Fahrbericht Mercedes S-Klasse (2017)
S fährt super-luxuriös

Wenn Mercedes eine neue S-Klasse vorstellt, ist das immer etwas Besonderes, selbst wenn es nur eine umfangreiche Modellpflege sein sollte. Rund 6.500 Teile sollen am Luxus-Mercedes neu sein, sagt Entwicklungschef Ola Källenius bei der Vorstellung. Ein paar der Änderungen haben wir uns genauer angeschaut: 10 Dinge, die uns an der neuen S-Klasse aufgefallen sind.

Mercedes S-Klasse Fahrbericht Heinrich Lingner
Foto: 07/2017, Mercedes S-Klasse Fahrbericht Heinrich Lingner

1. Eine Modellpflege hat die S-Klasse eigentlich gar nicht nötig. Seit ihrer Vorstellung 2013 wurden weltweit mehr als 300.000 Exemplare verkauft, damit ist „S“ mit Abstand die meistverkaufte Luxuslimousine der Welt. Seit Einführung der S-Klasse vor über 45 Jahren waren es übrigens über vier Millionen Autos, auch das ein Rekord, an den die Konkurrenz vermutlich auch in Zukunft nicht herankommen wird. Und noch ein paar Zahlen: Über die Hälfte aller S-Klassen gehen nach China, und dort sind 15 Prozent Erstkäufer, der große Mercedes S ist ihr erstes Auto überhaupt.

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2. Die neue S-Klasse ist, so Mercedes, das weltweit erste Auto, das zur Beleuchtung ausschließlich LED als Lichtquelle einsetzt. Rund 500 sollen es bei entsprechender Ausstattung sein, 84 davon entfallen auf die beiden Hauptscheinwerfer, wenn das optionale Multibeam-Licht ab Bord ist, 70 auf die beiden Rücklichter und der Rest illuminiert den Innenraum.

3. Energizing Comfort nennt sich ein neues Feature. Es vernetzt verschiedene Komfortfunktionen im Fahrzeug und umhüllt die Insassen mit einem zu Tageszeit und Stimmung passenden Wellness-Setup. Sechs Grundfunktionen stehen zur Wahl, bei jeder mixt der Mercedes die richtige Farbwelt aus der LED-Palette, eine passende Musik von der Festplatte, die richtige Klimatisierung und Temperierung der beheizten Flächen und die passende Massage. Für nur 238 Euro steht Energizing Comfort in der Preisliste – der niedrige Aufpreis setzt freilich voraus, dass etwas teurere Extras wie Ambientebeleuchtung (476 Euro) oder Air-Balance Paket (440 Euro) ebenfalls an Bord sind. Und richtig flauschig wird es erst mit den Multikontursitzen mit Massagefunktion vorn und hinten (2.023 und 1.856 Euro).

4. Neu ist auch die Motorenpalette. Neugierig macht vor allem der neue Reihensechszylinder. Motorenentwickler Oliver Vollrath bemüht sich, nicht zu sehr ins Schwärmen zu geraten, wenn er das neue Triebwerk am ausgestellten Modell erklärt: 48-Volt-Bordnetz, drehfest auf der Kurbelwelle montierter E-Motor, elektrische Nebenaggregate ohne Keilriemen, elektrischer Zusatzverdichter und so weiter.

5. Oliver Vollrath hat nicht zu viel versprochen: Lautlos gleitet der große Mercedes an, unmerklich springt der Sechszylinder dabei an; leise, geschmeidig und weich. Dazu hängt er eng am Gas, E-Motor und Zusatzverdichter überbügeln Turbodellen im Drehmomentverlauf: Auch das kann Luxus sein.

6. Luxus sind auch gute Sitze, etwas Besseres als die klimatisierten Multikontursitze mit Massagefunktion gibt es in der vierrädrigen Welt wahrscheinlich nicht. Sie verwöhnen mit wohltemperierten Sitzflächen, sehr gutem Halt und flauschigem Komfort, das ist superklasse.

7. An einem so gut ausgestatteten Auto gibt es viel zu bedienen. Vielleicht halten drum die Touchtasten am Lenkrad nun auch Einzug in die S-Klasse. Dazu gibt es zwei Widescreens mit je 12,3 Zoll Bilddiagonale, S-Klasse in Cinemascope sozusagen. Ob das alles nun die Bedienung erleichtert oder nicht, darüber kann man streiten. In diesem Mercedes jedoch nimmt man gern hinten rechts Platz und bedient das Infotainment mit der Fernsteuerung.

8. Fahrkomfort gehört natürlich ebenfalls zum Luxus. Auch hier hat die S-Klasse nachgelegt. Die Airmatic-Luftfederung ist serienmäßig an Bord. Sie sorgt für geschmeidiges Abrollen und sanft-geschmeidiges Durchfedern. Das wirkt bei der modellgepflegten S-Klasse noch eine Spur besser als bisher. Dazu kommen optional Magic Body Control und Road Surface Scan. Systeme, die vorausschauend Bodenunebenheiten erkennen und Seitenneigung bei Kurvenfahrt gezielt zum Komfortgewinn einsetzen. Auch das kann sonst keiner in dieser Klasse.

9. Erweitert wurde zudem der Funktionsumfang der Distronic (Tempomat mit Abstandsradar. So nutzt sie nun Navidaten, um etwa die Geschwindigkeit vor Kurven anzupassen. Das funktionierte bei der ersten Testfahrt auf engen Schwarzwaldstraßen hervorragend, auch wenn man manchmal gern etwas schneller um die Kurve gefahren wäre als die sehr vorsichtige Distronic – dennoch eine faszinierende Technik, vor allem in Kombination mit dem aktiven Spurhalteassistenten.

10. Das Angebot an Assistenzsystemen ist modular aufgebaut. Serienmäßig sind u. a. immer Comand Online, der aktive Bremsassistent, der Seitenwindassistent und der Verkehrszeichenassistent. Auf Wunsch kann das Paket MIT Distronic, Lenkassistent, Spur-Assistenten oder auch die erwähnte streckenbasierte Geschwindigkeitsanpassung dazu geordert werden. So wird die S-Klasse zur recht autonom fahrfähigen Luxuslimousine.

Fazit

Die Mercedes S-Klasse ist seit Jahrzehnten die Benchmark in der Luxusklasse, das wird mit der modellgepflegten Version des W222 in den nächsten Jahren nicht anders sein: „S“ ist einfach ein tolles, durchdachtes, zeitgemäßes und sehr luxuriöses Auto.