VW Golf Variant, Sportsvan, Passat Variant
Muss es wirklich der Passat sein?

Der Passat ist gut und nicht billig. Für knapp 8.000 Euro weniger gibt es einen Golf Variant oder Sportsvan. Ob der Passat dennoch der beste Familien-VW ist, fragt sich Heinrich Lingner.

VW Golf Variant, Sportsvan, Passat, Frontansicht
Foto: Achim Hartmann

Wamm, 8.000 Euro sind eine Menge Geld, sogar für die besser verdienende Mittelstandsfamilie, die traditionell den Steilheck-VW ganz besonders schätzt. Muss es also der fast 40.000 teure Passat sein, oder ist ein Golf Variant oder Sportsvan das genauso gute oder gar bessere Angebot für familiäre Transportaufgaben?

VW Passat: Der feine Raumwagen

Natürlich gibt es den Passat auch billiger, doch in der hier vorgefahrenen Form als Highline mit dem 150 PS starken TSI-Benziner und DSG hat er immerhin den Charme, praktisch so komplett ausgestattet zu sein, dass einem außer dem Navi, dem Fahrerassistenzpaket Plus sowie dem DCC-Fahrwerk gar nicht mehr vieles einfällt, um den Wagen sinnvoll noch besser auszustaffieren, sogar LED-Scheinwerfer und 17-Zoll-Räder hat der Highline ab Werk. Der TSI-Motor erweist sich einmal mehr als gute Wahl. Wer nicht deutlich mehr als 20.000 km im Jahr fährt, darf hier gern auf den Diesel verzichten. Der Direkteinspritz-Benziner bietet mehr als ausreichende Fahrleistungen (0 bis 100 km/h in 8,6 s, Topspeed 218 km/h), er hängt gut am Gas und ist zudem äußerst laufruhig und leise.

Geschmeidig und fast unmerklich kooperiert er mit dem Siebengang- DSG und bietet so Fahrkultur hoher Güte, für ähnlichen Antriebskomfort benötigte man bis vor Kurzem einen Sechszylinder mit Wandlerautomatik. Bereits viel und zu Recht gelobt wurde der gediegene Federungskomfort des DCC-Fahrwerks (1.200 Euro Aufpreis), ebenso das überragende Raumangebot für Passagiere und Fracht. Fast zwei Kubikmeter kann man maximal einladen, das entspricht etwa einem Vierzigstel eines 40-Fuß-Übersee-Containers. Oder anders gesagt: Sie benötigen 40 Passat Variant, um den Inhalt eines Containers abzutransportieren.

VW Golf Sportsvan: Der kleine Pragmatiker

Oder 45 Sportsvan. Kein so bedeutsamer Unterschied also. Denn obwohl sich der Laderaum des kompakten Golf-Van mit maximal 1.474 Litern auf dem Papier deutlich kleiner ausnimmt als jener des Passat, ist der Unterschied im alltäglichen Leben gar nicht so groß. Sein wahrer Vorteil gegenüber dem Passat ist die fast um einen halben Meter geringere Außenlänge, das ist eine Differenz, die sich im alltäglichen Umgang mit dem Auto schon viel häufiger bemerkbar macht, etwa bei der Parkplatzsuche oder in engen Tiefgaragen. Ebenfalls gern genommen wird von vielen die höhere Sitzposition im kompakten Van.

Mit dem gleichen Antriebsstrang und DCC-Fahrwerk ausgerüstet, gibt er sich im Fahrbetrieb doch etwas ruppiger. Er federt nicht ganz so souverän wie der Passat, die Schaltvorgänge scheinen nicht ganz so unauffällig. Dass der Motor dabei im Testmittel 0,3 Liter Superbenzin weniger konsumiert, dürfte am rund 100 kg niedrigeren Gewicht liegen und nicht von kaufentscheidender Bedeutung sein.Wichtiger ist wohl der viel niedrigere Grundpreis – der Sportsvan kostet bei vergleichbarer Ausstattung fast 8.000 Euro weniger, dafür kann man ruhig öfter zum Container fahren.

VW Golf Variant: Der beste Kompromiss

Sogar noch etwas billiger ist der Golf Variant. Der war ja über einige Modellgenerationen hinweg so etwas wie das Stiefkind der Golf-Familie, meist eher lieblos gestylt, betont bieder und einst als mexikanischer Einwanderer unterwegs. Das ist mit der siebten Golf-Generation alles vorbei, der Variant entspricht weitgehend der Limousine, und wenn man ihn im direkten Vergleich mit dem Passat fährt, fragt man sich sehr schnell, ob es wirklich mehr sein muss. Bedeutend großzügiger ist der Passat nur im Fond, wer also nicht häufiger mehrere Mitfahrer an Bord hat, benötigt den größeren Volkswagen kaum. Ebenso wenig braucht er ihn, wenn er das Ladevolumen nicht oft ausreizt. Rund 190 Liter weniger passen in den Golf, da brauchen wir gar keine Container-Vergleiche.

Vollends unbedeutend werden die Unterschiede beim Fahren. Vermutlich könnten nicht einmal VW-Testfahrer den großen und den kompakten Volkswagen mit verbundenen Augen vom Beifahrersitz aus unterscheiden. Höchstens daran, dass der Golf einen Hauch besser am Gas zu hängen scheint, die Messwerte in den Werksangaben entsprechen allerdings genau jenen des Passat. Also geht es mal wieder ums Geld: Der Golf Variant ist der Preiswerteste dieses VW-Trios, diesmal im wahrsten Sinne des Wortes.