Fahrplan E-Mobilität von Renault-Nissan-Mitsubishi
Gemeinsame E-Autos mit 800-Volt-Technik

Gemeinsam genutzte Plattformen, ähnliche Modelle, zusammen aufgebautes Ladenetz: Renault und Nissan arbeiten bei Elektroautos künftig noch enger zusammen.

Elektroauto laden
Foto: Getty Images

Seit Luca de Meo am 1. Juli 2020 den Vorstandsvorsitz von Renault übernommen hat, ist beim französischen Autokonzern einiges in Bewegung geraten. 2023 werden einige zentrale Neuerungen endgültig festgezurrt. Zentral dabei: Die Elektro- und Software-Aktivitäten werden in einer eigenen Sparte (ihr Name: Ampere) gebündelt und an die Börse gebracht. Das Verbrenner- und Hybridgeschäft läuft künftig separat, weshalb mit Geely – und wohl auch zusammen mit dem saudischen Ölmulti Aramco – ein eigenes Joint Venture entsteht, das aktuell als "Horse-Project" firmiert. Zudem verringert Renault seine Anteile an Nissan von 43,4 auf 15 Prozent, womit in Sachen Überkreuz-Beteiligungen innerhalb der Allianz nun Gleichstand herrscht.

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Damit erlangt Nissan zwar ein großes Stück wirtschaftlicher Unabhängigkeit zurück. Bezogen auf Modelle und Plattformen wollen sich die Partner aber noch stärker vernetzen als bisher geplant. Dabei stehen E-Autos im Fokus. Das im Januar 2022 formulierte Ziel sieht vor, bis Ende der Dekade global 35 neue Elektro-Modelle im Programm zu haben und damit das größte weltweite Angebot an rein elektrischen Fahrzeugen zu bieten. Diese neuen Elektroautos basieren alle auf nur fünf Plattformen. Spätestens bis 2026 sollen 80 Prozent der E-Autos auf einer dieser Plattformen aufbauen – aktuell sind es 60 Prozent.

Zu diesen Plattformen gehören:

  • KEI-EV (Basis für ultrakompakte Elektrofahrzeuge wie Kei-Cars)
  • CMF-BEV kompakte Elektroauto-Plattform ab 2024 (Basis für Renault R5 und Nissan Micra-Nachfolger)

Die CMF-AEV steht im Fokus neuer E-Auto-Projekte, welche die Allianz insbesondere außerhalb Europas plant. In Lateinamerika sollen zwei Elektroautos des A-Segments auf den Markt kommen; eines als Nissan, das andere mit Renault-Logo. Ähnlich soll es in Indien laufen.

R5 und Nissan Micra EV auf CMF-BEV-Plattform

Auf der CMF-EV-Plattform werden bis 2030 mehr als 15 Modelle aufbauen, jährlich sollen bis zu 1,5 Millionen Fahrzeuge produziert werden. Nissan soll stärker als bisher geplant von dieser Plattform und einer engeren Zusammenarbeit bei neuen elektrischen Modellen des C-Segments profitieren. Die CMF-EV-Plattform könnte dafür um eine 800-Volt-Architektur ertüchtigt werden, "um Top-Ladezeiten zu erzielen", wie es in einer Stellungnahme heißt. 2026 kommt zudem der Renault FlexEVan, den der Hersteller als sein "erstes software-definiertes Fahrzeug" bezeichnet und der zu Over-the-Air-Updates fähig sein wird. Er soll in Europa auch als Nissan auf den Markt kommen.

Die CMF-BEV bildet die Basis für jährlich 250.000 Fahrzeuge pro Jahr der Marken Renault, Alpine und Nissan. Zu den Fahrzeugen gehören der Renault R5 sowie der R5 "Turbo" von Alpine (siehe Video nach dem ersten Absatz), der R4, der R4 Kombi und ein kompaktes Elektrofahrzeug, das den Nissan Micra ersetzen wird. Das neue Modell, von Nissan entworfen und von Renault entwickelt, wird – wie auch die anderen oben genannten Modelle – in Renault Electricity (Produktionsstätten Douai, Maubeuge und Ruiz) hergestellt. Wobei Renault einen zeitlichen Vorsprung genießt: Bei den Franzosen fällt der Startschuss 2024; Nissan zieht aktuellen Plänen zufolge 2026 nach.

Neuer Siebensitzer-SUV

Neben den fünf Elektro-Plattformen bauen im C- und D-Segment fünf Modelle auf der bekannten CMF-C-Plattform auf. Das sind neben dem Nissan Qashqai und dem X-Trail der Mitsubishi Outlander, der Renault Austral und ein neuer Siebensitzer-SUV, der den Namen Espace trägt. Hinzu kommt vermutlich der 2021 als Studie vorgestellte Dacia Bigster. Die kleinere CMF-B-Plattform erlangt für den dritten Allianz-Partner Mitsubishi eine größere Bedeutung, denn auch die nächsten Generationen des ASX und Colt sollen sie nutzen. Beide Modelle bleiben damit Klone der Renault-Baureihen Captur und Clio.

Neben den Modellen hat sich die Allianz der drei Autobauer zum Jahresbeginn 2022 auch eine einheitliche Elektrostrategie auf die Fahnen geschrieben. Mit der Auswahl eines gemeinsamen Batterielieferanten für Renault und Nissan will man bis 2026 50 Prozent der Batteriekosten einsparen, bis 2028 sollen es 65 Prozent sein. "Damit wird die Allianz bis 2030 an den wichtigsten Produktionsstandorten weltweit über eine Batterieproduktionskapazität von insgesamt 220 GWh für Elektrofahrzeuge verfügen", heißt es in einer damaligen Mitteilung.

Nissan entwickelt Feststoff-Batterie

Als weiteres Projekt wird unter Federführung von Nissan die Entwicklung der Feststoff-Batterie-Technik vorangetrieben – diese Akkus sollen über eine doppelt so hohe Energiedichte wie derzeitige Flüssig-Lithium-Ionen-Batterien verfügen, die Ladezeiten um ein Drittel verkürzen und ab Mitte 2028 in Serie produziert werden. Die Kosten pro kWh sollen auf 65 Dollar gesenkt werden und somit die Kostengleichheit mit Verbrenner-Modellen herstellen. Das Batterie-Management-System mit Hard- und Software liegt zu 100 Prozent in der Hand der Allianz.

Ergänzend ist seit Februar 2023 bekannt, dass sich Nissan mit bis zu 15 Prozent an der neuen E-Auto-Sparte Ampere beteiligen soll. Als weiteres Projekt innerhalb der neu geordneten Allianz erwägen Renault und Nissan zudem den Aufbau eines eigenen Ladenetzes in Europa. Diese Infrastruktur soll bei den europäischen Händlern beider Marken aufgebaut werden. Ihre Partner für das Recycling ihrer E-Auto-Altbatterien und die Entsorgung von Produktionsabfällen wollen beide Hersteller künftig gemeinsam auswählen.

Mehr Autos mit autonomen Fahrfunktionen

Die neuen Plattformen und die Elektronik erlauben es den Partnern, bis 2026 in 45 Modellen (mehr als zehn Millionen Fahrzeuge) mit autonomes Fahrfunktionen auszurüsten. Aktuell sind drei Millionen Fahrzeuge mit der Alliance Cloud verbunden. Bis 2026 sollen mehr als fünf Millionen Alliance-Cloud-Systeme pro Jahr ausgeliefert werden, sodass insgesamt 25 Millionen Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein werden. Renault ist innerhalb der Allianz für die Entwicklung der gemeinsamen elektrische und elektronischen Architektur verantwortlich.

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Fazit

Die Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi hat die Weichen für die eigene Elektromobilität gestellt – um Synergien zu nutzen und Kosten zu senken. Zwar agiert Nissan künftig wirtschaftlich eigenständiger. Aber heruntergebrochen auf Plattformen und Modelle nimmt die Verzahnung sogar zu. Auffällig ist: Bei allen E-Auto-Plänen ist stets nur von Renault und Nissan die Rede; Mitsubishi scheint hier komplett außen vor zu sein.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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