Sommerreifen-Test 2014 der Größe 225/40 R 18 Y
10 Pneus stellen sich dem Haftungstest

Haftung ist alles bei modernen Reifen: auf nasser und trockener Bahn, beim Bremsen, Beschleunigen oder bei Kurvenfahrt. Zehn Reifen der Größe 225/40 R 18 aus drei Preiskategorien stellen sich dem Sommerreifen-Test. Welcher seine Pflichten am besten erfüllt, lesen Sie hier.

Sommerreifen 225/40 R 18 Y, Test 2014
Foto: Dino Eisele

Neue Reifen müssen her. Für Ihren sportlichen Kompakten oder Ihre dynamische Mittelklasse. Geben Sie’s zu, der erste Weg führt längst nicht mehr zum Reifenhändler, sondern meist zuerst ins Internet. Bei attraktiven Größen wie etwa der im Sommerreifen-Test 2014 verwendeten Dimension 225/40 R 18 spucken die einschlägigen Internetportale dann schon mal über 200 Angebote aus.

Sicher fahren im Sommer

Sommerreifen im Netz zwischen 60 und 200 Euro teuer

Einerseits komfortorientierte Premium- oder Tourenreifen, die neben ordentlicher Fahrdynamik auch ein Höchstmaß an Komfort und Sicherheit versprechen, andererseits die sportlicheren Pellen für ambitionierte Piloten, wie wir es sind. Das sind unsere Reifen.

Die Preisskala im Netz reicht von 60 bis rund 200 Euro. Am unteren Ende eher unbekannte Marken, meist aus asiatischer Fertigung. Ganz oben die auf die speziellen Bedürfnisse der Fahrzeughersteller zugeschnittenen OE-Spezifikationen, oft mit Notlaufeigenschaften. Ab rund 120 Euro – das bestätigt auch unsere kurz vor Testveröffentlichung durchgeführte Marktanalyse – sind bereits attraktive Markenprodukte zu haben.

Das günstigere Preissegment in diesem Sommerreifen-Test vertreten Avon, Toyo und Hankook. Avon aus England tritt mit dem ZZ5 an. Wie viele Reifen dieser Klasse setzt er auf asymmetrisches Profildesign. Kräftige Blöcke an der Außenschulter sorgen für stabile Seitenführung, gegen Aquaplaning helfen nach außen führende Kanäle sowie groß dimensionierte Längsrillen in der Profilmitte.

Der Toyo T1 Sport und der Hankook Ventus V12 Evo² setzen auf ein ähnliches Prinzip. Nur dass die Blöcke an der Außenschulter verbunden sind. Das soll weitere Vorteile in Kurven bringen, in Sachen Wasserverdrängung beim Aquaplaning sind hingegen tendenziell eher negative Effekte zu erwarten. Aus dem mittleren Preissegment sind Bridgestone, Goodyear und Nokian in unserem Sommerreifen-Test der Größe 225/40 R 18 Y von der Partie. Wie Bridgestones Potenza S001 kommt auch Nokians Z-Line mit asymmetrischem Profil und verbundenen Blöcken an der Außenschulter.

Sommerreifen-Test mit vier Vertretern aus dem Top-Segment

Auch Goodyear setzt auf starke Schultern, lässt dem Wasser aber, zumindest beim Neureifen, Fluchtwege über flache Kanäle zur Seite. Das höherpreisige Top-Segment vertreten gleich vier Reifen: Conti SportContact 5, Dunlop Sportmaxx RT, Michelin Pilot Sport 3 und der erst kürzlich überarbeitete Pirelli P Zero.

Während Pirelli mit einem zur Seite recht offenen Profil punkten will, setzen Conti und Dunlop auf ein stark längs orientiertes Layout, Michelin auf kräftige, von breiten Blöcken geprägte Schultern. Aus Verschleißgründen absolvieren die zehn Kandidaten in unserem Sommerreifen-Test zuerst die Nassprüfungen: Ein Blick auf die Daten der seit November 2012 verpflichtenden Verbraucherinformation verrät: Das Gros des Testfeldes ist bereits mit bestem Nassgriffwert „A“ gekennzeichnet.

Kann es da in unserem Sommerreifen-Test der Größe 225/40 R 18 Y noch gravierende Unterschiede geben? Sicher, denn während sich das EU-Reifenlabel dabei allein auf ein normiertes Bremsen auf Nässe beschränkt, das die Reifenhersteller zudem selbst durchführen, wird in unserem Sommerreifen-Test weit mehr erwartet: In insgesamt 14 Disziplinen, darunter sechs Prüfungen auf Nässe, müssen sich die Reifen beweisen. Am Ende zählt mit einer Gewichtung von 50 Prozent das Fahrverhalten auf trockener Piste, mit 40 Prozent werden die Nassversuche gewertet.

Sommerreifen-Test zeigt Stärken und Schwächen auf

Weitere zehn Prozent machen Rollwiderstand und Abrollgeräusch aus, die als akribisch erhobene Laborwerte ebenso mit in die Wertung einfließen. In der Nässewertung trifft im Sommerreifen-Test Licht auf Schatten: Ganz vorn der Nokian Z-Line, der mit dem ausgezeichneten Bremswert von 51,5 Metern aus Tempo 100 und hohem Seitenführungspotenzial hier die Pace setzt.

Im Handling muss er sich mit stoisch-neutralem Fahrverhalten jedoch dem etwas fahraktiveren Pirelli beugen, der sich allerdings im hoch bewerteten Nassbremsen nicht von den recht starken Leistungen des Mittelfelds abheben kann. Auch Hankook überzeugt mit guten Seitenführungs- und Bremswerten. Das Kurvengeschlängel des Nasshandlingkurses entlarvt ihn jedoch als eher lastwechselempfindlich, es fehlt an Balance, und das schlägt sich letztlich in den Rundenzeiten nieder.

Beim Handling sehr gut ausbalanciert, beim Bremsen eher im Mittelfeld, dafür mit guten Aquaplaningwerten, setzt sich der Dunlop im Sommerreifen-Test gekonnt in Szene. Hart trifft es Conti: Selbst Bestwerte im Aquaplaning können die Defizite beim Nassbremsen nicht wettmachen, zumal der Conti-bereifte VW Golf GTI Performance auch beim Nasshandling unter den Erwartungen liegt.

Das Handling entscheidet

Bei Lastwechseln überrascht er mit einer unangenehmen Übersteuertendenz, die schnell zu unliebsamen Eingriffen des perfekt abgestimmten ESP-Regelsystems führt. Als ausgesprochen wasserscheu outet sich Avon mit schwacher Seitenführung und unausgewogener Balance im Handling. Bridgestone zeigt hier bei mäßigen Bremsleistungen zusätzlich ein instabiles Heck, und Toyo scheint generell mit dem nassen Element auf Kriegsfuß zu stehen.

Bei den Trockenprüfungen hingegen könnte der Toyo im Spitzenfeld mitfahren. Er gefällt mit progressivem Lenkungsfeedback, guter Seitenführung und guten, auch nach mehreren Turns stabilen Rundenzeiten. Doch seine Trocken-Bremswerte sind um deutliche zehn Prozent zu lang. Auch der Avon ist bei stabilen Rundenzeiten schnell, Kritikpunkte sind das mäßige Bremsen und das wenig lineare Einlenkverhalten, das an der Lenkpräzision und zuletzt auch an der Stabilität nagt. Nach ausgezeichneten Leistungen auf Nässe knickt auch der Nokian auf trockener Bahn ein.  

Der weichen Mischung des Nässespezialisten fehlt Grip auf warmem Asphalt, der Reifen reagiert träge auf Lenkbefehle, fordert im Sommerreifen-Test große Lenkwinkel und häufige Lenkkorrekturen ein. Sein Bremsen ist mäßig, der Abrollkomfort hingegen vorbildlich. Ganz auf einfache Kontrollierbarkeit setzt Michelins Pilot Sport 3. Er macht den dynamischen Golf GTI im Sommerreifen-Test zum sicheren Untersteuerer – mit eher größeren Lenkwinkeln, sanftem, etwas zögerlichem Einlenken und letztlich gutem Komfort.

Pirelli P Zero sichert sich Sieg im Sommerreifen-Test der Größe 225/40 R 18 Y

Recht ausgewogen auf trockener Bahn ist der Conti SportContact 5, der in diesem Jahr mit stabilen Rundenzeiten seine Belastbarkeit unter Beweis stellt. Eine ähnlich ausgewogene Performance liefert Bridgestone, ebenso mit Top-Verzögerungswerten. Bridgestones Potenza S001 – sieht man von Defiziten bei Nässe einmal ab – passt dem VW Golf wie ein Maßanzug: Er gefällt mit harmonischem, agilen Handling, guter Interaktion mit den elektronischen Fahrdynamiksystemen des GTI und sportiver, direkter Lenkansprache.

Hankook mimt wie Michelin den Braven. Er fährt sicher, im Anlenken zwar etwas träge, dafür aber in den Rundenzeiten spitze. Klagen? Keine! Den Zielsprint des Sommerreifen-Tests macht das Spitzentrio Goodyear, Dunlop und Pirelli unter sich aus: Top-Bremswege um 35 Meter? Kein Thema. Ausgewogenes Handling? Selbstverständlich. Besonders stabil: der Goodyear Eagle F1 – Lastwechsel lassen ihn weitgehend kalt.

Etwas dynamischer, mit angenehm progressivem Lenkungsfeedback und daher sehr gut kontrollierbar: Dunlops Sportmaxx RT, der wie auch der Goodyear mit ausgezeichneten Rollwiderstandswerten glänzt. Kann der Pirelli P Zero hier mithalten? In Sachen Leichtlauf definitiv nicht. Er rollt zu schwer ab. Dafür toppt er die beiden Konzerngeschwister nochmals in Sachen Feedback, Lenkpräzision, Grip und Balance und fährt zuletzt mit dem besten Gesamtpaket aus überzeugender Nass- und Trockenperformance den Gesamtsieg ein. 

So haben wir getestet

Um bestmögliche Genauigkeit und Ergebnissicherheit in unserem Sommerreifen-Test zu gewährleisten, werden, soweit technisch machbar, sämtliche Versuche in diesem Test mehrfach durchgeführt. In allen Kriterien werden die Produkte nach einem zuvor festgelegten Muster bewertet. Die maximal mögliche Punktzahl in jedem Versuch beträgt 10 Punkte. Bei objektiven Tests folgt das Bewertungsschema einer progressiven mathematischen Funktion, wodurch sichergestellt ist, dass auch hochwertige, in ihren Eigenschaften nah beieinanderliegende Produkte ausreichend trennscharf bewertet werden können.

Dieses Schema gilt gleichermaßen für die objektive Bewertung durch Messgeräte wie auch für die subjektive Benotung durch die erfahrenen Testfahrer, was etwa bei der Beurteilung von Komfort und Handling zum Tragen kommt. Beim Handling auf nasser oder trockener Bahn führt ein ausgewogenes, sicheres Fahrverhalten zu einer Optimalbenotung. Ungenügende Haftung oder ausgeprägte Lastwechselreaktionen im Grenzbereich führen zu Punktabzug.

Die Aquaplaningtests, jeweils getrennt in Längs- und Querrichtung, geben Auskunft über die Reaktion der Reifen – etwa beim Durchfahren von tiefen Spurrinnen. Die Höhe von kritischer Aufschwimmgeschwindigkeit oder Querbeschleunigung zeigt jeweils die Sicherheitsreserven der Reifen auf. Für optimale Wiederholgenauigkeit wurden das Nassbremsen wie auch das Längs-Aquaplaning mit schienengeführten Sonderfahrzeugen durchgeführt.

Der Rollwiderstand der Reifen wird in unterschiedlichen Testlaboratorien auf Rollenprüfständen ermittelt. Dazu werden zwei Reifen eines Testsatzes an unterschiedlichen Orten auf voneinander unabhängig arbeitenden Rollenprüfständen gemessen, basierend auf den Regularien der EU, was dem Rollwiderstandsbeiwert CR bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h entspricht.