Opel Zafira Tourer 2.0 CDTI Biturbo im Test
Die Treue zum Opel-Van lohnt sich

Der kräftige Biturbo-Diesel mit 195 PS hat nicht wenig zum entspannten Fahrvergnügen beigetragen, das der Opel-Van im Alltag vermittelt. Unliebsame Überraschungen blieben dagegen weitgehend aus.

Opel Zafira Tourer 2.0 CDTI Biturbo, Seitenansicht
Foto: Jürgen Decker

Die klassischen Raumwagen – so scheint es – haben ein Imageproblem, gelten als zweckdienlich und nüchtern, aber wenig begehrenswert oder gar faszinierend. Dabei sollte der aktuelle Opel Zafira Tourer mit dem Klischee aufräumen, dass Mann erst dann einen Van fährt, wenn die Geliebte zur Mama wird. So hat man ihm neben einem dynamischen Design auch ein sehr gut abgestimmtes Fahrwerk mitgegeben, während es die zwei versenkbaren Klappsitze im Laderaum nur noch als Extra oder serienmäßig bei den gehobenen Ausstattungsvarianten gibt.

Zum Dienst in der Redaktion meldet sich der Dauertestwagen am 31. Oktober 2013 jedoch ohne sie, obwohl die üppig bestückte Topversion Innovation eigentlich ein Siebensitzer ist. Mitgeliefert wird hingegen das clevere Lounge-System, mit dem sich der mittlere der drei bequemen Einzelsitze in Reihe zwei zu einer breiten Armlehne umklappen und die äußeren Sitze ein Stück nach hinten und innen rücken lassen. Damit kommen die großzügigen Platzverhältnisse erst richtig zur Geltung, ohne das Ladevolumen dahinter (710 Liter) nachhaltig zu beschneiden. Damit allein ist es aber nicht getan, denn ohne eine Bestätigung über den Kranz des zentralen Dreh-Drück-Stellers geht nichts. Der eigentliche Knopf ist nur zum Verschieben und Suchen auf dem Display da, die Kartendarstellung wirkt recht grob, und Stauwarnungen kommen bisweilen zu spät. Obwohl die Zielführung meist zuverlässig klappt, wird es Zeit für ein Update, und so hält mit dem Facelift im nächsten Herbst das vom neuen Opel Astra bekannte Touchscreen-System Einzug.

Schwächelnde Assistenzsysteme

Bei dieser Gelegenheit sollten gleich noch ein paar weitere Schwächen abgestellt werden – die unzuverlässige Tempolimitanzeige etwa, der spät abblendende Fernlichtassistent oder der teils übereifrige Auffahrwarner, wobei die Frontkamera ansonsten beim Abstand- und Spurhalten gute Dienste leistet. Viel Lob gab es zudem für das hervorragende Bi-Xenon-Adaptivlicht und die Ergonomiesitze vorn. Allein die Tatsache, dass keiner der vielen Fahrer mit ihren unterschiedlichen Staturen und Empfindlichkeiten eine Klage notierte, spricht wohl für sich.

Opel Zafira Tourer 2.0 CDTI Biturbo, Kofferraum
Hans-Dieter Seufert
Trotz der ein oder anderen Dissonanz in Form von quietschenden Bremsen und nicht ganz zuverlässigen Assistenzsystemen stimmt das Gesamtbild.

Auch die Position hinter dem Lenkrad passt, und obwohl Parkpiepser wegen der unübersichtlichen Karosserieenden sehr empfehlenswert sind, stören die schmalen gegabelten A-Säulen selbst bei flotter Kurvenfahrt kaum. Ja, solches Treiben kann vorkommen im ach so vernünftigen Zafira Tourer, der sich trotz seines zarten Übergewichts (1.790 kg leer) erfrischend schwungvoll dirigieren lässt. Vor allem geht es unauffällig schnell vorwärts mit dem doppelt aufgeladenen Zweiliter- Diesel, der jedoch nur ein kurzes Gastspiel in der Opel-Palette gab und Anfang 2015 gestrichen wurde.

Ungenaue Tankanzeige erfordert Weitsicht

Angesichts seines knurrigen Laufgeräuschs und der nicht eben zurückhaltenden Trinksitten (Testmittel 8,6 l/100 km) fällt der Verzicht auf den Biturbo recht leicht, zumal der neue, günstigere 2.0 CDTI mit 170 PS über gleich viel Drehmoment (400 Nm) verfügt und dabei kultivierter und sparsamer zu Werke geht. Außerdem gibt es für dieses Triebwerk eine Wandlerautomatik, doch abgesehen von den langen Schaltwegen verrichtete das Sechsganggetriebe seinen Dienst über die gesamten 100.000 Kilometer so locker und zuverlässig wie der Motor. Wegen der ungenauen Tankanzeige ist allerdings Weitsicht bei der Reichweiteneinschätzung des 58-Liter-Tanks gefordert.

Probleme bereiteten hingegen die etwas teigig dosierbaren Bremsen, die schon nach gut 10.000 Kilometern beim Rückwärtsfahren quietschten und den Tourer zum ersten Boxenstopp zwangen. Da ihre Reinigung keine dauerhafte Abhilfe schaffte, wurden bei Tachostand 14.707 die Schwingungsdämpfer an den hinteren Bremssätteln im Rahmen einer Serviceaktion gewechselt. Danach war Ruhe, und der Zafira musste nur noch etwa alle 30.000 Kilometer – nach Intervallanzeige – zur regulären Inspektion. Die ist bei Opel traditionell recht günstig, inklusive Ölwechsel und Material werden rund 250 Euro fällig. Mit 725,59 Euro bilden der Austausch der vorderen Bremsscheiben und aller Beläge rundum den einzigen größeren Posten in der Gesamtabrechnung, wobei der antrittsstarke Dieselmotor hier ebenso seinen Tribut fordert wie bei den Reifen. Denn wer die Leistung häufig ausnutzt, muss an den Vorderrädern mit erhöhtem Verschleiß rechnen.

Opel Zafira Tourer überzeugt mit gutem Fahrwerk

Ansonsten zeigt sich das Fahrwerk allen Anforderungen bestens gewachsen, gefällt mit unerschütterlicher Fahrsicherheit, wohldosierter Agilität und einem beflissenen Federungskomfort speziell auf langen Bodenwellen, während Kanaldeckel stärker durchkommen. Gleichwohl lohnt sich die Investition für das adaptive Flex-Ride-Fahrwerk (980 Euro), zumal sich Dämpfung, Lenkunterstützung und Gasannahme in drei spürbar unterschiedlichen Modi – von Standard über Tour bis Sport – konfigurieren lassen und trotzdem niemand über ungebührliche Härte klagte.

Opel Zafira Tourer 2.0 CDTI Biturbo, Frontansicht
Jürgen Decker
Das adaptive Fahrwerk zeigt sich allen Anforderungen bestens gewachsen und gefällt mit wohldosierter Agilität und beflissenem Komfort.

Überhaupt: Im Vergleich zu anderen Dauertestwagen fallen die Kommentare im Fahrtenbuch auffällig kurz und knapp aus. Einer monierte beispielsweise, dass die Handlichkeit gegenüber dem 19 Zentimeter kürzeren Vorgänger doch etwas gelitten habe. Ein dreifach Kindergeldberechtigter fragte sich, warum auf dem Mittelplatz in Reihe zwei kein Kindersitz installiert werden darf. Und sporadisch gab es Kritik an den schwer zu reinigenden Stoffbezügen.

Kein Knarzen und Klappern und überschaubare Betriebskosten

Neben den unvermeidlichen Kratzern an Innenverkleidungen und Stoßfängern sind sie die sichtbarsten Spuren von zwei Jahren im harten Alltagseinsatz, während der hellgraue Perleffekt-Außenlack nach einer Wagenwäsche noch wie am ersten Tag glänzt. Knarz- oder Klappergeräusche? Fehlanzeige. Dass der Wertverlust mit 55,2 Prozent trotzdem relativ hoch ist, liegt nicht zuletzt an den zahlreichen Extras des Testwagens, die seinen damaligen Grundpreis von 36.855 auf 42.380 Euro trieben. Ein vergleichbarer, aber nur noch 170 PS starker Neuwagen steht derzeit mit 40.535 Euro in der Liste, das Basismodell 1.4 Turbo mit 120 PS und akzeptabler Ausstattung schon ab 21.950 Euro.

Opel Zafira Tourer 2.0 CDTI Biturbo, Seitenansicht
Jürgen Decker
Im stressigen, fordernden Alltagseinsatz blieb der Zafira Tourer kaum etwas schuldig - zudem stimmt die Zuverlässigkeit.

Die maßvollen Betriebskosten von 1.591 Euro über 100.000 Kilometer (ohne Kraftstoff, Öl und Reifen) für den Biturbo schonen dagegen ebenso das Budget wie Minimalverbräuche unter sechs Litern sowie die hohe Zuverlässigkeit, die dem Opel Zafira Tourer Platz drei im Mängelindex unter den Van-Dauertests beschert – knapp hinter VW Sharan und Ford C-Max. Es gab weder Ausfälle noch ernsthafte Probleme, nur die beiden außerplanmäßigen Werkstattbesuche aufgrund quietschender Bremsen trüben die sonst makellose Bilanz. Ganz ohne Dissonanzen geht es wohl in keiner Beziehung, doch der Opel-Van hält sie kurz und schmerzlos. Wenn das kein guter Grund ist, ihm weiter die Treue zu halten.

Das sagen unsere Leser

„Seit Juni 2013 fahre ich einen Zafira Tourer 2.0 CDTI mit 165 PS und Automatikgetriebe. Als Vertriebsmitarbeiter lege ich pro Jahr etwa 50.000 Kilometer zurück, und dies ist bereits mein siebter Opel (nach Astra, Vectra, Omega und Insignia). Zugleich ist er definitiv der beste, den ich je gefahren habe. Vom ersten Tag an lief er problemlos, Fahrwerk und Übersichtlichkeit überzeugen ebenso wie die praktischen Fähigkeiten im Alltag. Egal ob man einen Schrank oder eine Waschmaschine transportieren will – einfach die Rückbank umlegen, und schon passt alles rein. Das Beste an dem Wagen ist aber das AFL+- Licht, das die Nacht zum Tag macht – einfach sensationell. Der Dieselmotor harmoniert zudem gut mit der Automatik und verbraucht durchschnittlich 7,5 Liter pro 100 Kilometer, wobei ich viele Langstrecken auf der Autobahn fahre.“
Markus Klaus, 73269 Hochdorf

„Ich habe 2013 einen Zafira Tourer 2.0 CDTI mit 165 PS gekauft, der bereits ein Jahr als Direktionswagen beim Autohaus Bauer in St. Wendel lief. Mit der Ausstattung Innovation bleiben fast keine Wünsche offen, zusätzlich hat mein Wagen noch die feine Rückfahrkamera, das Navigationssystem 900 und ein Flex Dock an Bord, das jedoch nur bis zum iPhone 4 S reicht. Die Bedienung ist einfach und selbsterklärend, sowohl das Navi wie die Sprachsteuerung funktionieren perfekt. Die AGR-Sportsitze bieten guten Seitenhalt und eine angenehm hohe Sitzposition, Fahrverhalten und Komfort sind einfach klasse. Die Verarbeitung lässt bisher keine Wünsche offen, nur die Blende an der Fahrertür knarrte. Nach der Reparatur war wieder Ruhe im Auto. Neben den vielen Fächern und Ablagen gefallen mir auch die verschiebbare Mittelkonsole und die Lounge-Funktion der zweiten Reihe, die hinten superviel Platz schafft. Der Verbrauch ohne Klimaanlage liegt zwischen 5,6 und 6,6 Litern auf 100 Kilometer, mit Kühlung sind es 6,2 bis 7,4 Liter. Außerplanmäßig in die Werkstatt musste ich bislang nicht, nur die Reifen sind etwas teuer, und die vorderen verschleißen schneller.“
Torsten Schmid, 66564 Ottweiler

„Mein Zafira Tourer ist mit dem 140 PS starken 1,4-Liter- Turbobenziner ausgerüstet, der im Bereich zwischen 80 und 130 km/h wenig durchzugsstark und generell leistungsschwach wirkt. Dafür ist er recht durstig und genehmigt sich im Durchschnitt 8,3 Liter Super alle 100 Kilometer. Die guten Platzverhältnisse innen gehen zulasten der Außenabmessungen, die den Wagen etwas unhandlich im täglichen Gebrauch machen.“
Jürgen Schmidt, 76275 Ettlingen

Vor- und Nachteile
Opel Zafira Tourer 2.0 CDTI Biturbo Innovation
viel Platz für Insassen und Geäck
hohe Variabilität durch verschiebbare Einzelsitze hinten
angenehme Sitzposition
langstreckentaugliche AGR-Sitze
viele Ablagen
verschiebbare Mittelkonsole
saubere Verarbeitung
kräftiger Dieselmotor
passend abgestuftes Sechsgang-Schaltgetriebe
sehr gutes Licht
guter Federungskomfort
kräftige Bremsen
komplizierte Infotainment-Bedienung
unzuverlässige Tempolimitanzeige
späte Stauwarnung
Handschuhfach und Türablagen etwas klein
ungenaue Tankanzeige
Kindersitzmontage nur auf den hinteren Außensitzen möglich
etwas brummiger Motor
teigiges Bremspedal

Fazit

Im stressigen, fordernden Alltagseinsatz blieb der Opel Zafira Tourer 2.0 BiTurbo CDTI Innovation kaum etwas schuldig: handlich in der Stadt, komfortabel auf Reisen, geräumig und sicher in allen Lebenslagen. Mit seinem präzisen Handling und dem kräftigen Biturbo-Diesel macht er zumindest teilweise die unbefriedigende Bedienung und das brummige Laufgeräusch wett. Vor allem zeigt er nach 100.000 km kaum Verschleißspuren und eine fast makellose Zuverlässigkeit bei überschaubaren Kosten. Van schon, den schon.

Technische Daten
Opel Zafira Tourer 2.0 BiTurbo CDTI Innovation
Grundpreis37.005 €
Außenmaße4656 x 1928 x 1685 mm
Kofferraumvolumen152 bis 1792 l
Hubraum / Motor1956 cm³ / 4-Zylinder
Leistung143 kW / 195 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit218 km/h
0-100 km/h9,3 s
Verbrauch5,6 l/100 km
Testverbrauch7,7 l/100 km
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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