Nissan Note, Citroën C3, Ford B-Max, Skoda Roomster
Familientaugliche Minivans im Vergleichstest

Nissan Note, Citroën C3 Picasso, Ford B-Max und Skoda Roomster versprechen großes Talent auf kleiner Grundfläche. Packen sie die Herausforderungen des Familienalltags? Und hat Nissan aus dem Note eine Tugend gemacht?

Citroën C3 Picasso, Ford B-Max, Nissan Note, Skoda Roomster, Frontansicht
Foto: Beate Jeske

Womöglich wird man in dem Moment erst wirklich Vater, wenn man die Verteidigung der alphabetisch/farbthematisch/autobiografisch sortierten CD-Sammlung aufgibt und hinnimmt, dass sie in neugierige, kleine Kinderhände fällt. Oder wenn man sich eingesteht, dass es länger nichts mit dem Roadster wird und man im Konfigurator ganz selbstverständlich das Familien-Paket mit Klapptischen und Rollos im Fond anklickt.

Nissan Note mit versteckter Kamera

Auftritt Citroën C3 Picasso, Ford B-Max und Skoda Roomster. Mit ihnen trifft der neue Nissan Note auf drei günstige Raumautos für eine Lebenszeit, in der ein Auto gar nicht praktisch, geräumig und sicher genug sein kann.

Mit Sicherheit will sich der Nissan Note profilieren. Seine Assistenzarmada basiert auf Kameras, die wichtigste sitzt an der Heckklappe. Sie liefert Informationen für Spurhalte- und -wechselassistent, darüber hinaus warnt ein Bewegungssensor beim Ausparken vor Querverkehr.

Und zusammen mit drei weiteren Kameras wird zum Parken mit dem Nissan Note eine Rundumsicht des Autos auf den Touchscreen projiziert. All das funktioniert gut, bringt einen Vorsprung bei der Sicherheitsausstattung. Doch so wichtig Assistenzsysteme sein mögen, bedeutender für die aktive Fahrsicherheit sind wirksame Bremsen. Und die des Nissan Note verzögern schwach.

Nissan Note bietet viel Platz im Fond

Er nutzt die Plattform des Renault Clio, doch der längere Radstand schafft im Fond so viel Platz, dass sich die Längsverschiebung der Rückbank tatsächlich nutzen lässt. Dazu erlauben weit öffnende Türen bequemen Einstieg. Pilot & Co. sitzen im Nissan Note auf weichen Polstern, die ein paar der Stöße absorbieren, die der Federung durchgehen.

Herb bolzt der Nissan Note über Querfugen, kommt auf schlechten Straßen kaum zur Ruhe. Auf der Autobahn tost der Fahrtwind, und der Motor dröhnt. Der 1,5-Liter-Diesel motorisiert den Nissan ebenso lautstark wie sparsam und temperamentvoll. Eiligeren Durchzug verhindert die lang übersetzte, hakelige Fünferbox, bei der gern mal ein Gang klemmt.

Auch der inhomogen ansprechenden E-Servolenkung fehlt es an Präzision. Zudem schunkelt der Nissan Note um Kurven; nähert er sich dabei mal dem Grenzbereich, regelt ESP früh und rigide.
So bleiben als größte Vorzüge des neuen Nissan Note seine Sicherheitsausstattung, der günstige Preis und die gute Ausstattung. Reicht das?

Citroën C3 Picasso: die Kunst des Raums

Der Citroën C3 Picasso ist seit Ende des Renault Modus der Alterspräsident der Microvans, viel hat sich seit dem Start 2009 nicht getan. Die Front ist geliftet, und ins Cockpit haben sie ihm das große, enorm kompliziert bedienbare Navi geschreinert. Doch schon das Mono-Funktionslenkrad ohne Zusatztasten zeigt, dass er sich auf Wesentliches beschränkt.

Auf clevere Variabilität etwa, die den knappen Raum situationsgerecht aufteilt: mit Hilfe der verschiebbaren Rückbank, die den Laderaum auf Kosten des engen Knieraums vergrößert. Zwar bietet die Bank Erwachsenen kaum Halt, doch Kindersitze lassen sich dank leicht erreichbarer Isofix-Anker gut festklinken. Und die Bank taucht tief ab, so dass bei hochgesetztem Zwischenboden eine ebene Ladefläche entsteht.

Vorn beherbergt der Citroën Picasso Pilot & Co. auf platten Sitzen im lichten, nachlässig verarbeiteten Cockpit. Und sobald man sich damit abgefunden hat, dass das Fahrwerk mit der Hektik der giftig ansprechenden Lenkung nichts anzufangen weiß, reist es sich ganz entspannt mit dem weich und komfortabel abgestimmten Viertürer. Zudem bremst der seitenwindsensible Citroën C3 energisch, und das Lastwechselschwenken hat ihm inzwischen das strenge ESP abgewöhnt.

Unverändert munter nagelt der Diesel los, viel motivierter als der prinzipiell identische 1600er im Ford. Er zieht vehementer, dröhnt aber auf der Autobahn und zapft sich etwas mehr Kraftstoff aus dem Tank. Mit dem günstigen Preis und niedrigen Festkosten erweist sich der karg ausstaffierte Citroën C3 so unter den Citroën-Vans als kleines Pic-Ass.

Ford B-Max: mehr als Schiebetüren

Klar, wir müssen von den Schiebetüren des Ford B-Max reden, denn die Ford-Techniker haben ihn ja um diese Idee herumentwickelt. Und so ganz ohne B-Säule einzusteigen oder bei offenen Türen 1,50 Meter lichte Öffnung zu haben, mag mal Vorteile haben. Doch im Alltag verursacht das Konzept mitunter Probleme. Nicht bei der Sicherheit, wie ein Aufkleber an der Tür zeigt, der das Fünf-Sterne-Crashergebnis des Ford B-Max feiert. Aber beim Einbau von Kindersitzen, weil der hintere Türausschnitt so kurz ist, oder beim Hintendrinsitzen, weil die massige Schiebetür-Verkleidung die Innenbreite schmälert.

Den Fahrer stört, dass der in den Sitz integrierte Gurt oft von der Schulter rutscht und sich der Ford B-Max schwer überschauen lässt. Beim Rangieren hilft zwar die peilgenaue Rückfahrkamera, doch die kostet wie vieles beim teuren Ford Aufpreis.

Seinen Preis rechtfertigt er unter anderem mit der Verarbeitung. Obwohl nur 26 Kilogramm schwerer als der C3, fühlt er sich eine Gewichtsklasse solider an. Und nur er bietet zumindest optional einen City-Notbremsassistent. Den übernimmt der Ford B-Max ebenso wie die etwas wirre Bedienung und die dynamische Grundstimmung des Fahrwerks von seiner Basis, dem Fiesta.

Sorgsame und harmonische Agilität im Ford B-Max

Dabei legt er es nicht auf Bestzeiten beim Handling an, sondern auf harmonische und sorgsame Agilität. Seine feinfühlige Lenkung führt präzise um Kurven, Lastwechselei oder Untersteuern unterbindet das ESP. Unebenheiten federt der Ford sauber weg, erst mit voller Zuladung wird er etwas bockig. Auf Komfort ist auch der gut gedämmte Diesel ausgelegt. Er knurrt sacht, vom präzisen Fünfganggetriebe mehr auf Sparsamkeit als auf Temperament getrimmt.

Größter Nachteil von Fords kleinstem Max ist der mit 318 Liter winzige Kofferraum. So erweist sich der B-Max als solider, sparsamer und bequemer Microvan perfekt für Eltern – Großeltern allerdings.

Skoda Roomster: viel auf dem Kasten

Ja, eigentlich ist er ein Kastenkombi, aber dann doch nicht. Seit seinem Start 2006 lässt sich der Roomster schwer kategorisieren. Inzwischen ist er innen angejahrt, viele Schalter wirken auffällig preiswert, Kunststoffe extra hart und die Bedienung – das antiquierte Navi oder der USB-Port im Beifahrerfußraum – fast schon schrullig.

Aber, liebe Kindergarten-Elternbeiräte, ansonsten ist der Skoda Roomster gereift, nicht gealtert, wirkt solide bis ins letzte Scharnier seiner unerreicht variablen Dreiercombo im Fond, hat die bequemsten Sitze und vor allem enorme Raumreserven. Während bei den anderen ein Kinderwagen den Kofferraum füllt, verliert er sich in der Ladehalle des Skoda fast. Und den Mangel an modernen Assistenzsystemen kann er zumindest mit den besten Bremswerten und den sichersten Fahreigenschaften ausgleichen.

Außerdem gehen dem stramm abgestimmten Fahrwerk zwar kurze Unebenheiten gern durch, doch mit seiner präzisen Lenkung wirft sich der Skoda noch direkter, ja angriffslustiger in Kurven als der Ford B-Max. Dabei rumort der kräftige 1,6-Liter-Diesel, zieht energisch gegen die weite Spreizung des langwegigen Fünfganggetriebes an. So merkst du gar nicht, dass du die Kinder schwindelig fährst, die in diesem weitläufigen Glaspavillon sitzen, der hinter dem fast schon intimen Cockpit hängt.

Ja, mit einem Start-Stopp-System wäre der Verbrauch vielleicht noch etwas niedriger, und der günstige Preis erklärt sich auch durch die geizige Ausstattung. Aber für die mitunter mühseligen, stets beladenen Eltern zählen bei einem Auto eben vor allem Raum und Variabilität. Und da bleibt der Skoda Roomster der Room-Star.

Fazit

1. Skoda Roomster 1.6 TDI
488 von 1000 Punkte

Pragmatik siegt: Mit viel Platz, cleverer Variabilität und sicheren Fahreigenschaften gewinnt der herb gefederte Skoda Roomster.

2. Ford B-Max 1.6 TDCi
468 von 1000 Punkte

Für ein Familienauto hat der agile, solide und komfortable Ford B-Max einfach zu wenig Platz. Müder, aber sparsamer Motor.

3. Citroën C3 Picasso HDi 90
454 von 1000 Punkte

Sein gut nutzbares Platzangebot und der flotte Antrieb gleichen Schwächen beim Komfort und den Fahreigenschaften aus.
 

4. Nissan Note 1.5 dCi
441 von 1000 Punkte

Gute Sicherheitsausstattung alleine genügt nicht. Bei Bremsen, Federung und Fahrverhalten bleibt viel zu verbessern beim Nissan Note.

Technische Daten
Skoda Roomster 1.6 TDI EleganceFord B-Max 1.6 TDCi TitaniumMercedes GLK 250 BlueTEC 4MATIC Nissan Note 1.5 dCi Tekna
Grundpreis19.590 €21.300 €46.856 €21.040 €
Außenmaße4214 x 1684 x 1607 mm4077 x 1751 x 1588 mm4536 x 1840 x 1669 mm4100 x 1695 x 1535 mm
Kofferraumvolumen450 bis 1555 l318 bis 1386 l450 bis 1550 l411 bis 1495 l
Hubraum / Motor1598 cm³ / 4-Zylinder1560 cm³ / 4-Zylinder2143 cm³ / 4-Zylinder1461 cm³ / 4-Zylinder
Leistung66 kW / 90 PS bei 4200 U/min70 kW / 95 PS bei 3800 U/min150 kW / 204 PS bei 4200 U/min66 kW / 90 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit171 km/h174 km/h210 km/h179 km/h
0-100 km/h12,7 s13,9 s8,4 s12,2 s
Verbrauch4,7 l/100 km4,0 l/100 km6,1 l/100 km3,6 l/100 km
Testverbrauch6,0 l/100 km5,8 l/100 km8,0 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten