Manthey Porsche M480 auf 997 GT3-Basis
Rennsportoptimierter Straßen-GT3 im Test

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Enttäuscht war Olaf Manthey angesichts des Serien-GT3 selbstredend nie. Aber etwas leichter dürfte er schon sein, befand der Rennsportstratege und speckte den Porsche 911er ordentlich ab. Zudem wurde der Boxermotor grundlegend modifiziert.

Manthey Porsche GT3 M480
Foto: Frank Herzog

Deutschlands König der Leichtathleten - der Porsche 911 GT3
 
Jedes Kilo weniger und jedes Kilopond mehr kostet: Anstrengung, Arbeit - und Geld. Wenn Menschen am eigenen Leib ab- und an Kraft zunehmen wollen, zahlen sie fürs Fitnessstudio, um sich dort schinden zu dürfen. Ist ein optimales Leistungsgewicht des automobilen Sparringpartners das primäre Ziel der Mühen, gehen die finanziellen Mittel für aufwendige Leichtbau- und Leistungssteigerungsmaßnahmen drauf. So oder so kein leichter Weg zum Erfolg, wenngleich die Schmerzen in letztgenanntem Fall eher monetärer denn muskulärer Art sind. Leichtbau also - und eine gut gesetzte und hoch dosierte Kraftspritze für ein Objekt, dass per se weder über Speck noch über Leistungsmangel zu klagen hat. Geht es im vorliegenden Fall doch um Deutschlands ungekrönten König der Leichtathleten - den Porsche 911 GT3. "Wer einen GT3 des Typs 997 der ersten Generation besitzt und sich nur ungern wegen der zweiten Auflage von diesem trennen will, dem können wir mit unserem 480 PS starken 4,1-Liter-Hubraum-Motor und einem umfangreichen Leichtbau-Paket eine überzeugende Alternative bieten", bringt Nordschleifen-Spezialist Olaf Manthey seine Motivation zum Bau des M480 auf den Punkt. Billiger wird das sportliche Vergnügen in diesem speziellen Fall aufgrund des umfangreichen Maßnahmenpakets zwar nicht - allein der Motor-Kit kostet 46.000 Euro -, andererseits entfällt auch die zuweilen diffizile nähere Kontaktaufnahme mit einem neuen Partner. Und das hat ja nun auch wieder was.

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Seriennahe Rennwagen sind kaum lauter

Aber Spaß beiseite: Mit dem M480 lotet Olaf Manthey seinem Anspruch und seiner Leidenschaft als Rennsport-Spezialist entsprechend das maximal Mögliche für die Straße aus. Wenngleich der mit über drei Grad Sturz und mächtigen, minimal profilierten 325er-Sport-Schlappen an der angetriebenen Hinterachse kompromisslos auf Sport getrimmte Heckmotorsportler für den Alltag eher schlecht gerüstet ist. "Bei zu viel Wasser auf der Straße und den derzeitigen Temperaturen musst du aufpassen", rät denn auch der Erbauer. Toll - bei einem Heimweg von über 300 Kilometern, des nächtens nach dem letzten Vier-Stunden-Rennen in der Eifel. Aber ganz so dick kommt's dann doch nicht: Der Regen hört kurz hinter Koblenz auf, und das harte Fahrwerk wird ebenso schnell zur Routine wie der recht Spurrillenempfindliche Geradeauslauf. Wellige Autobahnpisten sind halt nicht wirklich das Geläuf dieses Rassesportlers. Einzig die Fahrgeräusche sind auf Dauer dazu angetan, selbst hart gesottenen Piloten den Nerv zu ziehen. Seriennahe Rennwagen sind kaum lauter - womit der Charakter des M480 hinlänglich skizziert sein dürfte.

Der Porsche GT3 an sich ist nichts für Weicheier und dieser spezielle schon gar nicht. Also her mit der Rennstrecke. Eigentlich wäre selbstredend die Nürburgring-Nordschleife das optimale Terrain für den ersten schnellen Ausflug mit dem Eifeler M480 gewesen. Aber vom Wetter hatten wir es ja bereits. Bleibt der Sidestep nach Hockenheim. Hier sind die Bedingungen mit 13 Grad Luft und 16 Grad Asphalttemperatur nahezu ideal. Das Barometer notiert 1.025 Millibar. Hier ist der mittels Hubraumerweiterung, modifizierter Kurbelwelle, optimierter Motronik, eigens für Manthey gefertigten Kolben, Laufbuchsen und Kolbenringen sowie Einmassen-Schwungscheibe aus dem Cup-Auto, speziellen Zündkerzen und Sportkupplung auf Trab gebrachte Sechszylinder-Boxer in seinem Element. Mit dem gierig am Gas hängenden und seine 480 Pferdestärken vergleichsweise locker aus dem Ärmel schüttelnden 4,1-Liter-Hochleistungs-Motor gerät die Zeitenhatz zum Vergnügen. Ein Kinderspiel ist sie freilich nicht. Wer die letzten Zehntelsekunden aus dem 1.403 Kilo leichten, hoch drehenden Kraftpaket herausholen will, sollte mit einer leichten Übersteuerneigung umgehen können.

Routinierte Piloten belohnt der M480

Auf der allerletzten Rille hängt der Manthey-Porsche GT3 nämlich durchaus einmal das schmucke, mit einem sehr steil stehenden Flügel bewehrte Heck heraus. Routinierte Piloten belohnt der M480 dann allerdings auch mit einer hinter dem Punkt einstelligen Rundenzeit von 1.09,9 Minuten (Hier finden Sie alle Rundenzeiten in Hockenheim). Ob die auf der Felge gedrehten, laufrichtungsgebundenen 325-mm-Semislicks an der Hinterachse daran einen wesentlichen Anteil hatten, ließ sich nicht dezidiert feststellen. Interessant ist diese Form des Tunings jedoch allemal. Davon abgesehen machen den Manthey- Porsche vor allem die umfangreichen Maßnahmen zur Gewichtreduzierung schnell. 13 Kilogramm lassen sich mit den 19 Zoll großen Alu-Schmiederädern allein an den ungefederten Massen einsparen. 23 Kilo bringt die Titan-Abgasanlage von Akropovic. Kein Wunder also, dass auch der M480 kostet: 196.538 Euro als Gesamtkunstwerk.

Technische Daten
Manthey Motors M480
Grundpreis112.544 €
Außenmaße4445 x 1808 x 1260 mm
Kofferraumvolumen105 l
Hubraum / Motor4098 cm³ / 6-Zylinder
Leistung353 kW / 480 PS bei 8200 U/min
Höchstgeschwindigkeit324 km/h
0-100 km/h3,9 s
Verbrauch13,0 l/100 km
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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten