Car-to-Bike-Kommunikation
Mehr Sicherheit für Motorradfahrer

ABS und Traktionskontrolle kennen wir. Radar im Krad lernen wir gerade kennen. Krönen soll die Sicherheit die Car-to-Bike-Kommunikation.

Car-to-Bike-Kommunikation, Sicherheitskampagne
Foto: BMW, CMC

Connected Motorcycle Consortium oder kurz CMC – so nennt sich ein Arbeitskreis, in dem führende Motorradmarken eine neue Sicherheitstechnik definieren: das vernetzte Motorrad. Vernetzte Fahrzeuge kommunizieren markenunabhängig miteinander und können sich und ihre Fahrer und Fahrerinnen vor Gefahren warnen. Der Austausch kann per WLAN oder 5-G-Technik erfolgen.

Wichtige Daten wie Position, Fahrzeugart, Fahrtrichtung, Geschwindigkeit, starke Bremsmanöver, Eingriffe von Stabilitätskontrollen oder anderen Fahrassistenten sollen ausgetauscht werden, aber anonymisiert, verschlüsselt, nicht manipulier- und speicherbar. Wichtig für das CMC ist: In der Diskussion um den vernetzten Verkehr müssen auch Motorräder eine Rolle spielen. "Das Ziel ist ein gemeinsamer Standard." Nur so sei gewährleistet, dass der abbiegende Traktor das entgegenkommende Motorrad auch "verstehen" und in der Folge die Fahrer vor der Gefahr warnen kann. "70 Prozent aller Kreuzungsunfälle wären damit vermeidbar", sagt ein CMC-Sprecher.

Rücksicht hat Vorfahrt

Doch bis dahin ist es noch weit. Autos mit dieser Technik gibt es kaum, und Fahrassistenten sind bei Motorrädern noch die Ausnahme. Da sie mit ihren teilautonomen Eingriffen in Gas, Bremse und wo möglich Lenkung eine Basis für V2X-Kommunikation sind, werden noch einige Modellgenerationen bis zum vernetzten Krad vergehen. Ein nicht zu unterschätzender Teil der Entwicklung ist, wie das Motorrad vor Gefahren warnt oder sicherstellt, dass die Person im Sattel bereit für einen teilautonomen Eingriff ist.

Die Technik

Car-to-Bike-Kommunikation, Sicherheitskampagne
BMW
Enthalten sind ein hochpräzises GPS, ein Prozessor zum Generieren des WLAN-Signals und ein Router plus eine Antenne zum Senden und Empfangen.

Heute noch zwei Motorradkoffer voll, soll sie schon bald in ein kleines schwarzes Kästchen passen. Der Inhalt im Wesentlichen: ein hochpräzises GPS, ein Prozessor zum Generieren des WLAN-Signals und ein Router plus eine Antenne zum Senden und Empfangen. Sie muss möglichst hoch platziert sein, ohne je verdeckt zu werden.

Das Netz

Es ist unabhängig von Handynetzen oder Datencloud, besteht nur aus den von den Fahrzeugen versendeten Daten. Reichweite: 200 bis 1.000 Meter. Nach der Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation sollen in einem zweiten Schritt künftig auch Ampeln oder Bahnübergänge "mitreden" dürfen.

Die Motorräder

Sie dürften sich nicht groß ändern, denn das Smartbike der Zukunft soll sich rein äußerlich nur durch das "Interface" unterscheiden. Das ist die Schnittstelle zwischen Technik und Mensch, durch die der Fahrer bei Gefahr die Warnung bekommt. Bei den Prototypen geschieht dies optisch über ein zusätzliches Display im Cockpit.

Kommentar

Car-to-Bike-Kommunikation, Sicherheitskampagne
MOTORRAD
Jens Kratschmar (40), Redaktion MOTORRAD Online und neben vielem auch Linksabbieger-geschädigt.

Es gibt zwei Gründe, weshalb Sie hier meine Zeilen lesen. Zum einen liegt Kollege Schümann versehrt im Spital: Gute Besserung, Mike. Zum anderen bin ich vor Jahren von einem Linksabbieger auf den Kühler genommen worden. Mein linker Fuß wurde dabei am Motorblock gequetscht. Mike könnte Ihnen heute statt meiner schreiben, und ich wäre vielleicht doch noch Fußmodell geworden – wenn es bereits Techniken wie die gäbe, die das CMC für Motorräder und uns entwickelt. Mein Appell: Diese Systeme sollen uns das Fahren gar nicht nehmen, sondern es unter widrigen Bedingungen erleichtern und absichern. Fragen Sie doch mal Mikes Knöchel und meinen Fuß nach deren Meinungen dazu. Ride safely!