Renault Mégane Grandtour im Gebrauchtwagen-Check
Auch gebraucht ein Alleskönner?

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Der Renault Mégane ist zu einem verlässlichen Angebot im Universum der kompakten Alleskönner gereift. Und wie steht’s um die Zuverlässigkeit? Meister Wünsch versucht diese Frage zu klären.

Renault Megane
Foto: Dani Heyne

Die Schneeflocken haben auch Meister Wünsch und sein Team überrascht. Je später Mutter Natur die Straßen im jungen Jahr weiß färbt, umso chaotischer läuft das mit dem Tauschgeschäft von Winter- auf Sommerrädern: „Der Mégane steht noch auf Winterpneus“, checkt der Meister und läuft neugierig um den Grandtour, so nennt die Marke traditionell ihre Kombiversionen. „Bei Renault erstaunt mich stets das abwechslungsreiche Design“, setzt der Meister an und überprüft dabei die Spaltmaße der Heckklappe. „Während sogar namhafte Hersteller ermüdend lange mit der immer gleichen Formensprache antreten, ist Renault oft für Überraschungen gut. Gefällt mir. Macht das Autoleben bunter.“

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Auf Höhe der Fahrertür angekommen, geht der Meister in die Hocke und tastet über drei kleine Lackabplatzer an der Kante. „Typische Stellen, hier gab es Fremdkontakt, vermutlich in einer zu engen Parklücke. Wichtig ist nur, dass da noch Grundierung drauf ist. Denn auf blankem Blech würde sich sofort Rost bilden.“

Während der Meister die restliche Karosserie untersucht, werfen wir einen Blick auf die Ausstattung des Mégane Grandtour Baujahr 2014.

Funktionieren auch die vielen Extras?

Renault Megane
Dani Heyne
Bei den Benzinern reicht die Bandbreite von 1,2 bis 2,0 Liter Hubraum. Daraus ergibt sich ein Spielfeld von 115 bis 273 PS. Bei den Dieselmotoren ist das Angebot ähnlich umfangreich: Es stehen ebenfalls ausschließlich Vierzylindermotoren zur Wahl.

Ihn schmückt das umfangreiche Paris-Deluxe-Paket, das ein Navigationssystem, eine Zweizonen-Klimaautomatik, beheizbare Vordersitze, Einparkpiepser vorn und hinten, Tempomat, Spurhalteassistent sowie Leichtmetallräder mit sich bringt. Zudem hat der Vorbesitzer Metallic-Lack und eine abnehmbare Anhängerkupplung bestellt. Aus dem umfangreichen Motorenregal orderte er den 1,2-Liter-Benziner mit 116 PS, der noch keine 40.000 Kilometer Straßeneinsatz hinter sich hat.

Meister Wünsch beendet seinen ersten Umlauf: „Keine nennenswerten Kratzer, keine Einparkschrammen, keine auffällig großen Spaltmaße – der Renault scheint bis jetzt in guter Pflege gewesen zu sein. Schauen wir mal, wie er sich fährt.“

Gesagt, getan. Meister Wünsch zieht die Fernbedienungskarte des Renault aus der Tasche – sie ersetzt den Zündschlüssel – und schwingt sich hinters Lenkrad. „Diesen Hype um Startknöpfe werde ich nie verstehen – mir ist ein klassisches Zündschloss tausendmal lieber. Da weiß ich immer, wo sich der Schlüssel während der Fahrt befindet.“

Der kleine Benziner des Renault erwacht leise und kommt schnell auf Betriebstemperatur. „Schön, wie schnell die Heizung den winterlich kalten Innenraum erwärmt. Bei einem Diesel dauert das oft doppelt so lange“, erklärt er und dirigiert den Mégane durch die Innenstadt. Dabei dreht er absichtlich eine Runde über die alte Pflasterstraße – und lauscht. „Die Vorderachse kann bei diesem Modell Probleme machen“, erklärt er anschließend. „Sind Klappergeräusche vom Fahrwerk zu vernehmen, haben es meist die Stabi-Streben hinter sich. Ein Tausch kostet kein Vermögen, sollte aber nicht zu lange aufgeschoben werden, da sonst weitere Teile der Aufhängung verschleißen.“

Am Ortsausgang angekommen, schaltet Meister Wünsch einen Gang runter und lässt den Vierzylinder das Drehzahlband hinaufmarschieren. „Gar nicht mal schlecht für einen so kleinen Motor“, ruft er und prüft anschließend, ob die Bremse gleichmäßig zieht. Tut sie. Daher geht es zurück in Richtung Werkstatt, der Check auf der Hebebühne wartet. Auf dem Weg erinnert sich Meister Wünsch, mit welchen Problemen er diese Mégane-Generation bereits in der Werkstatt begrüßt hat: „Die Zündspulen können ausfallen – hatten wir schon ein paar Mal. Der Motor ruckelt dann meist auffällig und hat spürbar weniger Leistung. Ein typischer Bauteilfehler.“

