Opel Meriva 1.4, BMW 218i Active Tourer Vergleich
Kann günstig teuer schlagen?

Rund 5.000 Euro mehr als ein vergleichbarer Opel Meriva 1.4 kostet der BMW 218i Active Tourer. Da muss der erste Van der Marke schon starke Argumente vorweisen.

BMW 218i Active Tourer, Opel Meriva 1.4 Innovation
Foto: Hans-Dieter Seufert

Böse Zungen behaupten ja, dass schon das BMW-Logo ein Auto wertvoller und begehrenswert mache. Innovative Technik, starke Motoren und die viel zitierte Freude am Fahren lauten die Versprechen, die speziell von den Spitzenmodellen und Technologieträgern der Marke wie M3 oder i8 eingelöst und mit entsprechenden Preisaufschlägen honoriert werden. Aber ist ein solcher Obolus auch in den volkstümlichen Klassen gerechtfertigt, wo die Bayern jetzt mit ihrem ersten Van, mit Frontantrieb und quer eingebauten Motoren auf das gängige Baumuster dieses Segments eingeschwenkt sind?

In Konzept und Abmessungen könnte der Opel Meriva jedenfalls als Blaupause für den BMW 2er Active Tourer gedient haben, und doch steht der BMW bei vergleichbarer Motorisierung und Ausstattung mit rund 5.000 Euro mehr in der Preisliste. Da kommen selbst Image und Premiumgläubige ins Grübeln, zumal niedrigere Rabatte und teurere Extras die Rechnung weiter belasten. Ob der jüngere BMW diesen Malus beim späteren Verkauf wieder wettmachen kann, muss sich erst noch zeigen.

Opel Meriva ist variabler

Schauen wir also, was der BMW 2er Active Tourer im Hier und Jetzt zu bieten hat: zunächst einmal einen bequemen Einstieg durch vier konventionelle Türen, beachtliche 7,5 cm mehr Normsitzraum und trotz geringerer Höhe ein deutlich größeres Gepäckabteil mit verstellbarem Zwischenboden. Die Variabilität beschränkt sich ander als beim Opel Meriva frei Haus auf eine im Verhältnis 40:20:40 klappbare Rücksitzlehne, nur gegen Zuzahlung lassen sich auch die Lehne des Beifahrers umlegen, die Fondbank verschieben und die Heckklappe mit einem Fußschwenk elektrisch öffnen.

Auf Letzteres muss man im Opel Meriva zwar verzichten, nicht aber auf drei sehr flexible Einzelsitze hinten mit versenkbarem Mittelstück und Lounge-Stellung für mehr Bein- und Ellenbogenfreiheit. Keine klaren Vorteile bieten dagegen die gegenläufig öffnenden Fondtüren, denn die Luke ist recht schmal und der Zustieg in engen Parklücken etwas beschwerlich. Auch die Bedienung über verwirrend viele kleine Tasten auf der Mittelkonsole, die schlichten Kunststoffe und die wackelige Staubox im ansonsten soliden, knarzfreien Innenraum wecken nicht gerade die Kauflust.

Opel Meriva ohne adaptive Dämpfer

Eher schon der BMW mit seinen aufgeschäumten Oberflächen, den klar gegliederten Funktionsbereichen sowie dem intuitiv bedienbaren iDrive-System. Und obwohl nicht ganz so viele Assistenzsysteme wie in den größeren Baureihen angeboten werden, sind alle wichtigen Extras dieser Klasse verfügbar. Größere Lücken klaffen dagegen beim Opel Meriva, der etwa ohne Spurhalte-Unterstützung, LED-Vollscheinwerfer und Fernlicht-Assistent auskommen muss.

Gegenüber dem BMW 218i Active Tourer fehlen dem Opel Meriva außerdem adaptive Dämpfer (500 Euro extra) und ein „Fahrerlebnisschalter“ (Serie), der neben dem Normal- und Sport- auch einen auf Effizienz getrimmten Eco-Pro-Modus bietet. Damit werden Motor- und Klimaleistung leicht gedrosselt, während es mit „Sport“ spürbar spritziger, straffer und wankärmer zur Sache geht. Allerdings quittiert der BMW in jeder Stellung Querfugen relativ harsch und holprig, droht bei hoher Zuladung gar auf die Blöcke zu gehen.

Viele Extras für den BMW

Spielerei also? Mag sein, doch irgendwie soll sich der BMW 2er Active Tourer ja als würdiges Mitglied der Familie erweisen. Und das gelingt ihm bereits auf den ersten Metern mit seinem leichtfüßigen, präzisen Einlenken und der für einen hochbauenden Van sehr guten Agilität. Die variable Sportlenkung (350 Euro) vermittelt viel Gefühl, aber kaum Antriebseinflüsse oder Stöße, und bei flotter Kurvenfahrt lässt das zart drückende Heck den Frontantrieb fast vergessen. Selbst beim Slalom und doppelten Spurwechsel sorgen feinfühlige ESP-Eingriffe für hohe Stabilität und Sicherheit. All das macht der Opel Meriva nicht viel schlechter, jedoch eher pflichtschuldig als beschwingt und engagiert. Im direkten Vergleich untersteuert er stärker und scharrt schnell mit den Vorderrädern, wird dann vom ESP oft unnötig heftig eingebremst. Zudem liefert die etwas sterile, indirekte Lenkung wenig Rückmeldung und Fahrpräzision, mindert sowohl das Handling wie die Handlichkeit. Immerhin steckt das Fahrwerk kurze Stöße und die deutlich höhere Zuladung (521 statt 448 kg) insgesamt lockerer und ruhiger weg.

Gut so, denn eine bekömmliche Federung steht bei vielen Van-Käufern weit höher auf der Wunschliste als ausgeprägte Fahrdynamik oder starke Motoren. Deshalb ist der 1,4-Liter-Turbobenziner mit 140 PS im Opel Meriva schon das Spitzentriebwerk, obwohl es sich nicht so anfühlt. Leistung und Drehmoment stellt der Vierzylinder erst bei höheren Umdrehungen bereit, und dazu will er stets genötigt werden. Mit Kraft aus dem Keller geizt er ebenso wie mit Laufkultur oder sauberem Ansprechverhalten, bei Beschleunigung oder Lastwechsel geht es nicht ohne Ruckeln und Brummen ab.

Ganz anders als der Opel Meriva hingegen der 218i mit dem praktisch gleich starken Basisbenziner – ein 1,5 Liter großer Dreizylinder-Turbo wie im Mini Cooper, der seine Bauart höchstens im Stand oder beim Ausdrehen zu erkennen gibt. Kaum zu glauben, wie kultiviert und leise solche Triebwerke heute sein können, zumal anders als beim Downsizing von sechs auf vier Zylinder der Übergang von vier auf drei Brennräume keinesfalls einen Verlust an Emotionen bedeuten muss. Im Gegenteil, wie der schöne Klang und die quirlige Leistungsentfaltung des Direkteinspritzers zeigen.

Opel Meriva mit hohem Verbrauch

Dabei steht nach einem minimalen Anfahrzögern schon ab 1.250 Umdrehungen das volle Drehmoment bereit, was häufige Griffe zum exakt geführten Schalthebel des Sechsganggetriebes erübrigt. Der Opel Meriva hat sie jedenfalls öfter nötig, fordert zudem mehr Nachdruck und Präzision beim Gangwechsel. Das hat neben dem höheren Geräuschpegel auch einen spürbaren Verbrauchszuschlag zur Folge: Im Testmittel genehmigte sich der Vierzylinder 8,5 Liter Super auf 100 Kilometer, der Triple schluckte immerhin 0,7 Liter weniger.

Nicht die Welt, gewiss, und schon gar nicht genug, um die Welt zu retten oder zumindest den weit höheren Kaufpreis bald wieder reinzuholen. Auch wegen des niedrigeren CO2-Ausstoßes, der besseren Effizienzklasse oder der etwas kürzeren Bremswege allein wird keiner den BMW kaufen, wohl nicht einmal wegen des größeren Kofferraums. Entscheidend ist, dass er da punktet, wo die Kernwerte der Marke verortet sind: bei Handling, Temperament, Sicherheit und Freude am Fahren. Und genau in diesen Bereichen liegt der BMW 2er Active Tourer klar vor dem Opel Meriva.

Der Preis des Fortschritts

Deshalb ist der Opel Meriva noch lange kein schlechtes Auto, aber der Vorsprung im Kostenkapitel zeigt zugleich sein Dilemma: Wer wie die meisten Kunden immer mit spitzem Stift kalkulieren muss, kann sich eben nur selten die neueste Technik leisten. Das sieht man vor allem beim Antrieb und bei den Assistenzsystemen, wo derzeit die wichtigsten Fortschritte gemacht werden – und Premium-Marken natürlich von der Ertragskraft ihrer teuren Modelle profitieren.

Ist der BMW also seinen hohen Aufpreis wert? Im Prinzip ja, denn abgesehen von der etwas schlechteren Variabilität und Federung ist der komplett neue BMW 2er Active Tourer auf Anhieb besser als der etablierte Opel Meriva. Man muss ihn sich nur leisten können.

Fazit

1. BMW 218i Active Tourer
426 von 1000 Punkte

Mit gleichmäßig guten Leistungen bei Antrieb, Fahreigenschaften und Sicherheit verschafft sich der Active Tourer einen soliden Punktevorsprung, der von den höheren Kosten bei Weitem nicht aufgezehrt wird.

2. Opel Meriva 1.4 Innovation
399 von 1000 Punkte

Abgesehen vom rauen, trägen Motor und dem mäßigen Handling zeigt der Opel Meriva keine großen Schwächen, aber bis auf das Plus an Variabilität auch wenig Stärken, mit denen er sich profilieren könnte.

Technische Daten
BMW 218i Active Tourer Opel Meriva 1.4 ecoFLEX Innovation
Grundpreis28.900 €22.715 €
Außenmaße4342 x 1800 x 1586 mm4300 x 1812 x 1615 mm
Kofferraumvolumen468 bis 1510 l400 bis 1500 l
Hubraum / Motor1499 cm³ / 3-Zylinder1364 cm³ / 4-Zylinder
Leistung100 kW / 136 PS bei 4400 U/min103 kW / 140 PS bei 4900 U/min
Höchstgeschwindigkeit205 km/h196 km/h
0-100 km/h8,9 s10,2 s
Verbrauch5,1 l/100 km6,1 l/100 km
Testverbrauch7,8 l/100 km8,5 l/100 km