Mercedes C 200 und CLA 200 im Test
Ist der CLA besser als sein größerer Limousinen-Bruder?

Das CLA Coupé ist zwei Millimeter länger als eine C-Klasse Limousine – und rund zehn Prozent günstiger. Ist der Viertürer auf A-Klasse-Plattform der bessere Mercedes, oder spricht mehr für den klassischen Stufenheck-Benz?

Mercedes C 200, Mercedes CLA 200, ams_2019_25, Exterieur
Foto: Dino Eisele

Sofern Sie etwas älter sind, erinnern Sie sich womöglich an die Aufregung, als zu Beginn der 1980er-Jahre der kleine Mercedes auf den Markt kam. Der 190 wurde als „Baby-Benz“ bezeichnet, er sei kein echter Mercedes und überhaupt viel zu klein und nicht mercedesig genug. Ähnlich war es, als 15 Jahre später die A-Klasse debütierte.

Und nun? Beide Baureihen sind im Mercedes-Portfolio so selbstverständlich und so normal wie der Stern auf der S-Klasse. Richtige Mercedes? Ja sicher. Und sie haben sich in Größe und Performance so sehr angenähert, dass die Frage erlaubt ist: Muss es die klassische Limousine sein, oder ist ein kompaktes Viertürer-Coupé auf Frontantriebs-Plattform womöglich sogar der bessere Mercedes?

Unsere Highlights

Die C-Klasse kommt in Gestalt eines silbergrauen C 200 mit 184 PS, der ab 40.287 Euro angeboten wird. Damit ist er auf den ersten Blick rund 7.000 Euro teurer als ein CLA 200 mit 163 PS, der bei 33.588 Euro startet.

Exclusive mit Sternchen

Allerdings hat der C 200 da bereits die Neungangautomatik an Bord, der CLA 200 mit 163 PS hingegen das serienmäßige Schaltgetriebe. Mit dem Aufpreis fürs Siebengang-DCT schrumpft der Preisunterschied auf weniger als 5.000 Euro. Nicht immer geht es beim Mercedes-Kauf ums Geld, manchmal soll ja das Prestige eine Rolle spielen, da wirkt der C 200 schon um einiges stattlicher, wenn er in der Garagenzufahrt steht. Allein schon wegen des kleinen Mercedes-Sterns, den unser Testwagen auf der Motorhaube trägt.

Mercedes C 200, ams_2019_25, Exterieur
Dino Eisele
Die C-Klasse als klassische Stufenheck-Limousine ist etwas für Traditionalisten.

Den freilich gibt es bei der C-Klasse nur, wenn das Exclusive-Exterieur-Paket für 1.309 Euro dazugebucht wird. Neben dem Stern und der Kühlerattrappe mit drei Chromlamellen umfasst es weiteren Zierrat, 17-Zoll-Alus sowie Agility-Control-Schalter und Selektivdämpfer.

Der CLA 200 scheint kompakter, flacher zu sein, dabei unterscheiden sich die Fahrzeugmaße nur um wenige Millimeter. Wobei der Fronttriebler sogar um ein paar Millimeter länger und breiter ist. Allerdings verfügt er über einen elf Zentimeter kürzeren Radstand und eine sehr flache Dachlinie. Die verschafft ihm die gewünschte Coupé-Anmutung zwar, sorgt jedoch auch für eher spärliche Kopffreiheit im Fond.

Zusammen mit den kleineren Fensterflächen und den großen Vordersesseln stellt sich hinten eine etwas beengte Atmosphäre ein, besser fühlen sich die Fondinsassen jeden falls im C 200. Ansonsten kann sich die CLA-Kundschaft ähnlich gut aufgehoben fühlen, wenngleich es in der C-Klasse etwas luftiger zugeht. Die Sitzmöbel sind von ähnlich hochwertiger Qualität, das Raumangebot ist kaum geringer, die Verarbeitung penibel und hochwertig.

Wer freilich genauer hinschaut, entdeckt im CLA einige billiger wirkende Detaillösungen, etwa die dürren Hebelchen am Lenkrad. Offenbar wird im ungarischen Kecskemét mit etwas spitzerem Rotstift gearbeitet als in Bremen. Dafür verströmt das Interieur mit durchgehendem Flachmonitor und spacigen Luftausströmern mehr zeitgeistiges Flair, während die Kommandobrücke des C 200 mit den beiden Rundinstrumenten und dem aufgesetzten Navi-Monitor etwas altväterlich rüberkommt.

Mercedes C 200, ams_2019_25, Interieur
Dino Eisele
Im Detail ist der C 200 teilweise etwas besser verarbeitet.

Das muss freilich nicht immer ein Fehler sein. Bei der Bedienung etwa zeigt sich die bereits seit 2014 gebaute C Limousine konventioneller, aber zugleich einfacher und intuitiver als das MBUX-Interface des CLA. Auch daran kann man sich gewöhnen, obwohl der sehr aufmerksame und gelehrige Sprachassistent manchmal als etwas übergriffig empfunden wird. Doch das Touchpad in der Mittelkonsole ist gegenüber dem bei der C-Klasse noch verwendeten Dreh- Drück-Rad ein ergonomischer Rückschritt.

Serienmäßig mit Halogen

Trotzdem gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, denn auch das Frontantriebs-Coupé fühlt sich ganz markentypisch an. Die Sicherheits- und Assistenzausstattung zeigt sich auf gleich hohem Niveau, da gibt es so gut wie alles, was derzeit Stand der Technik ist – vieles jedoch nur gegen Aufpreis. So kostet das große Fahrerassistenz-Paket mit der exzellent funktionierenden Distronic sowie aktivem Spur- und Bremsassistenten samt Ausweichfunktion für die C-Klasse 3.034 Euro extra. Beim CLA gibt es das ähnlich umfangreiche Paket schon für 1.797 Euro Aufpreis, auch weil die beiden aktiven Spurassistenten hier serienmäßig an Bord sind – ein weiterer Kostenvorteil für das Viertürer-Coupé.

Mercedes CLA 200, ams_2019_25, Exterieur
Dino Eisele
Der CLA 200 gefällt durch seinen niedrigeren Verbrauch.

Um die passive Sicherheit in den beiden Stern-Autos scheint es also gut bestellt. Umso unverständlicher ist – das werden wir nicht müde zu erwähnen –, dass zwei so teure, hochwertige Fahrzeuge ab Werk mit Halogenscheinwerfern ausgerüstet sind. „Taxilicht“ werden die vergleichsweise trüben Lampen mitunter genannt, weil bei Droschkenversionen häufig auf LED-Licht verzichtet wird. Wer kein Taxilicht will, muss beim CLA mindestens 988 Euro für LED-Scheinwerfer ausgeben, beim C sind mindestens 1.029 Euro vonnöten.

Weitere Zuschläge sind für die Fahrwerke der beiden Testkandidaten fällig: Der C 200 verfügt hier über die Air Body Control mit Luftfederung rundum (1.666 Euro), der CLA 200 kommt mit Adaptivdämpfern für 1.178 Euro. Guter Fahrkomfort zeichnet beide aus, die Unterschiede sind weniger erfahrbar als gedacht. Ja, die C-Klasse rollt etwas feiner ab, sie wiegt sich etwas gefühliger über Unebenheiten. Groß ist der Abstand zum strafferen CLA allerdings nicht.

Dafür zeigt sich das Coupé beim schnellen Kurvenfahren etwas handlicher, fegt lässiger und mit weniger Karosseriebewegung um die Längsachse durch Biegungen. Die Antriebseinflüsse in der Lenkung bleiben erstaunlich zurückhaltend. Der C 200 kann das alles beinahe genauso gut, wirkt jedoch etwas gesetzter, was ja womöglich der traditioneller orientierten Kundschaft behagt.

Mercedes CLA 200, ams_2019_25, Interieur
Dino Eisele
Die Bedienung im CLA erfolgt durch das MBUX-Interface.

Der CLA ist sparsamer

Alles also wenig überraschend bisher, erst im Antriebskapitel lässt der CLA 200 aufhorchen. Bekanntlich verfügt der über den in Zusammenarbeit mit Renault entwickelten 1,3-Liter-Vierzylinder namens M 282. Er läuft im CLA angenehm geschmeidig, die Einsätze der Zylinderabschaltung sind praktisch nicht zu bemerken.

Ebenso fluffig kooperiert der Motor mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, die Schaltvorgänge sind blitzschnell und übergangslos. Selten kommt der Wunsch auf, dem Getriebe mit manuellen Eingriffen auf die Sprünge zu helfen. Das kann im C 200 dagegen schon vorkommen, dessen Neungangautomatik etwas verhaltener schaltet – manchmal könnte es zackiger vorwärtsgehen.

Mercedes C 200, Mercedes CLA 200, ams_2019_25, Exterieur
Dino Eisele
Alles in allem gewinnt der CLA den Vergleich knapp vor dem C 200.

So sind auch die Fahrleistungen des C 200 mit seinem 1,5 Liter großen M 264 trotz der zehn Extra-kW des Startergenerators nur unmerklich besser, er wirkt sogar subjektiv etwas betulicher. Das liegt sicher ebenso am über 100 kg höheren Leergewicht der Limousine. Entsprechend höher ist der Treibstoffkonsum des C 200, der rund einen halben Liter mehr als der CLA 200 verbraucht. Absolut gesehen ist allerdings ein Testwert von 8,1 Litern pro 100 Kilometer für eine 1,6 Tonnen schwere, über 230 km/h schnelle Premium-Limousine ein sehr guter Wert. Bei betont sparsamer Fahrweise kann da schon mal eine Sechs vor dem Komma stehen, auch das kann sich sehen lassen.

Alles in allem sammelt der CLA Pünktchen um Pünktchen, gewinnt am Ende diesen Vergleich, weil er das insgesamt etwas pfiffigere und preiswertere Auto ist. Es darf diesmal also durchaus das Coupé sein.

Fazit

1. CLA 200
465 von 1000 Punkte

Das Coupé ist in diesem Vergleich sparsamer, preiswerter und agiler unterwegs. Dabei zeigen sich Raumangebot und Fahrkomfort ebenfalls auf erstaunlich hohem Niveau.

2. C 200
451 von 1000 Punkte

Ja, der C 200 erweist sich als etwas komfortabler, geräumiger und einfacher bedienbar. Doch er ist das spürbar ältere Auto – für Traditionalisten dennoch die erste Wahl.

Technische Daten
Mercedes CLA 200 Mercedes C 200
Grundpreis38.961 €40.585 €
Außenmaße4688 x 1830 x 1439 mm4686 x 1810 x 1442 mm
Kofferraumvolumen460 l480 l
Hubraum / Motor1332 cm³ / 4-Zylinder1497 cm³ / 4-Zylinder
Leistung120 kW / 163 PS bei 5500 U/min135 kW / 184 PS bei 5800 U/min
Höchstgeschwindigkeit229 km/h239 km/h
0-100 km/h8,3 s8,2 s
Verbrauch5,9 l/100 km
Testverbrauch7,5 l/100 km8,1 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten