten Einsatzes der Start-Stopp-Automatik. Durch sie ereilt den Hyundai ix20 der Zusatz Blue und ein 400 Euro höherer Grundpreis. Offiziell spart Start-Stopp 0,5 Liter/100 km – neun Gramm CO2/km in neuer Währung. Mit 8,1 Liter/100 km zählt der Testverbrauch jedoch nicht zu den herausragenden Tugenden.

Ganz anders als die üppige Ausstattung mit Klimaanlage und sechs Airbags oder die Garantie über fünf Jahre samt Wartungskostenübernahme. Bis Hyundai ix20-Besitzer zum ersten Mal selbst Werkstattrechnungen bezahlen müssen, dürften wir also die Ankunft von rund 45 weiteren Übersportwagen erwarten. Sie werden das echte Leben bestenfalls streifen. Der Hyundai ix20 wird es meistern.

Vor- und Nachteile
Karosserie
Hyundai ix20 Blue 1.6 Comfort
für die Größe üppiges Raumangebot
gute Variabilität
bequemer Einstieg
solide Verarbeitung
eingeschränkte Rundumsicht
Fahrkomfort
niedriges Geräuschniveau
bequeme Sitze
geringe Bedienkräfte
wirksame Klimatisierung
mäßiger Federungskomfort
Antrieb
drehfreudiger, kultivierter Motor
problemlos funktionierendes Start-Stopp-System
leichtgängige, gut abgestufte Sechsgangschaltung
schwächlich im Durchzug
geringe Reichweite
Fahreigenschaften
sicheres Kurvenverhalten
leichtgängige Lenkung
leichte Seitenwindempfindlichkeit
starke Karosseriebewegungen
Sicherheit
umfangreiche passive Sicherheitsausstattung
wirksame, standfeste Bremsen
passend abgestimmtes ESP
Umwelt
niedriger Norm-CO2-Ausstoß
akzeptabler Testverbrauch
Kosten
reichhaltige Ausstattung
günstiger Kaufpreis
fünf Jahre Garantie
Wartungskostenübernahme für fünf Jahre
hoher Aufpreis für Start-Stopp

Fazit

Hyundai hat das Konzept des Kia Venga veredelt: Der ix20 überzeugt mit besserem Komfort und kultiviertem Antrieb. Wie bisher sind Raumangebot, Variabilität und Kosten Stärken des Konzepts, der Federungskomfort nicht.

Technische Daten
Hyundai ix20 blue 1.6 Comfort
Grundpreis19.100 €
Außenmaße4100 x 1765 x 1600 mm
Kofferraumvolumen440 bis 1486 l
Hubraum / Motor1591 cm³ / 4-Zylinder
Leistung92 kW / 125 PS bei 6300 U/min
Höchstgeschwindigkeit184 km/h
0-100 km/h11,2 s
Verbrauch5,9 l/100 km
Testverbrauch8,1 l/100 km