BMW M5 Competition vs. Jaguar XFR-S im Test
Power-Limo auf die Schnelle

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Platz für fünf Personen samt Gepäck, vereint mit Fahrleistungen von Supersportlern: Der 575 PS starke BMW M5 Competition und der mit 550 PS kaum schwächere Jaguar XFR-S kämpfen im Vergleichstest um die Krone der heckgetriebenen Power-Limousinen.

BMW M5 Competition, Jaguar XFR-S, Frontansicht
Foto: Rossen Gargolov

Gedankenversunken werkeln die zwei Elektriker auf ihrem Strommasten. In luftiger Höhe lenkt sie nichts ab – was auch daran liegt, dass hier im schwäbischen Hinterland ohnehin selten etwas ablenkt.

Bis der Jaguar XFR-S vorbeizischt. Vom Kompressorheulen aufgeschreckt, staunen sie der weinroten Limousine mit dem großen Heckflügel hinterher. Und gerade als sie weitermachen wollen, trompetet der BMW M5 Competition durchs Bild. Zwar ohne Leitwerk auf dem Kofferraumdeckel, mit riesigen Lufteinlässen im Bug und in seinem matten Frozen Blue kaum weniger spektakulär. Daumen recken sich in die Höhe, die heute im Vergleichstest antretenden Power-Limousinen machen ganz offensichtlich schon von außen Spaß.

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Im Jaguar und im BMW treffen Kraft auf Luxus

Den Spaß von innen zu genießen, kostet im Falle des Jaguar XFR-S mindestens 107.800 Euro. Dafür gibt es im Test eine umfangreich ausstaffierte Luxuslimousine mit kuschelig weich gepolsterten Sportsesseln, jede Menge duftendes Leder sowie einen verchromten Getriebedrehsteller, der sich nach dem Start majestätisch langsam aus der Mittelkonsole erhebt – auch nach fünf Jahren Bauzeit immer noch eine Show. Dringend erneuert gehört jedoch das Infotainmentsystem, das mit seinem kleinen, zäh reagierenden Touchscreen und unübersichtlichen Menüs nicht zu den sonstigen Ansprüchen des Jaguar XFR-S passt.

Denn die sind mehr als hoch: Dank Roots-Kompressor im Zylinder-V kommt der fünf Liter große Achtzylinder des Jaguar XFR-S auf 550 PS und 680 Nm Drehmoment, womit der Viertürer in 4,4 Sekunden auf Tempo 100 hämmert. Durchsatzfreudigerer Ansaug- und Abgas-Trakte sowie Änderungen an Benzinzufuhr und Motormanagement sorgen für 40 Mehr- PS gegenüber dem XFR, den der Jaguar XFR-S im Test-Standardsprint um vier Zehntel abledert – klingt nach nicht viel, im Bereich von unter fünf Sekunden will jede Nachkommastelle jedoch hart erarbeitet werden.

Der große Heckflügel wirkt auf der eleganten Jaguar XFR-S-Karosserie zwar etwas überdimensioniert, er hilft aber im Verbund mit einem aus Kohlefaser gefertigten Diffusor, den Auftrieb der Karosserie um insgesamt 68 Prozent zu reduzieren - was als vertrauensbildende Maßnahme für die auf 300 km/h angehobene Höchstgeschwindigkeit wohlwollend zur Kenntnis genommen wird.

Famose Achtgang-Automatik im Jaguar XFR-S

Mit seinen schwächeren Brüdern teilt sich der Jaguar XFR-S die Wandlerautomatik, was jedoch keinen Verzicht in Sachen Sportlichkeit bedeutet. So beherrscht die Achtgang-Box von ZF feines Verschleifen beim gemütlichen Cruisen ebenso gekonnt wie zackiges Servieren der mittels Lenkradpaddles bestellten Übersetzung.

Auch der BMW M5 Competition gehört zum elitären 300 km/h-Club. Sein Competition-Paket für 8.800 Euro steigert zwar den Grundpreis im Test auf 112.300 Euro, doch dafür geht er gegenüber dem Serien-M5 straffer abgestimmt und zehn Millimeter tiefer an den Start. Sein vergleichsweise kleiner 4,4-Liter Biturbo-V8 macht in der Competition-Variante 15 Extra-PS locker und kommt wie der Jaguar XFR-S auf 680 Nm Drehmoment, die bereits ab 1.500/min über die Hinterachse herfallen. Ja genau, Hinterachse.

Im Gegensatz zu Audi RS7, Mercedes E 63 S AMG und Porsche Panamera Turbo müssen BMW M5 Competition und Jaguar XFR-S im Test ohne traktionsfördernden Allradantrieb auskommen. Das spart hier wie dort rund zwei Zentner Gewicht und soll freudige Kurvenerlebnisse bescheren. Immerhin kümmern sich elektronisch geregelte Sperrdifferenziale darum, dass die meisten der aufwendig erzeugten Pferdestärken in Vortrieb statt Gummiqualm umgewandelt werden.

ESP-Dauereinsatz im BMW M5 Competition

Was auf trockener Piste ganz passabel funktioniert. Anders sieht es jedoch bei feuchter Straße aus, wo selbst jenseits der Autobahn-Richtgeschwindigkeit voller Leistungseinsatz Dauerbetrieb für Traktionskontrolle und ESP-Lämpchen bedeutet – und das, wohlgemerkt, schon beim Geradeausfahren. Die Vergleichstest-Kandidaten BMW M5 Competition und Jaguar XFR-S liegen damit klar an der Grenze dessen, was zweiradgetriebene Alltagssportler an Kraft noch vertragen.

Abstimmungsmöglichkeiten dürfen BMW-Fans hingegen nie genug haben: Von den Schaltzeiten der Siebengang-Box über Dämpferhärte, Gaspedalkennlinie bis zu Servohilfe für die Lenkung lässt sich der BMW M5 Competition ganz nach Wunsch konfigurieren – ein Paradies für Technik-Junkies, die ihre Lieblingseinstellungen auf frei programmierbaren Lenkradtasten ablegen und sich vom farbigen Head-up-Display die wichtigsten Informationen ins Sichtfeld projizieren lassen.

Beim Infotainment mit Echtzeit-Verkehrsinformationen und Online-Musikarchiv gehört der BMW M5 Competition ohnehin zum Besten, was es derzeit für Geld zu kaufen gibt. Allerdings fehlt die Taste für ruckfreies Anfahren und geschmeidiges Rangieren. In keiner Einstellung vermag das mit Getrag entwickelte Doppelkupplungsgetriebe im Test die Schaltvorgänge ganz zu kaschieren und weckt damit Erinnerungen an die SMG-Boxen früherer M-Generationen.

Auf dem kleinen Kurs in Hockenheim sind die forschen Gangwechsel beim Test jedoch herzlich willkommen. Hier ist der BMW M5 Competition in seinem Element, stemmt sich brachial aus Kurven, ist am Ende der Start-Ziel-Geraden über zehn km/h schneller als der Jaguar und lässt sich spielend leicht kontrollieren. Auch weil sein Heck weniger Eigenleben entwickelt, die Hinterachse mehr Grip aufbaut als das Jaguar-Pendant, und die Lenkung mit viel Rückmeldung und Präzision die Arbeit des Fahrers deutlich erleichtert. Den passenden Soundtrack liefert der tief wummernde V8-Motor, der schon untenherum gewaltig zupackt, um dann leichtfüßig wie ein gut gemachter Sauger bis über 7.000/min zu drehen.

Zackiger Kompressor-V8 im Jaguar XFR-S

Wer beim Test nicht direkt vom BMW M5 Competition umsteigt, wird vom Jaguar ebenfalls begeistert sein. Dessen Kompressor-Motor dreht zwar nicht ganz so leichtfüßig hoch, dafür spricht er im Drehzahlkeller nochmals spontaner an. Zudem verzögert der Jaguar XFR-S bei heißer Bremse einen Tick wirkungsvoller und lenkt dabei wunderbar zackig ein, wo der BMW schon mal untersteuernd geradeaus schiebt. Die optionalen Keramik-Stopper des BMW M5 Competition spielen ihre Trümpfe erst bei noch höherer Beanspruchung und Temperatur aus und kompensieren einen Teil ihres immensen Aufpreises (8.800 Euro) durch geringeren Verschleiß.

In schnellen Kehren oder beim 18-Meter-Slalom-Test wirkt der Jaguar XFR-S allerdings unruhiger und will mit mehr Fingerspitzengefühl bewegt werden. Hierfür dürfte die sehr leichtgängige Lenkung gern mehr Rückmeldung liefern. Die starke Servounterstützung ist jedoch Teil der Abstimmungs-Philosophie von Jaguar, um die Limousine im Alltag handlicher und wendiger wirken zu lassen. Bei der Fahrwerksabstimmung gingen die Entwickler hingegen keine allzu großen Kompromisse zugunsten der Alltagstauglichkeit ein, weswegen der Brite nur wenig Seitenneigung aufbaut.

Über kurze Unebenheiten fährt er hölzern hinweg, hat auf fiesen Marterstrecken noch Reserven, wo der BMW M5 Competition mit seinen feiner ansprechenden Dämpfern schneller am Limit ist. Unter dem Strich verliert der Jaguar XFR-S im Test auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim mehr als zwei Sekunden pro Runde auf den drahtigeren M5, wofür er sich jedoch alles andere als schämen muss. Mit 51 Punkten setzt sich der BMW nämlich auch in der sport auto-Gesamtwertung in der Spitzengruppe des hochkarätigen Konkurrenzumfelds fest.

Technische Daten
BMW M5 Competition M5Jaguar XKR-S R-S
Grundpreis112.300 €129.500 €
Außenmaße4910 x 1891 x 1467 mm4804 x 1892 x 1312 mm
Kofferraumvolumen520 l330 l
Hubraum / Motor4395 cm³ / 8-Zylinder5000 cm³ / 8-Zylinder
Leistung423 kW / 575 PS bei 6000 U/min405 kW / 550 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h300 km/h
0-100 km/h4,1 s4,3 s
Verbrauch9,9 l/100 km12,3 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten