Opel Corsa 1.3 CDTI im Test
Frische Optik und befriedeter Diesel

Der neue Opel Corsa 1.3 CDTI trägt nun das bereits vom Adam bekannte Opel-Familiengesicht. Es steht ihm ebenso gut wie das neu entwickelte Fahrwerk und der überarbeitete Dieselmotor. Nur über die Farbe, da müssen wir noch reden.

Opel Corsa 1.3 CDTI, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Sie heißt Limonengelb und bildet zusammen mit Royalblau die Basis, nur diese beiden Farben sind beim Opel Corsa aufpreisfrei zu haben. Die ebenfalls metallicfreien Töne Schneeweiß, Sunnygelb und Magmarot kosten extra.

Limonengelb also, immerhin verteuert es den Testwagen nicht unnötig, hellt einen trüben Novembertag auf und passt mit seinem pastelligen Leuchten gut zu den Braun- und Orangetönen des Herbsts: Indian Summer im Odenwald. Steigen wir also ein in den flammneuen Opel Corsa 1.3 CDTI. Nicht ohne ihn vorher zu umrunden und dabei festzustellen, was schon vor uns die Rezensenten anmerkten: So ganz neu ist der Corsa nicht, eher eine sehr umfangreiche Modellpflege als eine echte Neuentwicklung. Nun muss das ja nichts Schlechtes heißen, der kleine Opel zählt seit 32 Jahren und vier Modellgenerationen zu den erfolgreichsten Vertretern des sogenannten B-Segments, und außer dem VW Polo ist er hierzulande der meistverkaufte.

Zum Glück bleibt der Name

Fast 12,5 Millionen Corsa bauten die Rüsselsheimer bisher seit 1982, rund jeder vierte Opel ist einer. Kein Wunder, dass das Auto nicht nur für die Werke in Eisenach und Saragossa extrem wichtig ist. Allzu viele blumige Worte verliert der Pressetext dennoch nicht zu ihm, eine ebenso erfreuliche Nebenerscheinung wie jene, dass es immer noch Opel Corsa heißt. Darüber kann man ja froh sein, es hätte immerhin sein können, dass es einen weiteren Vornamen aus der Opel-Sippe verpasst bekommt. Nach Adam und Karl wären noch Wilhelm, Fritz oder Heinrich frei.

Zu den Maßnahmen der umfangreichen Überarbeitung gehört selbstverständlich ein neues Design. Von vorn sieht der Opel Corsa jetzt wie ein größerer Adam aus, hinten lassen seitlich ausgestellte Rückleuchten das Heck stämmiger wirken. Der Zweitürer behält die „Sichelgrafik im Seitenverlauf“ samt „coupéhaft nach hinten abfallender Dachlinie, beides O-Ton Opel. Heißt auf Deutsch: Das Karosseriedesign blieb weitgehend unverändert.

Opel Corsa mit leisem Motor und kultiviertem Antrieb

Dazu gehören auch eher unerfreuliche Nebenerscheinungen wie der beschwerliche Zustieg nach hinten, die für so ein kleines Auto sehr mäßige Übersichtlichkeit sowie das nicht allzu üppig bemessene Kofferabteil mit seiner hohen Innen- und Außenkante. Damit wollen wir uns jetzt nicht länger aufhalten, sondern fahren im Opel Corsa endlich los.

Wer den alten Diesel-Opel-Corsa kennt, vermutet womöglich direkt nach dem Anlassen eine Fehlfunktion des Selbstzünders. Weil er nichts spürt und kaum was von ihm hört. Die Überarbeitung hat dem kleinen Vierzylinder offenbar sehr gutgetan, denn er läuft jetzt in allen Drehzahlbereichen leiser und samtiger. Unser Exemplar hat 95 PS, es gibt den Diesel aber auch mit 75 PS (kostet 800 Euro weniger), jeweils gekoppelt mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe. Das mag altmodisch erscheinen, ist es aber nicht. Frei nach Otto Rehhagel: Modern ist, was funktioniert.

Jedenfalls tut es das im 95-PS-Diesel hervorragend, der sechste Gang wird selten vermisst, auch weil sich das Getriebe etwas langwegig schaltet. Selbst auf der Autobahn reichen die fünf Fahrstufen, bis etwa Tempo 180 bleiben Antrieb und Auto angenehm leise. Apropos Tempo: Trotz der eher bescheidenen Leistung und des nicht überbordenden Drehmoments (190 Nm) fühlt sich der Opel Corsa kaum mal kleinwagenhaft an, schwimmt wacker im Verkehr mit.

Opel Corsa verbraucht im Durchschnit 5,2 Liter/100 km

Wer etwas zurückhaltender unterwegs ist, kommt als Belohnung mit sehr niedrigen Kraftstoffverbräuchen über die Runde: Die versprochenen 3,3 Liter Diesel je 100 km des Normwerts erreicht der Opel Corsa nicht, gleichwohl ist es möglich, dauerhaft mit rund vier Litern Durchschnittsverbrauch unterwegs zu sein (Testwert: 5,2 Liter je 100 km). Womit sich das Bild einer rundum erfreulichen Antriebseinheit komplettiert. So einen Diesel fahren nicht nur Pflegedienste gern.

Die wiederum hätten womöglich wenig Freude an einigen Feinheiten der neuen Bedieneinheit mit dem zentralen Monitor des Intellilink-Systems im Opel Corsa, das als Radio dient und auf das sich mittels Smartphone-App das Navi einspielen lässt. Das passt für Digital Natives, die ältere Kundschaft kann mit dem serienmäßigen (ab Edition) konventionellen Empfänger dem Rundfunk lauschen.

Gute Qualität, solides Interieur

Ansonsten zeigt sich das Interieur des Opel Corsa sauber verarbeitet und gut ausgestattet, die Bedienung ist leichter als in den größeren Modellen der Marke, was vielleicht auch daran liegt, dass es nicht so viel zu bedienen gibt.

Andererseits hat der kleine Opel Corsa jetzt ein ziemlich umfangreiches Arsenal an Assistenzsystemen, die meisten davon sind im Frontkamera-Paket für 700 Euro zusammengeschnürt. Dazu gehören Kollisionswarner, Verkehrsschildassistent und Spurassistent. Für weitere 580 Euro kommen automatischer Parkassistent und Toter-Winkel-Warner hinzu. Das alles arbeitet gut und sauber, der Corsa fährt sich wie ein Großer.

Was im Übrigen genauso für das Fahrwerk gilt. Ziemlich umfangreich überarbeitet, erfreut es im Test mit angenehm geschmeidiger Federung, gutem Lenkgefühl und sicheren Fahreigenschaften. Eine Sänfte ist der Corsa natürlich nicht, doch sanftes Abrollen und feines Anfedern gefallen den Auto-Gourmet. Lediglich der Federungstest mit maximaler Zuladung (457 kg) offenbart kleine Schwächen bei sehr heftigen Unebenheiten. Halb so wild. Und dass der Opel Corsa nicht ganz so agil ums Eck biegt wie einige seiner Konkurrenten, sieht man ihm ebenfalls gern nach.

Zum Schluss wollen wir übers Geld reden. Denn trotz der ganzen Umparkerei im Kopf zählen die Opel-Kunden immer noch zu den Preissensibleren. Wunder dürfen sie hier nicht erwarten. Den Opel Corsa mit 95 Diesel-PS gibt es ab 15.730 Euro, empfehlenswert ist hier jedoch die Edition-Ausstattung ab 17.240 Euro. Da sind dann bereits Radio, Klimaanlage, Bordcomputer und die teilbare Lehne mit an Bord. Das Limonengelb dazu gibt’s, wie gesagt, gratis.

Vor- und Nachteile
Karosserie
Opel Corsa 1.3 CDTI
gute Verarbeitung
sehr gutes Raumgefühl vorn
kompakte Ausmaße
knappes Raumangebot im Fond
kleiner Kofferraum
mäßige Übersichtlichkeit
recht hohes Gewicht
niedrige Zuladung
beschwerlicher Zustieg nach hinten
Fahrkomfort
ordentlicher Federungskomfort
niedriger Geräuschpegel
gute Sitze vorn
unbequeme Sitzbank im Fond
Antrieb
aufruhiger, sparsamer Motor
passend gestuftes Getriebe
nur fünf Gänge
Fahreigenschaften
leicht untersteuerndes,
sicheres Eigenlenkverhalten
gefühlvolle, direkte Lenkung
träges Einlenken
im Citymodus zu leichtgängige Lenkung
Sicherheit
sichere Fahreigenschaften
viele Assistenzsysteme
gute Bremsen
unübersichtliche Karosserie
Umwelt
niedriger Verbrauch
sehr geringer CO2-Ausstoß
serienmäßiges Start-Stopp-System
kein Schongang
Kosten
angemessener Grundpreis
niedrige Betriebskosten
Extras zum Teil nur in teuren
Paketen erhältlich
jährliche Inspektion nötig

Fazit

Der neue Opel Corsa 1.3 CDTI ist ein solider, gut verarbeiteter Kleinwagen, der mit ordentlichem Fahrkomfort und deutlich verbessertem Dieselantrieb die Erfolgsstory seiner Vorgänger ganz sicher fortsetzen wird.

Technische Daten
Opel Corsa 1.3 CDTI ecoFLEX 89g Innovation
Grundpreis19.025 €
Außenmaße4021 x 1736 x 1479 mm
Kofferraumvolumen280 bis 1090 l
Hubraum / Motor1248 cm³ / 4-Zylinder
Leistung70 kW / 95 PS bei 3750 U/min
Höchstgeschwindigkeit182 km/h
0-100 km/h11,8 s
Verbrauch3,3 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten