Mercedes E 220 T Bluetec vs. Volvo V70 D4
Kombination mit Tradition

Mercedes E 220 Bluetec T-Modell und Volvo V70 D4 verkörpern wie kaum ein anderes Modell die traditionellen Werte der beiden Häuser. Wobei es dieselben sind: Sicherheit, Komfort und Langlebigkeit versprechen beide, der Volvo ist aber ausstattungsbereinigt fast 7.500 Euro günstiger. Kann der E kontern?

Mercedes E 220 T Bluetec, Volvo V70 D4, Seitenansicht
Foto: Dino Eisele

Wenn wir es genau bedenken, trifft hier ein 62 Jahre altes Auto auf eines, das 38 Jahre alt ist. Denn in ihrer Grundidee unterscheiden sich Volvo V70 D4 und Mercedes E220 T Bluetec nicht von ihren Urahnen, dem Duett von 1953 und dem S123 von 1977 (bevor uns nun der vdh, der Verein der Heckflossenfreunde, anschreibt: Die von 1965 bis 1968 gebauten Mercedes Universal auf Basis der Baureihe W110 zählen wir nicht mit). Bei Volvo und Mercedes ging es immer darum, Sicherheit und Komfort einer Limousine mit dem Raumangebot eines Kombis zu verbinden. Die Schweden gingen das Thema weniger bedenkenträgerisch an. Als sie in Stuttgart noch eine fertig entwickelte T-Version des Strichacht verwarfen, kurvte mit dem 145 schon Volvos dritte Kombigeneration durch die Weltgeschichte. 1977 traf der Mercedes S123 auf den Volvo 245. Über fast 40 Jahre und je fünf Modellgenerationen waren die Mercedes-Varianten stets die edleren, die Volvos die praktischeren und etwas günstigeren.

Es findet sich also immer ein Grund, diese beiden großen Kombis und Universaltalente ins Haus zu holen, selbst wenn beide bereits tief im Spätsommer ihrer Modellkarriere stecken. Doch da bekommt der aktuelle Volvo V70 noch einen neuen Antrieb, der 220 Bluetec das Neunstufen-Automatikgetriebe. Dann packen wir mal ein und legen los.

Volvo V70 hat es nicht so mit Dynamik

Beim Volvo Kombi ging es eigentlich nie um Vergnügen, sondern um Sicherheit aus Schwedenstahl. Den verbaut Volvo in der Karosseriestruktur des V70 übrigens in den Qualitätsstufen hochfest, sehr hochfest, extra hochfest und ultra-hochfest. Das Dynamische dagegen ging ihm meist grundlegend ab. So wundern wir uns über die Existenz einer Launch Control mit Turbovorladung, die den Volvo V70 D4 nun besonders eilig aus dem Stand herausstemmen soll. Sie ist der neuen Achtstufenautomatik für 2.250 Euro Aufpreis einprogrammiert und von geradezu unfassbarer Überflüssigkeit.

Bei Vollgas nämlich zerrt der Volvo V70 D4 mit der Wucht seines Zweiliter-Diesels in der Lenkung. Es ist der neue Modularmotor, der mit zwei sequenziellen Turboladern losprustet und mit 2.500 bar direkteinspritzt. Nicht sehr dezent übrigens, aber das Dieselgrollen wirkt weniger aufdringlich als die Nagelei des 2,1-Liter-Biturbos im E 220 Bluetec.

Der nennt sich anderswo in der Palette nur noch "d", aber auch dann bleibt er der nicht gar so ruhmreich gealterte OM651, der sich bessere Manieren nun nicht mehr aneignen wird. Wenngleich er sein maximales Drehmoment nur unwesentlich früher auf ein Hochplateau von 400 Nm über null gewuchtet hat, legt er energischer und mit weniger Anfahrschwächeln los als der Volvo V70 D4.

Dabei profitiert der Mercedes E 220 T Bluetec natürlich von den knappen Gangsprüngen der neuen Automatik. Die scheint sehr stolz auf ihre neun Stufen, schaltet begeistert und auf der Autobahn häufig auch recht unnötig hin und her, lässt den Motor drehen statt auf seinen Durchzugsdruck zu vertrauen.

Volvo V70 D4 mit Eco-Modus

Das kann dem Achtstufenautomaten im Volvo V70 D4 durchaus auch passieren, wenn es flotter vorangehen soll. Viel besser passt da der Eco-Modus, in dem das Getriebe früh und weich durch die Gänge wechselt, ab Tempo 50 beim Gaswegnehmen in den Leerlauf schaltet und den schwedenstählernen 1,8-Tonnen-Brocken einfach rollen lässt.

Das entspricht dem Charakter des Volvo V70 D4 besser, an dem kein Handlingtalent verloren ging – auch nicht mit dem herb abgestimmten Sportfahrwerk des Testwagens (500 Euro). Es ruiniert den Komfort recht grundlegend, doch unverändert früh und stur schubbert der Volvo über die Vorderräder der Kurvenrandbegrünung entgegen. Auf die Teilnahmslosigkeit der Lenkung hat das Set-up eh keinen Einfluss.

Mercedes punktet bei Komfort und Platzangebot

Der Mercedes E 220 T Bluetec kurvt nun auch nicht fescher über Land, hat aber eine Lenkung mit mehr Präzision und Rückmeldung. Dazu ist er in all seiner Beschaulichkeit viel komfortabler. Mit der optionalen Luftfederung (1.345 Euro) überflauscht er leer wie beladen selbst herbe Stöße. Es gibt zudem einen Modus, der sich Sport nennt und die Dämpfung strafft, doch selbst dann federt der Mercedes E 220 T Bluetec noch besser als der Volvo V70 D4.

Beim Platzangebot ist der Mercedes E 220 T Bluetec ebenfalls überlegen – was allerdings auch in den 9,1 Zentimetern mehr Außenlänge gründet. Und das eigentlich ebenso wenig eine echte Rolle spielt wie das noch etwas enormere Ladepotenzial der E-Klasse. Bedeutsamer mag da eher die Einrichtung sein, wobei da die etwas straffen Mercedes-Polster ebenso zur Firmenfolklore zählen wie die kuschelig-breiten Sessel im Volvo V70 D4. In dessen Fond haben sie ein knautschiges Ledersofa mit zwei integrierten Kindersitzen geräumt, auf dem Erwachsene bequemer reisen als im Mercedes E 220 T Bluetec. Auf dessen breiter Dreierbank stört die flach geneigte Lehne.

Integrierte Kindersitze gibt es für den Mercedes E 220 T Bluetec ebenfalls. Überhaupt ist die Liste des Sicherheitsbestandes noch etwas umfassender als beim schon sehr sorgsam unfallgeschützten Volvo V70 D4. Allerdings könnten beide vehementer bremsen. Dagegen kurven sie so sorgsam durch die Fahrsicherheitstests, wie man es erwartet.

Bedienung in beiden verbesserungswürdig

Damit sind beide auf Jahre hinaus noch zeitgemäß, was sie auch sein müssen. Noch vor der E-Klasse rangiert der Volvo V70 D4 in Statistiken von Online-Autobörsen als das Modell mit der höchsten Kilometerlaufleistung. 20 Jahre hält ein Volvo im Schnitt – im Fall des Volvo V70 D4 dürfte das etwa ausreichen, um sich mit der komplizierten Bedienung vertraut zu machen. Das aktuelle Tastenwirrwarr ersetzt beim neuen V70 dann nächstes Jahr ein Touchscreen.

Jetzt gewinnt der Mercedes E 220 T Bluetec die Bedienwertung. Was sonst selten passiert, denn auch Comand ist umstandskrämerisch und verschachtelt aufgebaut. Den Gesamtsieg holt der Mercedes E 220 T Bluetec trotz höheren Preises und kargerer Ausstattung: Volvo V70 D4 und T-Modell mögen dieselbe Grundidee habe, aber der Mercedes setzt sie eben eine Idee besser um.

Fazit

1. Mercedes E 220 T Bluetec Elegance Automatik
421 von 1000 Punkte

Mit feinerem Komfort, noch enormerem Raumvorkommen und der einfacheren Bedienung holt das T-Modell den Sieg. Dass der Mercedes E 220 T Bluetec teuer ist, wussten wir ja schon.

2. Volvo V70 D4 Momentum
410 von 1000 Punkte

Da ist die Sache mit der rumpeligen Federung, die am bemühten Handling nichts ändert. Das stört erheblich am geräumigen, sicheren und gut ausgestatteten Volvo V70 D4.

Technische Daten
Mercedes E 220 Bluetec T EleganceVolvo V70 D4 Black Edition
Grundpreis52.044 €45.950 €
Außenmaße4905 x 1854 x 1507 mm4814 x 1861 x 1547 mm
Kofferraumvolumen600 bis 1855 l575 bis 1600 l
Hubraum / Motor2143 cm³ / 4-Zylinder1969 cm³ / 4-Zylinder
Leistung125 kW / 170 PS bei 3000 U/min133 kW / 181 PS bei 4250 U/min
Höchstgeschwindigkeit222 km/h220 km/h
0-100 km/h8,9 s8,5 s
Verbrauch5,1 l/100 km4,5 l/100 km
Testverbrauch7,5 l/100 km7,6 l/100 km