Kaufberatung Honda Civic
Höchst variables Kompakt-UFO

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Der neue Honda Civic bleibt seiner futuristischen Form treu, will aber trotzdem mit ganz bodenständigen Qualitäten wie Variabilität, Platz und Komfort überzeugen.

Honda Civic., Frontansicht
Foto: Weigl

Spitze Schnauze, flache Frontscheibe, dazu ein Querbalken über der Heckscheibe, der die Sicht nach hinten verstellt – sieht so ein praktisches Alltagsauto aus? Durchaus, denn wie bei einem Punk mit Riester-Rente täuscht das schrille Outfit des neuen Honda Civic über den soliden Charakter hinweg.

So verfügt auch die neunte Auflage des seit 1972 gebauten Golf-Konkurrenten Honda Civic über die bewährte Rückbank mit Kinosessel-Klappmimik. Wird nur die Sitzfläche nach oben gestellt, entsteht ein auffallend hoher Laderaum, in dem sich Fahrräder oder Flachbildfernseher stehend transportieren lassen. Legt man die Rückenlehne flach, taucht die Sitzfläche wiederum so tief ab, dass sich ein stufenfreier und ebener Ladeboden ergibt.

Unsere Highlights

Honda Civic ist Gepäckchampion der Kompaktklasse

Der Honda Civic gehört damit zu den variabelsten und geräumigsten Vertretern seiner Klasse: Mit 477 Liter Standardvolumen schluckt kein Kompakter mehr Gepäck. Trotz des insgesamt luftigen Raumgefühls fällt die Kopffreiheit hinten jedoch nach wie vor knapp aus. Ebenfalls auffällig: die wesentlich verbesserte Qualität. Während das Vorgänger-Interieur mit der Materialanmutung einer Plastikgießkanne enttäuschte, glänzt der neue Honda Civic mit gepolsterten Kunststoffen, samtig beflocktem Handschuhfach und netten Details wie der mit Leder verkleideten Lenksäule. Zudem geht die Bedienung leichter von der Hand, als es das Kampfjet-Cockpit vermuten ließe. So gewöhnt man sich an den hoch angebrachten Digitaltacho ebenso schnell wie an den dicht beim Fahrer platzierten Schalthebel des präzisen Sechsgang-Getriebes.

Auch an seinen Manieren hat der Asphalt-Revoluzzer gearbeitet: Dank optimierter Dämmung dringen Motor- und Abrollgeräusche gedämpfter in den Innenraum des Honda Civic vor, während Windgeräusche selbst bei zügiger Autobahnfahrt so gut wie gar nicht auszumachen sind – auch ein Verdienst des auf 0,27 gesenkten cW-Wertes. Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger fallen zudem feiner ansprechende Dämpfer auf, die vor allem kurze Unebenheiten gekonnter ausfiltern. Für den geschmeidigeren Federungskomfort sorgt darüber hinaus die überarbeitete Hinterachse des Honda Civic mit Hydrauliklagern statt Gummibuchsen. Das reifere Fahrgefühl geht jedoch zu Lasten der Agilität.

Honda Civic weniger leichtfüßig als Vorgänger

Trotz nach wie vor direkt ausgelegter Lenkung wirft sich der 4,30 Meter lange Honda Civic nicht mehr ganz so leichtfüßig in Kehren wie bisher und neigt sich stärker zur Seite. Dennoch bleibt er lange neutral und sicher beherrschbar. Apropos sicher: Zum ersten Mal bietet Honda das aus CR-V und Accord bekannte Kollisions-Warnsystem CMBS in der Kompaktklasse an. Ein Radarsensor hinter dem Kühlergrill überwacht dabei permanent den Abstand zum Vordermann und schlägt bei drohendem Auffahren Alarm. Zudem unterstützt es den Fahrer beim Bremsen. Das mit Abstands-Tempomat kombinierte System kostet allerdings rund 2.000 Euro Aufpreis.

Bei der Motorenpalette des Honda Civic gibt es jedoch kaum einen Fortschritt. So kommen zum Serienstart die beiden leicht überarbeiteten Saugbenziner mit 1,4 und 1,8 Liter Hubraum (100 beziehungsweise 142 PS) zum Einsatz, die ihre Lethargie erst bei hohen Drehzahlen überwinden. Die beste, aber auch teuerste Wahl bleibt daher der 2,2-Liter-Diesel mit 150 PS, der den Honda Civic kultiviert und souverän antreibt. Ende 2012 folgt noch ein kleiner Diesel mit knapp über 100 PS. Eine Hybridvariante ist jedoch nicht vorgesehen.

Immerhin gehört ein Start-Stopp-System zum Serienumfang des Honda Civic, ebenso die grüne Econ-Taste, mit der sich Gaspedalkennlinie und Klimasteuerung auf Knauser-Betrieb umstellen lassen. Das Kompakt-UFO ist also nicht nur erstaunlich praktisch, als Diesel mit einem Normverbrauch von 4,2 Liter/100 km fährt es auch äußerst sparsam.