VW T-Cross und VW T-Roc im Test
Kampf der Kompakt-SUV

Es mangelt ja derzeit nicht gerade an neuen kleinen und kompakten SUV. Was Volkswagen nicht davon abhält, auch unter den eigenen Modellen für etwas Konkurrenzkampf und Rivalität zu sorgen. Also fordert der kleinere T-Cross auf Basis des Polo den größeren T-Roc heraus. Beide treten mit dem partikelgefilterten Einliter-Turbobenziner zu dem Familienwettstreit an – und mit großen Ambitionen.

VW T-Cross 1.0 TSI Style, VW T-Roc 1.0 TSI Style, Exterieur
Foto: Hans-Dieter Seufert

Wie Sie sicher wissen, verehrte Damen und Herren, unterscheidet die DIN 4020 die weitverbreiteten, unwissenschaftlich Kies genannten gerundeten Gesteins- und Mineralkörper des Lockersediments anhand des Äquivalentdurchmessers in folgende Korngrößen: Fein-, Mittel- und Grobkies, wobei diese Bezeichnungen Größen von 2,0 bis 63,0 Millimetern abdecken. Kies ist bekanntlich ein typisches Sediment von Fließgewässern mit starkem Gefälle, dessen Transport in Bächen und Flüssen als Boden- oder Schleppfracht erfolgt, woraus die Rundung resultiert.

Unsere Highlights

So, jetzt soll noch einer behaupten, das Fahren in einem SUV erweitere nicht den Horizont oder die Sensibilität für die geologischen Wunder der Welt. Aus sacht erhabenen 57 Zentimetern Sitzhöhe wie in VW T-Roc und VW T-Cross hat man einen anderen Blick auf die Welt. In den rückt nun eben dieser kleine Schotterpfad, der sonst immer als unbedeutender Abzweig im Augenwinkel vorbeiwitschte. Jetzt wird er eine Möglichkeit, Neues zu wagen. Also biegen wir ab und fahren voller Mut und Tatendrang bergan – na ja, zumindest bis uns beides nach 200 Metern an einem Durchfahrtsverbotsschild verlässt.

Was nichts daran ändert, dass selbst so ein kleines Abenteuer zwischendurch mehr ist, als man mit Normalautos wagte. Etwa mit dem Polo, auf dem der VW T-Cross basiert, oder dem Golf, mit dem sich der VW T-Roc das Unterzeug teilt. Allerdings liegen die SUV in Dimensionen und Preis enger beieinander als Polo und Golf. Der VW T-Roc ist nur 12,6 Zentimeter länger, 5,9 Zentimeter breiter und reckt seinen Radstand 3,9 Zentimeter weiter als der VW T-Cross, der zudem gerade mal 43 Kilo weniger wiegt. Beide treten hier mit dem 115 PS starken, partikelgefilterten Einliter-Dreizylinder-Turbobenziner an. Womit wir die Formalitäten erledigt hätten. Also Startertaste drücken und los.

Cross und klein?

VW T-Cross 1.0 TSI Style, Interieur
Hans-Dieter Seufert
Für sein Format bietet der Cross, durch die fünf Zentimeter mehr Normsitzraum und der um 14 Zentimeter längs verstellbare Rücksitzbank, ein kompaktklassiges Platzangebot.

Zuerst im VW T-Cross, also dem Kleineren – in diesem ganzen Cross und Roc kann man sich ja leicht mal verhaspeln. Zudem sind beide Wagen zur Jugendlichkeit entschlossen. So drapieren die Raumausstatter Cockpit und Sitzbezüge im VW T-Cross in betont farbenfröhlichem Orange, was die wie im T-Roc ansonsten unaufwendige Materialqualität nicht überblenden kann. Bedeutsame Unterschiede zwischen den Modellen gibt es auch bei der Bedienung nicht, alles verständlich einsortiert und organisiert.

Dass der VW T-Cross auf der kleineren MQB-A0-Plattform steht, zeigt sich beim Raumangebot im knapperen Kofferraumvolumen und schmaleren Fond. Für sein Format allerdings bietet der Cross ein fast schon kompaktklassiges Platzangebot. Wie effizient er den Raum nutzt, zeigt sich in fünf Zentimetern mehr Normsitzraum auf der Rückbank. Die rückt zudem um 14 Zentimeter längs, verhilft dem VW T-Cross serienmäßig zu cleverer Variabilität. Für alle Freunde des Surfsports oder des Weihnachtsbaumerwerbs: Die Beifahrersitzlehne lässt sich auch noch umklappen.

Warum sich der VW T-Cross dann bei der Funktionalität nicht absetzen kann? Weil seiner geteilt klappbaren Rücksitzlehne eine Durchreiche fehlt, der Einstieg durch die engeren Türen unbequemer ist und der höhenverstellbare Kofferraumboden einen nicht unwesentlichen Nachteil hat: Er lässt sich nicht in der Höhe verstellen, weil das Soundsystem das Souterrain des Laderaums blockiert.

Roct und rollt

VW T-Roc 1.0 TSI Style, Interieur
Hans-Dieter Seufert
Auf normalen Straßen fährt sich der T-Roc noch eine Ecke direkter, agiler und liegt satter, ohne deshalb schwerfälliger zu werden.

Zudem erweist sich der VW T-Roc (hier mit Dach in „Absetzfarbe“, wer lässt sich denn so ein Wort einfallen?) als alltagstalentiert mit großem, leicht vergrößerbarem Laderaum und ebenfalls umklappbarer Lehne des Beifahrersitzes. Dann hätten wir noch größere Ablagen, bessere Rundumsicht und so mit dem insgesamt besseren Platzangebot schon erklärt, dass der VW T-Roc nicht nur größer, sondern auch geräumiger und ebenso praktisch ist.

Komfortabler dazu. Wobei da die bequemeren, haltintensiveren Sitze vorn und hinten einen ebenso großen Anteil haben wie die Federung. Wie der VW T-Cross grundsätzlich straff abgestimmt, steckt der VW T-Roc kurze Unebenheiten noch ein wenig souveräner weg. Wobei wir da über unsere Komfortstrecke hinter dem Kloster den Berg hoch schon mit Mittelklassewagen viel herber geholperdipoltert sind als mit dem T-Cross (ja, er darf sich ruhig angesprochen fühlen, der BMW Dreier). Für einen Kleinwagen federt der Cross hervorragend, und auch das mit Handling und Fahrsicherheit hat er dabei noch drauf.

So kurvt er beherzt in Biegungen, mit präsenter Rückmeldung in der präzisen Lenkung, lässt sich von Lastwechseln nicht zum Heckdrängen provozieren. Stattdessen gibt er sich spät dem Untersteuern hin und bleibt die ganze Zeit über fast unerschütterlich sicher. So wuselt er agil und beschwingt über Land.

Da kommt jetzt doch ein Aber hinterher, glauben Sie? Na, nicht hinterher, sondern da vorn aus der Kurve angefegt. Auf abgesperrter Teststrecke mag der schmalere VW T-Cross einen kleinen Vorsprung bei Slalom und doppeltem Spurwechsel herausholen. Auf normalen Straßen jedoch verschafft die größere MQB-Plattform dem VW T-Roc einen deutlichen Vorteil. Er fährt sich noch direkter, agiler, noch beschwingter, liegt satter, ohne deshalb schwerfälliger zu werden. Im Gegenteil: Seine Lenkung spricht präziser an, meldet feinsinniger zurück. Kurven umschwirrt er noch behänder, und um ihn ins Untersteuern schubbern zu lassen, muss man schon unvernünftig schnell oder erstaunlich untalentiert fahren.

Und so könnten wir die volle Lobhudelei über seine Fahrsicherheit starten, bremste er nicht messbar schwächer. Zwar verzögert er mit über 10 m/s², der VW T-Cross aber liegt durchweg nahe 11 m/s². Es sind die sieben Punkte, die der VW T-Roc hier verliert, die ihn den Sieg kosten. So kann er später den Rückstand, den er sich im Kostenkapitel einhandelt, nicht mehr ausgleichen. Zwar liegt der VW T-Cross im Preis etwas über dem VW T-Roc, doch staffiert VW die Style-Ausstattung im kleineren SUV weit umfassender aus – mit wichtigen Sicherheitsausstattungen wie LED-Licht, Totwinkelassistent, proaktiven Gurtstraffern und dazu noch mit Nettigkeiten wie Sitzheizung, Zweizonen-Klimaautomatik und Parksensoren rundum. Ausstattungsbereinigt ist der T-Roc daher fast 3.700 Euro teurer.

Nur einmal wirklich teurer

VW T-Cross 1.0 TSI Style, VW T-Roc 1.0 TSI Style, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
Am Ende sind sich beide SUV näher als vielleicht zunächst gedacht. Daher bleibt es bei der Geschmacksfrage und ob man mehr Auto oder mehr Ausstattung fürs Geld will.

Andererseits ist der T-Roc eben nur beim Kauf teurer. Im Unterhalt dagegen liegt er auf demselben erschwinglichen Niveau wie der T-Cross. Und alle Bedenkenträgerei, ob es nicht mehr Leistung brauche als die 115 PS des Einliter-Benziners, der beim VW T-Roc die Basismotorisierung stellt, wetzt das trommelige Turbomaschinchen einfach davon. Wir hatten den VW T-Roc ja auch schon als Zweiliter-TDI mit Allrad hier, weswegen wir umso entschlossener zum 1.0 TSI raten. Der nämlich treibt den VW T-Roc durchaus kultiviert und temperamentvoll voran. Dass er mit Vorderradantrieb und dem kleinen, leichten Dreizylinder weniger Ballast mit sich herumschleift, verschafft ihm überhaupt erst dieses quirlige Handling – die stärkeren VW T-Roc fahren betulicher.

Bei kaum einem Zentner Gewichtsunterschied zwischen VW T-Cross und VW T-Roc liegen die Fahrleistungen auf sehr ähnlichem Niveau. Der T-Cross kann sich einen kleinen Vorteil verschaffen, doch im besser geräuschgedämmten T-Roc genügt der Motor ebenfalls völlig – auch wegen des bei beiden passgenau gestuften, leichtgängigen, exakten Sechsganggetriebes. Selbst beim Testverbrauch liegen beide mit 6,8 Liter (T-Cross) und 6,9 Liter (T-Roc) auf 100 Kilometer fast gleichauf, da hat die größere Reichweite des T-Roc dank zehn Liter größerem Tank im Alltag schon die erheblichere Relevanz.

Am Ende trennen beide fünf Punkte. Aber an sich geht es bei VW T-Roc und VW T-Cross darum, was man lieber will: mehr Auto oder mehr Ausstattung fürs Geld. Kein Problem also, das sich nicht mit etwas Kies lösen ließe.

Fazit

1. VW T-Cross 1.0 TSI
430 von 1000 Punkte

Sparsamer, variabler, günstiger? Ist er alles kaum, aber ein bemerkenswert komfortabler, agiler, geräumiger Kleinwagen. Er gewinnt mit viel Ausstattung und klasse Bremsen.

2. VW T-Roc 1.0 TSI
425 von 1000 Punkte

Wären die matten Bremsen nicht, er wäre hier der Sieger, trotz geiziger Ausstattung. Denn der VW T-Roc fährt noch agiler, komfortabler, hat mehr Platz, ist ebenso praktisch.

Technische Daten
VW T-Cross 1.0 TSI StyleVW T- Roc 1.0 TSI OPF Style
Grundpreis24.589 €23.395 €
Außenmaße4108 x 1760 x 1584 mm4234 x 1819 x 1573 mm
Kofferraumvolumen455 bis 1281 l445 bis 1290 l
Hubraum / Motor999 cm³ / 3-Zylinder999 cm³ / 3-Zylinder
Leistung85 kW / 115 PS bei 5000 U/min85 kW / 115 PS bei 5000 U/min
Höchstgeschwindigkeit193 km/h187 km/h
0-100 km/h10,6 s11,1 s
Verbrauch4,9 l/100 km5,1 l/100 km
Testverbrauch6,8 l/100 km6,9 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten