Elektro-Limousine und -SUV von TOGG aus der Türkei
Das kostet der TOGG SUV T10X

Die Türkei bringt im Rahmen eines nationalen Projekts ein dort produziertes Elektroauto auf den Markt. Auf den SUV T10X soll noch eine Limousine folgen – auch für den deutschen Markt. Die Reichweite soll bis zu 523 Kilometer betragen.

TOGG T10X Elektro-SUV
Foto: TOGG

Die Vorproduktion des TOGG T10X war bereits im Oktober 2022 im neuen Werk in Gemlik gestartet. Bereits 2023 sollen dort bis zu 28.000 Fahrzeuge gebaut werden, innerhalb der nächsten fünf Jahre will der Hersteller die Produktion auf 175.000 Exemplare jährlich steigern. Ende des ersten Quartals 2023 bringen die Türken die Serienversion des Elektro-SUV auf den Markt. Gleichzeitig mit dem Vorproduktionsstart debütierte auch eine Elektro-Limousine als Konzeptstudie, deren Marktstart in einem ähnlichen Zeitraum geplant ist.

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Auch Pläne für einen Modellstart in Deutschland gibt es bereits. Unter dem Namen "Togg Europe" wurde eine GmbH in Stuttgart gegründet. Man wolle einem Netzwerk aus Start-ups und Tech-Firmen zum gegenseitigen Austausch beitreten. Der Verbund namens "de:hub" wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Damit ist sicher: Der türkische Autobauer will auch in Deutschland Fuß fassen. Nach dem Start in der Türkei sollen Ende 2024 weitere Märkte in Westeuropa bedient werden. Als Marke wurde TOGG bereits in der Europäischen Union, den USA, China, Russland, Kanada, Südkorea, Japan und Aserbaidschan registriert.

Türkischer SUV mit italienischem Design

Für das TOGG-Design zeichnet Pininfarina verantwortlich. Dass bei der Gestaltung Profis am Werk waren, sieht man. Stimmige Proportionen, hochwertig aussehende Chrom-Details und eine sportliche Linienführung kennzeichnen sowohl beim SUV als auch bei der Limousine den italienischen Stil. Auf den ersten Bildern waren die TOGG-Modelle noch mit Kameras statt Außenspiegeln ausgerüstet. Die Serie setzt aber dann doch auf konventionelle Rückspiegel. Im Mittelpunkt des Designs steht die Tulpe, eines der tief verwurzelten Symbole der anatolischen Kultur. Dieses Designthema ist im gesamten Fahrzeug präsent, vom Kühlergrill über die Leichtmetallräder bis hin zum Innenraum.

Offiziellen Angaben zufolge basieren sowohl der SUV als auch die Limousine auf einer eigens entwickelten Plattform, deren "geistige Eigentumsrechte zu 100 Prozent bei der Türkei liegen". Diese ist modular aufgebaut, in Länge und Breite flexibel sowie komplett für einen elektrischen Antriebsstrang optimiert. TOGG bietet zwei verschiedene Akku-Alternativen an: Die zentral im Wagenboden angeordnete Lithium-Ionen-Batterie, auf die der Hersteller eine achtjährige Garantie gewährt, bietet in der Basisversion eine Kapazität von 52,4 kWh und eine Reichweite von bis zu 314 Kilometer (WLTP). Alternativ kann der T10X mit einem 88,5 kWh großen Akku bestückt werden. Dann steigt die Reichweite auf bis zu 523 Kilometer. Der T10X verfügt über eine Ladeleistung von bis zu 150 kW, sodass die 52,4-kWh-Batterie in unter 30 Minuten von 20 Prozent auf 80 Prozent Akkuladung aufgeladen werden kann.

Den Antrieb des TOGG T10X übernimmt ein 160 kW starker Elektromotor an der Hinterachse. Kunden können zwischen den beiden Ausstattungsvarianten V1 und V2 wählen, wobei nur die hochwertigere V2-Version mit dem großen Akku kombiniert werden kann. Den Spurt von null auf 100 km/h soll der T10X in 7,6 Sekunden schaffen. Weitere Fahrleistungen werden noch nicht genannt. Bereits für Ende Oktober 2023 angekündigt wird dagegen ein leistungsstärkerer Allradantrieb mit dann zwei Motoren.

TOGG T10X Elektro-SUV
TOGG
Das Erstlingswerk des Auto-Konsortiums TOGG ist der SUV T10X mit Elektroantrieb.

Das Fahrwerk arbeitet rundum mit Einzelradaufhängung sowie an der Vorderachse mit MacPherson-Federbeinen und Multilink-Achse hinten. Mit innenbelüfteten Scheibenbremsen, sieben Airbags sowie einem steifen und crashsicheren Chassis erreicht TOGG beim EuroNCAP-Crashtest eine Fünf-Sterne-Wertung. Der T10X bietet autonomes Fahren der Stufe 2 mit intelligentem adaptivem Tempomat mit Stop-and-Go-Funktion, der mit dem Verkehrszeichenerkennungssystem, dem intelligenten Spurhaltesystem und dem Spurhalteassistenten zusammenarbeitet. Die Assistenzfunktion "Rush-Hour-Pilot" ermöglicht es Nutzern im dichten Verkehr bis zu 15 km/h die Hände vom Lenkrad zu nehmen und unter der Kontrolle des T10X weiterzufahren. Diese Funktion wird 2023 über OTA-Updates auf den T10X Smart Devices mit Level-V2-Ausstattung und einem speziellen Einführungspaket aktiviert. Darüber hinaus gehören eine Rundumsichtkamera, ein Toter-Winkel-Assistent, ein Aufmerksamkeitsassistent, ein Verkehrslotse, ein Querverkehrswarner und eine automatische Einparkhilfe zur Grundausstattung.

HighTech im Innenraum

Alle T10X-Modelle verfügen serienmäßig über ein digitales 12-Zoll-Instrumentendisplay, einen zentralen 29-Zoll-Smart-Touchscreen und eine bordeigene Kamera, die per Sprachbefehl aktiviert und gesteuert werden kann und die es dem Fahrer ermöglicht, Selfies zu machen und auf seine Social-Media-Plattformen hochzuladen, ohne dabei die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Die Nutzer haben Zugang zu einer 4G-Internetverbindung und WiFi-Hotspots. Das Infotainmentsystem bietet seinen eigenen App-Store und studiert seine Nutzer per künstlicher Intelligenz. Blockchain-Technologie sorgt dabei für Datensicherheit.

Die Form der Mittelkonsole, die einen Dreh-Drück-Stellknopf trägt, soll an ein Flugzeug-Cockpit erinnern. Direkt davor sitzt ein weiterer Touchscreen für die Klimasteuerung. Auf traditionelle Schalter verzichtet der T10X fast komplett. Die Türken setzen voll auf Sprachsteuerung.

Preise und Vorbestellungen

Die Preise für das Einstiegsmodell des T10X mit Heckantrieb beginnen in der Türkei bei 953.000 TRY (rund 47.500 Euro inklusive 18 % Mehrwertsteuer und 10 % Sonderverbrauchssteuer). Nach eigenen Angaben haben die Türken nach nur neun Tagen bereist über 177.000 Vorbestellungen für den T10X C-SUV eingesammelt. Die ersten 20.000 Produktionsslots werden per Los an die Vorbesteller zugeteilt. Wer zum Zuge kommt, muss eine Bestellung mit einer Anzahlung von umgerechnet rund 2.900 Euro absichern.

Die Geschichte von TOGG

Sobald die Produktion im Werk Gemlik voll angelaufen ist, sollen 4.300 Arbeiter jährlich 175.000 Autos bauen. Bis zum Jahr 2030 will man bereits eine Million TOGGs gefertigt haben. Zudem gelten die TOGG-Automobile als Technologie-Leuchtturmprojekt. Die Modelle werden nicht von der öffentlichen Hand, sondern rein privatwirtschaftlich entwickelt. Sie entstehen in der südöstlich von Istanbul gelegenen Stadt Gebze, in der auch das IT Valley der Türkei liegt.

Dazu haben sich fünf Unternehmen (Anadolu Group, BMC, Kıraça Holding, Turkcell und Zorlu Holding) zu einem Joint Venture namens Türkiye'nin Otomobili Girişim Grubu (TOGG) zusammengeschlossen. Als Geschäftsführer fungiert mit Gürcan Karakas ein ehemaliger Bosch-Manager. BMC ist der führende Nutzfahrzeughersteller der Türkei, die Zarlu Holding gilt als eine der größten Industrie- und Finanzgruppen in der Türkei. Turkcell ist der größte Mobilfunkanbieter der Türkei, die Kıraça Holding ist ebenfalls im Nutzfahrzeugbau engagiert und die Anadolu Group ist im Automobilbereich mit Isuzu, Kia und Honda vernetzt. Insgesamt investieren die Firmen rund drei Milliarden US-Dollar in die Entwicklung.

Eigenes Auto statt Saab-Nachbau

Bereits 2015 hatte die Türkei mit NEVS, dem neuen Eigner von Saab, eine Vereinbarung getroffen, das türkische Volksauto auf der Basis des Saab 9-3 aufzubauen. Daraus wurde dann aber nichts. Die TOGG-Philosophie sieht vor, dass mindestens 85 Prozent der Zuliefer-Komponenten aus der Türkei kommen. Geplant sind insgesamt fünf Elektromodell-Varianten: Nach dem SUV T10X und der noch namenlosen Limousine sollen noch ein Kombi, eine Kombilimousine und ein Cabrio kommen.

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Viel. Das scheint Hand und Fuß zu haben und könnte erfolgreich werden.Abwarten. Wir schwierig es ist, sieht man derzeit bei vielen jungen Autofirmen.

Fazit

Die Türkei verfügt bereits über eine große Autoindustrie. Viele ausländische Hersteller betreiben dort Werke, VW stoppte den Neubau eines Werks in der Türkei nur aus politischen Gründen. Auch die Nutzfahrzeug-Industrie ist stark. Ab 2023 soll die einheimische Marke TOGG zeigen, welches Know-how die Türkei inzwischen aufgebaut hat. Dass TOGG direkt und ausschließlich mit batterieelektrischen Autos einsteigt, ist ebenso konsequent wie mutig. Sollten Technik und Qualität mit dem stimmigen Design mithalten können, steht dem Projekt eine erfolgreiche Zukunft bevor. Zum Auftakt startet TOGG mit dem E-SUV T10X.