Mini Clubman vs.Mini Countryman
Kombi oder SUV: Welcher ist der bessere Cooper?

Golfschläger für den Country-Club passen in beide Mini, doch trotz weiterer Gemeinsamkeiten sind die Schwestermodelle Countryman und Clubman ziemlich unterschiedlich.

Mini Clubman, Mini Countryman, Exterieur
Foto: Achim Hartmann

Dass die Mini so mini schon lange nicht mehr sind, ist selbst auf Fotos unverkennbar. Zum Crossover-SUV Countryman heißt es auf der Website des Herstellers: "unser größtes Modell" – aber auch der Clubman hat mit Kleinwagen nichts mehr zu tun. Denn anders als der Basis-Mini gehören die beiden mit knapp 4,30 Metern zur Kompaktklasse (Golf VIII: 4,28 m, Mini Zweitürer: 3,82 m). Allein das legitimiert schon die Frage, welche der Mini-Versionen was besser kann – zumal auch der rote Clubman mit seiner Kastenform Alltagstalente vermuten lässt.

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Vor allem will er aber der Coole von der Schule sein, der den abgefahrensten Rucksack und auf Wunsch sogar Rallyestreifen trägt. Das Stilbewusstsein muss jedenfalls die treibende Kraft bei der Entscheidung für die getrennten Hecktüren gewesen sein, denn selbst lange Überlegungen bringen keine nennenswerten Vorteile zutage. Okay, auch Großgewachsene können sich daran den Kopf nicht wie an einer Klappe stoßen. Aber sonst? Sonst soll das einfach nur cool sein – und das ist unabhängig vom eigenen Eindruck (fast) immer unterstützenswert.

Mini Clubman, Mini Countryman, Exterieur
Achim Hartmann
Der Countryman ist 11,6 cm höher, 3,3 cm länger und 2,2 cm breiter; Union-Jack-Rückleuchten hat der Countryman erst ab dem Facelift.

Jedenfalls müssen die Designer ganz schön dafür gekämpft haben, denn umsonst gibt’s die "Split Doors" nicht. Der Preis? Die Sicht nach hinten wird durch die Streben in der Mitte verschlechtert, die zwei Heckscheibenwischer decken nur kleinere Flächen ab, noch dazu muss immer zuerst die rechte Tür geöffnet werden. Aber mit im Dorf verbliebener Kirche kann das Fazit trotzdem "Passt schon" lauten.

Vorne tragen beide ein für das Mini-Gefühl prägendes Bauteil: die steile Windschutzscheibe. Die wirkt für den Fahrer unüblich klein, vor allem ist sie recht weit von ihm entfernt. Ganz wichtig sind auch die aus Kunststoff gefertigten Retro-Schalter oder die auf der verstellbaren Lenksäule montierten Rundinstrumente.

Alles kostet extra

Mini Clubman, Interieur
Achim Hartmann
Ein 6,5-Zoll-Touchscreen ohne Navi-Funktion ist zwar dabei, wer aber etwa kein Kunststofflenkrad in der Hand haben möchte, muss schon 234 Euro extra zahlen, selbst die Mittelarmlehnen vorne kosten 146 Euro.

Gemein haben die beiden außerdem, dass sie auf der BMW-Plattform UKL2 (UKL: "untere Klasse") stehen, so wie zum Beispiel auch der aktuelle Einser. Eine weitere Gemeinsamkeit ergibt sich bei der Ausstattungsbewertung: Das darin beste Auto bekommt dafür pauschal zehn von zehn Punkten. Die ergattern in diesem Fall beide – aber nur, weil sie serienmäßig gleichermaßen minimalistisch ausgerüstet sind.

Okay, ein 6,5-Zoll-Touchscreen ohne Navi-Funktion ist zwar dabei, wer aber etwa kein Kunststofflenkrad in der Hand haben möchte, muss schon 234 Euro extra zahlen, selbst die Mittelarmlehnen vorne kosten 146 Euro – bei Grundpreisen für die Cooper-Modelle mit Vorderradantrieb von über 26.000 (Clubman) und 28.000 Euro.

Zum Juli hat sich mit der Mehrwertsteuersenkung die Preisgestaltung etwas geändert: Der Clubman ist 100 Euro teurer geworden, dafür sind jetzt LED-Scheinwerfer inklusive, die zuvor noch eine 900-Euro-Option waren. Der Countryman geht diesen Monat mit einem kleinen Facelift an den Start, womit der Bruttopreis um 256 Euro steigt. Dafür gibt’s etwa neue Stoßstangen, zudem zählen ein Lederlenkrad und auch die LED-Lichter jetzt zum Serienumfang.

Unverändert gilt jedoch: Die Aufpreise für Extras sind nicht überheblich, aber es läppert sich schnell – unsere Testwagen kosten jeweils rund 45.000 Euro. Das ist für Kompaktmodelle schon eher weit über "ziemlich viel", besonders wegen des 1,5-Liter-Dreizylinders mit 136 PS.

Nun ist der grundsätzlich kein Schlechter: aufgeweckter Turbo, immerhin 220 Nm und gut 200 km/h Höchstgeschwindigkeit, dazu ein sauber abgestimmtes Siebengang-DKG und recht genügsame Testverbräuche von rund 7,5 l/100 km. Nur passt die Motorspezifikation nicht ansatzweise zu den Testwagenpreisen. Immerhin können wir so den Volumenmotor und fast alle Annehmlichkeiten aus den 60-seitigen Preislisten testen.

Mini Countryman, Rückbank
Achim Hartmann
Pflichtprogramm für den Countryman ist die um 13 cm verschiebbare Rückbank. Für 292 Euro übertrifft er damit entweder die ordentliche Beinfreiheit im Clubman-Fond, oder alternativ kann der Kofferraum deutlich wachsen.

Die Kameras etwa: 360-Grad-Ansichten gibt es nicht, dafür selbst bei schlechten Lichtverhältnissen noch anständige Bilder. Die Head-up-Displays projizieren auf ausfahrende Kunststoffscheiben; ergo sind die Infos nicht so direkt im Blickfeld, wie es mit Frontscheibenprojektion der Fall wäre. Auch eher eine Kompromisslösung: Der Abstandstempomat erlaubt jeweils maximal 140 km/h, dafür kann er mit Doppelkupplungsgetriebe auch im Stop-and-go-Verkehr unterstützen.

Pflichtprogramm für den Countryman ist die um 13 cm verschiebbare Rückbank. Für 292 Euro übertrifft er damit entweder die ordentliche Beinfreiheit im Clubman-Fond, oder alternativ kann der Kofferraum deutlich wachsen: von 357 auf 566 Liter, 360 sind es beim Clubman. In beiden Modellen werden die Hintensitzenden via eigenem Ausströmer mit Frischluft versorgt.

Nicht wild, aber engagiert

Verstelldämpfer sind für 487 Euro erhältlich, die Testautos sind allerdings nicht damit ausgerüstet. Kein Problem, denn die gewählte Abstimmung passt ohnehin gut zu beiden Mini. Zwar zeigt bei flotter Fahrt weder der eine noch der andere ein aggressives Handling, doch über die angestrafften Fahrwerke und direkten Lenkungen suggerieren beide erweiterte Athletik – wenngleich sie diese in den Fahrdynamiktests nicht bestätigen.

Obwohl der Countryman sich ausgeprägtere Karosseriebewegungen erlaubt, fährt er fast auf Augenhöhe um die Ecken. Der höhere SUV-Schwerpunkt muss aber kompensiert werden, in der Konsequenz fühlt sich der Countryman straffer und hibbeliger an.

Mini Clubman, Interieur
Achim Hartmann
Etwas kleinerer Dreh-Drück-Steller im Clubman, dafür ist dieser hier besser erreichbar. Vor dem Schalthebel sind die aus Kunststoff gefertigten Retro-Schalter zuhause.

Weitere Anpassungen bedingt die erhöhte Sitzposition: Um die Armlehne auf passender Höhe zu positionieren, fußt sie auf einem eigenen Sockel. Im Ergebnis sitzt man auch im Countryman ziemlich bequem, nur muss das Handgelenk stark angewinkelt werden, um von der Lehne aus den Dreh-Drück-Steller zu erreichen.

Zusammen mit den umliegenden Direktwahltasten sorgt er jedoch dafür, dass die Bedienung grundsätzlich eine runde Sache ist. Der Monitor ist zwar recht klein, dafür bietet er als Touchscreen Bedienredundanz. Praktisch sind zudem die konfigurierbaren Favoritentasten und die klassische Klimasteuerung.

Weil das – wie vieles – für beide gilt, gewinnt der SUV den Country-Club-Vergleich vor allem wegen seiner geräumigeren Karosserie. Der Clubman fährt dafür etwas komfortabler und sportlicher, ohne unpraktisch zu sein. Und er sticht mit einem Design heraus, das keiner nachmacht – obwohl es die Kastenkombiform plus Split Doors bei Mini schon gab, als das Standardmodell noch kaum länger als drei Meter war.

Fazit

1. Mini Countryman Cooper
414 von 1000 Punkte

Die praktischen Vorteile seiner höheren Karosserie spielt der bequeme Countryman hier voll aus. Zudem ist er speziell wegen seiner verschiebbaren Rückbank variabler nutzbar.

2. Mini Clubman Cooper
411 von 1000 Punkte

Etwas sportlicher und komfortabler, dazu anständige Platzverhältnisse. Und: Kleine SUV gibt’s zuhauf, dagegen tanzt der Clubman mit Split Doors optisch aus der Reihe.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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