Nissan GT-R vs Skyline GT-R BNR32
Big in Japan

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Mechanisches Getriebesirren, giftiges Biturbozischen und zusammen 1.153 PS - wir haben uns der Faszination GT-R von zwei Seiten genähert: Der Nissan GT-R des Modelljahrgangs 2013 trifft auf den 1991er Nissan Skyline GT-R von MPS Engineering.

Nissan GT-R, Nissan Skyline GT-R BNR32, Frontansicht
Foto: Rossen Gargolov

Takumi, so nennen sie bei Nissan ihre Motorenbauer, die ein GT-R-Triebwerk in Handarbeit aufbauen. Während die offiziellen Takumis im Nissan-Werk Tochigi an den aktuellen Motoren schrauben, tüftelte Hobby-Takumi Robert Hirrig im westfälischen Dülmen ein Jahr lang an einem Biturbo-Kunstwerk namens Nissan Skyline BNR32 GT-R MPS Time Attack aus dem Jahr 1991.

Nissan Skyline GT-R: Erbe trifft Ahnen

Sonores Grollen gegen tiefes Wummern: Wir haben den Nissan GT-R des Modelljahrs 2013 und den martialischen Youngtimer mit XXL-Heckflügel in Hockenheim getroffen. Neben der Optik sorgt bei Skyline-Fans die Technik für Freudentränen. Zusammen mit den Japan-Spezialisten von MPS Engineering frisierte Robert den doppelt aufgeladenen 2,6-Liter-Reihensechszylinder unter anderem mit GT2530-Turboladern und Nockenwellen von HKS, Schmiedekolben von JE Pistons und Blitz Nur Spec-Abgasanlage. Statt 280 Serien-PS ziehen nun 603 Pferde die Nissan GT-R Biturbo-Kutsche.

Unsere Highlights

Auch im Innenraum ging’s ans Eingemachte: Sitze und Verkleidung flogen raus, Überrollkäfig und Schalensitz kamen rein. Dort, wo das Armaturenbrett war, fällt der Blick auf die unverkleidete Lenksäule, sauber verlegte Kabelstränge, Rundinstrumente und ein Alu-Dashboard. Ansonsten dominiert nacktes Blech. Dank Motorhaube (3 kg) und Heckdeckel (1 kg) aus Karbon purzelten die Pfunde weiter. Der Nissan GT-R Skyline hungerte sich von 1.430 Kilo auf 1.277 Kilo runter.

Genug gequatscht, jetzt regiert die Ladedruckanzeige. Statt 0,78 bar im Serienzustand gibt‘s bis zu 1,4 bar auf die Kolben. Außerdem dreht das Biest bis 8.500 Touren (Serie: 8.000/min). Der Sound dabei: Ein Mix aus Stahl- und Sägewerk, irgendwas zwischen metallisch hämmernd, schrill sägend und hochtourig vibrierend - fühlt sich an wie ein Nascar-Ritt auf japanisch.

Heftigster Turboantritt im Nissan Skyline GT-R von MPS

Vollgas, als die Gedanken schon um das Wort "Turboloch" kreisen, tritt der mutierte Nissan GT-R Skyline ins Kreuz. Aus 353 Nm Drehmoment wurde eine Turbo-Faust mit 600 Nm. Jeden Schaltvorgang quittiert der Skyline mit einem garstigen Turbozischen, das sämtliche Giftschlangen wie heisere Anfänger dastehen lässt.

Nicht giftig, aber als forsch kann das Fahrverhalten des japanischen Allradmusketiers beschrieben werden. Unter Last oder bei Lastwechseln knickt schon mal das Heck des Nissan GT-R ein. Wer die 600 PS fein dosiert einzusetzen weiß, der erfreut sich an rennsportähnlichen Lenkkräften und präzisem Einlenkverhalten, obwohl die seinerzeit installierte Allrad-Lenkung Super HICAS deaktiviert wurde. "Die Hinterachslenkung verfälscht irgendwie den Kurvenverlauf", erklärt Robert später. Dank KW Competition-Fahrwerk, optimierter Achsgeometrie und 265er-Michelin Cup-Bereifung stürmt der Youngtimer-GT-R wie ein junger Gaul um den Kurs. Mit einer Rundenzeit von 1.10,5 Minuten fuhr Robert beim sport auto-Tuner Grand Prix 2013 auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim nah an die Bestzeit des aktuellen Nissan GT-R heran.

Nissan Skyline GT-R 2013: querdynamisch noch schneller

Das lässt der aktuelle Modelljahrgang 2013 nicht lange auf sich sitzen und faucht aus der Boxengasse. Seine Waffen bleiben die gleichen wie im Modelljahr 2012: V6-Biturbo, 550 PS, Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb. Dank einer neu abgestimmten Motorsteuerung, neuen Einspritzdüsen und einem modifizierten Bypass-Ventil soll das Ansprechverhalten des Nissan GT-R aus dem mittleren Drehzahlbereich und bei hohen Drehzahlen verbessert worden sein.

Die laut Nissan nochmals um eine Zehntelsekunde schnelleren Beschleunigungsfabelwerte von 2,7 Sekunden auf Tempo 100 verfehlt der Nissan GT-R jedoch deutlich. In 3,3 und 11,5 Sekunden sprintet er bei uns über die 100- und 200-km/h-Marke und bewegt sich dabei auf dem Niveau seines Vorgängers (2012: 0 - 100 km/h in 3,4 s; 0 - 200 km/h in 11,7 s).

Mehr Wirkung, zumindest auf dem sport auto-Referenzkurs in Hockenheim, zeigen die aktuellen Fahrwerksmodifikationen. Die Ingenieure senkten nicht nur den Schwerpunkt des Nissan GT-R leicht ab, sondern nutzen auch eine neue Feder-Dämpfer-Abstimmung sowie einen modifizierten Frontstabilisator. Noch faszinierender als bisher gelingt es dem Allradbomber, sein Gewicht von 1.771 Kilo im Grenzbereich zu verschleiern. Ohne spürbare Seitenneigung rennt er leichtfüßig los, lenkt noch einen Tick präziser ein als bisher und glänzt mit weitgehend neutralem Fahrverhalten im Grenzbereich. Während der Nissan GT-R unter Last zart untersteuert, reagiert er auf Lastwechsel mit einem hilfreich drängendem Heck.

Eintritt in den Club der Schnellsten

So erhält der Nissan GT-R erstmals Zutritt in den exklusiven Club der Autos, die den kleinen Kurs in unter 1.10 Minuten umrunden. Mit 1.09,6 Minute ist der aktuelle Jahrgang eine halbe Sekunde schneller als das 2012er Modell.

Derweil schraubt Skyline-Besitzer Robert angesichts der neuen Nissan GT-R-Bestzeit in Gedanken schon wieder an seinem 91er Nissan Skyline GT-R: "Mit frischen Reifen und kleinen Modifikationen fahren wir auch eine 1.09er-Zeit."

Technische Daten
Toyota MR2 2.0 GT-i
Grundpreis26.746 €
Außenmaße4180 x 1700 x 1240 mm
Kofferraumvolumen219 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder
Leistung115 kW / 156 PS bei 6600 U/min
Höchstgeschwindigkeit220 km/h
0-100 km/h8,0 s
Testverbrauch10,2 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten