Eiskalte Auto-Todsünden
Was Sie im Winter machen sollten und was nicht

Dass Winterreifen Pflicht sind oder Autofahrer in der kalten Jahreszeit ihre Fahrweise anpassen sollten, haben wahrscheinlich auch schon Fahranfänger parat. Doch es gibt noch einiges mehr zu beachten. Hier lesen Sie, was Sie nicht machen sollten.

Wenn der Winter die Straßen in eine einzige schimmernde Fläche verwandelt und selbst Allrad-SUV mit Problemen zu kämpfen haben, dann ist erhöhte Vorsicht geboten. Denn wer weiß schon genau, wie es sich auf dem nächsten Meter bremsen lässt oder was der Vordermann im Schilde führt. Gleichzeitig müssen Autofahrer auf unterschiedlichste Dinge achten, die bei schönem Wetter überhaupt keine Rolle spielen. Und so trivial einige Verhaltensregeln auch auf den ersten Blick zu sein scheinen (Türschlossenteiser nicht im Auto lassen!), so sehr helfen sie. Wir zeigen Ihnen an dieser Stelle, was genau Sie nicht machen sollten.

Fit durch den Winter

1. Scheibe mit heißem Wasser oder einer CD-Hülle enteisen

Wer die Scheiben mit heißem oder lauwarmem Wasser enteist, riskiert Spannungsrisse wegen des starken Temperaturwechsels. In der Eisschicht befindet sich Schmutz, der beim Kratzen wie Schleifpapier wirkt und Glaskratzer hinterlässt. Daher beim Abstellen des Autos die Waschanlage zum Scheibensäubern betätigen. Die Scheckkarte, ein Kochfeldschaber oder eine CD-Hülle sind als Kratzer wenig sinnvoll. Sie beschädigen nur die Scheibe. Mit dem richtigen Eiskratzer am besten erst waagerecht, dann von oben nach unten das Eis wegschaben.

Als Tipp gibt der ACE Autofahrern mit auf den Weg: "Sprühen Sie alle Scheiben vor dem Nachtparken mit einem Klarsichtmittel ein. Damit wird das Abkratzen um vieles leichter. Nehmen Sie abends die Scheibenwischer von den Scheiben weg. Sonst kann es nämlich passieren, dass am nächsten Morgen, wenn Sie den Motor anlassen, die Scheibenwischer über die vereiste Scheibe kratzen und dadurch die Gummilippen der Wischerblätter kaputtgehen."

Kärcher elektrischer Eiskratzer
Kärcher
Mittlerweile gibt es auch elektrische Eiskratzer zu kaufen.

2. Ständig hohe Drehzahlen und Kurzstrecken fahren

Besonders im Winter braucht es seine Zeit, bis die Lager und Schmierflächen im Motor optimal mit Öl versorgt sind, der Verschleiß fällt hoch aus. Ständige Kurzstreckenfahrten sind somit Gift für den Antrieb. Auch hohe Drehzahlen schädigen den Motor auf Dauer während der Kalt­laufphase. Zum einen ist die langsame Durchölung ein Problem, zum anderen die schnelle, aber ungleichmäßige Erwärmung der einzelnen Komponenten. Auch dadurch kommt es zu erhöhtem Verschleiß.

Hinzu kommt, dass Dieselfahrer es laut dem ACE "gleich doppelt schwer haben, denn bei Tiefsttemperaturen verliert der Dieselkraftstoff an Fließeigenschaft. Schuld daran ist die Paraffinbildung; von circa minus sieben Grad an bilden sich kleinere Paraffinkristalle im Dieseltreibstoff. Ab 20 Grad unter null werden sie immer größer und können den Kraftstofffilter verstopfen. Dann gibt der Motor auf." Die Lösung hat der ACE auch gleich parat: "Dagegen können sich Dieselfahrer wappnen, indem sie das Fahrzeug regelmäßig bewegen oder spezielle Additive in den Tank gießen, die die Fließeigenschaft des Diesels weiter verbessern."

Diesel
Achim Hartman
Bei sibirischer Kälte sind Dieselfahrer im Nachteil.

3. Waschstraße ohne Vorwäsche benutzen

Damit das Streusalz nicht das Fahrzeug angreift, sollte das Auto im Winter gelegentlich gewaschen werden. Wer dazu die Waschstraße nutzt, sollte eine Vorwäsche durchführen. Denn auf dem Lack hat sich eine Dreck-und-Salz-Kruste gebildet, die der Farbschicht kräftig zusetzt, wenn sie vor der Waschanlagenbenutzung mit dem ­Dampfstrahler nicht entfernt wird. Wichtig: immer ein Waschprogramm mit Unterbodenwäsche wählen.

Winter-Technikcheck, Waschstraße
Beate Jeske, Hans-Dieter Seufert, Dino Eisele
Im Winter lieber ein paar Euro mehr in eine notwendige Vorwäsche investieren.

4. Dichtungen nicht einfetten

Feuchtigkeit und Frost ergeben zusammen eine feste Eisschicht, die die Türdichtungen wie mit einem Superkleber verklebt. Das muss nicht sein. Vergisst man, die Gummidichtungen an Türen und Klappen mit Silikon oder Hirschtalg zu schützen, sind Schäden wahrscheinlich. Denn dann frieren sie an und reißen, wenn Türen oder Klappen geöffnet werden. Besonders wichtig ist die Schutzschicht an den Dichtgummis rahmenloser Seitenscheiben. Der ACE rät zu Glyzerin zum Frostschutz von Gummidichtungen an Autotüren. Das Mittel wird als dünner Film aufgestrichen.

Reinigung und Pflege Gummidichtung
Timo Großhans
Dichtungen benötigen im Winter spezielle Pflege.

5. Alte Batterie vor dem Winter nicht tauschen

Licht, Scheibenwischer, Gebläse, heizbare Heckscheibe und eine Sitz­heizung – im Winter müssen Batterie und Lichtmaschine Schwerstarbeit leisten. Gerade bei vielen Kurzstreckenfahrten kann es passieren, dass der Akku irgendwann in die Knie geht. Man sollte deshalb sparsam mit den elektrischen Verbrauchern im Auto umgehen. Ist die Batterie schon in die Jahre gekommen (älter als vier Jahre) oder in der Vergangenheit tiefentladen gewesen, kann sie mit einsetzendem Frost zusammenbrechen. Hat man aber Pech und der Wagen springt bei Minusgraden nicht an, ist ein Starthilfekabel hilfreich. Dabei können allerdings Fehler unterlaufen. Wer sich nicht an die Regeln hält oder ein unpassendes Starthilfekabel benutzt, riskiert Spannungsspitzen in der Bordelektronik. Teure Reparaturen sind oft die Folge. Wer nicht bis zum ersten Ausfall warten will, kann den Akku in der Werkstatt testen lassen.

Starthilfe
auto motor sport
Ist die Batterie am Ende hilft oft nur Starthilfe.

6. Frostschutz im Winter vergessen

Damit man im Winter den Durchblick behält, gehört ein Reiniger mit Frostschutzanteil in die Scheibenwaschanlage. Wer das unterlässt, riskiert nicht nur Schäden, sondern auch ein Bußgeld. Auch der Kühlerfrostschutz sollte nicht vernachlässigt werden. In der Regel reicht dieser bis minus 25 Grad Celsius. Das genügt bei uns, denn selbst wenn die Temperaturen noch tiefer sinken, braucht es seine Zeit, bis das Wasser im Kühlmittelkreislauf einfriert.

Fit für die Winterpause, Ratgeber
Ingolf Pompe
Haben Sie an das Frostschutzmittel im Wischwaschwasser gedacht?

7. Mit einer dicken Jacke am Steuer sitzen

Wenn die Temperaturen sinken, steigen viele Autofahrer mit dicken Jacken in den Wagen. Das ist nicht gut, weil der Gurt nicht eng genug am Körper anliegt. Bei einem Unfall kann das schlimme Folgen haben. Außerdem schränken dicke Jacken die Bewegungsfreiheit ein. Vor Fahrtantritt sollte man die Jacke ausziehen.

Ralph Wagner
Wer mit dicker Jacke fährt riskiert größere Schäden bei einem Unfall.

8. Feuchtigkeit ins Auto tragen

Vor dem Einstieg ins Auto sollte man sich vom Schnee befreien, sonst kommt die Feuchtigkeit ins Fahrzeug. Doch ganz vermeidbar ist es nicht. Wer die Nässe ignoriert, riskiert von innen beschlagene Scheiben, Moder, Schimmel und Rost. Deshalb regelmäßig gut durchlüften und die Heizung stark aufdrehen. Die Klimaanlage entfeuchtet ebenfalls – jedoch nur solange die Außentemperatur nicht unter sechs Grad rutscht, denn da schalten viele Anlagen ab. Nehmen Sie nasse Fußmatten heraus und lassen diese trocknen. Generell ist es sinnvoll, im Winter auf Gummimatten umzusteigen.

Überschwemmtes Fahrzeug
ACE
Wer nicht gerade vom Hochwasser betroffen ist, sollte versuchen möglichst wenig Feuchtigkeit ins Auto zu bringen.

Weitere DONT’s:

  • Zeitungen und Pappe eignen sich nicht zum abendlichen Abdecken der Front- und Heckscheibe. Sie werden feucht und kleben an der Scheibe fest.
  • Das Warmlaufenlassen des Motors an kalten Wintertagen ist nicht nur störend, umweltbelastend und schädlich für den Motor, sondern laut Paragraph 30 Absatz 1 der StVO sogar verboten.
  • Enteiser-Spray: Macht nur in Kombination mit einem Eiskratzer und bei einer dünnen Eisschicht Sinn. Denn die Scheiben verschmutzen.
  • Niemals einen Heizlüfter ins Auto stellen, die Hitze wirkt im Fahrzeug nicht gleichmäßig. Plastikteile der Innenverkleidung können sich durch die Hitzeeinwirkung verformen – im schlimmsten Fall kann sogar ein Brand entstehen.

Das hilft: DO’s für kalte Tage

  • Abends immer die Scheibenwischer hochklappen, damit sie über Nacht nicht an der Scheibe festfrieren. Eisreste in den Wischerblättern lassen sich mit der Furche im dreieckigem Schaber entfernen.
  • Der richtige Eiskratzer spart Kraft und Zeit. Benutzen Sie ein ergonomisch geformtes Gerät und setzen Sie dieses in einem optimalem Winkel von 30 Grad auf der Scheibe an.
  • Auch die richtige Kratztechnik ist entscheidend: Das Eis immer nur in eine Richtung abkratzen, damit der Schmutz nicht auf der Scheibe hin- und her gerieben wird und Kratzer verursacht.
  • Zusätzlich die Autoscheiben regelmäßig mit viel Wasser reinigen. Denn: Ob Autoscheiben beim Eis entfernen verkratzen, hängt vor allem davon ab, wie schmutzig sie sind.
  • Befreien Sie das gesamte Auto vom Schnee. Dazu gehören neben den Scheiben auch das Fahrzeugdach, die Radkappen, die Seitenspiegel, die Scheinwerfer und das Nummernschild.

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Fazit

Mobil sein kann im Winter zur Herausforderung werden. Glatteis, Schnee, vereiste Scheiben und andere Überraschungen: stets muss man sich auf die jeweilige Situation einstellen und Besonderheiten beachten. Damit das gelingt, haben wir Ihnen hier zahlreiche Tipps zusammengestellt. Kommen Sie gut und sicher ans Ziel!

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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