Opel Adam 1.4 im Test
Klein im Auftritt, groß im Lifestyle

Warum soll nur Ferrari den Vornamen des Firmengründers für ein wichtiges Modell nutzen? Zumal der Opel Adam 1.4 im Kleinwagensegment gekonnt Ernst und Spaß verbindet.

Opel Adam 1.4, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Die Ideenschmiede von Mini wollten schon viele kopieren, ohne dass sie es je erreicht hätten. Doch einer scheint es nun geschafft zu haben – dieser Verdacht drängt sich zumindest beim Studium des Opel Adam-Produktkatalogs auf.

Nicht genug, dass der 3,70 Meter lange Hoffnungsträger seinen Innenraum per farblich changierenden LEDs ambiente-beleuchtet. Auf Wunsch individualisiert er sich zudem durch die Varianten Jam, Glam und Slam sowie zig weiteren Paketen, Farben und Elementen regelrecht in Trance. Der Opel Adam 1.4 befindet sich jedenfalls in bester Gesellschaft mit Fiat 500 und Mini, die hiermit als schärfste Mitbewerber schon ausgemacht wären. Alles 2+2-Sitzer knapp unterhalb der regulären, inzwischen auf vier Meter Länge geeichten Kleinwagenklasse, deren Vertreter sich ruhig ein paar jugendliche Flausen erlauben dürfen – und preislich noch halbwegs im Rahmen bleiben.

Als Slam kommt der Opel Adam 1.4 nahezu mit Vollausstattung

Okay, für das Opel Adam-Einstiegsmodell (ab 11.500 Euro erhältlich) dürften sich weniger die Lifestyle-Aktivisten mit Hang zur flotteren Gangart interessieren. Aber immerhin werden die anderen in ihrem 70-PS-Adam mit 80 Watt beschallt, per geschwindigkeitsabhängiger Servo gelenkt und mit geteilt umklappbaren Rückbanklehnen verwöhnt.

Schön und gut, aber eben kein Vergleich zu unserem Opel Adam 1.4 Slam. Das Topmodell kostet mit 87-PS-Benziner inklusive Start-Stopp-Automatik zwar knapp über 16.000 Euro, liefert dafür jedoch auch annähernd Vollausstattung. Oder brauchen Sie mehr als Klimaautomatik, Audioanlage plus Freisprecheinrichtung, Sportfahrwerk samt 17-Zöllern, Zweifarblackierung und Tempomat?

Na gut, das Android- und Apple iOS-taugliche Multimediasystem Intellilink für 300 Euro können wir noch empfehlen. Fein auflösender Berührungsbildschirm, einfache Bedienung und viele Funktionen bis hin zur App-basierten Navigation sprechen dafür. Zudem erlöst es alle Knopf-Allergiker von ihrer Opel-Phobie. Überhaupt könnten Marken-Fremdler ins Grübeln kommen ob des ebenso hochwertig wie liebevoll gemachten Opel Adam 1.4. Er ist weder ein Korea-Abklatsch noch ein halbgarer Eintopf aus dem GM-Regal. Nein, ein eigenständiges Modell mit feinem Aroma, dabei ohne miefigen Stallgeruch, wenn man von dem etwas penetranten Neuwagen-Odeur mal absieht.

Adam-Innenraum ist fein gemacht

Also: Glückwunsch, Opel. Finger tasten über eine weich geschäumte Armaturenbrett-Oberfläche und drehen an soliden Reglern. Das Auge wiederum erfreut sich im Opel Adam 1.4 am fein gemachten Interieur mit Dekorleiste, detailverliebten großen Rundinstrumenten mit rotglühenden Zeigern – auch für Tankinhalt und Kühlmittel – sowie Details wie den bei Bedienung erleuchtenden Skalen am Klimaregler. Kaum einer verbindet Spaß und Ernst so lässig wie der Opel Adam.

Und der Opel Adam 1.4 setzt diesen Eindruck beim Fahren fort. Opel besitzt zwar keinen expliziten Baukasten wie VW, nutzt aber dennoch bekannte Plattformen für neue Modelle. Hier ist es ein 20 Zentimeter gekürztes, neu abgestimmtes Corsa-Chassis. Keine schlechte Wahl, denn damit ist der Opel Adam schon mal deutlich erwachsener unterwegs als etwa der Fiat 500 auf seiner Panda-Basis.

Vorn sitzen zwei bequem und luftig auf kleinwagentypisch etwas hoch montierten Sitzen mit ordentlicher Kontur. Hinten wird es jedoch eng; nicht nur beim Einstieg, der trotz Easy-Entry-Funktion Schlangenmensch-Qualitäten verlangt. Auf den beiden kargen Plätzen im Opel Adam 1.4 erwartet einen dann geringe Kopf- sowie mäßige Beinfreiheit. Für kurze Distanzen reicht es aber.

Ablagen stehen reichlich zur Verfügung, vorn passen sogar 1,5-Liter-Buddeln rein, hinten gibt es immerhin Cupholder. Im Gepäckabteil finden sich übliche 170 Liter Standardvolumen, die sich bei umgeklappten Rückbanklehnen auf 484 (bis Oberkante Vorderlehnen) oder 663 Liter (dachhoch) steigern lassen.

Die elektrisch unterstützte Lenkung des Opel Adam 1.4 arbeitet angemessen leicht bei ausreichender Rückmeldung, den City-Modus für nochmals höhere Unterstützung brauchen nur Gebrechliche. Schon normal Gelenkige stöhnen allerdings beim Anschnallen, weil sie den Gurt von der weit hinten liegenden B-Säule nach vorne fingern müssen. Danach fließt man mit dem Opel Adam 1.4 aber umso geschmeidiger durchs Verkehrsgewühl.

Sein 87 PS starker 1,4-Liter-Benziner muss ohne Direkteinspritzung und Turbolader auskommen, revanchiert sich dank kurzer Übersetzung aber mit ordentlichem Durchzug. Bereits bei Tempo 50 wünscht die Schaltanzeige des Eco-Programms den fünften und damit letzten Gang – der relativ langhubige Vierzylinder akzeptiert es ohne Drehzahlkeller-Geruckel. Erst bei Geschwindigkeiten über 120 km/h beginnt die kurze Übersetzung im Opel Adam 1.4 zu stören, nun drängt sich der Motor akustisch in den Vordergrund. Ein etwas längerer vierter und fünfter Gang oder – noch besser – ein zusätzlicher sechster könnten das Geräuschniveau sowie den Verbrauch von 7,2 L/100 km verringern.

Opel Adam 1.4 mit erwachsenem Fahreindruck

Im Übrigen sind die Zeiten buchstäblich windiger Kleinwagen, die achspolternd durch die Gegend hoppeln, vorbei. Dank ordentlicher Dämmung bleiben Windgeräusche weitgehend draußen, während die Stößigkeit auf kurzen Unebenheiten vor allem ein Resultat des serienmäßigen Sportfahrwerks und der 17-Zöller sein dürften. Auch zerrüttete Betonplatten-Autobahnen verleiten ihn zu zartem Stuckern, doch hallo: Wir reden hier von einem gekürzten Corsa. Der Opel Adam 1.4 absorbiert lange Wellen problemlos und hält auf ungepflegten Nebenstraßen Bodenkontakt. Dennoch lässt er auch einen Schuss Espresso in den Milchschaum fließen – also rein handlingmäßig.

Die leichtgängige Lenkung des Opel Adam 1.4 befehligt ein ebenso leichtfüßiges wie kalkulierbares Eigenlenkverhalten. Weder tumb untersteuernd noch hinterlistig auf einen Lastwechsel-Dreher lauernd lenkt der Adam flink ein, zieht Kurven mit angemessenem Tempo durch. Wer im Scheitelpunkt spontan vom Gas geht, spürt zwar eine Eindreh-Tendenz, die aber eher die Kurvenwilligkeit als den Ausbruch von kaltem Schweiß fördert. Zumal das – nicht abschaltbare – ESP den 1,1-Tonner einbremst und in der Spur hält.

Ähnlich läuft es im Fahrdynamik-Parcours, wo der Opel Adam 1.4 seine Aufgaben problemlos erledigt. Für die hier durchweg etwas niedrigen Geschwindigkeiten ist die winterliche Kälte verantwortlich, die er ansonsten mit seiner schnell ansprechenden Heizung sowie auf Knopfdruck heizenden Sitzen und Lenkradkranz meistert – quasi ein warmer Händedruck mit seinem Besitzer. Angesichts der Qualitäten des neuen Opel könnten da einige zusammenkommen.

Vor- und Nachteile
Karosserie
Opel Adam 1.4
gutes Platzangebot vorne
solide Verarbeitung
übersichtliche Instrumente
einfache Bedienbarkeit
ausreichend Ablagen
gute Übersichtlichkeit
viele Individualisierungen
wenig Platz im Fond
mäßiges Kofferraumvolumen
Fahrkomfort
ordentliche Federung
bequeme Sitze
mäßiger Abrollkomfort mit Sportfahrwerk und 17-Zoll-Rädern
ab 120 km/h lauter Motor
Antrieb
befriedigende Fahrleistungen
gute Elastizität
gleichmäßige Kraftentfaltung
befriedigende Laufkultur
zu kurze Übersetzung
Fahreigenschaften
agiles Handling
leichtgängige und präzise Lenkung
mäßiger Geradeauslauf mit 17-Zöllern
Sicherheit
standfeste Bremse
zielführender ESP-Eingriff
sechs Airbags serienmäßig
Toter-Winkel-Assistent
kein City-Safety-System
Umwelt
angemessener Verbrauch
Kosten
als Slam gute Ausstattung
niedrige Unterhaltskosten
günstige Vollkaskoversicherung
jährliche Inspektion nötig

Fazit

Der Adam verbindet ernsthafte Technik mit einem eigenständigen, augenzwinkernden Auftritt samt maximaler Individualisierung. Mit der kommenden, modernen Motorengeneration dürfte noch mehr für ihn drin sein.

Technische Daten
Opel Adam 1.4 Slam
Grundpreis16.045 €
Außenmaße3698 x 1720 x 1484 mm
Kofferraumvolumen170 bis 663 l
Hubraum / Motor1398 cm³ / 4-Zylinder
Leistung64 kW / 87 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit176 km/h
0-100 km/h12,4 s
Verbrauch5,8 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten