Nissan Micra, Suzuki Swift, VW Polo
Drei Minis im Vergleichstest

Nissan Micra, Suzuki Swift und VW Polo stellen sich dem Vergleichstest. Der neue Nissan Micra belebt die Welt der kleinen Alleskönner. Mit wenig Durst und fairem Preis trifft er hier auf den Suzuki Swift, der ähnlich teuer auf Mini-Flitzer macht. Mit von der Partie: Der Klassenstreber VW Polo, der sowieso alles besser kann. Oder? Nicht ganz.

Vergleichstest
Foto: Achim Hartmann

„Siehst du den VW Polo da vorn?“ raunt der frühlingsgrüne Nissan Micra dem roten Suzuki Swift zu. „Der ist fast 3.000 Euro teurer als ich!“ „Nicht schlecht“, murmelt der Suzuki Swift und fügt etwas kleinlaut hinzu: „Mit Fondtüren koste ich so viel wie der VW Polo.“ Suzuki Swift und Nissan Micra wissen, wie preissensibel die Kundschaft heutiger Kleinwagen ist – und wie winzig die Lücken sind, die der VW Polo ihnen lässt. Wie ein Musterschüler vermiest der VW Polo im Vergleichstest vielen Kleinwagen das Leben. Mit minimaler Ausstattung, 70 PS und vier Türen kostet er ab 13.550 Euro, verliert aber weniger stark an Wert als die Konkurrenz. 

Nissan Micra startet bei 10.740 Euro

Umso lobenswerter sind frische Gegenspieler wie der neue Nissan Micra, der im Vergleichstest zwar nicht so eigenständig auftritt wie sein Vorgänger, dafür aber rund 1.000 Euro günstiger ist: Der rundliche Viertürer (einen Zweitürer gibt es nicht mehr) startet als 80-PS-Version mit 10.740 Euro – inklusive vier Türen, guter Sicherheitsausstattung, Zentralverriegelung und CD-Radio. Suzuki stellt sich bei der Preisgestaltung selbst ein Bein. Kostet der zweitürige Suzuki Swift mit 94 Pferden ab 10.990 Euro, bedingt der Viertürer die zweitbeste Ausstattung, was den Preis auf mindestens 13.590 Euro treibt. Wer verdient Lob für kreative Innenraumgestaltung? 

Micra kreativ, Swift und Polo mit Innenraum von der Stange

„Ich“, ruft der Nissan Micra und präsentiert stolz sein aufgeräumtes Cockpit. Tacho und kleiner Drehzahlmesser fügen sich übersichtlich ins Bild, nur der hinter dem Lenkrad platzierte Bildschirm lässt sich bei Sonne schlecht ablesen – was schon deshalb stört, weil er auch die Tankanzeige beinhaltet. Angenehm zurückhaltend ist die Mittelkonsole bestückt, zwölf große Tasten sind im Kreis angeordnet, logisch bedienbar. Auch das Navi für 500 Euro (Serie bei Tekna) gefällt, da es nicht nur Wunschziele ausreichend schnell berechnet, sondern auch MP3-Daten im integrierten Radio abspielt und sich mit trendigen Telefonen verbindet. „Schaut doch mal nach hinten“, säuselt der Nissan Micra, faltet seine Rücksitze wie einen Prospekt zusammen und stellt sie gegen die Lehnen der Vordersitze. Auf dem entstehenden ebenen Laderaumboden finden sogar drei Umzugskartons Platz. „Und was kostet das?“ platzt der Suzuki Swift dazwischen, dessen altmodisch klappende Rückenlehne wie die im VW Polo an graue Vorzeiten erinnert. „Eigentlich nichts“, antwortet der Nissan Micra leise, aber nur mit der mittleren Ausstattung Acenta (plus 2.500 Euro). 

Polo und Swift besser verarbeitet als Micra

So markant der Suzuki Swift außen auftritt, so verwechselbar wirkt er innen. Alle Schalter und Uhren sind zwar tadellos angeordnet und die Verarbeitung der Kunststoffe fällt liebevoller aus als im Nissan Micra; doch es fehlt das Besondere, das Eigenständige. „Das hat der VW Polo auch nicht“, kontert der Suzuki Swift. Stimmt. Im VW Polo fühlen sich die Materialien im Vergleichstest zwar noch einen Tick hochwertiger an, die Gestaltung wirkt jedoch ähnlich konservativ. Noch etwas eint VW Polo und Suzuki Swift: Beide haben vorn wie hinten bequeme Sitze. Beim Platzangebot hält der Nissan Micra trotz seiner Kürze gut mit. Allerdings verknappt sein großes Glasdach (nicht zum Öffnen) die Kopffreiheit im Fond um wichtige Zentimeter. Schlechte Nachricht für alle, die größer als 1,85 Meter sind: Hinten kuschelt ihr bei jedem Modell mit dem Dachhimmel. 

Kurzer Nissan Micra punktet in der Innenstadt

„Einparken, mein Verwöhnprogramm“ summt der Nissan Micra. Kurz und übersichtlich gebaut, verschwindet er am schnellsten in Lücken. Wer dafür den Einparkassistent (500 Euro für Acenta) braucht – Sensoren melden passend große Parkplätze im Display – kommt wohl schon beim Abstellen eines Fahrrads an seine Grenzen. „Kinderkram“, grunzt der Suzuki Swift. Mit fast vier Meter Länge ist er so ausgewachsen wie der VW Polo und nicht ganz so handlich beim Einparken. Der Suzuki Swift verzichtet auf eine Parkhilfe; wer sie will, muss sie vom Händler nachrüsten lassen (für rund 250 Euro). Und erst der VW-Aufpreis: Piepser für das Heck des VW Polo Trendline gibt‘s nur im Paketpreis für 465 Euro.

Suzuki Swift mit höchster Leistung im Vergleichstest

Zeit zum Fahren. „Endlich!“ freut sich der Suzuki Swift und schnurrt leise mit seinem Vierzylinder. Nissan Micra und VW Polo haben kleine Dreizylinder-Benziner, die vor der ersten roten Ampel kernig knurren – Start-Stopp verkneifen sich die drei getesteten Versionen. Traurig! Mit dem Grün der Ampel schießt der Suzuki Swift sportlich nach vorn. Auch auf der Autobahn wirkt sein 94-PS-Benziner lebendiger und munterer. Nullhundert erledigt er in 11,3 Sekunden. 

„Starkes Herz“, frotzelt er Richtung Nissan Micra, der mit seinen 80 PS etwas langsamer sprintet, aber nicht zu schwach ist. Sein neuer Benziner hängt gut am Gas, mag jedoch keine hohen Drehzahlen. 13,2 Sekunden braucht er für den Spurt auf Tempo 100. Den versprochenen Topspeed von 170 erreicht unser Test-Nissan Micra nicht – bei Tacho 160 blockiert ihn die Elektronik. „Gemein“, schnauft er, den VW Polo im Rückspiegel. 

VW Polo braucht viel Anlauf

Der VW Polo soll 165 km/h rennen, schafft das aber nur mit viel Anlauf. Seinen 70 PS geht schnell die Puste aus, das merkt man vor allem auf der Einfädelspur der Autobahn. Sportlich zieht der VW Polo dafür den Tank leer: Sein Testverbrauch liegt bei 7,1 L/100 km, der des Suzuki Swift bei 6,8 Litern. Sparkönig ist der Nissan Micra, der im Testmittel 6,5 und bei zurückhaltender Fahrweise keine fünf Liter/100 km braucht.

Sicherheit steht bei allen Dreien im Focus

Mit der Sicherheit nehmen es alle drei ernst: Neben zahlreichen Airbags (nur beim VW Polo kosten hintere Kopfairbags Aufpreis) haben sie kräftige Bremsen und ESP serienmäßig – im VW Polo regelt das System unmerklich, im Nissan Micra hölzern und im Suzuki Swift eher grob. „Dämpfer, strengt euch an“, raunt der Nissan Micra. Doch es nützt nichts, größere Schlaglöcher dringen unangenehm bis zum Fahrerrücken und in die Lenkung durch. Der Suzuki Swift fährt komfortabler und gleitet angenehm leicht um Kurven und Kehren – fast so schön wie ein Mini. Seine Lenkung reagiert nicht so ungenau wie die des Nissan Micra, sondern so gefühlvoll und exakt wie die des VW Polo. 

Suzuki Swift ist der dynamischste der drei Kleinwagen

Auf kurviger Strecke hat der VW Polo gegen den Suzuki Swift zwar keine Chance, da er nicht so wendig ist, vermittelt aber mehr Fahrspaß als der Nissan. Nach Punkten kommen Nissan Micra und Suzuki Swift nicht an dem VW Polo vorbei. „Macht nichts“, trösten sich beide, sie haben ihre Nische rechts und links vom VW gefunden. Der VW Polo ist ein sehr stimmiges Auto, sammelt Punkte bei der Fahrsicherheit und beim Komfort, verliert aber mit seinem müden und durstigen Motor.

Wer Fahrfreude sucht, nimmt den knackigen Suzuki Swift, der exakt einlenkt und quirlig anschiebt. Der Nissan Micra ist für die Sparfüchse mit Stadtadresse, denen ein pfiffiger Innenraum und gute Ausstattung wichtiger sind als Kurvenjagd und Reisekomfort. „Stimmt genau“, fügt der Nissan Micra vorlaut hinzu.

Fazit

1. Vw Polo 1.2
460 von 1000 Punkte

Nach wie vor ist der VW der Chef der Kleinwagen. Mit seinem gelungenen Fahrwerk und der vorbildlichen Sicherheitsausstattung (sogar Xenonlicht gibt es) gewinnt er diesen Test deutlich. Sein 70-PS-Dreizylinder ist aber keine Empfehlung, er zieht nicht überzeugend und verbraucht zu viel. Schade: VW bietet Start-Stopp nur als Extra.

2. Suzuki Swift 1.2
445 von 1000 Punkte

Gäbe es keinen Mini, der Swift wäre der Flitzerkönig. Er lenkt exakt ein, zieht zackig ums Eck und drückt schon mit seinem Basismotor sehr anständig nach vorn. Sein Schaltgetriebe funktioniert so exakt wie das des Polo. Mit kalten Bremsen verzögert er nicht ganz so gut. Auch ihm fehlt Start-Stopp.

3. Nissan Micra 1.2
421 von 1000 Punkte

Ein gelungenes, kurzes Stadtauto mit Überlandqualität, das wenig verbraucht, anständig beschleunigt und sich beim Thema Sicherheit nichts zu Schulden kommen lässt. Bei der Verarbeitung und vor allem beim Thema Federungskomfort kann es mit Swift und Polo nicht mithalten.

Technische Daten
Nissan Micra 1.2 TeknaSuzuki Swift 1.2 ClubVW Polo 1.2 Trendline
Grundpreis15.180 €14.590 €13.745 €
Außenmaße3825 x 1665 x 1510 mm3850 x 1695 x 1510 mm3970 x 1682 x 1462 mm
Kofferraumvolumen265 bis 1132 l211 bis 902 l280 bis 952 l
Hubraum / Motor1198 cm³ / 3-Zylinder1242 cm³ / 4-Zylinder1198 cm³ / 3-Zylinder
Leistung59 kW / 80 PS bei 6000 U/min69 kW / 94 PS bei 6000 U/min51 kW / 70 PS bei 5400 U/min
Höchstgeschwindigkeit170 km/h165 km/h165 km/h
0-100 km/h13,2 s11,3 s14,1 s
Verbrauch5,0 l/100 km5,0 l/100 km5,5 l/100 km
Testverbrauch6,5 l/100 km6,8 l/100 km7,1 l/100 km