Jeep Renegade und Mini Countryman im Vergleich
Welcher Klein-SUV hat mehr drauf?

Diese beiden haben keine Angst, wenn es schmutzig wird. Für Schotter, Dreck und Steine sind Jeep Renegade Trailhawk und Mini Cooper SD Countryman All4 gut gerüstet. Doch welcher Klein-SUV hat mehr drauf?

Jeep Renegade, Mini Countryman, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Das lief ja ganz gut für den neuen Jeep. Im ersten Vergleichstest von auto motor und sport landete er hinter dem Skoda Yeti, aber vor dem Dacia Duster und dem Suzuki S-Cross auf Platz zwei. Und jetzt legt er sich mit dem Mini Countryman an. Kann das funktionieren? Selbst dann, wenn der Jeep in der Trailhawk-Variante antritt, weil es den 170-PS-Diesel nur in dieser Ausstattung gibt? Mal sehen, er trifft immerhin auf den Mini Cooper SD Countryman All4 mit 143 PS. Damit Sie richtig verstehen, worum es hier geht, erst einmal ein paar Zahlen: 1.626 und 1.474. Das sind nicht die Jahreszahlen der großen Stadtbrände von Knieritz an der Knatter, sondern die von der Testabteilung gemessenen Leergewichte von Jeep Renegade und Mini Countryman.

Kompakt sind zumindest die Außenmaße, beide sind knapp über vier Meter lang, 4,26 Meter der Jeep, der Mini ist fast 15 Zentimeter kürzer und genau 15 Zentimeter flacher. Das geht aufs Raumangebot, sollte man meinen, ist jedoch nicht so. Jedenfalls nicht, wenn es ums Ladevolumen geht, da haben beide praktisch gleich viel zu bieten, der Vorteil des Renegade besteht hauptsächlich in seiner kantigen Form, die es erlaubt, größere Ladegüter im Heck zu verstauen.

Solche Versuche scheitern beim Mini schon an der vergleichsweise knappen Ladeöffnung, die Rücklehnen klappen sich zudem zu einer ziemlich zerklüfteten Ladefläche, auch das geht beim Jeep besser. Nun werden die wenigsten Käufer ihren Subkompakt- SUV wegen seines Transportvolumens kaufen, sonst hätten sie ja einen Dacia Lodgy oder Renault Kangoo genommen. Wichtiger ist etwa ein möglichst burschikoser Auftritt, das Auge fährt bekanntlich nicht nur im buchstäblichen Sinne mit.

Hier könnte man nun den Jeep-Stylisten vorwerfen, dass sie etwas übertrieben haben. Die vielen grafischen und schriftlichen Hinweise auf die Tradition und Historie der Marke sind vielleicht etwas dick aufgepinselt, dem einen gefällt's, den meisten eher nicht. Der Mini kommt da schon etwas diskreter daher, hier haben die Designer vor allem das Interieur mit allerlei Knöpfchenkram überkandidelt. Beim Exterieur blieben sie freilich etwas zurückhaltender.

Mini Countryman punktet bei den Fahrleistungen

Aber das alles sind nun mal Geschmacksfragen. Kommen wir zur weiteren Hardware. An den Karosserien gibt es noch die eine oder andere Ärgerlichkeit, beim Jeep etwa den extrem unpraktischen Heckklappengriff, an dem man sich selbst am sauber gewaschenen Auto schmutzige Finger holt. Und die dicken A-Säulen, die die Sicht nach vorn empfindlich einschränken. Beim Countryman sind es die übertriebenen Dacheinzüge, die das Raumgefühl im Inneren beeinträchtigen, oder die schlechte Sicht nach hinten durch die viel zu kleine Heckscheibe.

Fahren wir los, und zwar überwiegend auf Asphalt, selbst wenn die Fotos etwas anderes nahelegen. Das ist vielleicht etwas ungerecht zum Jeep, weil der in der Trailhawk-Variante eher für den Offroad-Gebrauch ausgelegt ist. Er hat kürzer übersetzte Achsen und dank der Neunstufenautomatik einen besonders kurzen ersten Gang, eine leicht gesteigerte Bodenfreiheit sowie Allwetterreifen mit höheren Flanken. Das alles macht sich bestimmt auf Schotter gut, ist jedoch auf festem Terrain eher hinderlich. Unverständlich daher, dass Jeep die kräftigste Diesel-Variante nur so anbietet: Trailhawk mit Neunstufenautomatik. Diese Konfiguration hat einen weiteren Nachteil: Sie ist teuer, kostet ab 31.900 Euro, da ist sogar der Countryman mit seinem 143-PS-Diesel und mit Allradantrieb günstiger: ab 29.250 Euro. Addiert man die Automatik für 1.540 Euro dazu, sind beide gleich teuer.

Der Countryman war zum Testzeitpunkt allerdings nur mit Schaltgetriebe verfügbar, ein Vorteil, den er in bessere Fahrleistungen und günstigeren Verbrauch umsetzt. Was aber nicht nur an der passend gestuften und sehr gut schaltbaren Sechsgangbox des Mini liegt, sondern auch am eher enttäuschenden Auftreten der Neunstufenautomatik von ZF im Trailhawk.

Jeep Renegade verbraucht mehr

Womöglich liegt hier die Grenze einer technischen Entwicklung: Braucht die Menschheit tatsächlich Automatikgetriebe mit mehr als acht Fahrstufen? Nach den Eindrücken der Fahrt mit dem Trailhawk liegt die Antwort nahe: Nicht wirklich. Das Getriebe zehrt sehr heftig am Temperament des Jeep- Motors, der träge und unwillig wirkt, es reagiert mal zu hektisch, dann gar nicht; eine harmonische Kombination von Motor und Getriebe sieht anders aus. So wie beim Mini zum Beispiel, weshalb der trotz seines deutlichen Leistungs- und Drehmomentdefizits nicht nur besser geht, sondern auch, wie erwähnt, weniger Treibstoff verbrennt. Der Unterschied ist nicht groß, 0,4 Liter im Testmittel je 100 km, besonders sparsam sind die beiden Klein-SUV ohnehin nicht. In die Nähe der Sechslitergrenze kommt man nur bei betont ökonomischer Fahrt, meist sind es um die sieben, bei schneller Autobahnfahrt eher neun bis zehn Liter Diesel, jeweils mit einem kleinen Vorteil von 0,2 bis 0,5 Litern für den Mini. Nur in einer Disziplin ist der Jeep-Motor besser: Er läuft leiser und kultivierter als der etwas raubauzige Mini-Vierzylinder.

Komfortabler ist ebenso das Fahrwerk des Renegade. Auch wenn der beileibe keine Sänfte ist, federt er dennoch kleine und große Unebenheiten deutlich besser weg als der bekannt holprige Mini.

Dessen straffes Naturell zahlt sich natürlich bei der Fahrdynamik aus, er könnte die sprichwörtlichen Kreise um den Jeep fahren. Was jedoch auch an dessen gripschwachen Allwetterreifen und dem höheren Aufbau liegt. So rutscht er recht früh über alle vier Räder weg, lässt sich dabei jedoch auf Kurs halten, weil das ESP wirkungsvoll einschreitet. Beim Bremsen kann der Trailhawk hingegen nicht überzeugen, er verzögert deutlich schlechter als ein früher gemessener straßenbereifter Renegade.

Mustergültig sicher ist jedenfalls der Countryman, zeigt kaum Lastwechselreaktionen und hat die viel direktere und mitteilsamere Lenkung. In puncto Traktion und Offroad-Tauglichkeit enteilt ihm der Trailhawk dafür deutlich. Was aber nichts daran ändert, dass dieser Test am Ende nicht so gut gelaufen ist für den kleinen Jeep.

Fazit

1. Mini Cooper SD Countryman All4
387 von 1000 Punkte

Der Countryman liegt vorn, weil er die harmonischere Antriebseinheit und das bessere Fahrwerk hat, und er ist sparsamer.

2. Jeep Renegade 2.0 Multijet Trailhawk
367 von 1000 Punkte

Als Trailhawk kann der Renegade auf Asphalt nicht überzeugen, zudem bremst er sehr schlecht und verbraucht mehr Treibstoff.

Technische Daten
Jeep Renegade 2.0 Multijet 4x4 TrailhawkMini Countryman Cooper SD All4 Cooper S
Grundpreis35.000 €29.400 €
Außenmaße4259 x 1805 x 1727 mm4109 x 1789 x 1547 mm
Kofferraumvolumen351 bis 1297 l450 bis 1170 l
Hubraum / Motor1956 cm³ / 4-Zylinder1995 cm³ / 4-Zylinder
Leistung125 kW / 170 PS bei 3750 U/min105 kW / 143 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit196 km/h197 km/h
0-100 km/h9,6 s9,4 s
Verbrauch5,9 l/100 km4,8 l/100 km
Testverbrauch7,8 l/100 km7,4 l/100 km