BMW 220i Active Tourer vs. Mercedes B 250
Kompakt-Vans im Vergleich

Ja, es gibt Vans mit mehr Platz. Doch dafür punkten der BMW 220i Active Tourer und die Mercedes B-Klasse 250 mit kräftigen Benzinern und Agilität. Kinder, haltet euer Eis fest!

BMW 220i Active Tourer, Mercedes B 250, Frontansicht
Foto: Rossen Gargolov

Der Van steht ja bei Menschen mit, wie man so sagt, Benzin im Blut unter Biedermann-Verdacht, frei nach dem Motto: Das Leben beginnt, wenn der Nachwuchs aus dem Haus ist. Ja, denn bis dahin ist Stauraum wichtiger als Hubraum. Diesel dominieren das Bild unter der Motorhaube. Und dass die Touran TDI & Co. dieser Welt mit 150 PS wahrlich keine Dynamik-Schlafmittel sind, zählt nicht. Da gibt’s ja noch mehr. Drehzahl, kräftiger Druck im Rücken auch jenseits der 160 km/h, Agilität, die unterschwellig spürbare Freude des Autos an Querbeschleunigung und Dynamik.

Tusch, Auftritt BMW 220i Active Tourer und Mercedes B-Klasse. Diesmal nicht als Vernunft-Diesel, sondern sozusagen als Driver’s Edition mit Turbobenzinern der 200-PS-Klasse.

Beschleunigung auf GTI-Niveau

Gekoppelt sind diese Zweiliter-Vierzylinder an Automatikgetriebe, wobei BMW die Achtstufen-Wandlerautomatik samt Lenkradpaddeln mit 2.250 Euro berechnet, und Mercedes für das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe 2.178 Euro verlangt.

Lohnen diese Aufpreise? Klares Ja. Beide Systeme arbeiten sehr gut, schlendern bei normaler Fahrt nahezu unmerklich durch die Gänge. So gut motorisierte Benziner sind in der Tat eine Klasse für sich, denn auch bei zügiger Fahrt ist das gute Gefühl an Bord, jederzeit noch ein- oder gar zweimal üppig nachlegen zu können. Schade nur, dass diese aufgeladenen Vierzylinder so schlecht bei Stimme sind. Immerhin klingt der des BMW 220i Active Tourer noch ein wenig sonorer und voluminöser als jener des Mercedes B 250.

Der Mercedes B250 lässt sich mit dem neuen Feature Dynamic Select (95 Euro, Serie bei AMG Line) wie auch die Lenkung, das Getriebe und die adaptiven Dämpfer von Comfort auf Sport justieren. Im Individual-Modus kann jedes System sogar einzeln konfiguriert werden bis hin zur Deaktivierung der Automatik-Funktion. Ein erstes Indiz für die sportliche Gesinnung des B 250, der im Falle des Testwagens im vollen Sportler-Ornat der AMG Line und des AMG Exklusiv-Pakets daherkommt? Ja, so ist es. In nur 6,8 (BMW 220i Active Tourer: 7,2 Sekunden) zoomt sich der Mercedes B 250 aus dem Stand auf 100 km/h. Beide mischen damit fröhlich mit im Reigen der GTI und wie sie alle heißen. Die Kinder auf den Rücksitzen dürften Mühe haben, die Eistüte zum Munde zu führen.

Und da der Mercedes B 250 auch 70 Newtonmeter mehr Drehmoment rausrückt, bringt er auch bei mittleren Drehzahlen spürbar mehr Leben in die Bude als der BMW 220i Active Tourer. Bemerkenswert ist dabei auch, dass speziell in Sport-Konfiguration das Mercedes-Getriebe williger zurückschaltet als die Achtgangbox des BMW 220i Active Tourer, die bekanntlich hervorragende Arbeit leistet. Bei Bedarf geht es blitzschnell vom Siebten in den Vierten für einen Zwischenspurt, der im Extrem erst bei 240 km/h enden muss. Der BMW macht schon bei 228 km/h Schluss. Schon? Jaja, lassen wir mal die Kirche im Dorf. Für einen kompakten Van ist auch der 220i Active Tourer pfeilschnell – und trotz der vielen Leistung erstaunlich sparsam. 8,0 Liter im Testdurchschnitt (Mercedes B 250: 8,2 Liter) sind ein fairer Preis für dieses Temperament, zumal hier wie da rund 1,5 Tonnen in Schwung gehalten werden wollen.

