Opel Grandland X und Peugeot 3008 im Test
Wer ist das bessere PSA-Gewächs?

Aus der Vogelperspektive ähneln sich Opel Grandland X und Peugeot 3008 wie sprichwörtlich ein Ei dem anderen. Immerhin teilen sie sich Plattform, Dreizylinder-Turbo und den Produktionsort: Sochaux in Frankreich. Die Unterschiede filtert unser Test heraus.

Opel Grandland X 1.2 DI Turbo, Peugeot 3008 Puretech 130, Exterieur
Foto: Hans-Dieter Seufert

Eine sanfte Sommerbrise pustet über die Alb. Zwei Gleitschirmpiloten sortieren Schnüre und falten ihre Fluggeräte zusammen, die Nachmittagssonne wandert nach Südwesten. Und dazwischen in Weiß und Dunkelblau: Peugeot 3008 und Opel Grandland X. Regen ist nicht angesagt. Zum Glück. Denn eine der vielen Gemeinsamkeiten der beiden Plattform-Brüder: Sie sind ausschließlich mit Vorderradantrieb zu haben, nichts für nasse Albwiesen also. Mit Dreizylinder-Benziner sowie Schaltgetriebe scheinen sie eher für den Großstadtdschungel denn für offroadige Abenteuer gerüstet. In diesem Segment spielen Allradantriebe ohnehin eine eher untergeordnete Rolle.

Kleine Turbos mit 130 PS

Dreizylinder in einem 1,4-Tonnen-SUV? Dank Turboaufladung und stämmiger Drehmomente geht das sehr gut. Leistungsmangel ist jedenfalls bei beiden kein Thema. Mit je 130 PS und 230 Nm Maximaldrehmoment ab 1.750 Umdrehungen bieten sie ordentliche Fahrleistungen: Etwas mehr als elf Sekunden auf 100 km/h und fast 190 km/h Vmax, das kann sich sehen lassen, immerhin ist es sowohl beim Grandland als auch beim 3008 die Einstiegsmotorisierung und gleichzeitig der einzige Benziner im Angebot. Sechsstufenautomatik gibt es gegen Aufpreis, allerdings immer erst ab der mittleren Ausstattungsstufe – bei Opel Edition, bei Peugeot Active genannt.

Die Testwagen kommen noch besser ausgestattet zum Test: Der Grandland X als Innovation, als Allure der Peugeot. Das etwas teurere Auto ist in dem Fall der Opel, er steht als Innovation ab 29.250 Euro in der Preisliste, der Peugeot ist genau 300 Euro billiger. Der Grandland X Innovation fährt so einiges an Ausstattung auf, unter anderem Totwinkel- und Frontalkollisionswarner, Zweizonen-Klimaanlage sowie schlüsselloses Startsystem.

Allerdings ist der 3008 ähnlich gut ausgestattet, die Kollisions- und Spurwarner hat er ebenfalls. Billiger wirkt er im Interieur ohnehin nicht. Im Gegenteil, der sauber durchgestylte Innenraum überzeugt mit guter Verarbeitung und wertigen Werkstoffen.

Weniger im Fokus stand da offenbar die Bedienbarkeit. Das System mit dem großen Touchscreen in der Mitte und nur wenigen Tasten wirkt zwar aufgeräumt und clean, doch wenn man selbst für einfache Verrichtungen wie Temperatureinstellungen den Bildschirm bemühen muss, kommt bald Frust auf. Wie das besser geht, zeigt der Grandland X. Zwar basieren auch dessen Bedienung und Infotainment auf dem PSA-System, doch wurde es mit ein paar zusätzlichen Tasten – etwa für die Klimabedienung – angereichert. Das hilft ungemein und trägt so dazu bei, dass der Opel ein paar Punkte Vorsprung aus dem Karosseriekapitel mitnimmt.

Überraschenderweise bietet er darüber hinaus etwas mehr Platz für Passagiere und Gepäck. Fünf Zentimeter mehr Innenhöhe sind in dieser Klasse beachtlich. Das luftigere Raumgefühl spricht also für den Grandland, ebenso scheint der Zustieg vor allem in den Fond etwas müheloser. Bemerkenswert bei beiden Kandidaten übrigens: die Qualität des vorderen Gestühls. Die AGR-Sitze kosten zwar Aufpreis (685 Euro bei Opel, 1100 Euro inklusive Massagefunktion bei Peugeot), bieten jedoch ausgezeichneten Sitzkomfort und viel Halt bei Kurvenfahrt.

Polterige Fahrwerke

Überzeugender Federungskomfort zählt dagegen nicht zu den starken Seiten der Plattform-Zwillinge, keineswegs überraschend für Kenner des EMP2-Unterbaus. Beide Kompakt-SUV überholpern kräftigere Unebenheiten eher unbeholfen. Insgesamt macht es der Opel eine Spur besser, zeigt weniger Karosseriebewegung und federt spürbar geschmeidiger an.

Groß sind die Unterschiede freilich nicht. Auffällig zudem bei beiden die humorlosen Stöße der Hinterachse auf schlechten Wegstrecken. Anders als etwa der Plattform-Bruder DS7 Crossback mit Mehrlenkerachse verfügen Opel und Peugeot hinten über eine einfachere Verbundlenker-Konstruktion. Bei schneller Fahrt zeigen sich die Fahrwerke etwas verbindlicher, sehr kurze Querfugen bringen dennoch Unruhe in die Fahrzeuge. Auch hier ist der Peugeot polteriger unterwegs, zudem scheinen die Fahrwerksgeräusche deutlicher ins Wageninnere zu dringen.

Das fällt umso mehr auf, als sich der Dreizylinder-Benziner in beiden Testfahrzeugen akustisch und vibrationsmäßig sehr zurückhält. Vom deutlichen Brummen bei hoher Last und mittleren Drehzahlen abgesehen gibt sich der 130 PS starke Turbo sehr unauffällig.

Ähnliches gilt, wie anfangs angedeutet, für die Fahrleistungen. Allenfalls der müde Durchzug ab etwa 80 km/h im höchsten Gang verdrießt etwas. So muss bei flotterer Landstraßenfahrt häufig geschaltet werden, bei beiden ein weniger freudvolles Unterfangen. Die Schaltwege sind recht lang, die Führung wenig präzise. Und im Peugeot liegt der sehr dicke Schaltknauf mit seiner Metallumhüllung seltsam fremd in der Hand, Geschmackssache wohl, doch selbst nach längerer Fahrt etwas irritierend. Ob die Downsizerei beim Spritverbrauch etwas bringt? Kommt darauf an. Bei betont ressourcenschonender Fahrweise zeigen sich die Dreizylinder sparsam, Durchschnittsverbräuche mit einer Sechs vor dem Komma sind durchaus realisierbar. Im Testmittel ist der Konsum freilich höher. Die Physik lässt sich nicht übertölpeln, es kostet Energie, 1,4 Tonnen in Bewegung zu halten, etwas weniger beim Opel, wohl auch, weil er geringfügig leichter ist: rund 7,5 Liter bei beiden, das ist nicht berühmt.

Ärgerlich sind zudem weitere Peugeot-Eigenheiten, speziell das markentypisch kleine Lenkrad mit den darüber platzierten Instrumenten. Es sorgt nicht nur für schlechte Sicht auf die ohnehin recht unübersichtlichen Anzeigen, sondern erschwert beim Fahren den Umgang mit dem 3008.

Top-Bremsen bei beiden

Durch die kleinen Lenkwinkel reagiert der Wagen beim Einlenken sehr nervös, das suggeriert Handlichkeit. Ein wenig nachhaltiger Fahreindruck allerdings, denn es mangelt der Lenkung an Feedback und Präzision und dem Fahrwerk an Agilität. Wie das auf fast identischer Basis harmonischer funktioniert, beweist der Grandland X. Dessen Lenkeinheit ist wesentlich berechenbarer und rückmeldungsfreudiger, er scheint williger abzubiegen und ruhiger der Linie zu folgen. Das zeigt sich zudem bei Geradeausfahrt, wo der Opel ruhig seine Bahnen zieht, während beim Peugeot häufiger kleine Lenkkorrekturen vonnöten sind.

Sportlicheren Ambitionen setzen übrigens die sehr früh einschreitenden Stabilitätsprogramme ein sicheres Ende. Mustergültig fahrsicher sind so beide Kompakt-SUV, exzellente Bremsen haben sie ebenfalls.

Die Schirme sind eingepackt, im Westen ziehen Gewitterwolken aus Frankreich nach Osten. Höchste Zeit, die Albwiese zu verlassen.

Fazit

1. Opel Grandland X 1.2 DI
421 von 1000 Punkte

Mit überraschend großem Vorsprung gewinnt der Grandland. Das etwas großzügigere Raumangebot, der ausgefeiltere Komfort und die besseren Fahreigenschaften sprechen für ihn.

2. Peugeot 3008 PT 130
407 von 1000 Punkte

Die gewöhnungsbedürftige Lenkung und das polterige Fahrwerk kosten den 3008 einige Punkte. Für ihn sprechen das wertige Interieur und die gute Sicherheitsausstattung.

Technische Daten
Opel Grandland X 1.2 DI Turbo InnovationPeugeot 3008 PureTech 130 Allure
Grundpreis30.355 €28.950 €
Außenmaße4477 x 1856 x 1609 mm4447 x 1841 x 1624 mm
Kofferraumvolumen514 bis 1652 l520 bis 1482 l
Hubraum / Motor1199 cm³ / 3-Zylinder1199 cm³ / 3-Zylinder
Leistung96 kW / 130 PS bei 5500 U/min96 kW / 130 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit188 km/h188 km/h
0-100 km/h11,2 s11,3 s
Verbrauch5,0 l/100 km5,1 l/100 km
Testverbrauch7,4 l/100 km7,5 l/100 km