Mercedes GLK 300 4Matic im Supertest
Kann der GLK mehr als gut aussehen?

Mercedes will mit dem GLK 300 4Matic nicht nur auf der Straße spitze sein, sondern er soll auch wie seine Konzernbrüder G, GL und ML im Gelände eine gute Figur machen. Ob das klappt?

Kann der GLK mehr als gut aussehen?

Zumindest in Europa muss man nicht lange erklären, welche Allradkompetenz bei Mercedes zu finden ist: G-Modell und Unimog stehen seit Jahrzehnten als Garanten für ausgezeichnete Geländefähigkeiten. Auch die jüngeren Geschwister ML und GL können, wenn sie sollen: Mit Offroadpaket samt Untersetzung und höhenverstellbarem Fahrwerk mischen sie in ihrem jeweiligen Segment ganz vorn mit, sobald Talente abseits der Straße gefordert sind. Eine ansehnliche Familie, in die das neue SUV-Nesthäkchen da hineingeboren wurde.

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Untersetzungsgetriebe oder Achssperren gibt es nicht beim Mercedes GLK

Aber auch eine Verpflichtung – schließlich wollen die Schwaben den GLK schon ausweislich der Form als Stollenritter verstanden wissen, der nicht nur tut, als ob. Allerdings trägt er dabei eine gewisse Konstruktionsbürde mit sich: Hilfsmittel wie die großen Geschwister – Untersetzungsgetriebe, Achssperren oder wenigstens ein höhenvariables Fahrwerk mit viel Bodenfreiheit – gibt es nicht. Der GLK benutzt die aktuelle C-Klasse als Organspender und verwendet auch dessen Allradsystem samt zentralem Verteilergetriebe – alles Übrige muss die Elektronik richten. Die findet sich unter anderem in Form des Offroad-Technik-Paketes für 702 Euro in der Preisliste. Damit bekommt der GLK zwei Zusatzschalter in der Mittelkonsole, die ihn abseits der Straße fitter machen sollen: Die Bergabfahrkontrolle, bei Mercedes DSR genannt, lässt sich mittels Tempomat auf die gewünschte Geschwindigkeit einstellen. Der zweite Schalter aktiviert die Offroadprogrammierung des Wagens: Damit wandelt sich unter anderem die Kennlinie des elektronischen Gaspedals, das dann weniger sensibel anspricht. Außerdem werden ABS und Traktionskontrolle jeweils auf mehr Radschlupf angepasst, um beim Bremsen kurz blockierende Räder zu ermöglichen und beim Wühlen mehr Kraft zu den Rädern zu lassen.

Die Programmierung des Automatikgetriebes wird ebenfalls adaptiert, damit man die Gänge weiter ausdrehen kann. Außerdem wird das Getriebe um einen Schalter zur manuellen Gangwahl ergänzt – so bestimmt der Fahrer im Gelände, welche Stufe am besten geeignet ist. Ein nettes Feature in Verbindung mit dem Comand-System: Dort lassen sich auf dem Monitor ein Kompass sowie GPS-Daten, Höhenangaben und der Lenkeinschlagwinkel anzeigen – das kannten wir bislang nur von VW. Zusatznutzen des Offroadpaketes ist ein kompletter Unterbodenschutz aus leichtem, aber dennoch extrem schlagfestem Kunststoff. Eine weitere Besonderheit des GLK ist sein aktives Fahrwerk namens Agility Control, ebenfalls aus der C-Klasse übernommen. Dabei arbeiten die Dämpfer situationsabhängig: Bei schneller Fahrt oder in Kurven sind sie straffer, auf schlechtem Untergrund bei geringem Tempo reagieren sie geschmeidiger und erlauben mehr Radbewegung.

Offroad-Styling-Paket für den Mercedes GLK nur Option

Das funktioniert zumindest auf der Straße erstaunlich gut, wo der GLK sowohl in Sachen Sportlichkeit als auch beim Fahrkomfort gegenüber der süddeutschen Konkurrenz mit Audi Q5 und BMW X3 überzeugen kann. Etwas kurios wird es, wenn das Offroad-Styling-Paket auf der Wunschliste steht: Es beinhaltet nicht nur Unterfahrschutz-Imitate an Front und Heck, sondern auch unterschiedliche Reifengrößen an Vorder- und Hinterachse. Für den Supertest stellten wir den GLK auf A/T-Reifen in Einheitsgröße. Übrigens: Wer den Benz schnellstmöglich haben möchte und auch ins Gelände will, muss dieses Paket nehmen – bis Mitte 2009 werden alle GLK mit offroadtauglicher Ausstattung so ausgeliefert. Vor diesem Zeitpunkt gibt es zudem ausschließlich Sechszylinder. Wer also das Basismodell 220 CDI kaufen möchte, muss sich noch bis zum zweiten Quartal des nächsten Jahres gedulden.

Kann die Elektronik alles richten? Sie kann nicht, das zeigt auch dieser Supertest erneut: Gewisse technische Fertigkeiten lassen sich einfach nicht simulieren. Aus einem sportlich-straffen Pkw-Grundkonzept kann man ebenso wenig ein gut verschränkendes Fahrwerk zaubern wie sich mit automatischem Bremseingriff Achssperren ersetzen lassen. Das ist alles nicht neu, dem GLK muss man allerdings attestieren, dass der seine Arbeit für SUV-Verhältnisse recht passabel bewältigt. In der Vorserienphase haben Mercedes-Techniker auch geheime Runden auf unserem Supertest-Areal gedreht, um die Regelsysteme an die Supertest-Bedingungen anzupassen. Das hat jedoch nicht in jeder unserer Testsektionen geholfen, denn den einen oder anderen Patzer hat sich der schmucke Daimler geleistet. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Elektronik im Vergleich zu der im großen Bruder GL, der vor zwei Jahren durch den Supertest fuhr, merklich feinfühliger und wirksamer arbeitet.

Fazit

Die elektronischen Fahrhilfen können viel, aber aus einem GLK keinen G zaubern. Das neue SUV vom Daimler trägt schwer an der Pkw-Bürde seiner Plattform, die ihm über die gesamte Fahrzeuglänge eine viel zu geringe Bodenfreiheit beschert. Fester Boden unter den Reifen muss also sein, sonst sitzt der Baby-Benz schnell auf. Den Supertest hat der GLK dank guten Handlings und ordentlicher Performance an den Steilhängen jedoch vergleichsweise gut bestanden.

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