Deutlich kostspieliger wird es, wenn sich die Steuerketten der Vierzylinder längen. Dann droht im schlimmsten Fall ein Motorschaden. „Das Problem nervt auch bei den ersten TSI-Motoren von VW“, erklärt der Meister. Er fügt hinzu: „Sollte ein mechanisches Rasseln beim Probefahren auftreten, vor allem nach dem Kaltstart, ist es ziemlich sicher eine müde Steuerkette. Dann lieber Finger weg!“

Auf der Hebebühne schwebt der Mégane Grandtour zuerst auf halbe Höhe. Hier wirft Meister Wünsch wie immer einen Blick auf die Bremsscheiben – sie sind beim Grandtour weder eingelaufen noch verschlissen – und die Spiralfedern. Auch hier alles in Ordnung, keine Brüche erkennbar.

Rost ist beim Mégane sehr selten zu Gast

Renault Megane
Dani Heyne
Rost am Auspuff macht niemanden glücklich. Beim Mégane ist es nur Flugrost.

Am Unterboden fällt auf, dass Renault die Kanten und Blechfalze vorbildlich gegen Korrosion geschützt hat. Die Benzin- und Bremsleistungen sind sauber verlegt und teilweise mit Kunststoff ummantelt. „Der Endschalldämpfer besteht aus Edelstahl – und hält damit sehr lange“, fügt der Meister zufrieden hinzu. Der Antrieb ist wunderbar trocken, die Achsmanschetten sind nicht eingerissen, der Kühler hat keine Steinschläge abbekommen. „Nur die Winterreifen sollten in der nächsten Saison gewechselt werden“, empfiehlt der Meister.

Zu guter Letzt wird das Serviceheft überprüft und ein Blick in den Kofferraum geworfen. „Erstaunlich, wie viel Platz der Kombi hat“, freut sich Meister Wünsch und zeigt auf das vollwertige Ersatzrad, das sich unter der etwas umständlich befestigten Kofferraummatte befindet. „Schön, dass nicht alle Hersteller auf Tirefit setzen. Jeder, der damit schon mal eine Reifenpanne beheben musste, weiß warum …“

Fazit des Meister-Checks: Ein gut gepflegter, üppig ausgestatteter Grandtour, der gerade erst eingefahren wurde und seinen neuen Besitzer glücklich machen wird.

Bleibt uns der Blick auf die Preisentwicklung: Vergleichbare gebrauchte Mégane Grandtour von 2014 starten aktuell bei rund 11.000 Euro. Wer lieber ein viertüriges Schrägheckmodell hätte, spart je nach Ausstattung rund 500 bis 1.000 Euro. Ein weiterer großer Schein lässt sich abziehen, wenn der Basisbenziner mit 101 PS ausreicht. Für Dieselversionen muss mittlerweile kein Aufpreis mehr eingeplant werden.

Fazit

Ein Renault Mégane der dritten Generation ist ihr Typ, wenn Sie die Marke mögen. Und das Gefühl, einen soliden, gut gemachten Kompakten zum fairen Kurs ergattert zu haben. Schließlich ist der Mégane stets günstiger und meist deutlich besser ausgestattet als beispielsweise der Klassenbeste aus Wolfsburg. Dabei gefällt uns, dass der Mégane dieser Baureihe einen Reifegrad erreicht hat, der auch gebraucht noch überzeugt. Beim Antrieb sollten Sie einen der modernen Turbobenziner wählen – dann können Ihnen die drohenden Fahrverbote vorerst nichts anhaben.

Das gefällt uns:

Seine Linien. Die Kombiversion des Mégane III kommt schnittig daher – und kaschiert damit seine praktische Lebenseinstellung ziemlich gekonnt. Bei umgeklappter Rücksitzbank reden wir schließlich von bis zu 1.595 Litern Ladevolumen. Außerdem begeistern seine kleinen Turbobenziner, die mit nur 1,2 Litern Hubraum den Alltag erhellen.

Das stört uns:

Es sind Kleinigkeiten wie zum Beispiel die Schlüsselkarte, die nicht praktischer ausfällt als ein herkömmlicher Schlüssel. Bei der Materialauswahl wird mit den Jahren sichtbar, wo Renault etwas zu sparsam war: Zum Beispiel an der Verkleidung der Lehnen der Rücksitze, die sich nach einigen Beladungs- orgien zu lösen beginnt.

So ist die Marktlage:

Engpässe sind nicht zu erwarten. Renault hat viele dieser Mégane an den Mann gebracht – nicht zuletzt durch verlockend günstige Jahreswagen. Dem Gebrauchtwagenmarkt kommt das nun doppelt zugute: Zum einen ist das Angebot üppig, zum anderen sind die Preise vergleichsweise niedrig. Wetten, dass auch ganz in Ihrer Nähe einer steht?