Alfa Romeo 164 Procar
Oberklasse-Limousine mit V10-Sauger

Alfa Romeo baute Ende der 1980er Jahre mit Brabham ein Einzelstück auf, das die Tourenwagenszene hätte neu definieren sollen. Doch trotz V10-Saugmotor, über 600 PS und Höchstgeschwindigkeiten von 330 km/h gelang der Durchbruch nicht.

Alfa Romeo 164 Procar - Italien 1988 - Testfahrt
Foto: Motorsport Images

Die BMW-Procar-Serie mit dem legendären Sportwagen M1 ist Motorsportfans geläufig. Doch kennen Sie das Alfa Romeo 164 Procar, das etwa zehn Jahre später Vorbote einer neuen Rennserie hätte werden sollen? Ein Tourenwagen, der aussieht wie das Serienmodell, aber mit reinster Rennsporttechnik bestückt war.

Die Idee stammte von Bernie Ecclestone, der seinerzeit als Chef der Formula One Constructors Association, kurz FOCA, die Interessen der Teams vertrat, Verträge mit den Rennstrecken und TV-Stationen aushandelte. Ecclestone gierte nach einer neuen Tourenwagenserie mit Formel-1-Technik.

Vergessene Concept Cars

Deshalb entstand das Alfa Romeo 164 Procar. Es sollte Eindruck schinden. Und vor allem sollte es andere Hersteller animieren, die sich für einen Einstieg in die Formel 1 interessieren, und die Procar-Serie als Spielwiese dazu hätten nutzen sollen.

Ecclestone zieht die Strippen

Ecclestone ließ seine Beziehungen spielen. Alfa Romeo hatte seinen Brabham-Rennstall in den späten 1970er Jahren mit Motoren ausgerüstet. Jetzt sollten die Italiener zusammen mit dem englischen Team einen neuen Rennwagen aufbauen. Ecclestone hatte Brabham 1988 verkauft. 1989 sollte die ProCar-Serie anlaufen.

Als Basis diente die Oberklasse-Limousine 164. Oder besser gesagt als Anschauungsmodell. Das Procar sah zwar so aus wie das Serienauto. Doch die beiden hatte nur die Silhouette gemein. Brabham steuerte das Chassis bei. Alfa Corse, die Rennabteilung des Herstellers, der inzwischen zur Fiat-Familie gehörte, kümmerte sich um die Karosserie.

Der Mittelteil bestand aus Aluminium. Vorderbau- und Heck wurden aus Kohlefaser gefertigt. Sowohl die vordere als auch die hintere Haube waren leicht abnehmbar, um das Fahrzeug zu warten, Teile zu tauschen oder um an Motor und Getriebe zu gelangen.

620 PS treffen auf 750 Kilo

Das Prunkstück saß hinter der Fahrgastzelle: ein 3,5 Liter großer Motor mit zehn Zylindern in V-Anordnung und einem Bankwinkel von 72 Grad. Alfa Romeo hatte den Saugmotor zwar gebaut, aber nie selbst in der Formel 1 eingesetzt. Im Alfa Romeo 164 Procar leistet das Aggregat rund 620 PS. Um die Luftversorgung zum Mittelmotor zu garantieren, mussten die Techniker aufwändige Kanäle verlegen.

Das Procar soll etwa 750 Kilogramm (Leergewicht) gewogen haben. Alfa Romeo spricht von Beschleunigungswerten von etwa zwei Sekunden von Null auf 100 km/h. Die Spitzengeschwindigkeit der Oberklasse-Limousine mit V10-Motor und angeflanschtem Sechsganggetriebe soll bei einer Testfahrt in Monza bei 329 km/h gelegen haben. Formel-1-Fahrer Ricardo Patrese durfte das Geschoss 1988 in Italien pilotieren.

Man muss sich das Mal vorstellen. Das Serienfahrzeug beschleunigte mit einem drei Liter Sechszylinder und 194 PS in 8,1 Sekunden auf Landstraßentempo. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 230 km/h. Beachtlich, aber kein Vergleich zum Procar.

Alfa Romeo 164 Procar - V10 - Saugmotor
Alfa Romeo
Der V10-Saugmotor sitzt hinter der Fahrgastzelle.

Ein teures Vergnügen

Der äußerliche Unterschied beschränkte sich auf den Heckflügel auf dem Kofferraumdeckel. Um wenigstens eine halbwegs passable Straßenlage bei hohen Geschwindigkeiten zu behalten, wurde der Unterboden verkleidet. Für die Verzögerung montierte Alfa Bremsscheiben aus Kohlefaser.

Dem Vernehmen nach kostete der Aufbau des 164 Procar mehrere hunderttausend Dollar. Ein teures Vergnügen, das andere Hersteller abschreckte, selbst ein Auto für die ab 1989 geplante Rennserie zu bauen. Und so starb sie, bevor sie wirklich aus der Taufe gehoben war. Es blieb ein Einzelstück mit Formel-1-Technik übrig.

Alfa Romeo produzierte zwischen 1987 und 1997 insgesamt über 268.000 Exemplare des 164. Das verrückteste war das über 600 PS starke Procar, das heute die versammelte Supersportwagen-Scharr ausbeschleunigen könnte. Sofern es die kolportierten Werte auch tatsächlich auf die Straße bringen würde.