Mazda 3, Peugeot 308 und VW Golf im Vergleich
Neue Gegner für Wolfsburg

In keiner anderen Klasse sitzt der Primus so fest im Sattel wie bei den Kompakten. Und in keiner zweiten Klasse gibt es so viele Herausforderer. Dieses Mal messen sich die neuen Mazda 3 und Peugeot 308 mit dem VW Golf – alle drei treten mit Vierzylinder-Benzinern um 120 PS gegeneinander an.

Mazda 3, Peugeot 308, VW Golf
Foto: Achim Hartmann

Machen wir es kurz: König VW Golf ist auch dieses Mal nicht zu stürzen. Nicht vom Mazda 3 und nicht vom Peugeot 308. Oder hatte das jetzt ernsthaft jemand erwartet? Dennoch sprechen beide nagelneuen Kompakten zu Recht viele Interessenten an – weil sie auf ihre Art attraktiv sind. Denn beide machen keinen Hehl aus ihrem Charakter.

Nehmen wir zunächst den Mazda 3: Schon das Design offenbart sein Wesen. Die Karosserie ist sportlich zugespitzt, dynamisch fließend, an markanten Stellen plastisch herausmoduliert. Der Testwagen tritt als Sports-Line mit eindrucksvollen 18-Zoll-Rädern an und festigt damit seine Rolle als Athlet im Dreier-Umfeld. 

Mazda 3 als einziger mit Head-up-System

Folglich hält der Mazda 3 es eher mit der legeren Mode, hübscht im Innenraum notdürftig entgratetes Hartplastik immerhin an den gut sichtbaren Stellen mit Klavierlack-Dekor auf. Hochwertigkeit beschränkt sich bei ihm auf den direkt um den Fahrer gruppierten Bedienbereich – etwa die mit einem Chromkranz versehenen Regler der Klimaanlage; sie rasten spür- und hörbar ein. Doch schon die sehr einfachen Türverkleidungen des Mazda 3 halten diesem Niveau nicht stand und bieten außer einer Flaschenmulde nicht einmal Standardablagen.

Den analogen Tacho hat Mazda eingespart, zeigt das Tempo in den Instrumenten nur noch per Zahlen an sowie auf dem Head-up-System. Letzteres ist einzigartig in der Kompaktklasse; leider projiziert es unscharfe Zeichen. Außerdem liest der Mazda 3 während der Fahrt auf Wunsch Facebook-Posts vor, wenn der Fahrer sein internetfähiges Handy mit dem Infotainment-System koppelt. Schon das dürfte für die Generation Smartphone ein Kaufgrund sein.

Peugeot 308 mit Bedienung nach Art des iPad

Auch der Peugeot 308 will sich auf Höhe der App-Zeit zeigen und bietet internetbasierte Zusatzdienste sogar ohne Koppelung des mobilen Telefons an – via UMTS-Datenstick, der erst für 345 Euro erworben und dann in den USB-Schacht gesteckt werden muss. Im Preis enthalten sind zudem die Gebühren für Datenverbindungen und Roaming in 17 europäischen Ländern. Und es erfordert das Navigationssystem Plus, das beim Peugeot 308-Testwagen in Allure-Version serienmäßig ist. In einem so genannten App-Store können viele Zusatz-Funktionen erworben werden, allerdings ist das Vorlesen der Facebook-Posts nicht darunter.

Am Ende der Connectivity-Kette steht der VW Golf. Gegen Aufpreis bietet er lediglich einen WLAN-Zugang an, der ihn zum rollenden Hotspot macht. Doch damit kann man heute einen Smartphone-Junkie nicht mehr locken. Der VW fokussiert sich eher auf einfachste Bedienbarkeit und maximalen Alltagsnutzen. Sein Credo sind praktische Lösungen. So lässt sich die Hutablage unter dem doppelten Ladeboden verstauen. Dieser wiederum wird von kleinen Rasten fixiert – übrigens auch beim Hochklappen, was äußerst praktisch ist. Zudem bietet er die meisten Ablagen und den meisten Platz, ist am besten verarbeitet und hat die umfangreichste Sicherheitsausstattung samt bester Bremsen.

VW Golf ist kein Reisser, aber routiniert

Das mögen alles keine reißerischen Argumente sein. Doch gerade der Ingenieurs-Geist lässt den Golf so durchdacht erscheinen und gestaltet das Leben in und mit ihm einfacher. Der VW macht den Alltag vielleicht nicht bunter, aber Routinefahrten angenehmer, eben weil sich alles dem Diktat der bestmöglichen Lösung unterordnet. Und weil seine Federung mit den optionalen adaptiven Stoßdämpfern einen unerreichten Komfort bietet.

Gerade beim Fahrwerk haben sich die Entwickler des Peugeot 308 den Golf zum Vorbild genommen. Vor allem auf Asphaltaufbrüchen beeindruckt der Peugeot 308 mit ähnlich gutem Schluckvermögen, rollt allerdings geräuschvoller ab. An seine Grenzen stößt das Peugeot 308-Fahrwerk erst bei starker Zuladung – es geht dann bei derben Bodenwellen auf Block und lässt in Kurven deutliche Wankbewegungen zu.

Davon abgesehen ist der kompakte Franzose ein angenehm ruhiger und ausgeglichener Begleiter auf langen Strecken. Sein Cockpit ist schlicht, aber hochwertig gestaltet; bewusst will Peugeot hier eigene Wege gehen und platziert die Instrumente auf dem Armaturenbrett. Das passt vor allem für Sitzriesen gut, denn sie blicken übers Lenkrad auf Tacho und Drehzahlmesser. Andere dagegen verdecken sich mit dem Kranz den Blick auf die Anzeigen teilweise oder ganz und müssen dann das kleine Lenkrad unnatürlich tief stellen. Dessen geringer Durchmesser mag noch als Besonderheit durchgehen, obwohl es an Rennwagen erinnert und damit im eigentlich gediegenen Peugeot 308 wie ein Fremdkörper wirkt. Auch die direkte Übersetzung dürfte unter Kurvenliebhabern durchaus Freunde finden. Doch diese werden sich über mangelnde Rückmeldung durch die starke Lenkunterstützung beschweren.

Mazda 3 und Peugeot 308 im Fond nur zweite Klasse

Der Versuch, sich hier als Dynamiker zu profilieren, konterkariert die Ausgewogenheit des Peugeot 308 – man erwartet eigentlich mehr noble Gelassenheit, zumal in diesem edlen und gleichzeitig modernen Ambiente rund ums Instrumenten-Board. Dass sich die Hochwertigkeit nicht bis zum Handschuhfach durchzieht und auch bei der Verarbeitung des Kofferraumes gespart wurde, ist aber schade und kostet Bewertungspunkte. Zusätzlich muss sich der Peugeot 308 vorhalten lassen, dass beim Umklappen der Rücksitzlehne eine Stufe entsteht und die Hintensitzenden sich nur wie in der zweiten Klasse untergebracht vorkommen: Die massigen Vordersitze kosten Bein- und Fußfreiheit, die Ellbogen stoßen an die seitlichen Verkleidungen.

Auch der in der Länge deutlich gewachsene Mazda 3 kommt bei der Platzausbeute nicht an den großzügig wirkenden Golf heran, doch das ließ bereits sein gedrungenes Äußeres erwarten. Wie im Peugeot 308 fehlt es Großgewachsenen hinten an Beinauflage, während sich die Vorneplatzierten über gut stützende Wangen freuen können. Diese werden goutiert, sobald der Kompakte aus Japan quirlig über die Landstraße fegt. Sein straffes, aber keineswegs hartes Fahrwerk gibt dem Fahrer ebenso jederzeit Rückmeldung über die Griffigkeit des Asphalts wie die präzise Lenkung.Dazu passt das äußerst knackig zu schaltende Getriebe und der gut aufs Gas ansprechende Zweiliter-Vierzylinder, der hier völlig aus dem Rahmen fällt.

Er verfügt zwar über ein Start-Stopp-System samt Rekuperation, muss aber ganz nach alter Schule ohne Turbolader auskommen. Mazda sieht offensichtlich keine Notwendigkeit für Downsizing, will den Verbrauch über innermotorische Maßnahmen senken. Und tatsächlich lässt sich der Mazda 3 nahezu ähnlich sparsam wie der Golf bewegen, unterbietet den Peugeot 308 im Schnitt mit drei Zehntelliter auf 100 Kilometer.

Mazda 3 spurtet langsamer als der Golf

Trotz deutlich später anliegendem maximalem Drehmoment beschleunigt der Mazda 3 auch besser als der Peugeot 308 – und muss sich erst dem VW geschlagen geben: Dessen Turbo-Vierzylinder legt viel motivierter los und schiebt vor allem im mittleren Drehzahlbereich spürbar kräftiger an. Man meint, einen Motor der nächsthöheren Leistungsklasse zu fahren, so groß ist der Unterschied.

Und das steht stellvertretend für den ganzen Vergleichstest. Außer im Kostenkapitel können weder Mazda 3 noch Peugeot 308 den VW schlagen. Gleichstand erringt der 3 noch bei der Umwelt-Wertung, doch überall sonst zieht der Golf davon, deklassiert seine Konkurrenten teilweise gar. Er bietet sowohl die beste Raumausnutzung und einfachste Bedienung als auch die durchdachteste Funktionalität und umfangreichste Sicherheitsausstattung.

Doch der größte Unterschied offenbart sich gerade beim Fahren. Obwohl er mit satten Geräuschen beim Zuwerfen der Türen und angenehmem Widerstand beim Betätigen der Knöpfe und Regler ebenso wie der Lenkung eine gediegene Schwere und Solidität vermittelt, wirkt der Golf in Kurven überhaupt nicht behäbig. Er bietet den besten Federungskomfort und wankt dennoch beim schnellen Ausweichen kaum. Und er erzielt die besten Fahrleistungen, ohne mehr Kraftstoff zu verbrauchen. Klar, dass diese Perfektion ihren Preis hat.

Golf ist Meister im Sowohl-als-auch

Der Golf ist der Meister im Sowohl-als-auch, beherrscht den Spagat am geschmeidigsten, wird zum Konsens-Star, ohne sich selbst untreu zu werden. Auf die Politik übertragen wäre er der perfekte Regierungschef, dem man nur eines vorwerfen könnte: Er will es allen recht machen und verliert dadurch etwas an Ausdrucksstärke.

Gerade durch ihre Andersartigkeit beweisen seine Konkurrenten Charakter: Der Mazda 3 als Sportler mit starker optischer Präsenz, der Peugeot 308 als erster Großserien-Allrounder, der den Bediengedanken von Apple aufgreift – und am Ende nach Punkten weit abgeschlagen hinter dem Golf, aber knapp vor dem Mazda 3 liegt.

Fazit

1. VW Golf 1.4 TSI Highline
528 von 1000 Punkte

Mit deutlichem Abstand liegt der Golf vorne, ist nach wie vor der Geräumigste, Komfortabelste sowie Sicherste seiner Klasse und hat den kräftigsten Motor.

2. Peugeot 308 125 THP Allure
488 von 1000 Punkte

Der neue 308 bietet deutlich mehr Komfort als sein Vorgänger und holt den geringen Vorsprung zum Mazda in den Kapiteln Karosserie und Sicherheit.

3. Mazda 3 Skyactive-G 120 Sport Line
484 von 1000 Punkte

Angesichts des Längen-Zuwachses sind seine Platzverhältnisse enttäuschend. Der 3 gefällt dafür mit hoher Agilität und umfangreicher Ausstattung.

Technische Daten
Mazda 3 Skyactiv-G 120 Sports-LineVW Golf 1.4 TSI HighlinePeugeot 308 125 THP Allure
Grundpreis23.490 €24.350 €23.450 €
Außenmaße4460 x 1795 x 1450 mm4255 x 1799 x 1452 mm4253 x 1804 x 1457 mm
Kofferraumvolumen364 bis 1263 l380 bis 1270 l420 bis 1309 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder1395 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung88 kW / 120 PS bei 6000 U/min90 kW / 122 PS bei 5000 U/min92 kW / 125 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit195 km/h203 km/h202 km/h
0-100 km/h9,9 s9,6 s10,2 s
Verbrauch5,1 l/100 km5,2 l/100 km5,8 l/100 km
Testverbrauch6,9 l/100 km6,8 l/100 km7,2 l/100 km