Volvo XC60 im Gebrauchtwagen-Check
Alter Schwede, bist du sicher und solide?

Attraktiver Typ, dieser kompakte Schweden-SUV. Seit 2008 auf dem Markt, ist er gebraucht bereits ab 7.000 Euro zu haben. Worauf Sie bei einem Date achten sollten, berichtet Meister Wünsch in seinem ausführlichen Check.

Volvo XC60, Exterieur/Interieur
Foto: Dani Heyne

Ab 7.000 Euro? Echt? Wie viele Kilometer hat das Schmuckstück denn weg?", fragt Meister Wünsch staunend. Wir schauen beide in die Suchanfrage der Online- Börse – und schmunzeln: Es sind knapp 300.000 Kilometer. "Dafür lückenlos scheckheftgepflegt und mit Garantie", lobt Meister Wünsch und fügt hinzu: "Die Anzeige verdeutlicht eines: die Langläuferqualitäten des kompakten Schweden, der genau genommen ja ein Belgier ist." Meister Wünsch spielt auf die Geburtsstätte des XC60 an, dessen erste Generation (2008 bis 2017) im belgischen Gent vom Band lief.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Technisch nutzt der XC60 jene Plattform, die auch S60 und V70 trägt; optisch kommt der 4,62 Meter lange Fünftürer allerdings etwas runder daher. Volvo sieht in ihm eine frühe Mischung aus Coupé und SUV, was die Passagiere im Fond wohl bestätigen werden.

In diversen Foren loben Besitzer ihre XC60 für die kinderleichte Bedienung, die hochwertigen Materialien und den robusten Charme. Zudem sind die Sitze bequem, ihre Position angenehm. Dass der Fond weniger luftig ist, hatten wir ja schon. Kritisiert werden außerdem der große Wendekreis und die mäßige Rundumsicht – Parkpiepser erleichtern den Alltag ungemein. Lob ernten auch nach vielen Kilometern die komfortable Federung und die klapperfreie Verarbeitung.

Volvo XC60, Exterieur/Interieur
Dani Heyne
Sichtprüfung: Ölspuren? Eingerissene Schläuche? Marderbisse? Wer genau und in Ruhe hinschaut, erkennt einige dieser Defekte mit bloßem Auge. Nur keine Hektik!

Schwachstelle des XC60? Die Vorderachse

"Klar, die Dieselmotoren drücken schon ganz schön auf die Vorderachse, was sich auch bemerkbar machen kann: mit Spurstangenköpfen oder Traggelenken, die zu viel Spiel aufweisen. Wenn’s richtig blöd läuft, bekommt auch das Lenkgetriebe etwas ab – und muss dann ebenfalls wegen zu hohen Spiels ausgetauscht werden." Das könne bei einem XC60 um 100.000 Kilometer schon mal passieren, erklärt Meister Wünsch: "Es ist eine Schwachstelle des Volvo, die aber nicht jedes Exemplar aufweist. Dennoch sollte man vor dem Kauf abklären, wie es um die Aufhängung eines gebrauchten XC60 steht.

Hobbyschrauber benötigen dafür eine Hebebühne, alle anderen sollten auf einen kurzen Check in einer Werkstatt bestehen. Wir schauen uns das bei diesem Exemplar gleich mal etwas genauer an", verspricht der Meister. Während er erst mal das Blechkleid unter die Lupe nimmt, werfen wir einen Blick auf die Motoren des Volvo.

Den Benzinern des XC60 fehlt es nicht an Leistung – weder den drei Vierzylindern noch den beiden Reihensechszylindern. Bereits die kleinste Ausbaustufe leistet über 200 PS, das Spektrum reicht von 203 bis 306 Pferdchen. Unterhaltsam ist der Zweiliter-Turbo mit 240 PS (später 245 PS), Codename T5. Allerdings gibt es ihn nur mit Frontantrieb. Allrad bringen die Sechszylinder und der doppelt geladene Vierzylinder (T6) mit.

Volvo XC60, Exterieur/Interieur
Dani Heyne
Rost? Nicht an diesem Unterboden. Volvo hat den XC60 gut konserviert, und der Vorbesitzer hat ihn gut gepflegt. Prima Kombination!

Bei den Selbstzündern ist die Auswahl ähnlich üppig: Sie beginnt bei 136 PS und 350 Nm und endet bei 220 PS/440 Nm. Etwas genauer haben wir es für Sie im Kasten auf der nächsten Doppelseite dargestellt. "Mein Tipp für Dieselfans: Fahren Sie mal einen der Reihenfünf- zylinder Probe – macht Spaß!", versichert Meister Wünsch. Zufrieden schaut er auf den schwarzen XC60 Baujahr 2017 und fasst zusammen: "Der Lack wurde bislang gut gepflegt, er ist sogar frisch poliert. Die Frontscheibe weist keine Steinschläge auf, es gibt nur minimale Kratzer auf der Fahrerseite und eine verschrammte Alufelge."

Der Vorbesitzer hat sich den 150-PS-Diesel mit der optionalen Achtgangautomatik bestellt. "Gute Kombination, die in diesem Fall noch keine 60.000 Kilometer weg hat. Da steckt noch reichlich Leben im Antrieb", fasst Meister Wünsch überzeugt zusammen.

Das wird auch auf der Probefahrt klar: Der Diesel hängt sehr gut am Gas, schiebt die 1.800 Kilogramm Leergewicht gut an. Die Automatik wechselt flink und ruckelfrei die Gänge. "Bei der Probefahrt mit einem Automatikfahrzeug immer auch manuell die Schaltstufen wechseln lassen. Ruckelt es dann auffällig, ist der Wandler nicht fit", ruft Meister Wünsch dazwischen und lenkt den Volvo kurz darauf über ein fieses Stück Kopfsteinpflaster. "Auf so einem Untergrund spürt man Unebenheiten in der Aufhängung bis in die Lenkung." Und? "Da klappert nix", urteilt der Checker zufrieden und fährt zur Hebebühne. "Übrigens, der Fünfzylinder-Diesel schnurrt im XC60 natürlich besser. Allerdings braucht ein weiterer Brennraum auch etwas mehr Sprit."

Volvo XC60, Exterieur/Interieur
Dani Heyne
HU-Beichte? Alte HU-Belege geben Aufschluss über Problemzonen – zum Beispiel, ob ein Prüfer schon mal die Aufhängung bemängelt hat

An der Aufhängung der Vorderachse weist nur ein Traggelenk etwas viel Spiel auf: "Das sollte man beobachten, für einen Tausch ist es noch zu früh", urteilt der Meister und checkt die Antriebswellen und Radlager. "Auch hier sind keine Probleme auszumachen." Weiter geht’s mit den Bremsen: "Die Beläge schaffen mindestens noch 20.000 Kilometer, die Scheiben kommen sicher doppelt so weit. Die Federn und Stoßdämpfer machen einen guten Eindruck, die Achsmanschetten sind nicht eingerissen, der Antrieb verliert kein Öl, die Kühler kein Wasser. Klar, nach 60.000 Kilometern sollte das auch genau so sein." Was Meister Wünsch auch gefällt: Die Achsträger sind so gut gegen Korrosion geschützt wie der Unterboden – und die Schalldämpfer der Abgasanlage sehen neuwertig aus.

Gepflegte XC60 wie dieser sind preisstabil

Zuletzt noch ein Blick ins Serviceheft: "Alle vorgeschriebenen Arbeiten wurden pünktlich durchgeführt – das passt ins Bild", so Meister Wünsch. Sein Fazit: "Es lohnt sich fast immer, nach einem solch gepflegten Gebrauchten zu suchen. Oder sich zumindest mal einen anzuschauen, um eine Referenz zu haben, wie gut der Zustand sein kann." Klar, dafür kostet der hier auch keine 7.000 Euro, sondern mit seinen 60.000 Kilometern noch 18.500 Euro.

Fazit

So ein Volvo XC60 ist Ihr Typ, wenn Sie einen preisstabilen und zeitgemäßen SUV wollen, der keine zu großen Schatten wirft. Dafür ist das Design des XC60 so schnörkellos, dass es auch noch übermorgen frisch aussehen wird. Die Sicherheit? Volle Hütte – typisch Volvo! Unter anderem gibt es eine City-Safety-Funktion serienmäßig, die bis 30 km/h Notbremsungen einleitet – falls der Fahrer träumt. Wer auf eine üppige Motorenauswahl steht, wird ebenfalls nicht enttäuscht. Einzig die Aufhängung der Vorderachse sollte man genau im Blick haben – die macht manchmal mehr Probleme, als sie sollte.