Peugeot 308 GTi THP 270 vs. Seat Leon Cupra 280
Kompakte Kämpfer im Vergleich

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Der 308 GTi trägt Chrom und massiert sogar den Rücken, der Leon Cupra 280 kommt kaum wilder daher. Aber wehe, sie dürfen, wie sie können. Dann guckt der Rest in die Röhre(n).

Peugeot 308 GTi THP 270, Seat Leon Cupra 280, Frontansicht
Foto: Achim Hartmann

Irgendwann auf dem schönen Teil der Vergleichsfahrt, der über kleine Sträßchen führt mit viel Auf und Ab und zahlreichen Kurven und Serpentinen, biegen Kollege Peter und ich auf einen Parkplatz ein - Autotausch. Und dann überlegen wir, welches Auto hier denn mitkommen würde oder gar schneller wäre. Viele fallen uns nicht ein. Die richtig starken Sportwagen oder GT sind einfach zu groß, zu schwer. Vor den Kurven hätte man so viel Zug auf der Kette, dass man alle Mühe hätte, die Fuhre wieder zusammenzubremsen - Helikopter im Wohnzimmer. Ein Spruch aus einem Woody-Allen-Film fällt mir ein, glückselig geächzt nach heißem Liebesspiel: "Selten so viel Spaß gehabt, ohne zu lachen."

Ja, der neue Peugeot 308 GTi und der Seat Leon Cupra 280 sind Fahrmaschinen, kleine Racer, die auf dem Track echte Sportwagen demütigen können. Das Schöne daran: Man sieht es ihnen nicht an - na ja, fast nicht. Der Peugeot 308 GTi trägt sogar Chromschmuck um die Fenster und im Grill, als sei er die elegante Luxusausgabe der Baureihe. Und der Seat Leon Cupra? Sehr clean gestylt, unauffällig sogar am Heck. Kein Dachflügel, nur zwei Auspuff-Endrohre - wie auch der Peugeot 308 GTi. Und hinter den 19- Zöllern (bei beiden Serie) blitzen große Bremsscheiben hervor. Ansonsten: Keine Power-Poserei. Dabei schlummert unter beider Gaspedal so viel Kraft wie in einem Porsche 911 Mitte der 90er-Jahre. Dass die auch tatsächlich vorhanden ist, zeigt sich am Ortsausgang, wenn man das mal nachprüfen will, einfach so.

Peugeot 308 GTi gibt den Rabauken

Es greift einem schon ans Herz, wie die zwei Turbos aus Tempo 50 loslegen. Verhalten, aber nachdrücklich in den Gängen vier, fünf und sogar sechs, mit Tendenz zum Brachialen von eins bis drei. Der Seat Leon Cupra - Anfang 2016 übrigens mit 290 PS für 33.620 Euro (Viertürer) am Start - zerrt bei vollem Leistungseinsatz etwas weniger im Lenkrad als der Peugeot 308 GTI, dessen 272 PS bissiger, ungestümer loslegen. Der kleinere Hubraum - 1,6 statt 2,0 Liter - spielt bei hohen Lasten wirklich keine Rolle. Dieser Motor haut die Leistung raus, als ginge es um alles – und strandet mit nervigem Stottern knapp vor 7.000 im Drehzahlbegrenzer, der ohne Vorwarnung zuschnappt. Schaltblitze irgendwo in diesem Cockpit, das die Hauptinstrumente hoch übers verkleinerte Lenkrad setzt, wären echt hilfreich.

Der Seat Leon Cupra legt nicht ganz so explosiv, aber unterm Strich ebenso dramatisch los. 6,4 Sekunden bis 100 km/h - übrigens sehr Grip-freudig realisiert auch kurz nach dem Start wegen der wie auch im Peugeot 308 GTI verbauten Differenzialsperre - bringt auch er zustande. Und beim weiteren Durchladen der Gänge, die sich im Peugeot auf etwas längeren, nicht so exakt definierten Wegen wechseln lassen, trennen die zwei nur Sekundenbruchteile.

Erlebbar sind diese Kraftakte auf unterschiedliche Weisen: Der Seat Leon Cupra kommt als abgeklärter Routinier rüber, der weiß, dass der Alltag nicht nur aus Angasen besteht. Er ist erheblich besser gedämmt und bei hohem Tempo deswegen leiser als der Peugeot 308 GTI, zischt und rauscht und hämmert bei Vollgas nicht zu vorlaut durch die Gegend. Der Peugeot rabaukt stärker und giftiger und leistet sich unter Teillast hin und wieder bei niedriger Drehzahl kleine Ungleichförmigkeiten der Gasannahme. Vollgas oder nix - alles dazwischen wird natürlich erledigt, ist im Grunde aber nur Warten. Die Bremse passt ins Bild: Die gemessenen Verzögerungswerte sind besser als die des Seat Leon Cupra, für feine Zwischentöne ist die Anlage aber nicht so empfänglich: Kurz nach dem Druckpunkt wird’s giftig.

Konsequent sportlich - der Peugeot 308 GTi

So klar strukturiert federt der Peugeot 308 GTI auch: Straff bis zur gelegentlichen Unnachgiebigkeit. Wo der Seat Leon Cupra im Comfort-Modus seiner serienmäßigen Adaptivdämpfer Langstrecken-Qualitäten zeigt, stöckelt der 308 steif über Querfugen. Jedes Stößchen der Autobahn meldet er in die fest zupackenden Sportsitze, deren Kopfstützen mit der Unterkante in den Nacken drücken. Dass optional eine Massagefunktion lieferbar ist, macht das nicht ungeschehen und wirkt irgendwie aufgesetzt in diesem natural born Racer.

Auf Landstraßen ist das aber alles vergessen. Denn hier spielt die Musik mit Schalten, Bremsen, Lenken. Sind Wellen im Spiel und rütteln den 308-Piloten etwas durch, konterkariert die fast schon überspontan ansprechende Lenkung seine Bemühungen um einen sauberen Strich sogar gelegentlich. Der Peugeot 308 GTI ist sehr fokussiert auf glatte Asphaltpisten abgestimmt, und folgerichtig zeigt er dem minimal behäbiger agierenden Seat in den Ausweichtests bei deutlich mehr als 140 km/h auch das Heck.

Doch wie beim Seat Leon Cupra, der alle gewünschten Linien mit hoher Präzision und etwas weniger Aufgeregtheit abarbeitet, kommt Fahrspaß auf. Egal wie stark sich die Kurve auch zuzieht: Hier wie da reicht schlicht kräftigeres Einlenken, um ums Eck zu kommen. Beim Lupfen hilft der Peugeot 308 GTI durch ein stärker rausdrängendes Heck etwas mehr mit, doch ehe man dies auf öffentlichen Straßen ausnutzen kann, ist man eigentlich schon jenseits von Gut und Böse unterwegs.

Seat Leon punktet bei Alltagskriterien

Doch die zwei können ja auch Alltag, viertürig und viersitzig, wie sie nun mal sind. Brav und nur gelegentlich auspuffbollernd, meistern sie die Pflichtübungen so gleichmütig wie ihre dieselnden Baureihen-Brüder. Für lange Beine ist im Seat-Fond mehr Platz als in der zweiten Reihe des Peugeot 308 GTI, auch darf der Seat Leon Cupra mehr zuladen und erleichtert das mit einer niedriger verlaufenden Ladekante. Leichter zu bedienen ist er auch, weil Peugeot nahezu alle Tasten aus dem Innenraum verbannt hat und sogar dann zum Tippen auf dem regelmäßig verzögert reagierenden Touchscreen bittet, wenn nur die Wunschtemperatur geändert werden soll. Da kommen dann, wie auch beim Blick auf die gegenläufig wandernden Zeiger von Tacho und Drehzahlmesser, die Sinn-Fragen: Was soll das? Wer kann das erklären? Wohl eher die Designer des 308 als die Peugeot-Techniker.

Doch das sind Peanuts, wenn der Turbo faucht und sprotzt. Der gut verarbeitete, bei artgerechter Haltung ungemein unterhaltsame Peugeot 308 GTI ist eine gelungene Bereicherung für die Riege der Frontantriebs-Kompakten in Sichtweite der 300-PS-Linie. Mehr Komfort- und Sicherheitsassistenz wäre nett, siehe Seat. Dass er auf größtmögliche Ausgewogenheit pfeift und beim Thema Sportlichkeit klare Kante zeigt, ist mutig und erfreulich. Gut gefaucht, Löwe!

Fazit

1. Seat Leon Cupra 280
428 von 1000 Punkte

Der Leon Cupra präsentiert sich hier als Mister Perfect. Sauschnell ist er – und trotzdem komfortabel. Dazu leicht zu bedienen und auf Wunsch gespickt mit Assistenzsystemen. Seine Perfektion wirkt fast langweilig.

2. Peugeot 308 GTi THP 270
410 von 1000 Punkte

Chapeau, Peugeot! Der 308 GTi versprüht den Charme eines konsequent gemachten Racers. Das ist ausgesprochen unterhaltsam, bringt schieren Fahrspaß. Doch Achtung: Manches kann auf Dauer nerven.

Technische Daten
Peugeot 308 GTi THP 270 GTiSeat Leon Cupra 280 Cupra 280
Grundpreis34.950 €33.120 €
Außenmaße4253 x 1804 x 1446 mm4271 x 1816 x 1435 mm
Kofferraumvolumen470 bis 1309 l380 bis 1210 l
Hubraum / Motor1598 cm³ / 4-Zylinder1984 cm³ / 4-Zylinder
Leistung200 kW / 272 PS bei 6000 U/min206 kW / 280 PS bei 5700 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
0-100 km/h6,4 s6,4 s
Verbrauch6,0 l/100 km6,7 l/100 km
Testverbrauch8,2 l/100 km8,5 l/100 km