Skoda Superb Combi und VW Passat Variant im Test
Mittelklasse-Kombis im Brüder-Duell

Optisch kaum, innerlich umso mehr verändert starten die größten Kombis von VW und Skoda ins neue Modelljahr. Zum Konzernduell treten die Top-Versionen von Passat und Superb mit 272 PS an.

Skoda Superb Combi 2.0 TSI 4x4, VW Passat Variant 2.0 TSI 4Motion, Exterieur
Foto: Hans-Dieter Seufert

Inzwischen sind einige Monate vergangen, seit wir im Zuge der finalen Bepunktung dreier Kombis diskutierten, ob das nun wirklich die Allerbesten ihrer Art sind. Es handelte sich um Audi A6 50 TDI, BMW 530d und Mercedes E 350 d, und am Ende herrschte Einigkeit über den Touring als wirklich bravourös gutes Auto und verdienten Sieger.

Nach der Vergleichsfahrt mit den frisch renovierten Skoda Superb und VW Passat kamen jedoch Zweifel auf, denn wenn man den Image-Bonus sowie die feinen Sechszylinder-Diesel mal außen vor lässt und dafür mehr auf Preiswürdigkeit und Alltagsnutzen achtet, dann sind diese Volumenmodelle mit Vierzylinder-Benziner und Allradantrieb ganz vorne dabei. In puncto Platzangebot, Temperament und Funktionalität sind beide Kombis mindestens gleich gut aufgestellt, und mit ihren feinen Ausstattungslinien sowie oberklassigen Extras erweisen sie sich nach der Modellpflege auch bei Komfort, Assistenz und Infotainment als up to date.

Unsere Highlights
Skoda Superb Combi 2.0 TSI 4x4, VW Passat Variant 2.0 TSI 4Motion, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
Bei Kombis können mit der Konkurrenz mit Image-Bonus mithalten.

Technisch herrscht weitgehend Einigkeit zwischen den Konzernbrüdern, und auch bei der Preisgestaltung sind die Unterschiede nicht so gravierend. 51.735 Euro ruft VW für das Passat-Topmodell mit Allradantrieb, Siebengang-DSG und Elegance-Ausstattung auf. Für die sportive R-Line-Ausrichtung des Testwagens mit Progressivlenkung, elektronischer Differenzialsperre (XDS+) und üppiger 19-Zoll-Bereifung kommen nochmals 4.065 Euro hinzu.

Der identisch angetriebene und bereifte Skoda ist in der neu geschaffenen Sportline-Ausführung für 49.390 Euro zu haben. Selbstbewusste Preise also, immerhin fällt die Ausstattung angemessen üppig aus. Matrix-LED-Scheinwerfer sind bei beiden ebenso im Preis inbegriffen wie ein adaptives Fahrwerk, eine Klimaautomatik oder Sportsitze. Beim Passat sind zudem ein adaptiver Abstandstempomat inklusive Stauassistent, Parkpiepser, ein variabler Ladeboden und ein Sicherheitstrennnetz an Bord. Der günstigere Superb kontert mit einer elektrisch betriebenen Heckklappe.

Mehr Platz bietet keiner

Ist jene Klappe, auf der nun stolz der Markenname in Lettern klebt, einmal offen, dürfte der Kaufentscheid bei echten Laderaum-Jüngern sofort fallen. Denn mit 660 bis 1.950 Litern schluckt derzeit kein Kombi mehr Gepäck. Passend dazu darf der Superb statt der 548 beim Passat sogar 601 Kilogramm zuladen und hat eine um 4,5 Zentimeter niedrigere Ladekante.

Skoda Superb Combi 2.0 TSI 4x4, Interieur
Hans-Dieter Seufert
Mit 660 bis 1.950 Litern schluckt derzeit kein Kombi mehr Gepäck als der Skoda Superb Combi.

Mit der dreigeteilten Rücksitzlehne des VW kann er hingegen nicht dienen. Unterbodenfächer, in denen sich mit etwas Übung Rollo und Netz klapperfrei unterbringen lassen, gibt es bei beiden, ebenso allerlei Fixiersysteme, um das Gepäck sicher zu transportieren. Allerdings passt das Abdeckrollo beim Passat nicht mehr ins Zwischenfach, wenn der auf massiven Alu-Schienen gleitende Zusatzboden eingebaut ist.

Über das Platzangebot für die Insassen muss man wenig Worte verlieren, denn es ist jeweils sehr üppig – mit leichten Vorteilen für den VW in puncto Innenhöhe. Die luxuriöse Beinfreiheit im Fond des Skoda kann er aber nicht toppen.

Nahezu Gleichstand herrscht auch im Bereich Unterhaltung und Fahrerassistenz, seit dem Update durchaus auf dem Niveau der anfangs genannten Nobelkombis. Superb wie Passat sind mittels eigener SIM-Karte bestens vernetzt, lassen sich per Smartphone sogar öffnen und können auf der Autobahn teilautonom schon sehr gekonnt Fahrspur und Geschwindigkeit halten oder anpassen.

Der Passat lockt zudem mit einer komplett kabellosen Smartphone-Anbindung und einem mächtigen Infotainment, das jedoch mit seiner komplexen Menüstruktur die Freude an den vielen Möglichkeiten des über 3.000 Euro teuren Systems trüben kann. Der Skoda hält sich da etwas zurück und spielt nicht das bunteste Betriebssystem auf die Festplatte. Entsprechend gelingt die Bedienung etwas intuitiver.

Viel Power und Komfort

Den Passagieren selbst geht es in beiden Kombis ohnehin prächtig. Die laufruhigen und gut gedämmten Turbobenziner unter der Fronthaube sorgen für vehementen und angenehm gleichmäßigen Schub, während das Doppelkupplungsgetriebe sanft und schnell die Gänge wechselt. 350 Newtonmeter bei 2.000 Touren sind zudem Garant für ein niedriges Drehzahlniveau, von der souveränen Traktion dank Allradantrieb mit elektronisch geregelter Lamellenkupplung an der Hinterachse ganz zu schweigen. Selbst der Testverbrauch von 9,5 und 9,4 l/100 km lässt sich angesichts der gebotenen Power vertreten.

Skoda Superb Combi 2.0 TSI 4x4, VW Passat Variant 2.0 TSI 4Motion, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
Selbst der Testverbrauch ist angesichts der großen Power vertretbar.

Auf hohem Niveau liegt auch der Federungskomfort der variablen DCC-Fahrwerke. Insbesondere der Superb spricht (je nach Einstellung) sensibel an, geht selbst über grobe Unebenheiten gelassen und behaglich hinweg. Im direkten Vergleich wirkt der Passat etwas hölzerner im Abrollen und dämpft nicht ganz so sorgsam, bietet gleichwohl einen beachtlichen Reisekomfort.

Nun könnte man meinen, der VW sei dafür der sportlichere Kombi – ist er aber nicht. Nicht nur auf unserer Teststrecke in Lahr arbeitet seine Lenkung kaum präziser und zielgenauer als die des ebenso rückmeldungsstarken Skoda, und dessen Wankneigung hält sich ebenso in Grenzen. So lassen sich beide Kombis herrlich entspannt dirigieren, aber auch Kurven sehr flott, neutral und sicher durcheilen. Nur zackig einlenken, wie es manch einer von einem 250 km/h schnellen R-Line-Kombi mit scharfer Bereifung erhoffen mag, kann der Passat nicht.

Beim gediegeneren Superb kommen derartige Erwartungen wohl selbst in Sportline-Version kaum auf. Dabei sehen die serienmäßigen Sportsitze mit integrierter Kopfstütze nicht nur schick aus, sondern bieten auch viel. Der Seitenhalt ist enorm, die lange Auflagefläche ausziehbar und der Grip dank Alcantara-Bezug bemerkenswert. Weniger überzeugt dagegen die Bremsleistung, denn aus 100 km/h benötigt der Skoda mit kalter Anlage 2,1 Meter mehr als der 24 kg leichtere Passat. Von Fading immerhin keine Spur, die Verzögerung liegt über alle Bremsungen hinweg bei Werten von 10,29 bis 10,68 m/s².

VW Passat Variant 2.0 TSI 4Motion, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
Die Bremsleistung des Skoda kann nicht überzeugen, denn aus 100 km/h benötigt er mit kalter Anlage 2,1 Meter mehr als der 24 kg leichtere Passat.

Nach Addition aller Punkte geht der teurere Passat hier als überzeugender Sieger vom Platz, und man fragt sich, was ein vergleichbar motorisierter, nochmals teurerer BMW Fünfer Touring wohl wirklich besser machen könnte. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Fazit

1. VW Passat Variant 2.0 TSI 4Motion Elegance
465 von 1000 Punkte

Etwas agiler, hochwertiger und dank vieler Assistenzsysteme technisch besser aufgestellt, fährt der gut ausgestattete, aber teurere Passat hier auf den ersten Platz.

2. Skoda Superb Combi 2.0 TSI 4x4 Sportline
460 von 1000 Punkte

Ja – es ist nur der zweite Platz, doch so viel Raum in Kombination mit hohem Fahrkomfort und Praxisnutzen bietet nur der Superb. Die Bremsanlage zeigt leichte Schwächen.

Technische Daten
VW Passat Variant 2.0 TSI 4Motion EleganceSkoda Superb Combi 2.0 TSI 4x4 SportLine
Grundpreis51.713 €49.022 €
Außenmaße4773 x 1832 x 1516 mm4862 x 1864 x 1467 mm
Kofferraumvolumen650 bis 1780 l660 bis 1950 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 4-Zylinder1984 cm³ / 4-Zylinder
Leistung200 kW / 272 PS bei 5000 U/min200 kW / 272 PS bei 5600 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
0-100 km/h5,6 s5,7 s
Verbrauch7,1 l/100 km7,1 l/100 km
Testverbrauch9,4 l/100 km9,5 l/100 km