Rote Zahlen bei Wallbox-Herstellern
Goldgräberstimmung ist trotz neuer Förderung vorbei

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Nach dem Förderstopp für heimische Wallboxen blieben viele Hersteller nach dem Wallbox-Boom auf ihren Geräten sitzen. Erste Hersteller meldeten bereits Insolvenz an.

Die Wallboxförderung für Privatleute sorgte zwischen 2020 und 2021 für Euphorie in Deutschland – sowohl bei den Schnäppchenjägern, als auch bei den Wallbox-Herstellern. Wie die Pilze schossen immer neue Anbieter aus dem Boden und verkauften ihre teils sehr einfachen und wenig zukunftsfähigen Auto-Steckdosen, während der Staat bis zu 900 Euro beisteuerte.

Als der Fördertopf von 800 Millionen Euro im Oktober 2021 ausgeschöpft war und auch der damalige Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) einsehen musste, dass die Rahmenbedingungen der Förderung weder für den nachhaltigen Ausbau der Ladeinfrastruktur noch zum Hochlauf der E-Mobilität beitrugen, lief das Programm vorerst ohne Nachfolger aus. Denn auch der neue Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) wollte das alte Programm nicht unverändert wieder aufnehmen. Ende Juni 2023 stellte er deshalb ein eigenes vor. Das soll im ab Herbst 2023 weitere 500 Millionen Euro bereitstellen. Allerdings unter anderen Bedingungen.

Der große E-Ratgeber

Doch für so machen Wallbox-Hersteller ist das zu spät. Denn sowohl bei den heimischen Wallboxenwünschen scheint sich eine Übersättigung einzustellen, als auch bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Wobei letztere vor allem mit aufwendigen, teuren und langwierigen Genehmigungsverfahren kämpft. Zudem hat die Debatte um das Thema Eichrechtskonformität bei der Messung des Ladestroms für das E-Auto oder die Pflicht, Kreditkartenterminals zu verbauen, dem Ausbau auch nicht geholfen.

Erste Wallbox-Hersteller melden Insolvenz an

Die ersten Opfer hat die Entwicklung bereits gefordert. Der einst so große und teils gerühmte Vorreiter Compleo, der sogar ein eigenes, eichrechtskonformes Messverfahren entwickelte, meldete Ende 2022 Insolvenz an, nachdem das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits mehrere 10.000 Ladesäulen errichtet und den Wallbox-Vorreiter Wallbe übernommen hat.

Ende Juni 2023 folgte auch ABL mit einem Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung. Als Grund nennt das fränkische Unternehmen mit über 100-jähriger Geschichte die Übersättigung des Markts in Folge des Förderbooms durch die Wallbox-Förderung von 2020. Durch den Ukraine-Krieg sei die Nachfrage zudem stark zurückgegangen, sodass die Investitionen der Privatkunden eher in PV-Anlagen oder Wärmepumpen fließen würden.

Fast 60 Prozent weniger Umsatz

Dass das Geschäft derzeit nicht rund läuft, zeigte auch eine Meldung vom Wallboxhersteller Heidelberger Druckmaschinen, der seine Systeme unter dem Namen der Tochterfirma Amperfied vertreibt. Das Unternehmen ist 2018 ins Wallbox-Geschäft eingestiegen und zählt ebenfalls zu den großen der Branche, wenn es ums AC-Laden geht. Mitte 2023 meldete Amperified einen Umsatzrückgang von fast 60 Prozent fürs laufende Jahr. Zudem sei der Auftragseingang für das künftige Geschäft in ähnlichem Maße zurückgegangen.

Ähnliches ist auch aus dem Umfeld von Volkswagens Tochterunternehmen Elli zu hören, die sich um das Thema Laden kümmern. Auch Elli bleibe auf seinen Geräten sitzen, heißt es.

Falls Sie dennoch auf der Suche nach einer Wallbox sind: Die besten Geräte aus dem ADAC-Wallbox-Test finden Sie oben in der Bildergalerie.

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Fazit

Der Hype um die heimische Wallbox scheint vorbei – und fordert die ersten Opfer. Mit Compleo und ABL mussten bereits zwei große Hersteller Insolvenz anmelden. Andere klagen über drastische Umsatzrückgänge. Dass die neu aufgesetzte Wallbox-Förderung von Verkehrsminister Volker Wissing die Nachfrage wieder steigert, ist nicht zu erwarten.