Peugeot RCZ 155 THP im Test
Bewährungsprobe für das schicke Sportcoupé

Die Idee des Peugeot RCZ ist nicht neu, aber die Umsetzung extravagant: Kann Peugeot mit dem neuen Sportcoupé für deutlich unter 30.000 Euro die Lifestyle-Konkurrenz aufmischen? Der Peugeot RCZ 155 THP im Test.

Peugeot RCZ

Über 6.000 Euro sind ein Wort. So viel kostet Peugeots neues Sportcoupé RCZ 155 THP weniger als ein vergleichbar ausgestatteter Audi TT 1.8 TFSI. Für diesen Betrag nimmt man gerne in Kauf, dass die französische Flunder kein kreativer Einzelgänger ist, sondern stilistisch einige Anleihen bei besagtem Modell genommen hat. 

Für 26.450 Euro gibt es mit dem RCZ viel Auto

Wie schön der designpreis-dekorierte Peugeot RCZ denn nun ist, darüber mögen sich Experten und Kunden die Köpfe zerbrechen. Die Ironie der Gestaltungsgeschichte liegt eher darin, dass seine Frontpartie bei Peugeot schon zum alten Eisen gehört. Mit der Vorstellung des Konzeptautos SR-1 demonstrierten die Franzosen unter der Leitung des neuen Designchefs Gilles Vidal die Abkehr von aufgespritzten Stoßfängerlippen sowie Frontleuchten- und Kühlerschlund-Gigantomanie. 

Aber kommen wir zurück zum Preis:  Für 26.450 Euro gibt es erst mal ziemlich viel Auto. Zum Gegenwert der durchschnittlichen Aufpreisliste eines Porsche 911 stehen da 4,29 Meter (elf Zentimeter mehr als beim TT) imposant wirkender Sportwagen. 

Die Serienausstattung des Peugeot RCZ präsentiert sich gut bestückt

Die Serienausstattung mit Zweizonen-Klimaautomatik, MP3-Radio, Tempomat und 18-Zoll-Felgen präsentiert sich so gut bestückt, dass man ihn getrost genau so bestellen kann. Und unter der langen Fronthaube des Peugeot RCZ-Testwagens säuselt im Standgas ein moderner 1,6-Liter-Turbomotor mit 156 PS - ein alter Bekannter aus der Motorenkooperation mit Mini. Im Interieur wartet dann gleich das nächste Déjà-vu. Die Lüftungsdüsen erinnern - wer hätte es gedacht - an den Audi TT, was die Attraktivität des Innen-Ensembles nicht schmälert: hübsche, ordentlich ablesbare Instrumente, eine modische Uhr im Stile der französischen Edelmarke Bell & Ross, gummierte Knöpfe, Klavierlack-Optik und eine pieksauber vernähte Lederauskleidung des Armaturenbretts. 

Wobei die im Paket nochmals mit 3.800 Euro zu Buche schlägt. Dass der Türverkleidungsgriff im Testwagen etwas leger montiert ist und der untere Teil der Mittelkonsole eher einfacheren Kunststoff zeigt, sei dem im österreichischen Steyr bei Magna montierten Peugeot RCZ Coupé verziehen.

Bei der Bedienung des Peugeot RCZ geht es voran

Das optionale WIP Com 3D-Infotainmentsystem ist im Test leichter zu steuern, als der Name vermuten lässt. Alle wichtigen Funktionen wie Radio-Senderliste, Stauanzeige und Navi-Zieleingabe sind mit einem Tastenklick erreicht. Wieso Peugeot jedoch auf eine eigene Menütaste für das Bluetooth-Telefonsystem verzichtet und die Bedienelemente für den Bordcomputer nicht am Lenkrad, sondern tief hinten auf dem Mitteltunnel positioniert, wird wohl ewig das Geheimnis des PSA-Konzerns bleiben. Wahrscheinlich war da einfach Platz. Spätestens wenn im Testwagen das integrierte (500 Euro) JBL-Soundsystem mit dynamischen und basskräftigen Klängen loslegt, ist aber auch das vergessen.

Der hintere Parkpiepser wird zur dringenden Notwendigkeit

Schwieriger wird es mit der Vergesslichkeit bei Sitzposition und Übersicht. Wer über 1,85 Meter an Länge zählt, wird seine Mühe mit dem nur 1,36 Meter hohen Flachmann Peugeot RCZ haben. Da dachten wir, Peugeot habe aus der Kritik an der Froschposition im 206 und 207 gelernt, schon kauert der Autor des Testberichts wieder mit spitzwinkligen Beinen im ansonsten überaus geräumigen Frontraum. Um Ampeln richtig ablesen zu können, muss der Kopf in die Quere. Dabei nennt das Peugeot-Marketing doch ausdrücklich Männer als Zielgruppe - und sie werden ja wohl nicht nur Nicolas Sarkozy meinen. 

Die breite A-Säule des Peugeot RCZ blendet indes den seitlichen Kreuzungsverkehr wirkungsvoll aus, und die lange Karosserie verbirgt gekonnt ihre Enden. So wird der serienmäßige hintere Parkpiepser im Test zur dringenden Notwendigkeit. Der vordere kostet im Paket 500 Euro. Auf die hinteren Sessel des 2+2-Sitzers würde noch nicht einmal der französische Staatspräsident passen. Wer jedoch ihre Lehnen umklappt, vergrößert den Kofferraum von 321 auf 639 Liter. Für übliche Sportcoupé-Maßstäbe quasi eine Turnhalle. 

Der Peugeot RCZ wirkt fahrdynamisch agil und sexy

Dass Gepäck im Testwagen nicht verzurrt werden kann, ist tragisch, denn was der Peugeot RCZ fahrdynamisch hinlegt, wirkt so agil und sexy wie die Mädels im Moulin Rouge. Mit einer anmachenden Kombination aus Leichtigkeit und Biss wedelt er im Einzeltest Serpentinen empor. Sein niedriges Gewicht von 1,3 Tonnen und das gekonnt abgestimmte Fahrwerk tanzen einen automobilen Pas-de-deux. Die Messwerte des Peugeot RCZ im Pylonen-Parcours unterstreichen es: Über 65 km/h im Slalom und fast 135 km/h in der ISO-Wedelgasse sind hervorragende Werte - etwas besser noch als ein Audi TT. 

Direkt, vielleicht einen Hauch zu zackig lenkt er im Test ein, bleibt lange neutral, um im Grenzfall völlig unkritisch über die Vorderräder zu schieben. Wer es mit dem Kurventempo übertreibt, wird vom abschaltbaren ESP deutlich auf die Grenzen hingewiesen. Damit diese Fahrstabilität auch bei hohem Tempo erhalten bleibt, fährt der Heckspoiler ab 85 km/h zweistufig elektrisch aus.

Beim Komfort kommt der Peugeot RCZ im Test nicht ganz an die Konkurrenten mit adaptiver Dämpfung heran. Bis auf etwas unangenehmes Autobahn-Pumpen und erhöhte Windgeräusche werden aber auch lange Strecken nicht zur Tortur. 

Die 5,4 Liter Minimalverbrauch im RCZ beeindrucken 

Allerdings setzt er mit einem für ein neues Auto nur mäßigen cW-Wert von 0,33 dem Wind recht viel Widerstand entgegen. Damit verspielt er eine Chance, noch sparsamer zu sein, als er sowieso schon ist: 5,4 Liter Minimal- und 8,3 Liter Testverbrauch beeindrucken. Besonders weil sich der 1,6-Liter mit seiner Direkteinspritzung, variabler Ventilsteuerung und Twinscroll-Aufladung alles andere als langweilig gebärdet. Schon bei 1.400/min flitzt er mit seinem maximalen Drehmoment davon, klingt kernig, aber nicht lästig und lässt erst oberhalb von 5.500/min im Test etwas Leichtigkeit vermissen. Für manche mögen 156 PS heute nicht mehr richtig sportlich sein, aber im Falle des RCZ fühlt man sich wunderbar motorisiert. Für die übrigen 6.000 Euro kann man sich den RCZ ja mit Extras vollpacken - so wie beim Testwagen.

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Interessiert mich nicht.
Vor- und Nachteile
Karosserie
Peugeot RCZ 155 THP
sehr gutes Raumangebot vorne
recht einfache Bedienung
großer Kofferraum
gute Qualitätsanmutung
froschartige Sitzposition
sehr unübersichtliche Karosserie
sehr beengter Fond
Fahrkomfort
ordentlicher Abrollkomfort
bequeme Sitze
recht hohe Windgeräusche
neigt auf welligen Autobahnen zum Pumpen
Antrieb
gute Fahrleistungen
gute Elastizität
ordentliche Laufruhe
exakt schaltbares Sechsgang-Getriebe
mäßiges Drehvermögen
Fahreigenschaften
sehr hohe Fahrsicherheit
sehr agiles Handling
präzise und direkte Lenkung
ordentliche Traktion
Sicherheit
standfeste Bremsen
wirkungsvoll eingreifendes ESP
keine Kopfairbags lieferbar
Umwelt
niedriger Verbrauch
erfüllt Euro 5-Norm
Kosten
günstiger Basispreis
gute Serienausstattung
lange Wartungsintervalle
vermutlich hoher Wertverlust
nur zwei Jahre Garantie

Fazit

Ein später Einstieg, aber einer nach Maß: Der RCZ überzeugt mit sehr gutem Handling, einem quirlig-sparsamen Turbomotor und vor allem seinem günstigen Preis. Was stört, sind Sitzposition und Übersichtlichkeit.

Technische Daten
Peugeot RCZ 1.6 l 155 THP
Grundpreis29.200 €
Außenmaße4287 x 1845 x 1362 mm
Kofferraumvolumen321 bis 639 l
Hubraum / Motor1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung115 kW / 156 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit215 km/h
0-100 km/h8,0 s
Verbrauch6,4 l/100 km
Testverbrauch8,5 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten