Grand C4 Picasso vs. Carens vs. Grand Scénic vs. Touran
Das beste Universalgenie ist ...

Auf der Skala der universell einsetzbaren Autos stehen Vans ziemlich weit oben. Denn auf viele Fragen des automobilen Lebens geben sie ziemlich kluge Antworten. VW hat den bislang schon guten Touran erheblich verbessert. Reicht das zum Sieg? Wieder so eine Frage ...

Citroën Grand C4 Picasso, Kia Carens 1.7 CRDi, Renault Grand Scénic dCi 130, VW Touran 2.0 TDI
Foto: Hans-Dieter Seufert

Vans waren und sind eines erwähnenswerten Glamourfaktors absolut unverdächtig. Ein früher Chrysler Voyager oder ein Renault Espace der ersten Generation sind zwar heute schön kultig, doch glamourös? Eher nicht.

Die große Liebe ist ein Van eben selten. Vielmehr erarbeitet er sich nach und nach als allzeit bereiter Helfer seinen Platz im Leben. Ganz uneitel ist er Umzugshelfer, Urlaubskalesche oder auch dann Freizeitkumpel, wenn man die Quality-Time am Wochenende nicht mit dem Sortieren von Briefmarken verbringt, sondern vielleicht mit Gleitschirmfliegen. "Bereit, wenn Sie es sind“, lautet die Botschaft der Diesel-Vans dieses Vergleichstests. Nun, da lassen wir uns nicht lange bitten.

Citroën Grand C4 Picasso mit viel Ausstattung und großer Variabilität

Ein Citroën darf natürlich vieles anders machen – ganz besonders dann, wenn er den Namen des großen Andersmachers Picasso trägt. Lang und für Vans eher untypisch waagerecht verläuft also die Motorhaube des Citroën Grand C4 Picasso, und im Interieur finden sich gleich zwei digitale Informationszentralen mittig der Längsachse.

Kann man machen, muss man aber nicht. Denn der Blick auf die Rundinstrumente führt eben weg von der Fahrtrichtung. Und sonderlich schnell informieren die verspielt gestalteten Anzeigen den Fahrer auch nicht. Überhaupt zählt kinderleichte Bedienbarkeit in allen Belangen nicht zu den Kernkompetenzen des Citroën Grand C4 Picasso, denn sogar das Justieren der Klimaanlage bedeutet Tippen auf dem Touchscreen.

Andere Dinge sind erheblich besser gelöst. So verfügen die Vordersitze sogar über eine Massagefunktion, die Heckklappe schließt elektrisch – das aber so heftig, dass einem um ungeschickte Finger angst werden sollte –, und die zweite Sitzreihe ist clever gestaltet: Beim Vorschieben der äußeren Sitze klappen die Sitzflächen hochkant, sodass der Weg zu den zwei Einzelsitzen ganz hinten (700 Euro) nicht zu schmal ausfällt.

Überhaupt wartet der Citroën Grand C4 Picasso, der bei der Variabilität wenig anbrennen lässt, mit einer ungewöhnlichen Fülle an Ausstattungsdetails auf. Abstandsregeltempomat und Spurhalteassistent – viel mehr sinnvolle Möglichkeiten, den strammen Grundpreis zu tunen, gibt es eigentlich nicht. Selbst automatisch einparken geht ohne Aufpreis.

Feintuning täte eher dem Fahrwerk dieses Citroën Grand C4 Picasso gut, der mit teils billig wirkenden Materialien auch bei der Qualität Verbesserungspotenzial erkennen lässt. Kurze Fugen mag dieser Van ganz und gar nicht, wirkt auf ihnen zittrig und stößig. Besser wird der Komfort – zu dem auch die großen Vordersitze beitragen, trotz der störend im Nacken drückenden Kopfstützen – auf ebenerer Fahrbahn.

Unabhängig vom Straßenzustand ist allerdings die mäßige Schalldämmung des Motors: Unter Last knurrt er unüberhörbar, lediglich bei konstantem Tempo wird sein harter Sound weniger präsent. Wer vom straffen Fahrwerk auf Agilität schließt, sieht sich enttäuscht. Stramm untersteuernd und unwillig der wenig inspirierenden Lenkung folgend, arbeitet der Citroën Grand C4 Picasso Kurven heftig wankend ab und landet eher früher als später in den Fängen der rigide eingreifenden Fahrdynamikregelung. Auf die Frage nach aktivem Fahrspaß hat er also keine befriedigende Antwort, trumpft aber immerhin mit dem niedrigsten Testverbrauch – 6,6 l/100 km – auf.

Kia Carens ist preiswert, aber gut

Damit markiert der Citroën Grand C4 Picasso den Bestwert des Tests, während sich der Kia Carens mit 7,0 Litern am durstigsten gibt. Weniger Hubraum und weniger Leistung sind also nicht immer das beste Rezept für Knauserverbräuche. Den Kia zu kaufen, ist zumindest in dieser Runde allerdings der beste Weg, die Haushaltskasse zu schonen. Wie der Renault Grand Scénic bleibt er unter der 30.000-Euro-Grenze und bietet dafür sogar sieben Sitze serienmäßig. Der Qualität ist der Preis kaum anzumerken: Alles wirkt sorgfältig montiert, von den labberigen Tabletts an den Vordersitzlehnen an wird das Material Richtung Heck allerdings einfacher.

Die Bedienung im Renault Grand Scénic erscheint logisch, die Instrumente sind groß und gut ablesbar. Der Monitor des serienmäßigen Navigationssystems ist ausreichend dimensioniert, zeigt allerdings ziemlich pixelige Karten und öffnet nur kleine Vorschaufenster ohne Fahrspurempfehlung – in vertrackten Abbiegesituationen wenig zielführend.

Immerhin ist die Variabilität des Renault Grand Scénic ebenso gut wie die des Citroën Grand C4 Picasso mit drei einzeln klapp- und verschiebbaren Rücksitzen, und wie bei allen Konkurrenten lässt sich auch die Lehne des Beifahrersitzes flach legen und als Tisch nutzen. Das Fahren selbst macht Spaß. Die Gänge lassen sich präziser wechseln als im Citroën Grand C4 Picasso, und das Auto liegt leichter in der Hand. Bei höherem Tempo fehlt es zwar vergleichsweise an Nachdruck, doch der 1,7-Liter läuft etwas kultivierter als der französische Zweiliter. Auch das Federn beherrscht der Kia Carens besser, ohne deshalb Lobeshymnen zu verdienen.

Wie der Citroën Grand C4 Picasso wankt er bei schnellen Lenkmanövern kräftig und schiebt bei forciertem Tempo über die Vorderräder. Und wie beim Citroën zeigen harte ESP-Eingriffe, dass pragmatisches Good-enough- Quality-Denken hier Vorrang hatte vor dem Suchen nach der besten Lösung. Doch bei diesem Gemäkel bleibt im Hinterkopf immer der Gedanke an den niedrigen Preis und die weitreichende siebenjährige Garantie.

Renault Grand Scénic bietet den Luxus des großen Raumes

Ähnlich günstig wie der Kia Carens ist auch der Renault Grand Scénic eingepreist, und im Falle der Ausstattungslinie Bose Edition kann man über eine lückenhafte Serienausstattung ebenfalls nicht klagen. Die dritte Sitzreihe kostet zwar Aufpreis, und bei der Verfügbarkeit von Assistenzsystemen ist der Renault Grand Scénic wie auch der Kia nicht in vorderster Linie unterwegs. Doch der Rest des Autos – er passt schon ganz gut in das Leben einer Familie oder eines freizeitaktiven Menschen.

Da nur beim Renault Grand Scénic die Sitze der zweiten Reihe auch ausbaubar sind, protzt er als Einziger mit mehr als 2.000 Litern Stauraum, mit denen auch die eindrucksvolle Zuladung von 656 Kilogramm korrespondiert. Fern von solchen Spitzenwerten, aber durchgängig auf gutem bis gehobenem Niveau zeigen sich die übrigen Qualitäten des kommod federnden und kultiviert motorisierten Renault Grand Scénic.

Vorn wie hinten sitzt es sich besser als im Citroën Grand C4 Picasso und ebenso gut wie im Kia Carens, die Digitalinstrumente sind irgendwie dann doch ganz passabel ablesbar, und die Bedienung mitsamt dem praktischen Dreh-Drück-Steller zwischen den Sitzen gibt sich weniger geheimnisvoll, als ein Renault- Neuling anfangs vermutet. Der Renault Grand Scénic, er wirkt auf erfreuliche Weise unprätentiös, dem Praktischen zugewandt auch in der Materialauswahl. Ja, manche Flächen könnten sich besser anfühlen. Doch es knarzt nichts, es knistert nichts, und wo man gemeinhin so hinschaut, fällt nichts wirklich negativ ins Auge.

So lebt es sich sehr angenehm mit diesem Renault Grand Scénic, der mit so vielen Fächern und Ablagen aufwartet, dass seine Macher schlicht Männer der Praxis mit mindestens zwei Kindern gewesen sein müssen. Dass die Sitzbezüge mit Reißverschlüssen versehen sind und sich im Falle eines Malheurs zur Reinigung schnell abnehmen lassen, passt ins erfreuliche Bild dieses Vans, der sich auch vergnüglich fahren lässt. Die Lenkung ist vergleichsweise mitteilsam, Kurvenfreudigkeit durchaus spürbar und ausgewogener Federungskomfort erlebbar. Selbst die nur 130 PS des hubraumkleinen Motors sind kein erwähnenswerter Nachteil. Denn flott genug ist der Renault Grand Scénic damit auch, zumal er auch bei hohen Drehzahlen leise bleibt.

VW Touran mit Gesamtsieg trotz hoher Kosten

Das Alphabet spielt der Dramaturgie dieses Vergleichstests perfekt in die Hände, der neue VW Touran kommt zum Schluss an die Reihe. Gegenüber dem Vorgänger, der wahrlich keine enge Kiste war, wuchs der Radstand um gut elf Zentimeter. Die Folgen für das Platzangebot in der zweiten Reihe, wo der VW Touran die komfortabelsten Sitze parat hält, übertrifft sogar noch die Innenraum-Messwerte.

Hier sitzen selbst lange Kerls mit extralangen Beinen ganz ungedrängt, und dank des kastigen Karosseriekörpers halten ihre Köpfe auch genügend Abstand zu den Dacheinzügen. Fahrer und Beifahrer finden in großen Polstern mit guter Seitenführung Platz und schauen auf ein Armaturenbrett, das in bewährter Wolfsburger Manier aufgeräumt gegliedert ist und durchdacht bedienbar. Ohne große Einlernphase sind die Dinge des täglichen Lebens wie Telefonieren, Navigieren oder Musik- Streamen erledigt, und das Fahren selbst ist auch so vergnüglich wie in keinem der Konkurrenten. Weder beim Lenken noch beim Schalten wirkt der kultiviert und kräftig motorisierte VW Touran so lala. Er gefällt vielmehr durch hohe Präzision, geschliffene Manieren und einen ausgesprochen guten Federungskomfort (Adaptivdämpfer 1.035 Euro).

Hat man sich an die erhöhte Sitzposition im VW Touran gewöhnt, vergisst man fast, ein Auto zu pilotieren, das bei Bedarf nahezu 2.000 Liter Gepäck transportieren kann oder sieben Personen (zwei Einzelsitze ganz hinten kosten 640 Euro extra). Ja, der VW Touran Highline ist teuer und trotzdem vergleichsweise mager ausgestattet. Sehr vieles kostet Aufpreis, die deutliche Schlappe im Kostenkapitel ist daher hochverdient. Doch am klaren Gesamtsieg ändert dies nichts. Denn der VW Touran ist der Joker in diesem Van-Quartett. Ganz ohne Frage.

Fazit

1. VW Touran 2.0 TDI
447 von 1000 Punkte

Sehr viel klarer kann ein Sieg kaum ausfallen. Komfortabel ist der Touran, gut motorisiert, geräumig, fahrsicher und bedienfreundlich. Preis und Ausstattung stehen in keinem guten Verhältnis.

2. Renault Grand Scénic dCi 130
396 von 1000 Punkte

Viele Details zeigen, dass Renault die Bedürfnisse einer Familie sehr gut kennt. Der Scénic bietet viel cleveren Raum zum Leben, schwächelt aber bei den Bremsen und Assistenzsystemen. Der Preis ist heiß.

3. Kia Carens 1.7 CRDi
385 von 1000 Punkte

Der Carens verzichtet auf Extravaganzen oder teure Spielereien. Seine Qualitäten sind in jeder Beziehung guter Durchschnitt, der Preis und die langen Garantien machen ihn attraktiv.

4. Citroën Grand C4 Picasso BlueHDi 150
374 von 1000 Punkte

Wer in Ausstattung schwelgen will, ist mit dem Grand C4 Picasso gut bedient. Federung und Fahrdynamik sind verbesserungswürdig, die Bedienung in vielerlei Beziehung gewöhnungsbedürftig.

Technische Daten
VW Touran 2.0 TDI SCR HighlineKia Carens 1.7 CRDI SpiritRenault Grand Scénic dCi 130 FAP Bose EditionCitroën Grand C4 Picasso BlueHDi 150 Exclusive
Grundpreis35.525 €30.590 €29.300 €35.390 €
Außenmaße4527 x 1829 x 1674 mm4525 x 1805 x 1610 mm4573 x 1845 x 1671 mm4597 x 1826 x 1638 mm
Kofferraumvolumen834 bis 1980 l103 bis 1650 l785 bis 2083 l645 bis 1843 l
Hubraum / Motor1968 cm³ / 4-Zylinder1685 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder1997 cm³ / 4-Zylinder
Leistung110 kW / 150 PS bei 3500 U/min104 kW / 141 PS bei 4000 U/min96 kW / 130 PS bei 4000 U/min110 kW / 150 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit208 km/h193 km/h195 km/h210 km/h
0-100 km/h9,1 s10,4 s10,3 s10,2 s
Verbrauch4,5 l/100 km4,5 l/100 km4,4 l/100 km3,9 l/100 km
Testverbrauch6,8 l/100 km7,0 l/100 km6,8 l/100 km6,6 l/100 km