Peugeot 2008, Renault Captur, Skoda Kamiq
Dreikampf unter Crossover-SUV

Der erst im letzten Herbst komplett neu eingeführte Skoda Kamiq erhielt zu Jahresbeginn Konkurrenz durch die französischen Rivalen Peugeot 2008 und Renault Captur, die bereits in zweiter Generation antreten. Ob sie ihren Vorsprung auch in einen Sieg umsetzen können, klärt der Vergleich der drei Crossover mit Frontantrieb und rund 150 PS starken Benzinern.

Skoda Kamiq, Exterieur
Foto: Hans-Dieter Seufert

Für die Erkenntnis, dass neben SUV auch die kleinen Crossover überaus populär sind, braucht es keinen Tabellendschungel mit Statistiken, da reichen offene Augen im Straßenverkehr. Wobei Zahlen die Beliebtheit schon prägnant darstellen können: Jeder fünfte Renault-Neuwagen ist mittlerweile ein Captur – damit ist dieses Modell erfolgreicher als der klassische Clio mit gleicher Technik.

Ähnlich wie auch der kleinste der drei Skoda-SUV namens Kamiq (auf Scala-Basis MQB-A0) hat auch der Peugeot 2008 direkte Kleinwagenverwandtschaft, denn er nutzt die gleiche Plattform (CMP) wie der 208. Markentypisch sitzt sein Tacho über dem oben wie unten abgeflachten Minilenkrad. Die Idee: Der Blick auf die hoch positionierten Instrumente ist näher an der Straße, doch nicht jeder Fahrer kann die Anzeigen wirklich problemlos ablesen.

Unsere Highlights
Peugeot 2008, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
Ein bunter Vergleich: 2008 in Orange Fusion, Kamiq in Velvet-Rot, Captur in Taklamakan-Orange.

Das Neue am Digital-Cockpit: Ein Beamer projiziert weitere Infos auf die Oberfläche des Displays, wodurch ein 3-D-Effekt entsteht, der etwa die Tempoanzeige oder Navi-Richtungspfeile zügiger erfassbar machen soll. Die Eindrücke der Redaktion? Für manche ist der Vorteil erlebbar, andere halten es bestenfalls für eine coole Spielerei.

Ebenfalls individuell: die Gestaltung der optionalen Ledersitze mit ordentlichem Seitenhalt, die bequem gepolstert sind und sogar eine einfache Massagefunktion haben. Verstellt werden sie elektrisch, doch wie im Skoda fehlt eine Memory-Funktion. Und im Renault? Sitzt man am höchsten, verstellt die Lehne über einen grobrastigen Hebelmechanismus.

Bei der Infotainment-Bedienung punktet der Peugeot mit einigen Direkttasten. Das sind zwar keine echten Knöpfe, sondern berührungsempfindliche Flächen, aber immerhin. Trotzdem wünscht man sich auf dem Touchscreen hier und da größer dimensionierte Funktionsschaltflächen. Eine separate Klimasteuerung wäre ebenfalls hilfreich, denn auf dem Bildschirm verdrängt sie, was gerade dort angezeigt wurde.

Peugeot 2008, Interieur
Hans-Dieter Seufert
Alleinstellungsmerkmale? Bitte: 3-D-Tacho, Minilenkrad (350 mm), Sitzmassage.

Viel Platz im 2008

Die Fondpassagiere würden sich vor allem über hinten platzierte Luftausströmer wie im Captur und Kamiq freuen. Ansonsten fühlt man sich wegen der guten Platzverhältnisse auch hinten wohl, wenngleich der Einstieg wegen der recht hohen Schwelle nicht ganz so bequem ist. Vorn profitiert man im 2008 übrigens von Fondpassagieren, denn bei Beladung geht das sonst speziell auf arg lädierten Strecken etwas hibbelig arbeitende Fahrwerk harmonischer zur Sache. Die Aufbaubewegungen nehmen dann ab, und Unebenheiten überrollt er spürbar gelassener.

Zu mehr Gelassenheit würde man auch dem ESP raten, denn das grätscht schon rein, bevor Kurven überhaupt unterhaltsam werden können. Ein Sportmodus mit höherer Regelschwelle? Fehlanzeige. Das ist ärgerlich, denn eigentlich fühlt sich der Peugeot so an, als könnte man mit ihm auf kurvigem Gebiet viel Spaß haben, auch weil die Lenkung anständig rückmeldet.

Peugeot 2008, Interieur
Hans-Dieter Seufert
Das Beladen fällt leicht, nur müsste die Heckklappe für Großgewachsene etwas höher aufschwingen.

Und der Antrieb? Nun, der 2008 hat als Einziger im Test nur drei Zylinder, was beim Spritsparen nicht richtig hilft: Mit 7,8 l/100 km verbraucht er hier sogar am meisten, obwohl er etwas weniger wiegt als die anderen. Zudem sprintet er mit 8,9 Sekunden knapp als Letzter auf 100 km/h. Dafür spricht der Motor recht direkt an. Und obwohl alle drei die Gänge schnell wechseln, kommt es hier und da vor, dass sich die Automatik im 2008 eine Idee geschmeidiger anfühlt als die Doppelkupplungsgetriebe in Captur und Kamiq.

In Sachen Nutzwert gerät der Peugeot allerdings ins Hintertreffen. Zwar ist sein Kofferraum mit 405 Litern quasi so groß wie der der Konkurrenten, aber mehr als das größte Maximalvolumen und umklappbare Rückbanklehnen hat er nicht zu bieten. Wobei: Die Hutablage passt unter den Ladeboden – das haben er und der Kamiq dem Captur voraus.

Renault Capture, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
59 km/h packt der Captur im Slalom, da sind seine Konkurrenten deutlich schneller unterwegs. Aber über Landstraßen ist der Peugeot viel unterhaltsamer.

Variable Captur-Rückbank

Bei den praktischen Funktionen liegt der Skoda an der Spitze, punktet etwa mit einem Regenschirmhalter an der Fahrertür, einem Eiskratzer im Tankdeckel und automatisch ausklappenden Türkanten-Schutzleisten. Außerdem gibt es als Extras ein Trennnetz und für nur 80 Euro eine vorklappbare Beifahrersitzlehne (nicht mit Sportsitzen kombinierbar), was den Transport langer Gegenstände vereinfacht. Der Captur schwingt dagegen die dickste Variabilitätskeule: die verschiebbare Rückbank. Damit kann der Kofferraum von 422 auf 536 Liter oder die Beinfreiheit im Fond ein gutes Stück wachsen. Dort sitzt man zwar gut, doch mehr seitliche Kopffreiheit wäre schön.

Auch bei den Motoren machen Skoda und Renault den Kampf um die Spitze unter sich aus. Das Ergebnis? Unentschieden, denn der Captur fühlt sich im Alltag trotz kleineren Hubraums kräftiger an, wobei seine maximal 270 Nm bisweilen recht plötzlich einsetzen. Demgegenüber ist der 1,5-Liter im Kamiq bei höheren Drehzahlen durchzugsstärker und arbeitet in Sachen Geräuschentwicklung und Leistungsentfaltung harmonischer, außerdem kann er segeln sowie zwei seiner vier Zylinder deaktivieren (Verbrauch: 7,0 l/100 km, Captur: 7,2 l, 2008: 7,8 l).

Renault Capture, Interieur
Hans-Dieter Seufert
Relativ unauffällig, aber für den Nutzwert super: die verschiebbare Rückbank im Captur.

Was der Kamiq noch so draufhat? Obwohl seine Rückbank nicht verschiebbar ist, sitzt man dort am liebsten: tadellose Kopf- und Beinfreiheit, dazu die am besten ausgeformte Sitzbank. Und vom Fond aus ist das zwar nicht zu öffnende, aber riesige Glasdach (780 Euro) viel mehr als ein Gimmick, denn die Sicht nach oben ist fast schon cabriomäßig.

Variantenreicher Kamiq

Für den Fahrer relevanter ist die Wahl des passenden Infotainments, denn nur mit den kleinen Systemen (6,5 oder 8,0 Zoll) gibt es einen Dreh-Drück-Steller plus Lautstärkeregler. Diesen Varianten fehlt zwar eine Navi-Funktion, Android Auto und Apple CarPlay aber nicht. Im Testwagen steckt das große 9,2-Zoll-System inklusive Navi und Digitaltacho, dessen Bedienung für ein Touch-Konzept gut ist, aber die Drehregler fehlen uns.

Skoda Kamiq, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
Skoda Kamiq 1.5 TSI DSG: Der 150 PS starke Skoda ist ab einem Preis von 26.100 Euro zu haben (Basispreis der Baureihe 18.290 Euro).

Renault verfolgt mit dem großen Bildschirm im Hoch- statt Querformat ebenfalls ein knopffreies Bedienkonzept, jetzt dank zackiger Reaktionen und eingängiger Menüstruktur auf Augenhöhe mit Skoda. Zusätzlich sieht man auf dem Bildschirm selbst nach oben und unten viel von der TomTom-Navigationskarte.

Außer bei der Bedienung übertreffen Kamiq und Captur den 2008 auch beim dynamischen Fahren. Überraschung beim Renault: die Lenkung, die dem harmonischen Skoda-Aggregat nur geringfügig in Sachen Rückmeldung nachsteht, ansonsten genauso gut und vor allem präzise arbeitet. Trotz seines Handling-Talents schafft es der Renault aber nicht, am Skoda vorbeizuziehen.

Denn der kann zwar nicht ganz so hohe Einlenkgeschwindigkeiten umsetzen, fühlt sich aber insgesamt direkter an und wankt noch etwas weniger. Zudem hat er hier als Einziger zweistufig verstellbare Stoßdämpfer (440 Euro, 10 mm Tieferlegung). In der weicheren Einstellung federt er – ähnlich wie der Captur – straff, rollt aber spürbar sanfter ab.

Skoda Kamiq, Interieur
Hans-Dieter Seufert
So heiß wie die Heizung der Sportsitze im Kamiq auf höchster Stufe wird kaum eine.

Die Eigenschaftswertung sichert sich der als Style 28.100 Euro teure Kamiq mit guten Ergebnissen in allen Bereichen. Zum Abschluss müssen dann doch noch Tabellen her: Kostenberechnung, Angleichung aller Autos auf ein Ausstattungsniveau. Dann liegt der Skoda preislich sogar etwas über dem 2008, der als GT ohne Extras für 33.900 Euro in der Preisliste steht, während der üppig ausgerüstete Captur Intens über 5.000 Euro darunterbleibt. Das genügt ihm zwar nicht, um den Skoda zu überholen – wohl aber, um als günstige Alternative Platz zwei zu belegen.

Fazit

1. Skoda Kamiq 1.5 TSI
421 von 1000 Punkte

Der nicht gerade günstige Kamiq überzeugt mit viel Platz, zahlreichen Simply-clever-Funktionen sowie gutem Federungskomfort und einem kultivierten wie sparsamen Motor.

2. Renault Captur TCe 155
401 von 1000 Punkte

Der mit großem Abstand günstigste Wagen kombiniert ein akzeptables Platzangebot mit der praktischen Rückbank, kräftigem Motor und ordentlichem Federungskomfort.

3. Peugeot 2008 PureTech 155
382 von 1000 Punkte

Der 2008 punktet mit vielen Assis-tenzsystemen. Und sonst? Flott im Slalom, zugleich aber spaßfrei. Dazu eingeschränkter Federungskomfort und ein mäßig effizienter Antrieb.

Technische Daten
Skoda Kamiq 1.5 TSI StylePeugeot 2008 PureTech 155 GTRenault Captur TCe 155 Intens
Grundpreis32.490 €34.350 €26.563 €
Außenmaße4241 x 1793 x 1562 mm4300 x 1770 x 1550 mm4227 x 1797 x 1576 mm
Kofferraumvolumen400 bis 1395 l405 bis 1467 l422 bis 1275 l
Hubraum / Motor1498 cm³ / 4-Zylinder1199 cm³ / 3-Zylinder1333 cm³ / 4-Zylinder
Leistung110 kW / 150 PS bei 5000 U/min114 kW / 155 PS bei 5500 U/min113 kW / 154 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit215 km/h208 km/h202 km/h
0-100 km/h8,4 s8,9 s8,3 s
Verbrauch5,4 l/100 km
Testverbrauch7,0 l/100 km7,8 l/100 km7,2 l/100 km