Geradeaus gut. Und die Kurven?

Geradeaus geht es also mächtig voran, wobei BMW die Fahrgeräusche eindeutig besser gedämmt hat als Mercedes. Das Abrollen der Reifen ist – vor allem hinten – deutlicher zu hören im Mercedes B 250, und auch der Wind pfeift sein Lied lauter. Das kann bei schneller Autobahnfahrt regelrecht nerven und wird auch nicht durch die komfortableren Sitze des Mercedes aufgewogen. Die bieten zwar im Schulterbereich nicht so viel Halt wie die vielfach verstellbaren Sportsitze des Active Tourer (490 Euro), sind aber weicher gepolstert und integrieren den Fahrer besser ins Auto, während im BMW 220i Active Tourer eher das Gefühl dominiert, höher zu sitzen als nötig, Van-mäßig eben.

Es ist aber nicht nur sich schnell einstellende Vertrautheit, die den Mercedes B 250 zum Fahrspaß-Meister macht. Sind Lenkung, Getriebe, Motor und Dämpfer angeschärft, lässt es sich mit ihm unglaublich frech durch Kurven aller Art braten. Untersteuern gibt es wie beim etwas stärker wankenden BMW 220i Active Tourer kaum, der Grip ist grandios, und das Auto folgt extrem willig und berechenbar der mitteilsamen Lenkung. Der BMW 220i Active Tourer ist für sich betrachtet auch eine Fahrmaschine, ein Hecht im Karpfenteich, wie die sogar leicht besseren Werte bei den Slalom- und Ausweichtests zeigen. Aber so lustvoll, so leicht und präzise wie der von einem extrasanft und punktgenau eingreifenden ESP überwachte Mercedes lässt er sich dann doch nicht über wellige Kurvenstrecken bewegen. Wer von einem starken Kompakten in die Van-Kaste wechselt, weil Nachwuchs, Hobby oder Beruf mehr Platz erfordern, ist bei diesen zweien also an der richtigen Adresse.

Topvariabilität kostet extra

Denn wer angesichts des Gebotenen über fehlenden Platz klagt, jammert auf hohem Niveau. Okay, mit nur 431 Kilogramm (Mercedes: 510 kg) bietet der BMW 220i Active Tourer für dieses Fahrzeugkonzept allenfalls das Minimum an Zuladung. Doch reichlich Platz für Gepäck hat auch er zu bieten. Clever gelöst ist auch die Grundversorgung in Sachen Variabilität, denn statt einer kleinen Durchreiche wie beim Mercedes verfügt der BMW 220i Active Tourer über ein einzeln klappbares Mittelteil der Rücksitzlehne. Da passt dann nicht nur ein Paar Ski durch.

Asymmetrisch umklappbare Rücksitze und eine nur geringfügig ansteigende Ladefläche sind also gleichermaßen Standard. Doch damit muss es nicht getan sein. Für beide gibt es in Längsrichtung verschiebbare Rücksitze sowie eine klappbare Beifahrersitzlehne. Mercedes bietet beides im Easy-Vario-Plus-Paket für stramme 672 Euro an, BMW differenziert: Die verschiebbare Rückbank kostet 300 Euro, der Beifahrersitz- Trick öffnet dem Weihnachtsbaumtransport für 150 Euro ganz neue Möglichkeiten, ist aber nicht bestellbar in Kombination mit den Sportsitzen. So aufgerüstet werden die zwei Van-Dynamiker also in der Tat zu sehr wandelbaren, vielseitig nutzbaren Autos, zumal die Laderäume mit mehr als 1.500 Litern Maximalvolumen aufwarten.

Wird das genutzt oder sind auch nur mal vier Personen an Bord, erweist sich der Mercedes B 250 im Comfort-Modus als das besser federnde Auto. Die angesichts der möglichen Fahrleistungen gebotene Grundstraffheit ist zwar bei beiden jederzeit spürbar und der Mercedes schwingt auf gröberen Erhebungen ein wenig stärker nach als der BMW 220i Active Tourer, erspart der Besatzung – auch ohne Zuladung übrigens – dafür aber manches stößige Detail gerade überfahrener Fugen, Teerflicken und Rillen. Besonders klar wird dieser Vorteil auf wenig gepflegten Autobahnabschnitten. Hier liegt der Mercedes B 250 schlicht ruhiger.

BMW mit Head-up-Display

Unterschiede gibt es auch bei der Bedienung, natürlich. Jeder folgt hier dem Stil des jeweiligen Hauses, was im Grunde nur bedeutet, dass keiner im Bereich der Bedienung mit Lösungen aufwartet, die nicht schnell verinnerlicht wären.

Die Instrumente des Mercedes B 250 sind vielleicht ein wenig zu detailreich, sie warten dafür aber immerhin noch mit einer Kühlmitteltemperatur-Anzeige auf. Die großen Instrumente des BMW 220i Active Tourer sind klarer gezeichnet, und wer sich das große Navigationssystem Plus für 2.490 Euro gönnt, erhält dazu ein Head-up-Display, das Infos zu Tempo, Navigation und Tempolimits auf eine ausfahrbare Plexisglasscheibe projiziert. Dass der BMW 220i Active Tourer für Mitfahrer auch einen WLAN-Hotspot offeriert und der Mercedes nicht, dürfte den Nachwuchs interessieren. Dass der Mercedes B 250 auf gutem Niveau schlechter bremst, dafür aber einen Totwinkel-Assistenten anbietet, den BMW seinem 220i Active Tourer nicht gönnen will, das könnte dagegen die Eltern beschäftigen.

Unterm Strich liefern sich die Power-Vans ein sehr enges Rennen, und das gilt auch für das Kostenkapitel. Die Serienausstattung ist, nun ja: maßvoll kalkuliert und lässt viel Raum, durch Extras den Gegenwert von zwei Kleinstwagen hinzuzukonfigurieren. Und die Grundpreise selbst sind auch nicht ohne. Doch so ist es eben: Das Leben wird nicht billiger mit Benzin im Blut.

Fazit

1. Mercedes B 250
435 von 1000 Punkte

Dynamisch, variabel und ausgesprochen kräftig motorisiert ist der B 250. Auf Wunsch gibt es mehr Sicherheits- Features. Die Geräuschdämmung könnte konsequenter sein.

2. BMW 220i Active Tourer
431 von 1000 Punkte

Die Zuladung ist sparsam kalkuliert, der Federungskomfort nicht ganz so gut, der Geräuschkomfort besser ausgeprägt. Wem noch Leistung fehlt: Es gibt auch einen 225i.

Technische Daten
Mercedes B 250 AMG LineBMW 220i Active Tourer Luxury Line
Grundpreis38.312 €40.450 €
Außenmaße4359 x 1786 x 1557 mm4342 x 1800 x 1586 mm
Kofferraumvolumen488 bis 1547 l468 bis 1510 l
Hubraum / Motor1991 cm³ / 4-Zylinder1998 cm³ / 4-Zylinder
Leistung155 kW / 211 PS bei 5500 U/min141 kW / 192 PS bei 4700 U/min
Höchstgeschwindigkeit240 km/h228 km/h
0-100 km/h6,8 s7,2 s
Verbrauch7,7 l/100 km5,6 l/100 km
Testverbrauch8,2 l/100 km8,0 l/100 km