Mercedes und Nissan
Kooperation steht vor dem Aus

Die Allianz der beiden Autobauer wurde noch von Dieter Zetsche und Carlos Ghosn eingefädelt. Hohe Kosten und auslaufende gemeinsame Projekte deuten jetzt ein Ende der Zusammenarbeit an.

Daimler Renault Nissan Kooperation Dieter Zetsche Carlos Ghosn
Foto: Daimler

Das Gemeinschaftswerk von Nissan und Mercedes im mexikanischen Aguascalientes steht auf der Kippe, schreibt das Handelsblatt in seiner Online-Ausgabe. Rund 900 Millionen Euro hatten beide Partner in den 2018 eröffneten Produktionsstandort investiert, der mit 3.600 Mitarbeitern jährlich 230.000 Autos produzieren kann. Gefertigt werden dort aktuell die Modelle Infiniti QX50, Infiniti QX55 und Mercedes GLB. Ein Aus der gemeinsamen Produktion würde nach Angaben des Handelsblatts aber auch das Aus der Partnerschaft bedeuten.

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Laut Daten der Marktforscher von LMC Automotive und Auto Forecast seien in der mexikanischen Fabrik 2021 lediglich 99.000 Autos gebaut worden, heißt es in dem Bericht. Das ist weit entfernt von den einst prognostizierten 230.000 Einheiten jährlich. Hinzu kommt, dass der GLB besonders in China gefragt ist, dort aber aus einer lokalen Produktion heraus bedient wird. Zudem hat Zetsche-Nachfolger Ola Källenius klargemacht, dass man künftig auf margenstarke Luxusmodelle setzen will und sich vom Kompaktsegment perspektivisch verabschieden möchte. Die Produktion aktueller Kompaktmodelle zeigt sich in der Chipkrise stark rückläufig, so dass Mercedes quasi ein Werk zu viel hat. Um den GLB weiter zu fertigen, wäre eine Produktionsverlagerung nach Europa an die Standorte Rastatt oder Kecskemét denkbar. In Ungarn baut Mercedes bereits den elektrischen Bruder zum GLB – den EQB.

Weitere Nahrung bekommt das Gerücht um ein Ende der Kooperation durch die Nissan-Ankündigung im Motorenwerk in Decherd, Tennessee, ab März 2023 die Produktion einzustellen. Auch Mercedes bestätigt das geplante Produktionsende. Im 2014 eröffneten Produktionsstandort werden Vierzylinder-Benziner mit Turboaufladung vom Typ M274 gefertigt, die in diversen Infiniti und Mercedes-Modellen wie Sprinter, E-Klasse, GLE und Vito zu finden sind. Das Werk ist ausgelegt für die Produktion von 250.000 Motoren jährlich. 2020 zeigte sich die Anlage aber nur zu 35 Prozent ausgelastet. 2021 wurden lediglich rund 50.000 Motoren gefertigt. Möglicherweise wird Nissan das Motorenwerk zukünftig für den Bau von Elektroantriebskomponenten nutzen.

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Die bereits wieder eingestellte Mercedes X-Klasse (siehe Fotoshow) auf Basis des Nissan Navara war ebenfalls ein Gemeinschaftsprojekt von Nissan und Mercedes.

Fazit

In der Allianz zwischen Mercedes und Nissan stehen die Zeichen auf Trennung. Zahlreiche Gemeinschaftsprojekte laufen aus und Mercedes will sich sowieso auf margenträchtigere Luxusmodelle verlegen. Die gemeinsame Motorenproduktion in den USA endet 2023, der GLB könnte aus dem mexikanischen Joint-Venture-Werk nach Europa verlegt werden.