Mini Coupé, Peugeot RCZ und VW Beetle im Vergleich
Selbstzündende Fünf-Liter-Trend-Mobile

Lange nichts von den einst heftig herbeigeforderten Fünf-Liter-Autos gehört. Wie es denen so geht? Bestens. Sie pflegen einen sportlichen, trendbewussten und als Diesel sehr genügsamen Lebensstil – wie Mini Cooper SD Coupé, Peugeot RCZ HDi und VW Beetle TDI beweisen.

Mini Coupé, Peugeot RCZ, VW Beetle, Heckansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

In unserer beliebten Reihe "Gar nicht zu Unrecht vergessene Technik" erinnern wir nun an die SNA. Die hieß vollständig Schwung-Nutz-Automatik und knipste 1994 beim VW Golf III Ecomatic den Motor aus, wenn der Pilot den Leerlauf einlegte – auch während der Fahrt. Das war – höflich formuliert – gewöhnungsbedürftig, drückte aber den Verbrauch auf rund fünf L/100 km und zählte zu den netteren Möglichkeiten, ein Sparauto zu fahren. Kein Wunder, dass Politiker damals Steueranreize für Fünf-Liter-Autos forderten. Heute liefern Mini Cooper SD Coupé, Peugeot RCZ HDi 160 und VW Beetle 2.0 TDI selbst genug Anreize, sie zu steuern – und verbrauchen auf der Sparrunde doch weniger als fünf Liter/100 km.

Und jetzt los – in den Frühling beschleunigen. Wir sind schließlich zum Spaß hier.

Mini Coupé setzt ganz auf Agilität

Das gilt besonders für das Mini Coupé, das die noch unvernünftigere Spaßvariante eines unvernünftigen Spaßautos darstellt. Und so sehr wir den normalen Zweitürer schätzen: Erst das Coupé maximiert das Mini-Prinzip, minimiert dazu zunächst, was keiner bei dem britischen Kleinwagen-Clan sucht: Platz – er beschränkt sich auf ein niedriges, schummriges Kabäuschen für zwei. Sie sitzen tief und ausreichend bequem, aber wegen kleiner Fenster mit wenig Aussicht. Als Peilkante beim Rangieren hilft zumindest der hochklappbare Heckflügel.

Er reckt sich gegen Auftrieb, wenn er bei Tempo 80 hochflappt. Bei optimaler Beschleunigung aus dem Stand also schon nach sechs Sekunden, so energisch wie der Zweiliter-Turbodiesel voranzerrt. Die Übersetzung der präzisen Sechsgangbox passt für sachte Spartouren ebenso wie für flitziges Landstraßentoben. Dafür ist das Coupé gemacht: Mit dem Roadster teilt es sich das Unterzeug, bekommt dessen verwindungsfestigende Verstärkungen, dazu noch die Stabilität des fixen Stahldaches.

Mit der Karosseriesteifigkeit steigert der Mini sein Handlingtalent, wirft sich mit der sehr direkten, rückmeldungsintensiven Lenkung noch ansatzloser in Kurven als seine Verwandtschaft. Wegen des Lastwechselschwänzelns, dem spät eingreifenden ESP und der trockenen Federung braucht der Mini etwas mehr Aufmerksamkeit als der Beetle, fährt aber dafür eben wie ein echter Mini und nicht wie ein umkostümierter Golf.

Ja, das Coupé sollte besser bremsen, mehr zuladen können, ordentlicher eingeräumt und solider sein. Es federt rumpelig, ist teuer und karg ausgestattet. Aber schon weil es als Cooper SD mit vier L/100 km über die Verbrauchsrunden kommt, entgeht es der Kritik seiner reinen Unvernunft.

Peugeot RCZ macht auf Sportwagen

Mitunter offenbaren kleine Details den Charakter eines ganzen Autos. Feiern wir das Single-Funktionslenkrad des RCZ. Während inzwischen fast alle anderen Autos über ihre multifunktionalen Lenkräder bevorzugt Telefone, Navigationssysteme oder Musikanlagen zu bedienen scheinen, lässt sich am Volant des RCZ nur eines steuern: das Auto.

Er mag es pur, der 2+2-, nein, eigentlich 2+0-Sitzer. Denn trotz Isofix-Anker an der Rückbank – für deren optimistischen Einbau wir die Peugeot-Konstrukteure sehr bewundern – könnte da hinten selbst dann niemand sitzen, wenn es gelänge, überhaupt in den Fond zu kommen. So beschränkt sich die Passagierliste auf Pilot und Co. Unter dem doppelt gewölbten Dach (unter Designfreunden bekannt und beliebt als Double Bubble) sitzen beide etwas hoch, aber in stilsicherer und solider Umgebung.

Sacht dringt das Leerlaufnageln des Zweiliter-Turbos nach drinnen. Stämmiges Durchziehen beherrscht er ebenso wie eiliges Beschleunigen, dazu bekommt er eine für Peugeot-Verhältnisse geradezu überragend präzise und gut gestufte Sechsgangschaltung. So streckt er sich bei den Fahrleistungen an den Mini heran, nicht aber beim Handling. Zwar fegt auch der RCZ entschlossen durch Kehren und meldet über die etwas stößige Lenkung präzise zurück.

Doch 200 kg Mehrgewicht lassen ihn nicht so leichtfüßig herumkurven wie den Mini, und auch der 14,5 Zentimeter längere Radstand mindert die Agilität. Er beruhigt andererseits den Geradeauslauf und steigert die Fahrsicherheit. So unterscheidet sich der teure und hart gefederte RCZ charakterlich klar vom Mini: Er ist kein aufgedrehter Kleinwagen, sondern ein kompakter Sportwagen.

VW Beetle gibt den seriösen Unterhalter

Den Beetle hält VW für einen sportlichen Kompaktwagen. Hm. Das mag auf den 200-PS-Turbobenziner durchaus zutreffen, mit dem Zweiliter-Diesel fehlt es ihm aber an Druck, Kraft, Leistung, Power, Wumms – suchen Sie es sich aus. Sparsam und kultiviert motorisiert der TDI den Beetle, ausreichend temperamentvoll natürlich. Aber anders als bei Mini oder Peugeot wirkt die Antriebscombo aus softem Diesel und dem etwas unpräzisen, lang übersetzten Sechsganggetriebe – nein, überhaupt nicht langweilig, aber etwas brav. Das Fundament des Beetle stammt noch vom Golf VI ab. Er biegt trotz optionaler 18-Zoll-Bereifung verhalten ein, zeigt besonnene Fahreigenschaften, das ESP regelt feinfühlig und früh.

Der Beetle ist eben kein Rockstar, sondern ein sehr seriöser Unterhalter mit Allroundtugenden: den guten Bremsen etwa. Außerdem hat er keine extra Funktions-Gags, die das Marketing zum Charakter erhöht. Stattdessen ein solides, übersichtliches Cockpit, dazu einen etwas harschen, aber weitstreckentauglichen Federungskomfort und einen erwachsenentauglichen Fond, urlaubsverträgliche Zuladung, kuschelige Sitze sowie Praktisches wie Easy Entry für einfacheren Zustieg nach hinten oder geteilt klappbare Rücksitzlehnen.

Wie den niedrigen Verbrauch muss man solche Fähigkeiten nicht unbedingt bei diesen Autos suchen. Aber viele Käufer werden sie schließlich ganz reizvoll finden.

Fazit

1. VW Beetle 2.0 TDI Design
466 von 1000 Punkte

Wenn der Spaß auch vernünftig sein soll, passt der sparsame, geräumige, komfortable und günstige Beetle.

2. Peugeot RCZ 2.0 HDi 160
453 von 1000 Punkte

Wenn es unter diesen dreien der kleine, knappe, edel eingerichtete, temperamentvolle Sportwagen sein soll.

3. Mini Cooper SD Coupé
444 von 1000 Punkte

Wenn es um Kurven geht statt um Komfort, um Power statt Platz, siegt der enge und teure, aber sparsame Mini.

Technische Daten
VW Beetle Cabriolet 2.0 TDI 70'sPeugeot RCZ 2.0 l HDi FAP 163 Mini Cooper SD Coupé Cooper S
Grundpreis31.675 €31.100 €26.350 €
Außenmaße4278 x 1808 x 1473 mm4287 x 1845 x 1362 mm3734 x 1683 x 1384 mm
Kofferraumvolumen225 l321 bis 639 l280 l
Hubraum / Motor1968 cm³ / 4-Zylinder1997 cm³ / 4-Zylinder1995 cm³ / 4-Zylinder
Leistung103 kW / 140 PS bei 4200 U/min120 kW / 163 PS bei 3750 U/min105 kW / 143 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit196 km/h225 km/h216 km/h
0-100 km/h9,8 s8,3 s8,4 s
Verbrauch5,1 l/100 km5,3 l/100 km4,3 l/100 km
Testverbrauch6,7 l/100 km7,0 l/100 km6,3 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten